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Erscheint wöchentlich drei Mal und ,war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark so Ps. pr»n»n>»r»»tio. Inserate werden bi« spätesten« ' Mittags des vorhergehenden TageS des Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltcn zelle mit in Pf., unter „Eingesandt" mit - > ")f. berechnet. Zwönitz und ltmgegend. Qrgan für den Slabtgemeiuderalh, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 1418. Dienstag, den 19. December 1882. 7 Jahrq. Tagesbericht. — Infolge Anordnung des König!. Ministeriums des Innern werden die Unterbehörden zur Aufmersamkeit auf die Unsitte, un erwachsenen Personen und in Sonderheit Kindern die Anwesenheit beim Abschlackten von Schweinen zu gestatten, hingelenkt und an gewiesen, diesem Gebühren mit Entschiedenheit entgegenzutreten. Die betreffende Verordnung führt aus, daß die Gegenwart der beregten Personen bei dem Abschlachten der Schweine nur zu leicht eine Ab stumpfung der Gefühle und Entsittlichung dieser jungen Personen zur Folge habe, ja möglicher Weise auch den Keim zu späteren, verbrecherischen Handlungen gegen das Leben von Mitmenschen und, wie zu beobachten gewesen, zu einer Gleichgültigkeit gegen solche Verbrechen in sich berge. — Aus dem Erzgebirge. Wie vorsichtig man mit dem Schließen der Ofenklappen sein muß, lehrt folgender Fall. In dem Gemeindehause zu Crottendorf bei Annaberg lebt der Handarbeiter Vodel mit seiner Frau. Letztere fühlte sich in der Nacht vom 13. zum 14. d- M. unwohl, der Mann macht Feuer an und schließt nach einiger Zeit die Ofenklappe. Daraus schlafen beide Eheleute ein, am Morgen findet man sie leblos, erstickt durch die Kohlendämpfe, vor. Bei dem Ehemann sind alle Wiederbelebungsversuche erfolglos ge blieben, er blieb todt, während die Frau im Laufe des Tages nach stundenlanger Bewußtlosigkeit wieder zu sich gekommen ist. — Unsere Freude an der Schlittenbahn ist bisher von sehr kurzer Dauer ge. wesen. Wenn auch dann und wann einmal es den Anschein hatte, als würden Wege und Stege bleibend mit Schnee bedeckt, so haben sehr bald Tage mit milder Temperatur in kurzer Frist die Schnee decke entfernt. Freilich ist ein milder Winter die Hoffnung der ärmeren Classen der Bevölkerung. — Aue, 14. Dec. Heute Nachmittag gegen 5 Uhr brannte eine an der Schwarzenbergerstraße gelegene, dem Schmiedemeister Reich von hier gehörige Scheune nieder. — Zwickau, 15. December. Gestern Abend ^9 Uhr ist der Wagenrücker Friedrich Hermann Krauß hier auf dem Neubau-Rangir- Bahnhof der hiesigen Bahnstation tödtlich verunglückt. Krauß, ver- heirathet, Vater eines Kindes, ist von einem Wagen eines in Be wegung befindlichen Kohlenzuges nach einem zweiten gestiegen und — vermuthlich in Folge eines Fehltrittes herab ins Gleis gestürzt, so daß eine Anzahl beladene Wagen über ihn weggegangen sind und ihm Brustcasten rc. total zerquetscht haben. — Zwickau. Nach dem Genüsse von Brod erkrankten hier in den letzten Tagen unter choleraartigen Erscheinungen sämmtliche Glieder einer Familie. Durch die chemische Untersuchung des zu diesem Brode verwendeten Mehles ergab sich, daß solches aus mit Mutterkorn vermischtem Getreide hergestellt und durch künstliche Mittel backfähig gemacht worden war. — In unserer Nachbarstadt Gößnitz, schreibt das „Meeraner Tageblatt", hat eine Ratte neulich viel Unheil angestiflet. Es be trieb dort seit circa 3 Jahren die Firma „Jtzigsohn L Kotzin" eine Seifenfabrik auf dem an der Eisenbahn gelegenen Grundstücke des Herrn Richard von Broke. Kürzlich Abends entstand in dem Contor dieser Seifenfabrik ein kleines Schadenfeuer, welches, nachdem das selbe auch eine in einem Nebenraum befindliche Kiste mit Stroh er griffen hatte, durch herbeieilende Leute schnell gelöscht wurde. Die Herren Jtzigsohn L Kotzin waren trotz der Unerheblichkeit dieses Brandunglücks, durch welches augenscheinlich nur ein Schreibpult einigen Schaden erlitten hatte, geschlagene Leute, denn nach ihrer Angabe waren 3000 Mark in Papiergeld ein Raub der Flammen geworden — und diese 3000 Mark hatten die Bestimmung gehabt, verschiedene dringende Gläubiger zu befriedigen. Die so schwer ver letzten Brandcalamitosen erklärten die Ursache des Feuers auf fol gende Weise: Auf dem Pult des Contor habe eine brennende Petro leumlampe gestanden und neben dieser ein Teller mit Butterbrödchen; während des Verspeisens dieser Bemmchen sei Herr Jtzigsohn aus dW Hptltor abgerufen worden und diese Gelegenheit habe jedenfalls «He Ratte, deren es in der Seifenfabrik eine Legion gebe, sich zu gemacht und sei über die Abendmahlzeit hergefallen; vielleicht hglr »sun eine zweite Ratte der ersteren