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Erscheint wöchentlich drei' Mak und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. prromrmLrando. Amtigtt Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit IO Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. für , Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. IO«. Donnerstag, den 28. August 1879. 4. Jahrg. An die sofortige Bezahlung des Schulgeldes wir- hierdurch erinnert. Tagesgeschichtc. Deutschland. Berlin, 25. August. Die Entsendung der militärischen Begrüßungsdeputation an den Kaiser von Rußland wird sehr lebhaft besprochen und als eine offene Kundgebung des Kaisers gegenüber den Gerüchten bezüglich der Spannung mit Rußland aufgefaßt; allgemein ist man begierig, zu erfahren, ob der Kaiser von Rußland, der bekanntlich den General Skobeleff zu dem diesjährigen Kaisermauöver abgeordnet hat, die ihm erwiesene Aufmerksamkeit durch eine Begrüßung des Kaisers in Königsberg erwidern wird, welche Stadt der russischen Grenze jedenfalls naher liegt, als Warschau der preußischen. Potsdam. Ain Freitag erschoß sich hier der Lieutenant im 75. Infanterie-Regiment v. d. G., welcher bereits längere Zeit bei der hiesigen Unteroffizierschule abkommandirt war, mittelst eures Revolvers, den er sich kurz vor der That in einem hiesigen Waffen geschäft gekauft hatte. Spielschulden werden als Beweggrund des Selbstmordes angegeben. Aus München wird vom Freitag Abend gemeldet: Ein unge heuerer, volle 1^ Stunden währender Wolkenbruch wttthete soeben über die Stadt, Straßen, Plätze, Kellergewölbe unter Wasser setzend. Mein erster Gedanke war der Glaspalast; dank der freundlichen Be willigung eines Komiteemitgliedes wurde mir auch nach offiziellem Schlich der Ausstellung um V28 Uhr der Eintritt gewährt. „Denn die Elemente hassen das Gebild der Menschenhand." Die gesammte Ausstellung, jahrelanges Schaffen, Ringen und Vollbrachtes der Künstler haben in höchster Gefahr geschwebt; eine Stunde weiteren Regens — und ein großer Theil der Ausstellung wäre vernichtet gewesen. In Bächen, nein in Strömen stürzten die Wassermassen durch die mit Glas gedeckten, aber wahrscheinlich nicht genügend verkitteten Glasplatten und nur der rastlosen unermüdlichen Arbeit der in des Wortes wahrster Bedeutung im Wasser watenden Arbeiter unter Leitung des gewandten Oberwächters ist es zu danken, daß ein unberechenbarer Schaden — und der materielle kann hier wohl am wenigsten in Betracht kommen — verhütet wurde. So weit ich auch in dem der Dunkelheit sich schon stark nähernden Zwielicht er kennen konnte, hat vorzüglich der südwestliche Flügel des Palastes gelitten; von Bildern, die noch alle rechtzeitig entfernt werden konnten, soll glücklicherweise keins bedeutend beschädigt morden sein, nach Ver sicherung der Beamten wären nur viele Rahmen ramponirt. Morgen wird sich darüber erst ein entgültiges Urtheil fällen lassen. Glück licherweise liegen die Dielen des Glaspalastes nicht dicht aneinnander, die fast fingerbreiten Oeffnungen gestatteten also den Wassermassen einen Abfluß nach unten. Es ist dies eine ernste gewichtige Mahnung, die entweder fahrlässig gebaute oder im Laufe der Jahre schadhaft gewordene Decke auf das Gründlichste zu repariren, da in einem noch ein wenig verstärkten Wiederholungsfälle ein absolutes Netten all' der herrlichen Schätze unmöglich würde. Die Ausstellung ist, wie bekannt, mit 5 Millionen Mark gegen Feuersgefahr versichert; an die Möglichkeit eines Unfalles L la Szegedin scheint Niemand ge dacht zu haben. Oesterreich. Wien, 24. August. Die hochoffiziöse Montags- revue bestätigt den definitiven Rücktritt des Grafen Andrassy und die Ablehnung Karolyis. Der Besuch Andrassy's bei Bismarck be zeichne den naturgemäßen Abschluß seiner ministeriellen Laufbahn. Der Besuch werde kein anderes Ergebniß haben, als die Ueberzeugung Bismark's daß Andraffy seinem Nachfolger das Freundschaftsver- hältniß