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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prasnumvraiiäo. Ämtiger für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit w Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 68. Donnerstag, den 10. Juni 1880. 5. Jahrg. Bekanntmachung, das diesjährige Impfen betreffend. Heute Donnerstag, als den L«. Juni Nachmittags S Uhr, Impfung sämmtlicher im Jahre 1879 geborenen und aus früheren Jahrgängen zurückgestellten Kinder. Vorher Revision der am 3. Juni o. bereits geimpften Kinder. Als Jmpflocal ist das Nestaurationslocal im hiesigen Rathhausc bestimmt. Die Eltern, Pflegeeltern und Vormünder impfpflichtiger Kinder werden unter ausdrücklicher Verwarnung vor den in 8 14 Ab satz 2 des Neichsgesetzes vom 8. Juli 1874 angedrohten Strafen aufgefordert, mit ihren Kindern in dem anberanmten Impftermine recht zeitig zu erscheinen oder die Befreiung von der Impfung durch ärztliches Zeugniß nachzuweisen. Zwöniv, am 4. Juni 1880. Der Bürgermeister. Tagesgeschichte. Deutschland. „Der Zusammentritt der Votschaster-Conferenz in Berlin ist auf den 16. d. angeordnet worden." So lautet eine kurze Notiz, die die Morgenblätter vom Dienstag bringen, die hier wiederacgeben sein mag, um das beliebte Preßspiel „Verwechsle das Bäumlein" zu illustriren. — Während die Commission des Abgeord netenhauses zur Vorberathung der kirchenpolitischen Gesetznovelle sich mit Eifer unterzieht, nehmen die Auslassungen der päpstlichen Blätter Noms über diesen Gegenstand das Interesse des Tages in Anspruch. Die ersten Aeußeruugen dieser Blätter waren durchaus absprechend, kühl; jetzt nimmt die „Aurora" einen neuen Ton an, der sich am besten in dem Schlußsätze eines ihrer neuesten Artikel kennzeichnet: „Obgleich die Katholiken dem Heilgen Stuhl unbegrenzte Ehrfurcht beweisen, kann der Papst ihnen doch nicht ihr politisches Verhalten vorschreiben. Er ist Lehrer des Glaubens und Hüter der Moral, und verfolgt nichtweltliche Interessen. Die Kirche wird fälschlich der Herrschsucht beschuldigt, andrerseits aber zur Einmischung in andere Staatsangelegenheiten aufgcfordert. Das Selbstgefühl verbietet dem Papst und den Katholiken, ein Attentat auf die Freiheit der Kirche zu verüben, daß sie zu einer bloßen Negieruugsmaschiue herabwür digen müßte." — Der Ober-Stallmeister des Königs von Baiern, Graf von Holnstein, ist mit einem Königlichen Specialauftrage in Berlin cingetroffen. Graf Holnstein ist bekanntlich schon mehrfach zu politischen Missionen benutzt worden und gehört zu den Intimen des Reichskanzlers. Akan dürfte wohl nicht fehl gehen, die Anwesen heit des Grafen Holnstein mit der Affaire Rudhardt in Verbindung zu bringen. Mainz, 7. Juni. Ein Extrazug mit circa 300 Mitgliedern des Vereins „Moguntia", von einer Heidelberger Lustpartie heim kehrend, erfuhr gestern Abend 10 Uhr bei Lampertsheim einen Zu sammenstoß; dem Vernehmen nach sind viele Personen verwundet. Oesterreich. Allein Anschein nach werden die Sessionen der Provinzial-Landtage nicht so ganz ruhig verlaufen und werden ins besondere, ebenso wie die Czechen eine Reform der Wahlordnung, so die Slowenen eine Auflösung des Kramer Landtages verlangen. Jedenfalls scheint die Negierung entschlossen zu sein, auf das czechische Verlangen, die von dem böhmischen Landtage im Jahre 1871 be schlossene Wahlordnung nachträglich zu sanktioniren, unter keinen Umstünden einzugehen. — Fürst Milan von Serbien wird, wie nun scstgestellt ist, am 28. Juni zum Besuche des österreichischen Kaiser hauses in Wien eintreffen. Frankreich. Bei der am Sonntag in Lyon erfolgten