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Inserate werden bi- spätesten« -Mittag« deS vorhergehenden Tages des Erscheinen« erbeten und die CorpuSspaltenzeUe mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Erscheint wöchentlich drei Mal und -war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreis beträgt vierteljährlich t Mark 20 Pf. pr»»»wvra»<tn. Anzeiger für Zwönitz und Umgegend Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 94. Sonnabend, den 12. August 1882.7. Jahrq. Tagesbericht. — Zwönitz, 11. August. Wie wir vernehmen, wurde Herrn Pfarrer Neidhardt am Mittwoch, den i). ds. Dits, bei einer Geist- lichen-Conferenz m Stollberg das Ritterkreuz I. El. vom Albrechts- Orden durch Herrn Superintendent Steinhäuser überreicht. Herr- Pfarrer Neidhardt tritt ain 1. October in den wohlverdienten Ruhe stand. — Vorgestern Abend hielt der hiesige Gewerbeversin im Feld- schlößchen sein diesjähriges Sommerfest, bestehend in Concert und Tänzchen ab. Die Betheiligung war eine lebhafte. In bester Stunde hielt der Vorstand Herr Kunstdrechsler Nitzsche eine Ansprache und betonte hauptsächlich, daß die Mitglieder auch die Vereinsabende so zahlreich frequentiren möchten. Ein lebhaftes Bällchen machte den Schlug des einfachen doch nicht minder schönen Abends. — Niederzwönitz. Am 7. Ang., dem 25jührigen Stiftungs- nnd Jubeltage, wurde dem 25jährigen Mitglieds und Vorstande des Militär-Vereines zu Niederzwönitz Herrn Factor Christian Friedrich Decker, in Berücksichtigung Seiner unwandelbaren Liebe und Treue dem Verein gegenüber wie nicht minder Seiner um denselben er worbenen großen Verdienste, als Zeichen der Liebe, der Anerkennung und des Dankes ein Diplom, von Seiten der Vereinsmitglieder, durch Herrn Vice-Vorsteher Lang, überreicht, worüber derselbe freudig über rascht wurde. — Es ist schon ost darauf aufmerksam gemacht worden, Kinder nicht allein in der Stube zu lassen. Die Außerachtlassung dieser Vorsicht hat vor einigen Tagen in Schönbach bei Reichenbach wiederum den Tod eines 2jährigen Mädchens herbeigeführt. Wäh rend sich die Mutter nur auf kurze Zeit entfernt hatte, stürzte das Kind aus dem Fenster und zwar so unglücklich, daß es wenige Stun den darauf eine Leiche war. — Die Jagdkarten für das am 1. September d. I. beginnende Jagdjahr 1882/63 sind aus Kartonpapier von hochgelber Farbe her gestellt und ist vom Gendarmeriewirthschaftsdepot mit Ausgabe der selben an die Amtshauptmannschaften und Stadträthe bereits be gonnen worden. — Ein Theil des Hauptgewinns von 40,000 Mark fiel auch in die Kollektion des Herrn Hermann Köhler in Zschopau. Die glücklichen Gewinnner gehören bis auf V«» Loos der ärmeren Klasse an. — Neber das Kaisermanöver in Sachsen ist folgendes bestimmt worden: Nach vorhergegangenen Hebungen im Brigade- und Divi- sionsverbande wird das 12. (kgl. sächs.) Armeekorps südlich von Riesa vom 12. September Kantonnementsquartiere beziehen, worauf am 15., nach einem Ruhetage, in dem bereits bezeichneten Terrain am linken Ufer der Elbe unter persönlicher Leitung des Korpskomman- dcurs, Prinzen Georg von Sachsen, die Manöver vor dem Kaiser beginnen, welche derart festgesetzt sind, daß am 15. September die große Parade, am 16. ein Manöver im Armeekorps gegen einen markirten Feind und am 18. bis 20. Feldmanöver der beiden Divi sionen gegeneinander stattsinden. Während der Anwesenheit des Kaisers an dem königl. Hoflager in Dresden gelegentlich der Ma növer des sächsischen Armeekorps im September ds. IS. wird ein großer Zapfenstreich von sämmtlichen Hoboisten und Spielleuten des Armeekorps in Dresden ausgeführt werden. Es ist dazu der Abend bestimmt, an welchem der Kaiser der Festvorstellung im Theater bei wohnen wird. In einem Zwischenakt wird der gesammte Hof auf den großen Balkon des Hoftheaters hinaustreten und von dort aus den Zapfenstreich anhören. Die ausführenden Musiker nehmen unter Fackelbeleuchtung auf dem Theaterplatze Aufstellung. Sämmtliche Musikchors spielen zuerst unter Direction des