den Raub abjagen wollen, zK hierdurch ein Rattenkampf entstanden und dabei die Lampe ümgeMin, deren Petroleuminhalt sich über das Pult ergossen und dieses in Brand gesetzt habe, wobei die 3000 Mark vernichtet wor den seien. Den Umstand, daß gleichzeitig auch eine im Nebenraum stehende Kiste gebrannt hatte, erklärten die Calamitosen so: Die eine Ratte sei wahrscheinlich durch den Petroleumbrand mit in Brand ge- rathcn und habe, einer Feuersäule gleich, sich in die Kiste geflüchtet, wodurch das darin aufbewahrte Stroh in Flammen aufgegangen. Die Herren I. L K. sind seit Anfang voriger Woche plötzlich aus Gößnitz abgereist, samml Frau und Kindern — jedoch mit Hinter lassung verschiedener angebundener Bären und jener verschmorten schändlichen Ratte. Von der russischen Grenze (aus Insterburg) ist bereits die Nachricht in Gößnitz angelangt, daß die Herren I. L K. nebst Anhang wohlbehalten dort angekommen sind. — Heute Nachmittag 4 Uhr verlor durch einen Sturz aus dem Schlitten der ehemalige Seifensiedermeister am Freiberger Platz zn Dresden (Gäbler'sches Geschäft), jetzt in Hartha bei Tharandt an sässige Herr Thümmel sein Leben. Vor einem schnell vorspringenden bellenden Hunde scheuten die Pferde; der Schlitten prallte an die Ufermauer der Schleuzbach, Thümmel stürzte kopfüber in den Bach und blieb auf der Stelle todt. Sein ihn begleitender Sohn soll den Oberschenkel gebrochen haben, während die Tochter mit leichten Contusionen, der Knecht aber unversehrt davonkam. Thümmel wollte sein Alter in der von ihm erbauten Villa noch recht lange und fröhlich genießen. Das Geschick hat es anders beschlossen. — Ein nachahmenswerthes Beispiel giebt Herr Baron von Burgk, welcher sich entschlossen hat, einen großen Theil des von ihm erkauften Rittergutes Sckönfeld bei Großenhain mit Holz zu bepflanzen. — Riesa. Der Hauptkassirer des hiesigen Sparvereins „Wirth- schaft" hatte sich am Montag Abend plötzlich und unter Umständen aus der Stadt entfernt, welche dringend den Verdacht nahe legten, daß in der von ihm verwalteten Kasse ein Deficit von ca. 2000 M. vorhanden sei oder er mit diesem Betrage das Weite gesucht habe, in Folge dessen auch sofort umfängliche Maßnahmen zu seiner Hab- haftwerdung getroffen wurden. Tags darauf ist derselbe in Nünchritz verhaftet und an das Königl. Amtsgericht hier abgeliefert worden. Er hatte nur noch 45 M. Kaffe im Besitz und liegt daher der Verdacht sehr nahe, daß das fehlende Capital von ihm veruntreut worden ist. Eine Lehre läßt sich aus diesem Vorfall sicherlich entnehmen und das ist die, daß bei solchen privaten Sparvereinen vor allem auf eine sichere Anlage der Spargelder gesehen und der Kassirer wiederholt genau kontrolirt werden muß. — Mittweiva, 14. December. Vorgestern früh brqch in einer Scheune Feuer aus. Nachmittags zeigte sich der Brandstifter selbst der Behörde an. Derselbe ist ein aus Rußland gebürtiger Bäcker geselle, welcher dort wegen Diebstahls zu Gefängnißstrafe verurtheilt war, der Strafhaft sich jedoch durch die Flucht entzogen hatte und nach vielen Kreuz- und Querfahrten nach Mittweida gekommen war. Da er des ruhelosen Umherstreifens überdrüssig war und sich in eine Strafanstalt zurückgesehnt (!) hatte, hat er 'mit einem Streichholz in der Scheune, in welcher er übernachtete, Stroh in Brand gesetzt und sich entfernt, später aber dem Stadtrath in Mittweida Anzeige erstattet und sich selbst gemeldet. — Vor der Strafkammer des Kgl. Landgerichts in Chemnitz standen am Mittwoch der Gorlarbeiter Moritz Fürchtegott Bitterlich aus Crottendorf,der Schmicdemeister und HandelsmannHugoKätzschner aus Wittigsthal, der Handarbeiter Moritz Bernhard Bitterlich aus Crottendorf, der Fleischer und Gorlarbeiter Oskar Max Löwe aus Crottendorf unter der Anklage, seit über Jahresfrist verschiedenen Personen in Aue, Unterscheide und Bärenstein unter wahrheitswidrigen Vorspiegelungen, und zwar in den meisten Fällen unter dem falschen Vorgeben, sie seien im Stande, gegen je an sie zu erlegende 25 Mk. ihnen falsches österreichisches Papiergeld im Werthe von je 100 Gulden zu verschaffen. Einzelbeträge von 6 bis zu 120 Mk. äbgenommen zu haben, natürlich ohne sich, wenn die Bethörten auf Beschaffung der versprochenen Banknoten, bezw. auf Rückgabe d<s darauf un« gezahlten Geldes bestanden, zu dem Einen oder dem Andern bereit finden zu lassen. Ja, um ungehindert sich im Besitze der erschwindelten Gelder zu erhalten, hatten sie ihren Opfern hinterher Angst gewacht und sie von Erstattung von Strafanzeigen abgehalten, mit dem Be merken, sie hätten sich in gleicher Weise durch ihre Bemühungen, falsches Geld sich zu verschaffen, strafbar gemacht, wie sie, die ihnen