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Erscheint wöchentlich drei Mal und -war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementsprcis beträgt vierteljährlich I Mark 20 Ps. prsenumvrknclo. Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpus spalte» zcile mit lv Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. NVömHz und Umgegend. Qegan für den Stavtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz 12. Sonnabend, den 28. Januar 1882. 7. Jahra. Bekanntmachung. Der hiesige Kirchenvorstand hat beschlossen, auf dem Gottesacker einen Brunnen graben zu lassen. Es werden daher Diejenigen, die gesonnen sind, diesen Brunnenbau zu übernehmen, aufgefordert, bis zum 15. Februar a. e. beim Kirchenvorstund sich zu melden, worauf in nächster Zeit der Bau durch Licitation vergeben werden soll. Zwönitz, den 23. Januar 1882. Der Kirchen vor st and: Neidhardt, Pf. Tagesbericht. — Die 2. Classe der 101. Königl. Sachs. Landes-Lotterie wird den 6. und 7. Februar 1882 gezogen. Die Erneuerung der Loose ist nach K 5 der dem Plaue zu dieser Lotterie angesügten allgemeinen Bestimmungen spätestens vor Ablauf des 28. Januar 1882 bei dem Collecteur, dessen Name und Wohnort auf dem Loose aufgedruckt und aufgestempelt ist, zu bewirken. — Dresden, 25. Januar. Die Zweite Kammer hat heute in Anwesenheit des Herrn Finanzministers zunächst de» Antrag des Abg. Ahnert und Genossen, die Aufhebung der Verordnung- vom 20. Juli 1864, das Verpfänden von Fleisch durch Mchtfleischer betreff., der GesetzgebungSdevutatio» überwiesen. Sodann wurde die Be schwerde der zum Fischen in der Elbe berechtigten Gemeinde - Mit glieder zu Copitz u. s. w. der StaatSregieruug zur Berücksichtigung empfohlen und die Petition der Stadt Mittweida im Sinne des Be schlusses der Ersten Kammer angenommen. Nächste Sitzung morgen Vormittag 10 Uhr. — Aus den „Erläuterungen," welche der vom königlichen Finanz ministerium herausgegebenen und unter Leitung des Oberbergrath Credner bearbeiteten geologischen Spezialkarte von Sachsen beige geben sind, geht hervor, daß der 931 Meter tiefe Frisch-Glück-Schacht bei Oelsnitz der tiefste Kohlenschacht der Welt ist. Der Schacht hat jedoch seiner ungünstigen Kohlenverhaltnisse halber leider wieder verlassen werden müssen. Während die alten Wnrschnitzcr Schächte nur selten eine Tiefe von 100 Metern erreichten, sind sie von Lugau schon über 300, zum Theil über 500, die von Oelsnitz, Gersdorf und Hohndorf aber fast sümmtlich über 600, 700 und 800 Meter tief. Von dem 400 Meter über dem Meeresspiegel befindlichen Kohlen ausstriche bei Niederwürschnitz aus senken sich die Flötze allmülig bis zu 500 Meter unter dem Meeresspiegel hinab. — Dem Lehrer Krancker in Frankenhausen bei Crimmitschau ist nach 32jühriger AmtSthütigkeit der Titel „Kantor" verliehen worden. — Leisnig, 24. Januar. Gestern gegen Abend hat der 8- jährige Sohn des Schäfers Jentzsch auf Nittergut Polditz die Eis decke der Muldenlache bei Altleisnig betreten, ist hierbei an einer Stelle, wo zuvor Eis geschnitten morden war, ins Wasser gefallen, unter das Eis gerathen und ertrunken. Heute morgen wurde der Leichnam des unglücklichen Kindes aufgefunden. — So viel reges Leben und Schaffen im Winter — wie im letzten und wie in diesem Jahre hat Schandau noch nicht erlebt! Im vorigen Jahre der Bau der schönen Villa Ouissisana — dieses Jahr der Bau einer großen Bade- und Curanstalt. Auch dieses Werk geht seiner Vollendung entgegen, Dank der günstigen Witterungs- Verhältnisse und Dank der Leistungsfähigkeit der den Bau aus- führenden Baumeister, der Herren Helm und Friese in Dresden. Tie maschinellen und Bade-Aulagen hat ebenfalls ein Dresdner aus zuführen (Ingenieur Hartwig). Es soll und wird eine Musterbade- anslalt werden mit gegen 40 Porzellan- und Kupfermannen-Bädern, allen mögliche» Heißluft-, Dampf- und Moor-Badeeinrichtuugen und besonders eine Kaltwasserheilanstalt im größten Stile. Die Anstalt steht unter spezieller