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Srscheiut wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Ps. prsenuwaranäo. Metzer für Inserate werden bis spätesten« Mittag« des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit Pf. berechnet. Zwönitz und ttmgegend. Drgan für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. Dienstag, dcn 5. December 1882. 7. Jährst. Tagesbericht. — Der Fond zum König Johann - Denkmal hat zur Zeit die Höhe von 136,959 Mark und 1500 Mark in 3procentiger sächsischer Rente erreicht. Zur Verwirklichung dieses patriotischen Unternehmens dürste ungeachtet dieser staatlichen Summe noch mancher Beitrag erforderlich sein. — Ueber die Einführung der Kirchschullehrer in ihr kirchliches Amt hat das Landesconststorium im Einverstündniß mit dem königl. Cultusmimsterium folgende allgemeine Anordnungen getroffen: Sobald mit einem Schulamte kirchendienstliche Verrichtungen verknüpft sind, hat der Einweisung des Lehrers noch eine besondere kirchliche Ein führung in sein kirchliches Amt zu folgen und es ist letztere nach der zweiten Vorlesung im Hauptgottesdienste am ersten Sonn- oder Festtage nach erfolgtem Amtsantritte des Lehrers vorzunehmen. Hierbei hat der Ortsgeistliche am Altar, vor dem der Einzuführende Stellung nimmt, die Gemeinde mit Namen, Bildungsgang und frühere Aintirung des Lehrers bekannt zu machen, Letzterem aber die treue Erfüllung der kirchendienstlichen Functionen an's Herz zu legen und ihm seine Instruction, dafern am betreffenden Orte eine solche üblich zu sein pflegt, auszuhändigen, worauf die Handlung mit Gebet und Segenswunsch zu schließen ist. Uebrigens ist die bevorstehende kirch liche Einführung eines Kirchschullehrers am Sonntag vorher von der Kanzel anzukündigen, auch sind der Kirchenpatron und die Mitglieder des Kirchen- und Schulvorstandes vorher zur Theilnahme einzuladen und ist der Erfolg vom Pfarrer der Superintendentur und bez. der Kreishauptmannschaft anzuzeigen. Erst nach erfolgter kirchlicher Ein führung erlangt ein Kirchschullehrer das Recht, in die Ausübung der bei dem Gottesdienste ihm übertragenen kirchendienstlichen Functionen einzutreten. — Geyer, 2. Decbr. In den Abendstunden der vergangenen Mittwoch machte sich das Pferd des Butterhändlers Dünger aus Stahlberg bei der Losmachung im Stalle des hiesigen Gasthofes frei und raste durch die hiesige Stadt auf der Straße nach Tannen berg zu. Erst bei der Beyermühle konnte das Pferd wieder von einem beherzten Manne eingefangen werden. — Hoheneck. Wie sehr sich Ihre Majestät die Königin Carola in liebevollster und eingehendster Weise um das Armenwesen des Landes bekümmert, bezeugt von Neuem ein von derselben kürzlich eingegangener Erlaß an den Bezirksvorstand der obererzgebirgischen Frauenvereine im Stollberger Bezirk, Regierungsrath Behrisch hier. In diesem Erlaß wird der Wunsch ausgesprochen, daß der genannte Bezirksvorstand in der bisher bewährten thatkräftigen Weise den infolge der wenig befriedigenden Ernteergebnisse dieses Jahres zu erwartenden Nothstand besonders im bevorstehenden Winter zu mildern sich bemühen möge. — Zschopau, 30. Novbr. Der Mörder Nietzel von hier, welcher am 20. September seine Frau und 3 Kinder ermordet hat, ist für irrsinnig befunden worden und vorläufig auf 1 Jahr in der Irrenanstalt Sonnenstein untergebracht. — Leipzig, 1. Decbr. Im Winterhalbjahre 1882/83 beträgt die Zahl der immatrikulirten Studenten an der Universität Leipzig 3314, die der nicht immatrikulirten Zuhörer 85. Von den Studiren- ! den gehören 229 Sachsen und 368 Nichtsachsen der theologischen, 243 Sachsen und 368 Nichtsachsen der juristischen, 254 Sachsen nnd 369 Nichtsachsen der medicinischen, endlich 584 Sachsen nnd 721 Nichtsachsen der philosophischen Fakultät an. — Der Hauptgewinn der Nürnberger Ausstellungslotterie im Werthe von 25,000 M.hat ein Handschuhmacherin Freiberg das Glück gehabt, auf die Nummer 272,613 zu erhalten. — Eine Haussuchung bei dem wegen Verausgabung falschen Geldes verhafteten Häusler und Weber E. Brettschneider in Mittel oderwitz ergab die Auffindung von Formen und Werkzeugen zum Falschmünzen, wie auch von falschen Geldstücken. Es wird sich nun herausstellen, ob Brettschneider Helfershelfer hatte. — In Lawalde wurden auf dem dasigen Rittergute vor einigen Tagen gelegentlich einer Dielenreparatur unter den alten Dielen ein Schellengeläute, sowie ca. 60 Flaschen Wein, aus dem Kriegsjahre 18t 3 herrührend, aufgefunden. Von dem Schellengeläute ist allerdings das Lederzeug bereits morsch, der Wein dagegen ist bis auf einige schlecht verkorkt gewesene Flaschen gut conservirt. — Der „Berl. V.