mit Deutschland als ein festes, von persönlichen Momenten unabhängiges Erbe zurückläßt. Italien. Rom. Es ist kaum ein Geheimnis; mehr, daß der junge König Humbert von Italien von sehr geschwächter Gesundheit ist. Sein Uebel, ein Brustleiden, soll nach den Mittheilungen des Badeblattes „Sprudel" in letzter Zeit sich verschlimmert haben, so daß die Aerzte, die den Leidenden gern nach Madeira schicken möchten, auf das Bestimmteste darauf dringen, daß derselbe wenigstens den Winter nicht in Roin zubringt. Türkei. Nach einer Meldung der „N. Fr. Pr." mußte das Konstantinopler Kriegsministerium geschlossen werden wegen Weiger ung der Beamten, weiter zu fungiren, so lange die Gehälter unbe zahlt seien. Kostales und Sächsisches. — Die 3. Klasse der 96. königl. sächs. Landeslotterie wird den 8. und 9. September 1879 gezogen. Die Erneuerung der Loose ist daher nach 8 5 der dem Plane zu dieser Lotterie angefügten all gemeinen Bestimmungen längstens bis zum 8. Tage vor Anfang der Ziehung, mithin bis zum 31. August 1879 zu bewirken. Am Sonntag hatte sich die Kunstgewerbe-Ausstellung in Leipzig, obschon die Witterung den ganzen Tag über nicht freundlich war, einer beachtenswerthen Frequenz zu erfreuen, denn die Summe der Einzelzahler belief sich auf 4589. Leipzig, 22. Aug. In letzter Zeit sind verschiedene hiesige Kaufleute und Gewerbetreibende wegen Verbreitung resp. Anfertigung von Waarenempfehlungskarten in Form von Papiergeld auf Grund von § 360 8ud 6 des Reichsstrafgcsetzbuches polizeilich zur Verant wortung gezogen und in Strafe genommen worden. Die Empfehl ungskartell lauten auf 5, 20 und 500 Mk. und sind, was namentlich die ersteren Karten aulangt, beim Zusammenfällen recht wohl geeignet, Täuschungen zu veranlassen und direct zu betrügerischen Zwecken zu dienen. Vor wenigen Tagen erst wurde ein hiesiger Restaurateur von einem Gast noch zu später Abendstunde mit einer solchen Nach bildung betrogen. Der Gast that sehr eilig, ivarf zur Bezahlung seiner Zeche euren zusammengefalteten Fünfmarkschein auf den Tisch und erhielt von dem Restaurateur nach Abzug der Zeche das Uebrige (noch über 4 Mk.) baar heraus. Andern Tags zeigte es sich, daß der Restaurateur betrogen war, den der fragliche Fünfmarkschein er wies sich als eine geschickt zusammengefaltete Nachbildung. Als es heute Morgen gelang, den Betrüger in der Person eines hiesigen Agenten auszumitteln und polizeilich festzunehmeu, fand man bei er folgter Visitation noch einen ganzen Vorrath dergleichen Nachbild ungen iu seinem Besitze vor. In Leipzig fand am Freitag die ossicielle Uebergabe des interi mistischen Reichsgerichtsgebäudes statt. Zu diesem Behufs waren der Geh. Justizrath Meyer vom Reichsjustizamte und noch einige andere Commissarien von Berlin nach Leipzig gekommen und der ganz Akt vollzog sich in einfachen, würdigen Formen. Die Vertreter der Neichsregierung haben ihre vollständige Zufriedenheu über die Ver fassung ausgesprochen, in der sie die zur provisorischen Aufnahme des Reichsgerichts eingerichtete städtische Georgenhalle vorgefunden haben. Das Verhältniß zwischen der Stadt Leipzig und de? Neichs- regierung ist bekanntlich so, das letztere das gedachte städtische Ge bäude um den Miethpreis von etwa 40,000 Mark jährlich gemiethet hat; die Einrichtungskosten werden vom Reich getragen und von der Stadt nur einstweilen bestritten. In Chemnitz fand am Sonntag das Begräbniß des am 21. August im Bade zu Kissingen verstorbenen Direktors der Sächsischen Webstuhlfabrik, Herrn Eduard Franz Mittenzwei aus Schloßchemnitz unter einer außerordentlich großen Theilnahme statt. Der Zug setzte sich von der Leichenhalle aus in Bewegung. Vor dem Sarge gingen mehrere Subalterubeamte der Fabrik, welche Kissen und Paunenzweige trugen, sodann folgten die Angehörigen und Freunde des Verstorbenen, sowie das sämmtliche Arbeitspersonal der Fabrik, mehrere Hundert Mann mit Kränzen rc. An dem Gottschald'schen