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Erscheint wSchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementspreiS beträgt vierteljährlich 1 Mark SO Pf. pr»ttumvrLncio. Anzeiger Inserate werden bis spätesten Mittag- deS vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit ro Pf., unter „Eingesandt" mit 2V Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. D r g er n für den Stavtgemeinderalh, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 22. Dienstag, den 2!. Februar 1882. 7. Jahrg. Bekanntmachung. Der I. Termin Commun-Anlagen ist am 20. dieses Monats fällig gewesen und zu Vermeidung der Erinnerung innerhalb achttägiger Frist an unsere Stadtstcuer-Einnahme abzusühren. Dieselbe ist geöffnet: Vormittags von 9—12 Uhr. Nachmittags von 2—5 Uhr. Mittwochs werden Steuern und Abgaben nicht angenommen. Zwönitz, am 21. Februar 1882. Der Städtgemeinderath. I. A.: L. Hentschel. Tagesbericht. — Am Montag Nachmittag wurde im Walde bei Nupperts- grün die seit einigen Wochen vermißte 9 Jahre alte Tochter eines Handarbeiters aus Scholas todt aufgefunden. Das Mädchen hatte die Gewohnheit, die Schule zu umgehen lind sich im Walde zu ver bergen. Jedenfalls ist sie eingeschlafen und dabei erfroren. — Ein eigenthümliches Malheur passirte dem Gutsbesitzer Scheffel in Gleina bei Köstritz. Derselbe hält einen Zuchteber und war im Begriff, denselben sreizulassen, als das wüthende Thier sich auf ihn stürzte und trotz aller Gegenwehr so arg am Unterleibe zer fleischte, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. — Mülsen St. Jacob. Beim Nahen des Frühjahres dürste es doch am Platze sein, die hiesigen und benachbarten Grundstücks besitzer wiederholt auf Weidencultur aufmerksam zu machen. Der Be darf an Weiden ist ein überaus großer, dem entsprechend die Nach frage. War es doch kaum möglich, den Bedarf für die hiesigen Korbflechterwerkstätten zu beschaffen und sind die höchsten Preise be zahlt worden. Die Bodenrente ist bei Weidencultur bei verhältniß- mäßig wenig Arbeit eine wirklich bedeutende; die Anlage von Weidenpflanzungen aber eine ganz einfache und billige. Es giebt im Mülsengrnnde, namentlich auch in St. Niclas, so viel für der gleichen Anlagen geeigneten Grund und Boden, daß mit Weiden- cnltur der beste Erfolg erzielt werden würde. Auch stehen für Grundstücksbesitzer, welche einen ordentlichen Anfang mit Weiden- pflanznng machen, nicht unbedeutende Prämien in Aussicht. — Lauenstein, 17. Febr. Eine Lebensrettung, durch einen muthigen Knabe» vollführt, ist gewiß der höchsten Anerkennung würdig. Auf dem Eise des Teiches bei dem Eiskeller in der Vor stadt mar in vergangener Woche der Sohn des Tagearbeiters Moritz Schwenke hier eingebrochen und so weit gesunken, daß er nur »och die Hand emporhielt. Dies sah der 11jährige Sohn des Försters Lasse hier, eilte dem verunglückten Jugendgenossen schnell und ge wandt zu Hilfe, zog ihn heraus und rettete demselben dadurch das Leben. — In Halle werden in diesen Tagen die Lehmann'schen Ehe leute ihre „Eiserne Hochzeit" feier». Der Bräutigam zählt 94, die Braut 87 Jahre. Deutschland. Der Kaiser erfreut sich fortdauernd des besten Wohlbefindens, wovon seine Theilnahme an dem Balle zeugt, wel chen die kronprinzlichen Herrschaften in vergangener Woche im könig lichen Schlosse zu Berlin veranstaltet hatten. Mit gewohnter Frische und Lebhaftigkeit bewegte sich der greise Monarch unter den Theil nehmern des Balles, um sich erst nach Mitternacht nach seinen Ge mächern zurückzuziehen. Die so lebhaft ventilirte Frage einer Frühjahrssession des Reichstages scheint nun an maßgebender Stelle doch in bejahendem Sinne entschieden worden zu sei». Wenigstens spricht für diese Am nähme der Umstand, daß der preußische Volkswirthschaftsrath bereits auf den 28. Februar einberufen worden