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Erscheint wSchenllich drei Mal und »war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnement-preiS beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. pr»nuw«r»o6o. ÄMIM für Inserate werden bis spätestens Mittags deS vorhergehenden TageS deS Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltrnzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stavtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz, verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. ISS. Dienstag, den 28. November 1882. 7. Jahrg. Oesfentliche Sitzung -es Stadtgemeinderaths zn Zwönitz Dienstag den 28. October a. c. Abends 6 Uhr. Die Tagesordnung ist am Verhandlungstage in der Hausflur des Nathhauses öffentlich ausgehängt. Tagesbericht. — Zwönitz. Wie aus dem Jnseratentheil zu ersehen ist, wird der Landtagsabgeordnete Herr Baumeister Uhlmann aus Stollberg nächste Mittwoch den 29. Noo. c. im hiesigen Gewerbevereine „über Neubildung von Innungen" sprechen. Hinsichtlich des großen Interesse, welches diese Frage gegenwärtig für alle Gewerbtreibenden, sowie denen, die bestrebt sind, den Gewerbestand zu heben, resp. das Lehr lingswesen zu verbessern, hat, ist es wünschenswerth, daß auch alle — Mitglieder und Nichtmitglieder des Gewerbevereins — der er gangenen Einladung Folge leisten. — Zwickau, 25. Novbr. Gestern Vormittag wurde hier im Exerzierhause ein Necrut, der bereits vermißt worden war, todt auf- gesunden. Derselbe hatte sich mittelst Rasirmessers den Hals durch schnitten. — Schwarzenberg. Ein hiesiger Einwohner machte sich am Bußtag, den 24. Novbr., Abends in der 9. Stunde einen eigenthüm- lichen Spaß, indem er es auf die um diese Zeit an seinem Hause vorbeipassirenden Abendgottesdienstbesucher schneien ließ. In einem Anfall von irgendwelcher Laune hatte derselbe die Betten ausge schnitten und die Federn fortfliegen lassen. — Kirchberg, 24. Novbr. Mit welch' colossaler Frechheit Diebe ihr Werk treiben, beweist nachstehender Fall. Ein hiesiger Tuchmacher fuhr gestern in der Abenddämmerung mittelst Schub karren drei Stück Tuche zur Presse. Unterwegs machte er vor einem Materialmaarenladen Halt, um eine kleine Stärkung zu sich zu nehmen. Als er nach wenigen Augenblicken zu seiner Waare zurück kehrte, vermißte er ein Stück derselben. Ein daher gekommener Mann sagte aus, daß ihm eine Person mit einem Stück Tilch in der nächsten Gasse begegnet habe, doch waren alle Nachforschungen vergebens, zuinal der Umstand in Betracht kommt, daß die Begeg nung von Personen mit Tuchen hier keineswegs auffällig erscheint. — Mülsen St. Niclas, 25. Novbr. Ein leicht größere Dimensionen annehmendes Schadenfeuer hätte vor einigen hier ent stehen können. Ein Schulmädchen, Tochter eines hiesigen Einwohners, welches in einer Bodenkammer Abends angeblich ein paar Ohrringe suchen wollte, mag mit dein Licht dem in selbiger Kammer befind lichen Brennholz zu nahe gekommen sein, in Folge selbiges bald in Hellen Flamen stand. Nur der regen Thätigkeit der herbeieilenden Hausbewohner gelang es, des Feuers noch Herr > zu werden lind haben sonnt von sich, sowie den angrenzenden Nachbarn einem Un glück vorgebeugt. — Als Se. Maj. der König am 22. dss. Mts. früh l/g8 Uhr mittels Wagens nach Moritzburg zur Jagd fuhr, ereignete sich ein glücklicher Weise ohne jeden Schaden abgelaufener Unfall. In dem Momente nämlich, wo der Wagen den Uebergang zwischen Leipziger Bahnhof und Schlesischen Bahnhof in Dresden nach den Scheunen- höfen zu, passiren wollte, wurden die den Weg schließenden Barriören eben wieder aufgezogen. Die eine der beiden Barrieren war bereits in die Höhe und die zweite sollte eben aufgezogen werden, als in Folge eines Zufalles der Hebel der Barriere abglitt und letztere gerade wieder zurücksiel, als die Pferde des Wagens schon hindurch waren, so daß der Kutscher des letzteren davon an die Brust ge troffen wurde, ohue jedoch weiter verletzt zu werden, während die Barriörenftange