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Anzeiger für 7. Jahra. Donnerstag, den 7. September 1882. Inserate werden bis spätesten» Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit tv Pf., unter „Eingesandt" mit LÄ Pf. berechnet. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prsenuworsnäo. Zwönitz und Umgegend ärgern für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. Tagesbericht. — Zu deu Mittheiluugen über die landwirthschaftliche Landes ausstellung zu Zwickau ist noch hinzuzufügen, daß die Vorführung der ausgestellten Pferde am 8. Sept, von 10—12 Uhr Mittags und am 10. Sept, von 11—1 Uhr Nachmittags, die der preisgekrönten Thiere am 9. Sept. Mittags 12 Uhr erfolgt. Am 11. Sept, von 9—1 Uhr Nachmittags werden außerhalb, jedoch in nächster Nahe des nur 10 Minuten von der Stadt entfernten Ausstellungsplatzes die hierzu angemeldeten Ernte-, Acker- und sonstigen Geräthe einer Probe unterworfen werden. Vom 12. Sept. Mittags an können schon die zur Verloosung nicht angekauften Thiere vom Ausstellungs platze abgeführt werden. — Schneeberg, 3. Sept. Die Vertreter unserer Bergstadt haben der Tochterstadt Platten in Böhmen zur heutigen 350jährigen Jubiläumsfeier derselben ein besonderes Glückwunschschreiben gesendet. Die genannte Jubiläumsfeier gewinnt dadurch noch besonderes Interesse, daß Platten, von Schneeberger Bergleuten 1532 begründet, bis 1546 zum Kurfürstenthum Sachsen gehörte und zu den Städten zählte, in denen die Reformation ungemein rasch Eingang fand. Während eines Zeitraumes von 120 Jahren mar Platten eine durchaus evangelische Stadt, bis es dann der Gewalt gelang, die Lehre Luthers wieder ausznrotte» und die Bewohner zum größten Theile zur Auswanderung zu zwingen; eine Folge hiervon war be kanntlich die Gründung Johanngeorgenstadts. —P Eibenstock, 4. Septbr. Herr Rathsassessor Löscher aus Chemnitz wurde in vereinter Sitzung des Nathes und der Stadtver ordneten einstimmig zum Bürgermeister hiesiger Stadt erwählt. —x Auerbach. Zur Nachahmung zu empfehlen sind die bei der Feier des Sedantages vom hiesigen Militärvereine dargestellten 12 lebenden Bilder aus dem Kriegerleben. Dem dazu gehörenden Prolog nebst begleitenden Text ward, wie den Bildern selbst, reicher Beifall. — In Tannenbergsthal—Jägersgrün macht sich der Neubau eines Schulhauses nothwendig. Der Bau wurde den Herren Mau rermeister Hoffmann und Zimmermeister Hockel von hier übertragen. — Der Jahrmarkt ain 4. ds. Mts. war gut besucht. Einige Branchen machten gute, andere wenig oder keine Geschäfte. Zu den ersteren gehören Schuhwaaren, Anzüge, Blechmaaren rc., zu den letzteren Weißwaaren. — Die Stickerschule wird demnächst unter Leitung des Sticklehrers Herrn Emil Löwe in's Leben treten. — Ein Vorfall traurigster Art führte in der letzten Hauptver handlung vor der Strafkammer des königl. Landgerichts zu Plauen i. V. einen tiefgebeugten Vater auf die Anklagebank. Das 8jührige Mädchen Elsa des Nittergutspächters Müller auf Kemnitz wurde am 27. Mai dss. Js. durch einen Schuß getödtet. Die Wirthschafterin Müllers nahm am gedachten Tage ein Gewehr, von dem sie nicht wußte, daß es geladen sei, von der Wand des Vorsaales, um es nach dem Zimmer zu bringen. Unterwegs entlud sich das am Morgen von dem Pächter mit einer Schrotpatrone geladene Gewehr und tödtete das Kind. Der Vater ist deshalb der fahrlässigen Tödtung angeklagt und unter Annahme mildernder Umstände zu 1 Woche Ge- fängniß und Bezahlung der Koste« verurtheilt worden. — Reichenbach, 4. Sept. Heute früh ^3 bis Vi4 Uhr stand im Nordwesten und Westen von Reichenbach ein starkes von Blitz und Donner begleitetes Gewitter, das, obwohl wir Südwestwind hatten, doch immer weiter nach Nordwesten hier abzog. Hier regnete es ziemlich stark, wobei der ganze Himmel dunkel umwölkt erschien. Zu gleicher Zeit war wieder in der Gegend Pfaffengrün—Treuen ein starker Feuerschein sichtbar, der den ganzen südlichen Horizont er leuchtete. — Treuen. Am Freitag Nachmittag ^2 Uhr, als der Bahn zug von Herlasgrün kam, saß ein ohne Aufsicht gelassenes, noch nicht zwei Jahre altes Kind sorglos spielend auf der Bahnstrecke. Als