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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich t Mark 20 Ps. pi-vennwvranän. Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit tv Pf., unter „Eingesandt" mit 30 Pf. berechnet. sur Zwönitz und Umgegend Organ für den Stabtgemeinderakh, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. SS. Sonnabend, den 20. Mai 1882. 7. Jahrg. HagesberichL. — Zwönitz. Wir machen an dieser Stelle bekannt, daß nächsten Sonntag, nachmittag 3 Uhr Herr LandtagSabgeordneter Baumeister Uhlmann aus Stollberg im Nathhanse zn Geyer über Eisenbahn- und Landtagsangelegenheiten sprechen wird. — Chemnitz, 13. Mai. Dem zum Conjul der Vereinigten Staaten sür hier vom Präsidenten Arthur ernannten John I. Flinn aus Chicago ist, wie der „New-Aorker Handels-Zeitung" zu ent nehmen, von der Regierung des Deutschen Reiches das Exequatur verweigert worden. Flinn wurde in der amerikanischen Presse als Trunkenbold gekennzeichnet, man antwortete jedoch im Senate, als es sich um seine Bestätigung handelte, das; er das Gelübde der Enthaltsamkeit geleistet habe. Dessenungeachtet sprach er schon auf dem Schisse, das ilm nach Deutschland führte, der Flasche fleißig zu und noch mehr in Chemnitz. Die deutsche Regierung, welcher über dies Nerhältniß berichtet wurde, schickte den Herrn unter Pro test nach den Vereinigten Staaten zurück. Im Weißen Hause zu Washington soll dies sehr verdrossen haben, aber die Deutsch-Ameri kaner sind sehr zufrieden. — x Auerbach. Bei der jüngsten Feuerwehrprobe hat sich unsere in ihrem krystallenen Naß einen reichen Segen darbietende Wasserleitung auch als wirksames Rettimgsmilte! bei Feuersgefahr erwiesen, da sie bis zur Thnrmkuppe emporträgt und die höchsten Gebäude der Stadt mit Wasser übergießen kann. — Dresden, 15. Mai. Justizrath Schaffrath ist aus Halle, wo er sich bei Prof. Gräfe einer abermaligen Cnr wegen eines nach der Staaroperation cingetretenen Augenleidens zu unterziehen gehabt hatte, völlig genesen nach Dresden zurückgekehrt. — Der in Strießen bei Dresden lebende hochbetagte pen- sionirte Gerichtöamtsexpedient Herr Carl Wilhelm Lenk hat jüngst der Gemeinde Hartmannsdorf bei Kirchberg zur Erinnerung an seinen Vater, einen ehemaligen Lehrer daselbst, und an seine vor Kurzem verstorbene Frau, eine geb. Siebert aus Schwarzenberg, mit der er im Jahre 1824 in der Hartmannsdorfer Kirche durch seinen Onkel, den vormaligen Diakonus in Kirchberg und Pfarrer in Hartmannsdorf, UaZ. Lenk getraut morden ist, die Summe von 2250 M. geschenkt mit der Bestimmung, die Zinsen dieses Capitals alljährlich an einem bestimmten Tage unter die ältesten und be dürftigsten Wittwen in der Gemeinde zu vertheilen. Ehre und Dank dem hochherzigen Wohlthäter, der durch diese Stiftung die in der Gemeinde bereits bestehenden 3 Armenlegate im Gesammtbetrage von 750 M. auf die Höhe von 3000 Mark gebracht hat. — In der Karlsmühle in Weimar kam ein Arbeiter auf eine seltene, vielleicht noch nicht dagewesene Weise um sein Leben. Derselbe war damit beschäftigt, von einem kleinen Mehlberge mittelst Abschaufelns einen Trichter zu füllen, durch welchen das Mehl in untergehaltene Säcke geführt wird. Er war hierbei so unvorsichtig, nicht von oben, wie es ungeordnet war, das Mehl wegzuschaufeln, sondern dasselbe, um sich die Arbeit zu erleichtern, von unten weg- zunehmen, wodurch der Berg unterhöhlt wurde. Plötzlich brach die überhäugende Masse zusammen und der Arbeiter wurde, wahrscheinlich beim Ausweichen ausgleitend, förmlich verschüttet. Trotz schneller Hilfe war der Erstickungstod in kürzester Zeit eingetreten. Deutschland. In unserer inneren Politik ist, wenigstens was das parlamentarische Leben anbelangt, jetzt abermals eine größere Pause eingetreten, indem der Reichstag schon mit dem 16. Mai in die Pfingstferien gegangen ist. Dieselben werden bis Dienstag, den 6. Juni, dauern, an welchem Tage der Reichstag seine Verhand lungen mit der zweiten Berathung der Zolltarif-Novelle wieder auf nimmt. Diese etwas frühe Vertagung erklärt sich theils aus dem Umstand, daß mit der gm Dienstag beendeten ersten Berathung des Arbeiterunfall- und Krankenversicherungsentwurfes der Reichstag die ersten Lesungen der wichtigeren, ihm in dieser Session vorgelegten Gesetzentwürfe, erledigt hat, theils dadurch, daß der