-Ztg." wird aus Neuß ä. L. folgender in teressante Vorfall gemeldet: Ein Einwohner von Zeulenroda in Reuß ä. L. hatte einen andern aus einem Speicher herabgestürzt, sodaß dieser besinnungslos liegen blieb. Das Schöffengericht verurtheilte den Attentäter dafür zu — 25 Mark Geldbuße. Der Vertreter des Verletzten, Rechtsanwalt Schraps aus Zwickau, beantragte für den Attentäter Gefängnißstrafe und meinte, wenn man seinem Antrags nicht Folge geben würde, so könne er Allen, die Körperverletzungen ausführen wollten, nur rathen, dieselben innerhalb der Grenzen von Neuß ä. L. vorzunehmen. Der Attentäter bekam nun zwar 14 Tage Gefängniß, aber auch Herr Schraps wurde für seine Kritik der Justiz von Neuß ä. L. zu 50 Mark Geldbuße verurtheilt. Deutsches Reich. Zum dritten Male in diesem Jahre ist der Kronprinz Rudolf von Oesterreich der Gast Kaiser Wilhelms und zwar folgte Kronprinz Rudolf einer Einladung unseres Kaisers zu den Hofjagden, welche am vergangenen Freitag und Sonnabend bei Letzlingen stattfinden. Es können diese wiederholten Besuche des österreichischen Thronerben in Deutschland als ein markantes Zeichen der zwischen den Kaiserhöfen von Berlin und Wien bestehenden herz lichen Beziehungen betrachtet werden. Der Reichstag hatte sich bei seiner ersten, nach ziemlich sechs monatlicher Panse am vergangenen Donnerstag wieder stattgefundenen Sitzung mit einer Frage, die bereits einmal an ihn herangetreten ist, zu beschäftigen. Es handelte sich nämlich um die dritte Lesung des in den beiden ersten Berathungen vom Reichstage angenommenen Antrages der reichsländischen Abgeordneten, des Bundesrathsbeschluß bezüglich der Einführung der deutschen Sprache und der Oeffentlichkeit bei den Sitzungen des Landes-Ausschusses von Elsaß-Lothringen dahin abzuändern, daß den des Deutschen nicht mächtigen Mitgliedern des Landes-Ausschusses der Gebrauch der französischen Sprache unter gewissen Bedingungen gestattet werde. Für den Antrag plaidirte außer dem Abg. Horn von Bulach, was bei dessen Eigenschaft als Elsässer erklärlich ist, und dem Redner der Polen, v. Jazdzenski, sowie dem demokratischen Abgeordneten für Frankfurt a. M., Sonne mann, sehr bezeichnender Weise auch der Sprecher des Centrums, Dr. Windhorst. Gegen den Antrag erklärten sich neben den konser vativen Rednern von liberaler Seite die Abgg. v. Bennigsen, v. Treitschke und Rickert. Namens der Regierung legte Staatsminister v. Bötticher in überzeugender und klarer Weise dar, wie wenig der Antrag der reichsländischen Abgeordneten den thatsächlichen Verhält nissen entspreche; mehr als 800/„ der reichsländischen Bevölkerung gehör ten dem deutschen und nur 110/g dem rein französischen Sprachgebiete an, die Annahme des Antrages würde außerdem eine Stärkung der französischen Sympathien in-Elsaß-Lothringen bedeuten und dadurch die Bestrebungen derjenigen Partei schwächen, welche ein friedliches Gedeihen des Landes und der deutschen; Herrschaft anstrebe. In namentlicher Abstimmung wurde schließlich der Antrag mit 153 gegen 119 Stimmen des Centrums, der Polen, Elsaß-Lothringer, Volksparteiler und Socialdemokraten abgelehnt und jeder wahrhaft deutsch fühlende Mann kann nur Genugthuung hierüber empfinden, daß die Macht der Thatsachen und des patriotischen Gefühles doch den Sieg davongetragen hat. In der Sitzung vom Donnerstag gingen dem Reichstage die Etats pro 1883/84 und 1884/85 zu. — In der nächsten Sitzung vom 2. December beschäftigt sich das Haus u. A. mit dein fortschrittlichen Anträge betreffend die Entschädigung unschuldig Verurtheilter und mit dem Anträge des Abg. Liebknecht (soc.) auf Aufhebung sämmtlicher Ausnahmegesetze. Das Eintreffen des Reichskanzlers Fürsten Bismarck in Berlin wird jeden Tag erwartet, ein bestimmter Zeitpunkt hierüber ist aber