zerbrach. — In Riesa gedenkt man den Druck der directen städtischen Abgaben dadurch abzumindern, daß man zur Einführung indirekter Steuern greifen will. Man erwägt eine Einfuhrsteuer auf Bier, Fleisch und andere Verbrauchsgegenstände. — In der Nähe von Bautzen hat am Montag Abend ein bereits mehrfach bestrafter Mensch eine Gctreidefeime niedergebrannt. Als er ergriffen ward, sagte er: „Ich habe Niemand, habe keine Heimath, Arbeit kriege ich nicht, meine Stiefel und Kleider sind zer rissen — deshalb hab' ich's gethan." — Eger, 22. Novbr. Bei dem Bau der Fichtelgebirgsbahn, wo zum Absprengen der Felsen Dynamit verwendet wird, sind schon früher viele Unglücksfälle vorgekommen und in dieser Woche find abermals 4 schwere Verunglückungen zu verzeichnen. Die Arbeiter sind nämlich oft so unklug, zwei Dynamitpatronen auf einmal in das Sprengloch zu stecken, um die Wirkung zu verstärken. Nun kommt es aber in solchen Fällen häufig vor, das nur die obere Patrone platzt, die untere aber ganz bleibt. Kommen dann die Arbeiter beim Wegräumen der Steintrümmer an das Sprengloch, so schlagen sie manchmal mit den Nadehacken ans die steckengebliebene Patrone und bewirken deren Explosion, die natürlich für die nächst stehenden Leute höchst gefährlich wird; den vier gestern verunglückten Arbeitern, die im hiesigen Krankenhaus liegen, droht leider der Ver lust des Augenlichtes. Deutschland. Die Generaldebatte im preußischen Abgeord netenhause über den Etat am Mittwoch und Donnerstag ist ohne be sondere Ueberraschung zu Ende gegangen. Die Redner der verschie denen Fraktionen legten ihren Standpunkt namentlich bezüglich des Steuererlasses in maßvoller Weise dar; daß Herr Büchtemann, der Sprecher der Fortschrittspartei und Herr Rickert, als Redner der Secessionisten, sich entschieden gegen den Steuererlaß äußerten, durfte in Anbetracht der stricten Opposition, welche der vorgeschrittenen Liberalismus der Regierung macht, nicht überraschen. Die Redner der beiden konservativen Parteien, v. Tiedemann und v. Minnigerode, erklärten dagegen sich ebenso entschieden für die Aufhebug der vier untersten Classensteuerstufen; der Sprecher des Centrums, Herr von Schorlemer-Alst, meinte, daß vor allen Dingen die politischen Rechte der von der Steuer zu Befreienden gewahrt werden müßten. Sehr reservirt äußerte sich Herr v. Benda Namens der Nationalliberalen über den Steuererlaß, doch konnte mau seiner Rede entnehmen, daß die nationalliberale Partei eine Aenderung des bisherigen Steuer systems nicht wünscht und einer solchen nur im Falle der unbedingten Nethmendigkeit zustimmen würde. Im Uebrigen endete die General debatte über den Etat mit der Neberweisung verschiedener Positionen an die Budgetscommissio», wie dies seit Jahren gebräuchlich ist. Am Donnerstag gelangte ferner noch die Vorlage betreffend die Vertret ung der Lauenburgischeu Communalverbandes zur Berathung; die Debatte hierüber wurde am Freitag fortgesetzt; schließlich überwies das Haus die Vorlage an eine Commission von 14 Mitgliedern. Am Sonnabend trat das Haus in die zweite Berathung des Etats ein, deren Erörterungen von den bereits bei der ersten Berathung be kannt gewordenen Gesichtspunkten nicht wesentlich abwichen. In den späteren Budgetdebatten ist als ganz besonders bedeutsam noch die Rede des neuen Abgeordneten Professor Wagner hervorzuhebcn, in dem Professor Wagner die Steuerreform durchaus von keinem Partei standpunkte, sondern vom nationalen aus dahin weitcrgeführt zu sehen wünschte, daß die indirekten Steuern zur Hebung der Reichseinnah men und Verbesserung des Loses der ärmeren Classen vermehrt, im Uebrigen aber die Steuerreform eine organische, auch das direkte Steuersystem in Anspruch nehmende Umgestaltung sein soll. Die Thätigkeit des Vundesrathes wird zur Zeit in hohem Maße durch die Vorbereitung der Spccialetats des Neichsbudgets in An spruch genommen, da bekanntlich der Reichstag am 30. November seine Veralhnngen wieder aufnimmt. Dazwischen widmet der Bun«