Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. prssnuwvrLnän. Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 92. Sonnabend, den 6. August 188!. 6. Jahrg. Bekanntmachung. Die am I. dieses Monats fällige Grundsteuer ist nach 2 Pfennigen pr. Steuereinheit längstens am 12. dieses Monats zur hiesigen Stadtsteuer-Einnahme zu entrichten. Zwönitz, am 1. August 1881. Der Bürgermeister. Schönherr. Bolksbibliothek^ta-^WvünitzT Nachdem die Vücherrevision zu Ende geführt, werden vom 7. August d. I. ab regelmäßig an den dazu bestimmten Tagen Bücher wieder ausgegeben. Zwönitz, am 5. August 1881. Der Ausschuß für die Volksbibliotbek. I A.: C. Schönherr. Tagesbericht. Zwönitz. „Freuet euch des Lebens!" Diese Melodie blasend, zog am vergangenen Montag in frühester Morgenstunde das hiesige Stadtmusikchor durch die Straßen unserer Stadt, um die hiesige Schuljugend aus dem süßen Schlafe zu wecken und ihr zu verkün digen, daß nun das langersehnte Schulfest gekommen sei und man sich hierzu bereit halten möchte. Die gerufenen Kinder schienen diesen Weckruf auch recht gut verstanden zu haben, denn schon nach einigen Stunden sah man geschmückte Kinder in den Straßen unge duldig hin- und herlaufen und sich endlich dem Schulhause nähern, von woaus Punkt 9 Uhr der große Festumzug durch die Stadt sei nen Anfang nehmen füllte. Mit dem Festzuge begann die allgemeine Fröhlichkeit, welche denn auch die Kinder während des ganzen Festes nicht einen Angenblick verließ, so daß wohl jeder Beobachter beken nen mußte, daß die Kinder ihrem Motto: „Freuet euch des Lebens!" bis Ende des 2. Festtages in bewunderungswürdiger - unermü- determeise treu geblieben und dasselbe recht praktisch und anschaulich in Anwendung zu bringen gewußt hatten. Der stattliche, ungefähr von 420 Kindern gebildete Zng, bewegte sich diesmal durch alle Straßen, und gewiß einem jeden Kuiderfreunde mußte das Herz vor Freude aufgehen, zu sehen, wie die Kinder im schönsten Festschmucke nach dem Takte der Musik einherschritten und ihre Fröhlichkeit teils durch Absingen von Liedern, teils durch öfteres „Hochrufen" recht lebhaft an den Tag zu legen suchten. Da mit diesem Schulfeste zugleich die Jubelfeier der 25jähr. Amtsthätigkeit des Herrn Rector Birn in hiesigem Orte verbunden werden sollte, so begab sich der Zug vom Festplatze aus noch einmal nach dem Markte, um hier nach Absingung 'der Sachsenhymne dem mit anwesenden Jubilar ein donnerndes „Hoch" auszubringen, worauf für die Kinder eine 2stündige Pause eintrat. Während dieser Zeit fand nun der feier liche Akt des Jubiläums im Sitzungszimmer des Rathauses statt. Eine Deputation von Herren der Stadtvertretung holte zunächst den verehrten Jubilar dahin ab; ehe jedoch derselbe in das erwähnte Zimmer eintrat, fingen die hiesigen Chorknaben an, folgende Lied strophen zu singen: Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret, Der Dich auf Adelers Fittigen sicher geführet, Der Dich erhält, wie es Dir selber gefällt, hast Du nicht dieses verspüret? Lobe den Herren, der künstlich imd fein Dich bereitet, Der Dir Gesundheit verliehen, Dich freundlich geleitet: In wie viel Not hat nicht der gnädige Gott über Dir Flügel gebreitet? Lobe den Herren, der Deinen Stand sichtbar gesegnet, Der aus dem Himmel mit Strömen der Liebe geregnet! Denke