königl. MusikdirectorS Ehrlich die Ouvertüre zu Nienzi, dann bläst die Kapelle des Schützen regiments Nr. 108, vereint mit sämmtlichen Trompetercorps, das Gebet von Kücken unter Direction des Musikdir. Werner und zum Schluß schlagen sämmtliche Tambours den großen russischen Zapfen streich. — Zwickau, 10. August. Wegen nicht unbedeutender Unter schlagungen wurde gestern der Austräger einer hiesiger Buchhand lung von der Polizei festgenommen und der Königl. Staatsanwalt schaft zugeführt. — Schneeberg, 7. August. Das Königliche Seminar zu Schneeberg, das am heutigen Tage auf eine 10jährige Existenz znrück- blicken kann, hat bereits 126 junge Leute der vaterländischen Volks schule als Lehrkräfte zugeführt. Bei Begründung der Anstalt hatte dieselbe nur zwei Lehrkräfte und 21 Zöglinge aufzuweisen; gegen wärtig wirken an derselben 1 Director (Hr. Seminardirector Henne, der das Seminar von Anfang an geleitet hat), 10 Oberlehrer, 1 ständ. Seminarlehrer, 1 prov. Oberlehrer und 1 Hilfslehrer, sowie 1 Lehrerin für weibliche Handarbeiten in der Seminarttbungsschule. Das Seminar besteht zur Zeit aus 7 Klassen incl. einer Parallel klasse mit zusammen 170 Schülern und einer vierklassigen Uebungs- schule mit 108 Schülern. Die Anstalt wurde in den vom Staate angekauften ehemaligen Logengebäude durch Herrn Geh. Kirchen- und Schulrath I)r. Zapfs, damals in Zwickau, eröffnet und siedelte sodann 1874 in das prachtvolle Seminargebäude über, als dessen Erbauer Herr Landbaumeister Wanckel in Zwickau rühmend erwähnt sei. Dem Seminar bringen wir am zehnjährigen Stiftungstage ein herzliches Glückauf dar. — Dresden. Während ihres letzten Aufenthalts in Nehefeld von einem Spaziergange zurückkehrend, wurde Königin Carola mit der sie begleitenden Hofdame von einem Graupelwetter überrascht. Beide Damen suchen Schutz in der Flur eines Häuschens, in dessen Parterre ein Schuhmacher arbeitet, der die Damen durch die offene Thür erblickt und in die Stube zu kommen bittet. Die Einladung wird angenommen. Die Damen setzten sich auf die dargebotenen Stühle und schauen nun der Arbeit des Schusters zu, der sie nur dann unterbricht, wenn er schnupft, dabei aber nie vergißt, die Dose auch den ihm unbekannten Damen zu reichen. Ueber der Stuben- thüre stehen die Tage der Woche: S. M. D. M. D. fF. S. und darunter das Datum. Da fragt die Königin, was beim Freitag das Kreuz bedeutet. Der Schuster entgegnet: „I, da hat meine Alte ihren Geburtstag, da hab' ich e Kreuz gemacht, daß ich's nich ver geh." — Heiterkeit. — Das Wetter ist gut, die Damen gehen. An dem Freitag aber erhielt die Frau des Schusters eine Torte, die den Namen „Carola" trug, und der Schuster eine silberne Dose mit 10 Al. zu Schnupftabak. — Löbau, 6. August. Die zur Stütze des Bahndammes am ersten Pfeiler der über unser Flüßchen führende», mächtigen Brücke aufgeführte Mauer ist heute den durch den fortwährenden Regen ins Rutschen gerathenen Erdmassen erlegen. Schon der 1 l Uhr 40 Alin. Vormittags eintreffende Personenzug mußte vor der Brücke halten und durste nur ganz allmählich über die rutschende Stelle fahren. Kurz nach Passiren des Zuges brach die Schuhmauer des Bahndammes zusammen; die von Görlitz eintreffenden Züge müssen jetzt in Reichenbach auf das rechte fahrbare Schienengleis überführt werden. Durch Legen einer Weiche kurz vor der beschädigten Stelle wird die Benutzung des vollen Schienenwegs, wenigstens bis dahin, bald ermöglicht sein. Bis jetzt hatten die Personenzüge nur kurze, die Güterzüge aber bedeutendere Verspätigungen. Der Aufmerksam keit und Umsicht des Bahnpersonals ist es zu verdanken, daß weiteres Unglück vermieden wurde. — Lützen, 6. August. Gestern und vorgestern starben in dem Gute der hiesigen Rübenbau-Gesellschaft 224 Stück Schafe. Die selben waren erst am Donnerstag mit der Bahn von Elster bei Wittenberg angekommcn und am Freitage auf einem abgeernteten Roggenfelds gehütet worden, auf dem viele ausgewachsene Aehren lagen. Vermuthlich haben hier diese Thiere Giftpilze gefressen, die