Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal und »war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpeeiS beträgt «erteljährlich t Mark 20 Pf. pr»nuiuvr»a<i<,. Micher für Inserate werden LiS spätesten» Mittag» de» vorhergehenden Lage» de» Erscheinen» erbet« und die Lorpu»spaltenzeile «tt «o Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. IIS. Sonnabend, den 30. September 1882. 7. Jahrq. Bekanntmachung. Nachdem wir auf Ansuchen des hiesigen Armenunterstützungs-Vereins beschlossen haben, die durch denselben bisher erfolgte Unter stützung bedürftiger Durchreisender vom 1. künftigen Monats ab zu übernehmen, bringen wir dies mit dem Ersuchen zur öffentlichen Kennt- niß, fremden Bettlern nichts zu verabreichen, da es keines besonderen Nachweises bedarf, daß das Betteln, wenn es Erfolg hat, leicht zur einträglichen Gewohnheit wird, daß aber auch durch das Eindringen der Bettler in die Häuser Gelegenheit zu Diebstählen und anderen strafbaren Handlungen gegeben wird. Von obigem Zeitpunkt ab soll zugleich versucht werden, den «m Unterstützung Nachsuchenden Arbeit zu verschaffen und werden deshalb Diejenigen, welche auf derartige Arbeitskräfte reflectiren, ausgefordert, diesbezügliche Wünsche an Nathsstelle anzubringen Zwönitz, am 29. September 1882. Der Stad emeinderath. An Bezahlung -es Schulgeldes wir- erinnert! Arabi Pascha. Der unglückselige Held des egyptischen Ausstandes, Arabi Pascha, ist zwar zur Zeit schon eine abgethane Größe, ein gestürzter Prophet, aber immerhin war sein Auftreten ein so eigenthümliches und sein Sturz ein so jäher, daß gewiß einige Aufklärungen über die Nolle, welche Arabi Pascha gespielt hat, erwünscht sein werden. Daß Arabi Pascha ein aus dem niederen Staude der Fellahs emporgekommencr militärischer Machthaber war, der in den letzten Jahren seines Wirkens auch den Koran fleißig im Munde führte und aus diesem Neligions- buche der Mohamedaner die Begeisterung für seine Mission schöpfte, ist bereits so bekannt, daß es nicht näher erörtert zu werden braucht. Interessant bleibt nur noch, zu erfahren, was Arabi Pascha eigentlich wollte und mit welcher Thorheit er sein Werk ausznführen versucht hat. Es muß da zunächst hervorgehoben werden, daß Arabi Pascha kein gemeiner Bösewicht und auch kein gewöhnlicher mohamedanischer Fanatiker ist, sondern daß er thatsächlich in seiner Weise als ein egyptischer Patriot und deshalb nur als ein politischer Verbrecher betrachtet werden muß. Arabi Pascha ist auch an und für sich weder als ein Feind der Engländer, noch der Europäer zu betrachten, sondern er wollte nur die drohende Fremdherrschaft von Egypten abwenden, und weil der Khedive bereits ein willenloses Werkzeug in den Händen der englischen und französischen Commissäre mar, dachte sich Arabi Pascha seine Mission einfach dadurch gelöst, daß er mit Hülfe des ihm ergebenen egyptischen Heeres den Khedive absetzte und die seit herigen Einmischungen der Engländer und Franzosen in die egyp- t'schen Staatsgeschüfte nicht mehr duldete. Im Besitze des Heeres erschien Arabi Pascha, der sich mit seinen Getreuen natürlich selbst an die Spitze Egyptens stellen wollte, seine Mission ziemlich leicht und bis zur Zerstörung Alexandriens und des vorher gegangenen Bombardements der englischen Panzerflotte hatte Arabi Pascha höchst wahrscheinlich gar nicht mit der Eventualität eines Krieges mit Eng land gerechnet, er traute dazu England weder das Recht, noch die Macht zu und hoffte wohl auch, daß der Sultan oder die übrigen Großmächte eiu Vorgehen Englands in Egypten verhindern würden. Durch die englische Aktion war aber Arabi Pascha ganz aus seinem Himmel gefallen und das Bombardement von Alexandrien hatte mit dem gleichzeitigen Ausbruche des