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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. pr«n»w«r»i><jo. Mmer für Inserate werden bis spätesten- Mittags deS vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit lv Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. DLeMag, dm 5. September 1882. 7. Jahra. Tagesbericht. — Zwönitz. 4. Septbr. In der heute Abend stattgefundenen Kirchenvorstandssitzung wurde Herr Pfarrer Clauß aus Lippersdorf bei Forchheim einstimmig als Pfarrer für hiesige Stadt gewählt. — Die kgl. Generäldircction der Sachs. Staatsbahnen hat sich auf Ansuchen des Direktoriums von Sachsens Militär-Vereins-Bund bereit erklärt, allen Mitgliedern von bundeüangehöcigen Militärver einen, welche sich bei der Milttürvereins-Parade in Dresden am 17. September betheiligen wollen, eine Fahrpreisermäßigung insoweit zu gewähren, als die zu lösenden einfachen TourbilletS für Tagesbillets gelten, d. h. also zur freien Rückfahrt innerhalb der vorgeschricbenen 3 Tage vom Datum der Billetentnahme an gerechnet, berechtigen. — Wie lange sind von ansteckenden Krankheiten befallene Kinder von der Schule fernzuhalten? Die Pariser Academie der Medizin hat auf eine bezügliche Anfrage des Unterrichteministers sich dahin geäußert, daß die Kinder bei Masern, Blattern, Scharlach und Diph- teritiS 40 Tage, bei Varicellen (Schafblattern) 25 Tage von der Schule fernzuhalten seien; es sei nicht statthaft, in dieser Beziehung zwischen leichten und schweren Füllen einen Unterschied zu stntuiren, da es ott genug vorkomme, daß durch leichte Formen die schwersten verbreitet werden. Bei Scharlach gilt in Deutschland zumeist auch ein ähnlicher Termin, bei Masern bleiben die Kinder aber bei uns viel kürzere Zeit von der Schule fern, und soviel wir wissen, steht bei Diphteritis gor kein bestimmter Zeitraum fest. Bei Varicellen sind wir überhaupt nicht so ängstlich, die Kinder geben oft schon nach 10—12 Tagen wieder in die Schule. Wie dem auch sei, es wäre wünschenswerth, wenn unsere Hygieniker sich darüber aus- fprächen, ob man in Paris zu ängstlich oder bei uns zu Lande zu unvorsichtig ist. — An nächstfolgendem Fall mögen sich Mütter eine Warnung nehmen. In der Leipziger Straße in Chemnitz bemerkten Leute, daß dichter Rauch ans einer verschlossenen Wohnung drang und daß hinter der Thür ein Kind schrie. Nachdem die Stube mittelst Nach« fchlüssels geöffnet worden war, fand man die Stube voll Rauch, ein 10 Wochen altes Kind aber bewußtlos auf dem Sopha liegend und einen Kanarienvogel durch Rauch erstickt vcr. Das Kind wurde durch die Bemühungen eines sofort herbeigerusenen Arztes bald wieder zum Bewußtsein gebracht und befindet sich nunmehr außer Gefahr. Die Ursache deS Brandes mar ein Strohsack, den die Mutter des Kindes zum Trocknen an den Ofen gehängt und der Feuer gefangen hatte. — Limbach, 31. August. Se. Maj. König Albert hat die Er hebung Limback's zur Stadt genehmigt. — Wie man aus Zwickau meldet, ist der Landtagsabgeordnete Bebel, welcher am vorvergangenen Sonnabend daselbst in einer Ge richtsverhandlung zu erscheinen batte und schon unwohl dahin gekom men war, nach Beendigung der Verhandlung schwer erkrankt, so daß feine Heimreise unmöglich war. Bebel befindet sich im Hotel „Deutscher Kaiser" und soll sein Zustand ein nicht unbedenklicher sein. — Crimmitschau, 1. Septbr. Kürzlich ging von hiesiger Bahnhofs-Station die erste Wagenladung mit hiesigen Gespinnsten auf der neuen Gotthardlinie direct nach Italien. Der Wagen war mit deutschen, schweizerischen und italienischen Landes-Flaggen ge schmückt, außerdem mit Blumenkränzen und Guirlanden reich geziert. — Am 2. Septbr. srüh ^9 Uhr verstarb auf Schloß Wilden fels, nach langen schweren Leiden, Ihre Erlaucht die Frau Gräfin zu Solms-Wildenfels, geb. Gräfin zu Castell-Castell. — Reichenbach. Eine arme Haudelsfrau, welche am Montag Nachmittag mittelst der Bahn nach Neumark fuhr, gewahrte zu ihrem größten Schreck den Verlust ihrer ganzen Baarschaft im Betrage von 119 M., den Erlös für zum Verkauf hierher