Gesammtvor« stand des Reichstages noch in dieser Woche nach der Schweiz und Mailand abreist, um auf Einladung des Schweizerischen Bundes« rathes den Feierlichkeiten anläßlich der Eröffnung der gesammten Gotlhardtbahnstrecke beizuwohncn. — Was nun die Berathungen über den Arbeiteruufallversicherungsentmurf anbelangt, mit welchem sich der Reichstag am Montag und Dienstag beschäftigte, so ließen dieselben erkennen, daß trotz des Scheiterns des früheren Entwurfes das Bedürfniß nach einer definitiven Regelung dieser Frage von allen Parteien des Reichstages anerkannt wird. Nur wollte von den Rednern, welche am Montag sprachen, der fortschrittliche Abge ordnete Ör. Hirsch die Frage der Arbeiterunfall- und Krankenver sicherung nicht im Sinne der Negierungs-Vorlage, sondern lediglich vom gewerkschaftlichen Standpunkte aus gelöst missen. Die übrigen Redner, sogar der sozialistische Abgeordnete Kräcker nicht ausge nommen, sprachen sich dagegen im Allgemeinen günstig über die Re gierungsvorlage aus. Von den Conservativen sprach in der Dienstags- Sitzung Abg. v. Maltzahn-Gültz sehr warm für den Entwurf, in welchem er einen bedeutenden Fortschritt gegen den Entwurf des Vorjahres erkannte, welcher Fortschritt sich namentlich in der glück- lichen Combinasion der Unfallversicherung mit der Krankenversicherung nachweisen lasse. Auch müsse die Beschränkung der Ziele des Ent wurfes, die vorläufige Außerachtlassung der Invaliden- und Alters versorgung, durchaus gelobt werden, da auf diese Weise die Wahr scheinlichkeit einer Einigung aller Parteien über die beiden Vorlagen sich steigere. Die einstweilige Ausschließung der ländlichen Arbeiter hieß der Redner aus practischen Gründen gut; schließlich sprach er den Wunsch aus, daß daS gesetzgeberische Werk noch in dieser Session zu Stande kommen möge. Namens der Nationalliberalen sprach sich Abg. Petersen ebenfalls wohlwollend über den Regierungsenlwurf aus, obwohl er Bedenken gegen den Neichszuschuß und diejenige ge nossenschaftliche Organisation, wie sie in der Vorlage csnstruirt sei, hegte. Auch die Abg. Grad (Elsass.) und I)r. Lasker sprachen sich für die Prinzipien der Vorlage sympathisch aus und wünschten beide Redner das baldige Zustandekommen dieses Theils der sozialpolitischen Resormgesetzgebung. Nachdem noch von Seiten der Regierung Geh. Ober-Regierungsrath Lohmann und aus dem Hause Abg. Lenzmann in die Discussion emgegriffen, endete dieselbe mit Ueberweisuug der combinirten Vorlage an eine Commission von 28 Mitgliedern, wo rauf sich das Haus, wie schon oben ermähnt, bis zum 6. Juni vertagte. Die Reichstags-Commissionen, welche für die großen Gesetzent würfe dieser Session bestellt sind, also diejenigen für das Tabak monopol, die Gewerbenovelle und das Unfallversicherungsgesetz, werden auch während der Ferien des Plenums rn Thätigkeit bleiben. Die elsässischen Neichstagsabgeordneten haben zwei Anträge eingebracht, von denen der eine den sogenannten „Diktaturparagraphen" für Elsaß-Lothringen aufgehoben wissen will, während der zweite Antrag bezweckt, denjenigen Mitgliedern des elsaß-lothringischen Landesausschnsses, welche des Deutschen nicht mächtig sind, zu ge statten, sich im Ausschüsse der französischen Sprache zu bedienen. Beide Anträge sind alte Forderungen der Elsässer, aber da jene offenbar ein deutschfeindliches Ziel verfolgen, so ist nicht anzunehmen, daß der Reichstag je diese Forderungen bewilligen werde. Oesterreich-Ungarn. In Wien ist am vergangenen Dienstag das mit so großer Spannung erwartete Urtheil im Ringtheaterprozeß gesprochen worden. Dasselbe lautet für die Mehrzahl der Angeklagten auf nichtschuldig, nur drei Permnen müssen die Consequenzen der furchtbaren Catastrophe vom 8. Dezember v. I. tragen, Theater- Direktor Jauner, Hausinspektor Geringer und Maschinist Nitsche. Jauner ist zu viermonatlichem einfachen Arrest, Geringer zu vier monatlichem strengen Arrest und Nitsche zu strengem Arrest in der Dauer von acht Monaten verurtheilt worden. Geringer und Nitsche erhalten außerdem jeder einen Fasttag pro Monat. Ferner wurden die Verurtheilten auch zur Schadloshaltung wegen angemeldeter verschiedener Ersatzansprüche im Gesammtbetrage von 5587 Gulden angehalten. Frankreich. Die gesummte französische Politik wird noch immer in erster Linie durch die Dinge in Egypten beeinflußt, wo