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Erscheint wöchentlich drei Mal und ,war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark so Ps. pr»n<iw«r»n<to. Anzeiger für Inserate werden bi- spätesten- Mittags deS vorhergehenden TagrS deS Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Qrgan für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. LAL Sonnabend, den Z. Deccmbcr 1881.k. Jahr». Volksbibliothek geöffnet Sonntags von vormittags VrU bis nachmittags V2I Uhr. Bekanntmachung. Der 5. Termin heuriger Commun-Anlage ist am 15. dieses Monats fällig und zur Vermeidung der Erinnerung event. des Executions-Verfahrens längstens am 5. Deeember 1881 an hiesige Stadtcassen-Einnahme zur Abführung zu bringen. Dabei wird bemerkt, daß die Cassen-Expedition vormittags von 8—12 Uhr und nachmittags dagegen nur von 2—3 Uhr ge öffnet ist. Zwönitz, am 14. November 1881. Der Stabtgemeinderath. Schönherr. Tagesbericht. — Wie es heißt, ist es jetzt im Werke, die bekanntesten Reise routen des Erzgebirges in die Bädecker'schen Reisebücher aufzuneh- men. Fritz Abdecker wird im nächsten Frühjahr selbst eine Reise durch das Erzgebirge unternehmen und hat bereits einem mit dem Erzgebirge bekannten Herrn die Ausarbeitung eines kurzen Führers übertragen. — Se. Majestät der König hat den ersten Staatsanwalt bei dem Landgericht Chemnitz, Oberstaatsanwalt Esaias Julius Friedrich Richter, nachdem derselbe die Stelle als Polizcidirektor in Leipzig angenommen, unter Belassung des Titels und Ranges eines Ober staatsanwalts, auf sein Ansuchen aus dem Staatsdienste entlassen. — Dresden. Eines schweren Vergehens gegen das Reichs- preßgesetz angeklagt, hatte sich gestern der jetzt in Pirna etablirte, 1845 zu Würzburg geborene und bisher völlig unbescholtene Buch- drnckereibesitzer Konrad Paul Simon vor der IV. Strafkammer zu verantworten. Der Angeschuldigte druckte im October d. I. eine Auflage von 30,000 Wahlflugblättern, betitelt: „An die Wähler in Altstadt-Dresden" und versehen mit dem Rainen „August Bebel, Wurzen", auf welchem als Verleger „A. Hcu 'e in Zürich", als Drucker die „Vereinsbuchdruckerei Meßbach in Zürich" bezeichnet war, für den accordirten Preis von 265 Rik. und erhielt auch sofort bei der Bestellung eine Abschlagszahlung von 135 M. geleistet. Simon erklärt, daß er sich wohl bewußt gewesen sei, in Anbetracht des sozialdemokratischen Inhaltes des Flugblattes trotz der Geheim haltung des Auftrages mit der Behörde möglichenfalls in Konflikt zu kommen; allein seine augenblickliche Geldverlegenheit habe ihm alle Bedenken gegen die Uebernahme des Auftrages schwinden lassen. Weiter versichert der Angeklagte, er huldige keineswegs sozialdemo kratischen Tendenzen, halte sich überhaupt in politischen Angelegen heiten stets zurück und kenne ferner die Personen der Auftrags- ertheiler, von denen einer zunächst den ersten Theil des Manuskrip tes, der andere den zweiten Theil desselben erst später überbracht habe, nicht. Der Satz sei von ihm und seinem Lehrling vierfach gesetzt und der fertig gestellte Theil der Auflage in Höhe von 14- bis 16,000 Exemplaren von mehren Unbekannten in der Druckerei abgeholt worden. Betreffs des Nestes der Auflage habe er die Anweisung befolgt, sich mit derjelben auf dem Bahnhofe zu Pirna einzufindeii und der Uebernahme durch eine dritte Person gewärtig zu sein; allein bei dieser Gelegenheit erfolgte die Beschlagnahme der in einem Koffer verwahrten Flugblätter durch