der Locomotivführer das Kind bemerkte, war es nicht mehr möglich, den Zug zum Stehen zu bringen; der Feuermann sprang sofort von der Locomotive, um das Kind Hinwegzureißen, doch auch dies war ohne eigene Lebensgefahr unthunlich. Er rief dem Kind in aller Hast zu, sich umzulegen, was dasselbe glücklicherweise auch that, und so ging der Zug darüber hinweg, ohne dem kleinen Wesen auch nur den geringsten Schaden zuzufügen. — Riesa. Am Morgen des 2. Septbr. passirte Se. Maj. der König Albert auf der Fahrt nach Lommatzsch, wo Parade stattfand, die hiesige Station mittelst Extrazuges. Nachdem die Ortschaften rechts der Elbe bereits seit dem 22. August mit Kavallerie belegt worden waren, traf hier am 1. Sept, das 2. Jägerregiment (Meißen) hier ein, um auf die Zeit vom 1. bis 7. Sept, verquartirt zu wer den. Das Arrangement auf dem Paradeplatz bei Riesa für den Restaurationsbetrieb ist in jeder Beziehung vortrefflich eingerichtet und dürfte allen Anforderungen genügen. Hinter der Zuschauer tribüne sind 2 große Restaurationszelte aufgestellt, unter der Tribüne befinden sich 4 Bierausgabcn. Der Preis für ein Glas Lagerbier ist auf 20 Pf., für ein Glas Hofbräu-Münchener aus der Hvfbrauerei zu Cotta auf 25 Pf. festgesetzt worden. Die Bedienung auf der Tribüne wird von 60 Kellnern besorgt werden. Außerdem werden noch 8 fliegende Restaurants (fahrende Bierbüffets) vorhanden sein, welche in Distancen von ca. 1000 Schritt zu beiden Seiten der Tribüne Aufstellung nehmen. Die Preisverzeichnisse für Speisen und Getränke sind überall angeschlagen. Besuchern der Kaiserparade ain 15. Sept, dürfte der Hinweis darauf erwünscht sein, daß der günstigste Platz zum Aussteigen Bahnhof Prausitz ist, da am Parade tage in Nickritz keine Züge halten dürfen. Der Kaiser berührt ge nannten Bahnhof sechsmal, da er dort zwei Mal aus- und vier Mal einsteigt. In der Nähe des Bahnhofs ist auf einer Anhöhe vom Bahnhofsrestaurateur Thieme ein großes Zelt errichtet worden. Am 16. Sept, zieht der Kaiser an der Seite des Königs in Riesa ein. Deutschland. Der Kaiser ist am 5. September Nachmittags in Begleitung des Kronprinzen und der Kronprinzessin, sowie der Prinzen Wilhelm und Friedrich Carl von Preußen nach Breslau zu den Herbstmanövern des 5. und 6. Armeecorps abgereist. Großfürst Wladimir von Rußland und Erzherzog Salvator von Oesterreich sind bereits im Laufe des 5. September in der schlesischen Hauptstadt eingetroffen, wo mau in den nächsten Tagen auch die Ankunft des Kronprinzen Rudolf und der Kronprinzessin Stefanie von Oesterreich erwartet. Kaiser Alexander hat den General-Gouverneur von Polen, General AlbcdinSky, zur Begrüßung des Kaisers Wilhelm nach Breslau entsendet. Betreffs der Beförderung der Post zwischen Deutschland und England schreibt die „Nordd. Allg. Ztg": 'Wie wir erfahren, wird die Angelegenheit der englisch-deutschen Post in ihren häufigen Ver spätungen, angeblich in Belgien veranlaßt, keine weiteren ernsten Folgen haben. Es wird uns nämlich soeben aus sicherster Quelle gemeldet, daß die belgische Regierung der deutsche» Verwaltung Do kumente hat zustellen lassen, aus denen klar hcrvorgeht, daß weder die belgischen Eisenbahnen, noch die dortige Postverwaltung die ge ringste Schuld an den meist aus elementaren Ursachen hervorgegan genen Verspätungen tragen. Die Angelegenheit kann damit als be endet angesehen werden, da die deutsche Behörde sich von der Er klärung und den Dokumenten befriedigt zeigt, und von einer neuen, über Vlissingen zu etablirenden Route dürfte nicht mehr die Rede sein. Daß die Holländer sie gewünscht, ist begreiflich; daß viele Zeitungöstimmen sich dafür erklärt haben, mag auch seinen guten Grund haben; aber abgesehen, daß auch dieser Weg den störenden Elementarwirkungen, Stürmen und dergleichen ebenso ausgesetzt ist, und abgesehen von den ungenügenden räumlichen Einrichtungen des sehr öden und vom Handel bisher wenig berücksichtigten Vlissingen ist auch dieser Weg um 47 Seemeilen länger als der andere und erfordert einen um 4—5 Stunden längeren Aufenthalt auf dem Meere — für die Pasiagiere gewiß nicht angenehm —, und von London