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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich 1 Mark so Ps. prBnumsranäo. Memer für Inserate werden bis spätesten- MittagS deS vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeter und die Corpusspaltenzeile mit lo Pf., unter „Eingesandt" mit sn Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stavtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. ILO. Donnerstag, den 30. November 1882. 7. Jahra. Bekanntmachung. Der zweite diesjährige Jahrmarkt wird Freitag den 1. Deeember abgehalten. Zwönitz, am 22. November 1882. Der Stadtgemeinderat h. Adam, Bürgermeister. Bekanntmachung. Die an der Annabergerstraße aufbereiteten ReiHighaufen sollen Sonnabend den 2 Deeember a e. von Nachmittag 2 Uhr ab an Ort und Stelle gegen sofortige Baarzahlung meistbietend versteigert werden. Zwönitz, am 29. November 1882. Der Stadtgemeinderat h. Adam, Bürgermeister Tagesbericht. — Stollberg, 25. November. Der hiesige in Concurs ver fallene Creditverein hatte in der am 18. Juni 1880 abgehaltenen Generalversammlung beschlossen, gegen den Director des Vereins, Voigt, und die Mitglieder des engeren Ausschusses, weil sie nicht statutengemäß gehandelt haben sollten, Klage auf Schadenersatz zu erheben. Der Beschluß wurde Anfang des Jahres 1881 ausgeführt. Jetzt ist den Klägern die Mittheilung zugegangen, daß die Klage abgewiesen und die Kläger verurtheilt worden sind, 1700 M. Kosten zu tragen. — Beierfeld im Erzgeb., 24. November. Vor einigen Tagen wurde in der hiesigen Gemeinde das 25jährige Ehejubiläum des 1. Lehrers, Herrn Cantor Brückner, unter allgemeiner Theilnahme gefeiert. Am frühen Morgen schon begann die Festfeier mit einer Morgenmusik (Hornquartett aus Schwarzenberg), dann brachten die Mitglieder der hiesigen Cantorei und des Gesangvereins einen Fest gruß und überreichte der letztgenannte Verein dem Jubilar einen schönen Regulator. Rührend war es, wie am Mittag die Chor schüler aus eigenem Antriebe ihrem geliebten Lehrer durch den Ge sang der Motette: „Harre meine Seele!" eine große Freude be reiteten, ihm ein mit 4 Knospen geschmücktes Myrthenstöckchen schenk ten, die sinnbildlich die 4 Kinder des Jubelpaares andeuten sollten. Gegen Abend erschien der Militärverein und überreichte seinem Ehrenmitgliede, dem Jubilar, einen Ruhestuhl, die freiwillige Feuer wehr, deren Gründer der Silberbräutigam gewesen, übergab eine große Kaiserlampe und veranstaltete auch einen Fackelzug mit bunten Laternen. Außerdem erhielt das Jubelpaar im Tageslauf noch vielerlei Geschenke. — Sayda. Ein im höchsten Grade gemüthsaufregender Zwischenfall hat sich am 19. ds. Ms. Nachmittags im benachbarten Pfaffroda bei Gelegenheit der Beerdigung der daselbst verstorbenen Zimmermanns - Wittwe Wilhelmine Einhorn zugetragen. Der die Entseelte bergende Sarg sollte in das Grab hinabgesenkt werden, als plötzlich vor den Augen der umstehenden Leidtragenden, jedenfalls in Mangel der nöthigen Breite oder Länge der Gruft, der Deckel vom Sarge sich abhob und oben auf dem Grabesrands verblieb, sodann auch gleichzeitig der untere Theil des Sarges, muthmaßlich zufolge zu raschen einseitigen Nachlassens der zum Hinabsenken desselben dienenden Seile, sich vollständig umwendete und oben im Grabe ein klemmte, so daß der zu bestattende Leichnam in die Gruft hinab stürzte; derselbe ist dann, nachdem man die Gruft durch Abgraben etwas erweitert und den eingeklemmten Sarg entfernt hatte, aus dem Grabe