gebrachte Waaren. In 'Neumark angekommcn, klagte sie den Bahnbeamten verzweifelt ihre Lage und gab an, daß sie das Geld verloren habe. Ter sogleich zur Necherchirung benutzte Telegraph befreite die Geängstigte bald aus ihrer üblen Lage, denn er brachte ihr die tröstende Antwort zurück, daß das Geld geborgen sei. Glücklicherweise gelangte es in ehrliche Hände. Ein Schutzmann hatte es auf der Bahnhofstraße gefunden und bei der Ortspolizeibehörde abgeliefert. — Von der Unterofficiersschule in Marienberg rücken zwei Compagnien, und zwar nur die älteren Jahrgänge, aus, um an der den 15. Septeniber stattfindenden Parade in der Nähe von Riesa theilzunehmen. Die jüngeren Leute bleiben in der Kaserne in Marien berg zurück. — Kleinschirma, 30. August. Letztvergangene Woche verun glückte der hiesige Fleischer St. beim Schlachten einer Kuh leider derartig, daß er wohl eine geraume Zeit hindurch das Bett, resp. das Zimmer wird hüten müssen. Der betreffende Fleischermeister schlug die Kuh; letztere stürzte auch alsbald nieder, fiel aber leider dem bedauernswerthen Meister so unglücklich auf die Beine, daß in dem einen Beine beide Rohren brachen. Nach Aussage der Aerzte ist es ein schwerer Bruch, dessen Heilung viele Wochen in Anspruch nehmen wird. — Kleinwaltersdorf, 30. Ang. Folgender höchst betrüben der Vorfall ereignete sich vor einigen Tagen in unserem Orte. Ein kleines Mädchen sand in ihrem Schuhe ein Dynamitzündhütchen; ganz harmlos suchte sich die Kleine alsbald eine Nadel uud bohrte das Zündhütchen, in der Meinung es zu reinigen, an. Nach kurzem Bohren jedoch berührte das Kind jedenfalls den so gefährlichen Zünd stoff, und alsbald detonirte das Zündhütchen mit aller Gewalt; hierbei verletzte oder besser gesagt, zerriß es das Händchen der Kleinen auf eine höchst bedauernswerthe Weise. Es ist dies wiederum ein Fall, der die Eltern nur zur größten Vorsicht und zur steten Beachtung ihrer Kleinen ermahnen muß. — In Losch witz bei Dresden fand der dortige Grundstücksbe sitzer Scherf vor ca. 8 Tagen auf seiner Wiese Pilze, welche er für eßbar, jedenfalls für Champignons hielt und ließ sich dieselben zube reiten. Nach dein Genüsse derselben stellten sich jedoch die Symp tome der Vergiftung ein, welche unter heftigsten Leiden bald darauf den Tod des Genannten, eines strebsamen Familienvaters, welcher eine Wittwe und 6 Kinder hinterläßt, herbeisührte. Seine. Frau und einige Kinder, welche nur wenig gekostet hatten, sind wieder hergestellt. Deutschland. Prinz Albrecht von Preußen hatte am ver gangenen Sonnabend das Unglück, bei der Rückkehr vom Feldmanöver bei Remmelingen (Hannover) mit dem Pferde zu stürzen, wobei er eine Contusion an der rechten Schulter erlitt. Trotz dieses Unfalls begab sich der hohe Herr bereits am Abend des genannten Tages wieder zu den Manöver» bei Verden. In München ist am Freitag das Urtheil in dem Hochverraths- processe gegen den Journalisten Reeser alias Baron Graillet und den Baron Kreitmayr gesprochen morden. Beide Angeklagte wurden zu je 16 Monaten Gefängniß, ersterer außerdem zur Stellung unter Polizeiaufsicht und letzterer zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf 5 Jahre verurtheilt. Herr von Schlözer, der Vertreter Preußens beim Vatican, bat Ende voriger Woche seine Rückreise nach Rom augetreten. Die Mein ungen darüber, ob er in den Falken seiner Toga dem heiligen Stuhl Frieden oder aber Krieg mitbringt, sind getheilt, vorläufig glauben mir das Erstere, denn trotz der heftigen Artikel, welche die „Nordd. AUg. Ztg." in der jüngsten Zeit gegen die „Germania" und somit gegen die Curie brachte, ist nicht anzunehmen, daß die preußische Ne gierung sich wieder auf den Kriegsfuß mit dem Vatican stellen sollte, zumal nach der Versicherung der „Germania" die Unterhandlungen zwischen Preußen und Nom noch keinen Augenblick ins Stocken ge kommen sind. Allerdings herrscht über die neuen Instructionen, welche sich Herr von Schlözer in Varzin geholt hat, noch völlige Ungewiß heit, doch werden wohl schon die nächsten Wochen hierüber Gewißheit