Nach wahl wurde der gemäßigte Candidat Ballue mit nahezu 8300 Stim men gewählt, während der nltraradicale Blangui nur 6000 Stimmen auf sich vereinigte. Dein Cabinet Frcycinet ist dadurch jedenfalls eine Verlegenheit erspart worden; denn wäre Blangui gewählt wor den, so würde sich dasselbe haben wiederholen müssen, was nach der Wahl Blangui's in Bordeaux geschah, nämlich die Ungültigkeitser klärung der Wahl. Und da hätte man dann wieder einmal das Ge schrei des radikalen Pöbels in seinen Preßorganen über die verletzte „Volkssouveränität" hören sollen! — Die Präfecten von 35 Depar tements waren für Sonntag nach dem Ministerium des Innern be rufen worden, um daselbst mündliche Instruction betreffend die Aus führung der Decrete vom 29. März d. I., zu erhalten. Von den nicht autorisirten Congregationen von Männern hat noch keine und von den nicht autorisirten Congregationen von Frauen bis jetzt eine einzige die Autorisation nachgesucht. — Die Vorarbeiten für den Tunnel, der England und Frankreich vereinigen soll, nehmen einen befriedigenden Verlauf. Der Schacht ist bis zu der Schicht hinab getrieben, in welcher man den Tunnel zu bohren beabsichtigt. Die zum Bohren erforderlichen Maschinen sollen nun hinabgelassen wer den und binnen 18 Monaten hofft man bis zu zwei Kilometer unter dem Kanal vorgedrungen zu sein. Schweiz. Abermals ist im Gotthard-Tunnel durch ein Fels stück, das sich von der Decke losgelöst hat, ein Arbeiter erschlagen worden. Dieses seit Vollendung des Gottharddurchstichs sich so oft wiederholende Vorkommniß läßt den Gedanken des Unternehmers Favre: den Tunnel auszumauern, sehr berechtigt erscheinen. England. Es ivird jetzt bestätigt, daß die französischen Jesuiten das auf der Insel Jersey vor ungefähr 13 Jahren mit einem Kosten aufwande von etwa 40,000 Pfd. Sterl, erbaute Hotel Imperial käuf lich erworben haben und sich dort einen Zufluchtsort einzurichten ge denken. — Die „Times" empfehlen, daß England Cypern der Pforte gänzlich abkaufen und nicht nur Pächter der Insel auf unbestimmte Zeit sein sollte. — In Bezug auf Afghanistan melden die diesseitigen Emissäre, daß Abdurhaman stark unter russischen Einfluß stehe und Zeit zu gewinnen suche, bis er Instruktionen aus Taschkent) erhalten habe. — Berichte aus Griechenland kündigen eine allgemeine Erheb ung in Makedonien an. Ruhland. Am Montag fand in Petersburg die Ueberführung der sterblichen Reste der Czarin nach der Peter-Pauls-Kirche statt. Trotz des ungeheueren Menschenandrangs und der imposanten Volks massen, die auf den Beinen waren, verlief die Feierlichkeit ohne jed weder Störung. Der Leichenconduct selbst bestand aus 5000 Per sonen. Hinter dem Leichenwagen ritten der Czar und sämmtliche Großfürsten, sowie der Kronprinz des deutschen Reiches, der Erzherzog Wilhelm von Oesterreich, Prinz Alexander von Hessen und der Groß- Herzog von Mecklenburg-Schwerin. Montag Abend trafen noch der Großhcrzog von Weimar, der Herzog von Edinburg, der Fürst von Bulgarien und Prinz Arnulf von Baiern in Petersburg ein. — Die Chinesen sind von Kaschgar aus in russisches Gebiet eingebrochen. Griechenland. Die nun schon seit zwei Jahren im Sumpfe steckende Frage wegen der Grenzregulirung nach der Türkei hin, wird jetzt wohl ernstlich in Fluß kommen. Zum Vergnügen scheint König Georg nicht nach Paris und London gereist zu sein. Die sympathische Aufnahme, die der Monarch in Paris gefunden, das Entgegenkommen des Präsidenten und Gambettas, des „Kronprinzen der Republik", ließ ihn nach London die Ueberzeugung mitnehmen, daß in Frankreich die Vorliebe für Griechenland noch ebenso stark