daran, w. s der Allmächtige kann, der Dir mit Liebe begegnet. Hierauf folgten die verschiedenen Ansprachen seitens der Vertreter der König!. Schulinspection, der Vorstände der hiss. Ortsbehörden und eines Schulkuabens, welchen sich dann die Beglückwünschungen der mit anwesenden Herren anschlossen. Ausgezeichnet und sichtlich erfreut wurde der Jubilar von der Hohen Schulinspection durch Ucberreichung des Verdienst-Kreuzes, sowie durch die Ortsvorständs und durch eine Nepräsendanz der Schulkinder durch Darbringung verschiedener Geschenke. Tiefbewegt sprach hierauf der Jubilar für alle Ehrenerweisungen seinen herzlichsten Dank aus und am Schlüsse sangen die Chorknaben noch das am Ende dieses Artikels stehende, von Herrn Organist Dörfel arrangirte Lied: Freude erhebet rc. — Alle Anwesenden aber waren von dem ganzen Actus tief ergriffen, und Keiner konnte verschweigen, zu gestehen: „Es war eine recht ernste, würdige und erhebende Feierlichkeit." Roch sei hierbei nicht unerwähnt, daß dem Jubilar auch noch priva tim in seiner Wohnung verschiedene Auszeichnungen zu teil wurden, welche alle Zeugnis ablegten, von der allgemeinen Achtung und Verehrung, deren sich derselbe zu erfreuen hatte. Im weiteren Ver laufe des Schulfestes vergnügten sich dann die Kinder mit Vogelab- scbießen, sowie mit verschiedenen Spielen, wie sie zu Schulfesten üb- licb sind. Das Fest schloß endlich mit einem imposanten Einzüge. Auf dem Markte stellten sich die Kinder noch einmal im Kreise auf und hierauf trat Herr Org. Dörfel hervor und sagte ungefähr folgendes: „Geliebte Schüler! Die Stunden Eurer gemeinsamen Fröhlichkeit sind nun vorüber, bald werdet Ihr Euern Festschmuck ablegen und das Schulfest ist nun wieder auf mehrere Jahre verschwunden. Was ist es aber, das wohl bei Allen von Euch nicht so bald verschwin det? Das ist die wohlthuende Erinnerung an die genossenen Freuden und Vergnügungen, 'an die froh und glücklich verlebten Stunden. Und wie gern gönnen wir Euch solche Erinnerung! Unsere Schul feste gestalten sich immer zu wahren Volksfesten, Jung und Alt nimmt daran teil, und gewiß, in den Herzen aller Erwachsenen wird dabei der schöne Gedanke wachgerufen: „Ich denk' an euch, ihr himmlisch schönen Tage der seligen Vergangenheit!" Ja, Ihr werdet Euch dieses Schulfestes gewiß noch in Eurerm spätesten Alter er innern, war doch dasselbe diesmal auch ausgezeichnet.einmal dadurch, daß Ihr damit zugleich die Amtsjubelfeier des Herrn Rectors be gehen konntet und ausgezeichnet ferner durch die Anwesenheit der König!. Schulinspection. Daß aber das Fest einen so allgemein befriedigenden Verlauf nahm, das haben wir zunächst dein allmäch tigen Gott im Himmel zu danken, der uns besonders ain Hauptfest tage ersprießliche Witterung gab und der es verhinderte, daß ein Unglücksfall vorkam, der ja hätte so leicht geschehen können, wenn so eine große Masse von Kindern auf dein Festplatze ihr munteres Spiel treibt. Dank seid Ihr aber auch schuldig den Veranstaltern und Leitern des Festes: Dem Schulvorstande, dein Stadtgemeinde rat, Euern lieben Eltern, allen Denen, die in diesen Tagen nur von dem einzigen Gedanken beseelt waren: „Laßt uns unsere Kinder leben!" Diese Alle haben deshalb auch weder Mühe noch Geldaus gaben gescheut, um Euch diese Tag- zu wahren Festtagen zu g--