den Stadtwacht meister Rudolph in Pirua, sowie die Sistirung Simons vor das Amtsgericht zu P. Ein Theil der bereits am 17. October von der Krcishauptmannschaft verbotenen Wahlflugblätter war inzwischen heimlich in Dresden verbreitet worden und von diesem Umstand hat Simon auch Kenntniß erhalten. Herr Staatsanwalt Vikariatsrath Lufft beantragte unter Citirung der erschwerenden Umstände eine empfindliche Sühne und demgemäß erkannte der Gerichtshof auf 3 Monate Gefänguiß. — Aus Chemnitz wird berichtet: Ueber den Mörder der kleinen Linda Voigt aus Mittelfrohna bei Limbach, den Fleischer gesellen Türpe, gegen welchen am 8. Dezember und folgende Tage vorm Chemnitzer Schwurgericht Verhandlung stattfindet, erfährt man, daß derselbe zwar beharrlich leugnet, daß jedoch das gegen ihn zusammeugebrachte Beweismaterial zu seiner vollständigen Ueber- führung ausreichen wird. Der Mörder des unglücklichen Maler Lehmann'schen Kindes, Feodora, welches ganz in der Nähe der Stadt in einem Haferfelde aufgefunden wurde, ist nicht ermittelt worden. Der Verdacht lenkte sich anfänglich auf Türpe, doch hat sich nichts ergeben, was auf seine Thäterschaft bezüglich dieses Falles hingedeutet hätte. Es ist ihm vielmehr so ziemlich gelungen, für die Zeit, wo das Lehmann'sche Kind hier verschwand, sein Alibi nach zuweisen. — In Chemnitz sind vielfach falsche Einmarkstücke aufgetaucht Die Falsificate tragen verschiedene Münzzeichen, sind aber an den schlecht gelungenen Rändern und an einem quecksilberartigen Aus sehen leicht erkennbar. — Freiberg, 30. Novbr. Nachdem kürzlich ein hiesiger Schuh machermeister, Namens Schenk, einen Hobel erfand, mit dem ganz bequem bei Rahmen- und umgewendeter Arbeit auf der Sohle die Nathfuge hergestellt werden kann, hat nun ein zweiter hiesiger Schuh machermeister, Herr Richter, untere Langestraße 121, einen Hobel erfunden, der zum Beschneiden der Sohlenränder des fertigen Ge schützes dient. Das kleine Instrument erweist sich, wie das erstge nannte, sehr praktisch; die Ränder werden sehr glatt und, was die Hauptsache ist, die Gefahr, in das Oberleder zu schneiden, ist dadurch völlig beseitigt. — Hier hat sich ein Musikverein gebildet, der aus Damen und Herren besteht und bereits hundert active Mitglieder zählt, die von Zeit zu Zeit klassische Gesangswerke aufzuführen beabsichtigen. — Auf dem Revier des Dorfes Marbach bei Roßwein hat am 24. November ein alter Gutsauszügler Paul in einem Zeiträume von 18 Jahren seinen hundertsten Fuchs gefangen, ungerechnet die Füchse, die er als waidrechter Jäger mit dem Gewehr erlegte. Wenn man bedenkt, welche Ausdauer und Zähigkeit, welche Mühen dazu gehören, dieses schlauesten und listigsten Burschen habhaft zu werden, scheint es wohl werth, diesen Fall zu veröffentlichen. — Am Sonnabend Abend fand in der Nähe von Lichten stein an dem alten Cigarrenhändler Carl Dürr ein Naubanfall statt. Dürr hatte im Felsenkeller bei Hohndorf mit zwei jungen Leuten gespielt. Dieselben waren fortgegangen, Dürr etwas später, und in der Nähe Lichtensteins fielen die beiden Strolche über Dürr her, unter der Drohung: Geld oder das Leben, nahmen ihm das Portemonnaie mit ca. 12 M. ab und ließen ihn dann laufen. Die Gendarmerie soll die Persönlichkeiten ermittelt und dieselben fest genommen haben. — Hartenstein. Am vergangenen Montag Nachts versuchten Diebe im Hause des Herrn Kaufmann und Schlossermeister Muth hier einzubrechen. Ein unheimliches Knistern und Flüstern weckte