wieder herausgeholt, von Neuem eingesargt und so end lich der letzten Ruhe zugeführt worden. — Leipzig, 25. November. Es ist neuerdings eine Abschrift von Luthers Testament, das, wie uns dünkt, derselbe im Jahre 1523 verfaßte und als Zeugen dabei Melanchthon, Cruciger und Bugen hagen zuzog, aufgefunden worden. Wo sich das Original befindet, ist uns unbewußt. Das Testament bestimmt sehr ausführlich, wie Alles nach Luther's Tode geordnet werden soll und giebt auch Auf schluß über des Reformators Vermögensverhältnisse, die nach diesen Angaben durchaus nicht glänzend waren. Wie wir vernehmen, be absichtigt der Besitzer genannter Testamentsabschrift, dieselbe mit den Portraits und den Faksimiles Luther's und seiner Ehewirthin Katha rine, sowie den Testamentszeugen Melanchthon, Cruciger und Bugen hagen ausgestattet, in guter Ausführung in Druck und Bild zu öffent lichem Vertrieb zu bringen. Es würde dem Testament, welches einen so interessanten Einblick in Luthers Familienverhältnisse und seine Vermögenslage gewährt, gewiß nicht an zahlreichen Abnehmern fehlen. — Hierzu wird dem „Leipz. Tgbl." mitgetheilt, daß die ge wünschte Reproduction des Testaments Luther's schon seit 1881 er schienen ist und durch die Buchhandlung von Julius Drescher in Leipzig bezogen werden kann. Das Merkchen ist betitelt: „Luther's Testament. Besprochen von E. A. Doleschall, evang. Pfarrer in Budapest." Mit einer Photolitographie der Originalurkunde. Der Preis beträgt M. 1 20. — In Gotha hat ein Gendarm einen Handwerksburschen an gehalten, welcher 72 Jahre alt und bereits seit seinem 18. Jahre, also 54 Jahre auf der Wanderschaft ist. Jedenfalls ein ewiger Jude in neuer Auflage. — Bei der Station Weida der Gera-Eichichter Bahn hat sich am Donnerstag Morgen der hohe angeschüttete Eisenbahndamm in Folge der großen Nässe bedeutend gesenkt, so daß die Eisenbahnver bindung dort unterbrochen ist. Die Züge müssen umgeladen werden. Die Beförderung erleidet dadurch große Verzögerung. Weitere Details über die Größe der Bodensenkung fehlen noch. — Gera. Eine interessante ärztliche Operation ist in diesen Tagen auf einem Rittergute der Umgegend ausgeführt worden. Ein Knecht des in Rede stehenden Rittergutes fühlte sich seit längerer Zeit schon unterleibskrank. Die Symptome deuteten auf Typhus. Der Typhus wurde kurirt, dafür litt der Knecht aber nach einiger Zeit wieder an bedeutenden Schmerzen in der Hüfte. Nach und nach näherten sich die Schmerzen mehr und mehr der Haut und nun mehr war unter derselben ein dünner, länglicher Gegenstand zu spüren, der von dem Arzte herausgeschnitten wurde. Und was war zum Vorschein gekommen? Weiter nichts als — eine Nähnadel. Wahrscheinlich hatte der Knecht dieselbe verschluckt, denn die Schmerzen waren eine Zeit lang auch in der Gegend des Blinddarms sehr heftig gewesen. Deutschland. Unser parlamentarisches Leben entfaltet mit dem an diesem Donnerstag, den 30. November, erfolgenden Wiederbeginn der Neichstagsverhandlungen von Neuem seine volle Blüthe. Zwar werden im Laufe des Deeember auch die Landtage verschiedener Ein zelstaaten eröffnet werden, aber die Verhandlungen derselben sind selbstverständlich dem Reichstage gegenüber von beschränktem Interesse und selbst die Sitzungen des preußischen Abgeordnetenhauses treten hinter denen des obersten deutschen Parlamentes zurück. Man sieht den ersten Sitzungen des Reichstages diesmal mit besonderer Spann ung entgegen, denn allgemein erwartet man gegen Ende dieser Woche