Aussicht dreier Aerzte. Schandau tritt durch diese Neuschöpfung in die Reihe der leistungsfähigen Badeorte. Die nicht zu unterschätzende Mineralquelle — die Lage der Anstalt in Milten eines ozonreichen Nadel- und Laubholzivaldes, die herrliche, gegen strenge Luftströmungen geschützte Lage, im besonderen günstig für zarte Kinder und last not toast, die wachsende Beliebtheit, deren es sich als Nachkurort erfreut, Dank der Rührigkeit und dem Unter- iiehmungsgciste unseres Herrn Seiidig, der in den letzten Jahren so Erfolgreiches geschaffen, Alles dies sind günstige Momente, welche dazu beitragen, den Besuchern Schaudau's angenehmen und gesunden Aufenthalt zu bieten und den Einwohnern der Stadt, für die großen Opfer, welche sie bringe» mußten, einen guten Erfolg zu sichern. Das neue Curhaushotel, verbunden mit dem Badehaushotel, bietet Wohnungen für 200 Personen und wird ebenfalls unter der Ober leitung des Herrn Sendig stehen, da derselbe die städtischen Be sitzungen auf 10 Jahre gepachtet hat, nachdem der Pachtvertragsab- schluß mit den Herren Gebrüder Bach in Dresden rückgängig ge worden ist. Die Badeanstalt dagegen bleibt in Regie der Stadt, — Sie sehen, Schandau bleibt nicht zurück, und wenn man ihm auch den Vorwurf macht, daß cs zeitweise zu sonnig sei, so ist selbst diese einzige Schattenseite, durch neue Anlagen und neu angelegte Wald- promenade» gehoben. Also auf Wiedersehen im Wonnemonat Mai! Deutschland. Die Reichstagsverhandlungen dürfte» zur Stunde bereits ihr Ende erreicht haben, da der Schluß des Reichstages spätestens bis Sonnabend, den 28. Januar, erwartet wurde. Der Reichstag hatte in der zu Ende gegangenen Woche sich hauptsächlich nur noch mit der dritte» Berathu»g des Etats zu beschäftigen mid mar auch Dienstag die Generaldiscussion hierüber angesctzt worden. Wie gemötmlich, bewegte sich aber die Generaldebatte auch am Dienstag auf einem ganz andere» Gebiete, da der von fortschrittlicher Seite zur Sprache gebrachte Erlaß des Königs von Preußen, vom 4. Januar, fast ausschließlich den Gegenstand der Dienstags-Sitzung des Reichstags bildete. Die Beleuchtung, in welcher der fortschritt liche Abgeordnete Ov. Hänel diese königliche Kundgebung erscheinen ließ, gab dem von Beginn der Sitzung an anwesenden Reichskanzler Fürste» Bismark Gelegenheit, die staatsrechtliche Stellung des Königs von Preußen zur preußischen Verfassung zu erörtern und- ferner sich über den praktisch bedeutsamsten Theil des Erlasses, de» Passus über das Wahlrecht der Beamten, ausführlich zu verbreiten. Die Rede des Fürste» Bismarck wäre» durchaus sachlich geholte» »»d da auch die Ausführungen der verschiedenen Abgeordneten zu dein Erlaß in würdiger Weile gehalten waren, so hätte man den Verlauf dieser hochpolitischen Debatte einen recht befriedigende» nennen können, wenn dieselbe nicht durch de» überaus heftige» Zusammenstoß des Kanzlers mit der Fortschrittspartei eine peinliche Unterbrechung er litten hätte. Diese Scene, welche in den Annalen des deutschen Reichstages bisher einzig dasteht, ist um so mehr zu beklagen, als sie augenscheinlich aiif einem Mißverständnisse seitens des Fürsten Bismarck beruht, immerhin wird sie leider mit dazu beitragen, die in unseren politische» und parlamentarischen Kreisen nun einmal vorhandene Verstimmung zu vermehre». Die Mittwochs-Sitzung des Reichstages mar zum größte» Theile der Fortsetzung der General debatte über den Etat gewidmet; der Erlaß vom 4. Januar und die Debatte vom Dienstag kam hierbei wiederum zur Sprache und war es von Seite» der Regierung der preußische Buiidescommissar v. Puttkamer, welcher sich mit den Ausführungen des Fürsten Bis marck durchaus einverstanden erklärte nnd dieselbe Erklärung gab namens des Centrums Abg. Windthorst ab. Hiermit war die Generaldiscussion geschlossen und das Haus beschäftigte sich nun mit einer Reihe von Wahlprüfungen, wobei die Wahlen der Abg. von Bernuth, Or. Schulze-Delitzsch, Kochhann, Or. Porsch und von