ist, in welchem jedenfalls die meisten der für die Neichstagssession bestimmten Materien zur Vorberathung gelangen und da die Einberufung des Volkswirth- schaftsrathes schon so zeitig erfolgt, so schließt man hieraus nicht mit Unrecht aus die Möglichkeit oder sogar Wahrscheinlichkeit einer Frühjahrssession des Parlamentes. Außerdem glaubte man auch in Negierungskreisen, Vie dringendsten Arbeiten des preußischen Land tages etwa bis Ostern erledigen zu können, so daß ein Nebeneinander« tagen zwischen Reichstag und Landtag ausgeschlossen wäre. Das preußische Abgeordnetenhaus hielt in vergangener Woche nur drei Sitzungen ab, am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, in denen sich das Haus lediglich mit der Berathung des Etats be schäftigte. Die Verhandlungen verliefen streng sachlich und ohne bemerkenSwerthen Zwischenfall und resümiren wir daher nur kurz, daß bis jetzt von den Specialetats die Etats der Forsten, der Do- mainen und der landwirthschaftlichen Verwaltung im Ganzen, nach den Regierungsanträgen erledigt wurden. Von ungleich größerem und allgemeinem Interesse waren dagegen die Verhandlungen der Kirchen- und der Eisenbahn - Commission des Abgeordnetenhauses. In ersterer wurde die Abstimmung über die kirchenpolitische Vorlage am Sonnabend, den 18. d. M-, erwartet; aus den Beralhungen und Beschlüssen der Eisenbahn-Commission ist hervorzuheben, daß in der selbe» am Freitag in zweiter Lesung der Ankauf der Bergisch-Mär kischen Bahn mit 13 gegen 6, derjenige der Thüringischen mit 14 gegen 6, derjenige der Berlin-Görlitzer Bahn mit 12 gegen 9, der der Cottbus-Großenhainer Bahn mit dem gleichen Stimmenverhält- niß, der Ankauf der Nhem-Nahe-Bahn mit l 1 gegen 10 und der jenige der Märkisch'Posener Bahn ebenfalls mit 11 gegen 10 Stim me» genehmigt wurde. Der Propst zu St. Hedwig in Berlin, Herr Herzog, ist zum Fürstbischof von Breslau designirt und dürfte, wie die „Nat.-Ztg." vernimmt, die Entscheidung so nahe bevorstehen, daß die Präconisa- tion noch im Laufe dieses oder Anfang des nächste» Monats zu er warten ist. Die preußische Ordensmission, welche beauftragt ist, dem Sultan den Schwarzen-Adler-Orde» zu überbringe», ist am vorigen Freitag in Constantinopel eingetroffen und hat im Palast von Dulma-Bagdfche Wohnung genommen. Ter Sultan wird der Gesandtschaft zu Ehren mehrere glänzende Feste geben, zu denen schon seit Wochen außer ordentliche Vorbereitungen getroffen worden sind. Oesterreich-Ungarn. In Oesterreich nahm in vergangener Woche die Generaldebatte des Abgeordnetenhauses über das Budget das politische Interesse im höchsten Maße in Anspruch. Der Kern punkt dieser mehrtägigen Verhandlungen lag in der Debatte vom 15. d. M., in welcher aus den Reihen der Linken der Abgeordnete von Plcner in der schneidigsten Weise das ganze Regime des Mi nisteriums Taaffe angriff. Er charakterisirte in treffendster Weise die Begünstigung der slavischen Bestrebungen durch die österreichische Negierung gegenüber dem Deutschthum, welche nothgedrungen zur Slavisirung Oesterreichs führen müßten; auch beklagte es der Red ner, daß es auf der rechten Seite des Hauses so viele Deutsche gäbe, welche blind gegen die ihrem eigenen Staate drohende Gefahr seien; außerdem geißelte Abg. v. Plener noch in sscharfen Worte» die Finanzpolitik des Finauzministers Dr. Dunajewski. Die Rede Plener's wurde von der Linken und selbst von de» Galerien mit brausendem Beifall begrüßt und die heftige Erwiderung des Mini sterpräsidenten Grafen Taaffe wird nicht im Stande, den gewaltigen Eindruck zu verwischen, den die mannhaften Worte Plener's auf jedes deutschfühlende Herz in- und außerhalb der schwarzgelbe» Grenzpfähle machen müssen. Frankreich. Gambetta ist von seiner italienischen Reise in vergangener Woche unerwartet rasch nach Paris zurückgekehrt. Man