mohamedanischen Fanatismus Arabi Pascha in eine Nolle gedrängt, die er in dieser Weise nicht spielen wollte. Absetzung des Khedive und Einsetzung einer neuen, von dem Auslande unabhängigen Negierung war Arabi's Programm, aber auf einmal galt es einen Krieg mit England, auf den Arabi nicht ge rechnet hatte und auf den er auch gar nicht vorbereitet war. Natürlich mußte er wohl oder übel gegen die Engländer kämpfen, Arabi Pascha und seine nächsten Nathgeber, wie Ali Fehmi, Mahmud Fehmi und Toulba Pascha haben sich auch ziemlich umsichtig benommen, aber das egyptische Heer ivar eben in keiner Weise auf einen Feldzug vor bereitet, denn die große Mehrzahl der Soldaten Arabi's mar zu sammengetriebenes Gesindel, räuberische Beduinen oder mit Gewalt l zu Kriegsdiensten gepreßte Fellahs, die in kurzer Zeit nicht zu kampf geübten und disciplinirten Soldaten gemacht werden konnten. Mit einem Heer von Ausreißern und Räubern konnte aber Arabi Pascha Egypten weder befreien, noch vertheidigen, und daß er mit solchen elenden Kampfesgenossen sein Werk unternahm, das war sein ge waltiger Fehler und wurde zum Fluche seines patriotischen Unter nehmens. Arabi Pascha war nicht im Besitze der nöthigen moralischen, intellectuellen und materiellen Mittel, um seine Mission ausftthren zu können und so mußte er Niederlage auf Niederlage erleiden und steht nun vor einer Verantwortung, die ihn den Tod oder die Verbannung kosten wird. Die in Egypten lebenden Europäer und deren Interessen hat er aber nicht ruiniren wollen, denn die ursprünglich geplante Zerstörung des Suezcanals unterließ Arabi Pascha auf den Nath des Herrn von Lessexs und in Kairo und Tanta hat er die Aus schreitungen des arabischen Pöbels gegen die Europäer schwer bestraft Entscheidungen des Reichsgerichts. In der Nacht vom 31. Januar zum 1. Februar d. I. wurde in einem im zweiten Stockwerke des von dem Hotelier Posner be triebenen Hotels „Zum Dresdener Hofe" in Breslau eine größere Gesellschaft bei einem Spiele, dem sogenannten „Tempeln" durch Polizeibeamte betroffen. Bei diesen« Spiel hängt Gewinn und Ver lust sowohl des Bankhalters, der den Gewinn der übrigen Mitspie lenden diesen zahlen muß, andererseits aber auch ihren Verlust für sich nimmt, als auch der übrigen Mitspielenden lediglich rom Zufall ab. Von einem verdeckt gehaltenen Spiele Karten werden die ein zelnen Karlen der Reihe nach abgenommen und je eine rechts, die andere links gelegt. Gewinn und Verlust der Pointeure, sowie Ver lust und Gewinn des Bankiers hängt nun davon ab, ob bestimmte von den Pointeuren durch Setzen von Geldbeträgen auf dem Spiel plan (Tempel) bezeichnete Karten auf die eine oder die andere Seite schlagen. Dieses Spiel war schon monatelang allabendlich in dem vorgedachten Zimmer gespielt worden und betrugen die Einsätze min destens 50 Pfg. und stiegen weit über diesen Betrag. Tie Spiel- theilnehmer waren zum größten Theile gar nicht mit einander bekannt und dauerte 1>as Spiel von gegen 8 Uhr Abends bis 3 und 4 Uhr Morgens, so daß sich nicht annehmen läßt, daß das Spiel nur der Unterhaltung wegen betrieben ist. Von den Spieltheilnehmern hat das Landgericht unter anderen den Kaufmann Engländer aus Berlin und den Hotelbesitzer PoSner wegen gewerbsmäßigen Glücksspiels verurtheilt und zwar ersteren zu 1 Monat Gefängniß und 500 M. Geldbuße, den letzteren zu 2 Mo naten Gefängniß und 800 M. Geldbuße. Beide haben die Gewerb- mäßigkeit bestritten; der Hotelbesitzer Posner will es nur wegen des reim Spiel stattsindenden Eonsums an Speisen und Getränken ge- than haben; es ist aber erwiesen, daß dieser Konsum während der Nacht kein erheblicher gewesen und steht auch der durch denselben er langte Vortheil in keinem Verhältnisse zu dem Nachtheil, den das