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Erschemt wöchentlich drei Mal und ,war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnement-preiS beträgi vierteljährlich l Mark 20 Ps prienusv^ranitc,. MzelUi für Inserate werden bi» lxLttfim» Mittags de» vorhergehende» LageS deS Erscheinen« erbet«» und die CorpuSspaltenzeile mit io Pf-, unter „Eingesandt' mit Ps. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stavtgemcinderath, den Kirchen- und Schulvorstand ;u Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. »HS' l il Sonntag, dcn 21. Dcccmbcr 1882. 7 Zahra. Weihnachten. Umstrahlt vom gold'nen Märchenglanze zog's Weihnachtsfest nun wieder ein, Es bringt den Frieden, bringt die Freude, Kleinode, ach so hold und rein! Es jauchzen Millionen Herzen und stimmen fromme Lieder an, Der heil'gen Nacht zu Lob und Preise, in der so Großes ward gethan. Ja, Frieden soll auf Erden walten zur selig-frohen Weihnachtszeit, So sprachen einst der Engel Zungen — und dieses Wort erklinge heut' — Die Quelle wahrer Lebensfreude, die ew'ge Liebe ward uns kund, Die daun zum Segenspender wurde fast auf dem ganzen Erdenrund. D'rum glänzt auch in der Kerzen Strahlen der Weihnachtsbaum so reich geschmückt, Und unter seinen grünen Zweigen fühlt Groß und Klein sich hoch beglückt; Der ew'gen Liebe Strahlenscheine gleicht d'rum auch dieses Baumes Glanz — Es winden sich die Weihnachtsgaben zu einem echten Liebcskranz. So sei gegrüßt, du Fest der Freude, du Fest der holden Kindlichkeit, Gegrüßt, du Fest der wahren Liebe — 0 schöner Lenz zur Winters zeit! O, mög' in Deinen Strahlen sonnen sich Reich wie Arm und Jung wie Alt, Und in Palästen wie in Hütten herrsch' deines Zaubers Allgewalt! Zur auswärtigen Lage. Man kann wohl sagen, daß sich während der jüngsten Wochen auf dem Gebiete der auswärtigen Politik nahezu räthselhafte Be gebenheiten zugetragen haben. Mit glänzenden Hoffnungsstrahlen wurde die Reise des russischen Ministers des Auswärtigen, Herrn von Grers, nach Varzin und Berlin geschmückt und das Einver- ständniß Rußlands mit Deutschland als im Wachsen befindlich be» zeichnet. Aber schon wenige Tage später umwölkte sich der politische Horizont, man berichtete von großartigen russischen Kriegsvor bereitungen, von panslavistischen Eroberungsplänen u. s. w. und das früher rosig lächelnde politische Firmament wurde in Mitteleuropa ganz schwarz und gewitterdrohend. Inzwischen sind aber auch diese dunklen Wolken wieder verflogen, man hat von Berlin, Wien, Petersburg und Moskau aus aufklärende und beruhigende Kund gebungen in die Welt geschickt und an eine ernstliche oder unmittelbar bevorstehende Bedrohung des Weltfriedens glaubt Niemand mehr, wenn auch zwischen den officiösen Organen der betheiligten Staaten noch manche Auseinandersetzung stattfindet und das alte Vertrauen in die Sicherheit des Friedens noch nicht wieder in die Geister zurückgekehrt ist. Das sind die Thatsachen und Räthsel, aber wo sind die Schlüssel zu denselben?! — hat Rußland versucht, gegen Deutschland zu in- triguiren oder ist man in den maßgebenden deutschen Negierungs kreisen von der russischen Friedensliebe nicht überzeugt und fand es für gut, wenn Rußland eifrig seine Säbel schleift, auf einmal mit dem deutschen Schwerte zu klirren? Eine positive Beantwortung dieser Fragen kann es indessen schon deshalb gar nicht geben, weil nur ganz wenige Staatsmänner hie geheimsten diplomatischen Fäden kennen und sie wie ihre Regierungen keine Veranlassung im All gemeinen haben, die Geheimnisse der Diplomatie auszüplaudern. Genau die wahren Ursachen der jüngsten Krisis auf dem auswärtigen Gebiete anzugeben, vermag daher schwerlich ein Preßorgan, wir haben aber eine Meinung über die letzten hochpolitischen Vorgänge, die uns der Wahrheit ziemlich nahe zu-kommen scheint. Rußland ist gegenwärtig ein räthselhaft unheimliches Land und zeigt auch hinsichtlich seiner auswärtigen Politik fortwährend zwei Köpfe. Die russische Negierung, soweit sie vom Kaiser, dem kaiser lichen Hquse, den gegenwärtigen Ministern und einem Theile des russischen Adels repräsentirt wird, ist ganz unbestreitbar friedlich und deutfch-freundlich gesinnt, anders ist es aber mit den geheimen politischen Gesellschaften in Rußland, den Panslavisten und M-H«' witern, die sehr mächtig sind und unter Umständen das ganze russische Volk für ihre Pläne entflammen können und dann kann auch der Kaiser Alexander dem entfachten slavisch-ngtionalen Sturme nicht widerstehen. Der Kern der Schwierigkeiten liegt eben ist der großen slawischen Frage, welche nach der Meinung der russischen Panslawisten dadurch gelöst werden soll, daß man ein slawisches Weltreich mit Rußland an der Spitze errichte. Die Gründung eines solchen können aber Deutschland und Oesterreich niemals zugeben, denn dadurch würden die beiden letzten Staaten in ihren Lebens- interessen bedroht werden. In Berlin und Wien will man nur tzen Frieden nebst Unterdrückung aller derjenigen Tendenzen, die hey- selben gefährden können und über diesen Punkt scheint MU sich wieder einmal auseinandergesetzt zu haben. TagesherichL. — Nach bereden erschienenen Preisliste der durch das kaiserliche Post-Zeitungsamt in Berlin und die kaiserlichen Postanstalten d.e» deutschen Neichspostgebiets im Jahre 1883 Hu beziehende»» Zeitungen, Zeitschriften rc. können zusammen 8413 verschiedene ZeitUngen.da- runter allein 5550 in deutscher, 1022 in französischer, .821' in eng lischer, 168 in dänischer, 162 in schwedischer, 148 in holländischer Sprache rc. bezogen werden. Stollberg, 15. December. (Oeffentliche Sitzung des Schöffen gerichts.) Der 50 Jahr alte, nicht vorbestrafte Handarbeiter Heinrich Ernst Kaufmann in Zwönitz wurde seines Läugnens ungeächtet fstr überführt angesehen, daß er 1. am 31. Okibr. d. I. ist der Gast stube des Schankwirths Gebhardt in Lenkersdorf ein dessen Töchter gehöriges Portemonnaie mit einem Geldbeträge von übet 6 Matk, welches daselbst auf einem Tische frei dagelegen, gestohlen uitd H. am 20. vor. Mon. durch Vorspiegelung falscher' Thatsachen diA Materialienwaarenhändler Viehweger in ZwoNitz zur mditwWn Ueberlassung von 3 Ctr. Kartoffeln für 9 Mark 60 Pf. vermocht hat. Kaufmann wurde wegen Diebstahls und Betrugs gemäß der 88 242, 263 des R.-St.-G.-B. mit 3 Wochen Gefängniß, wobei die Untersuchungshaft mitzurechnen ist, bestraft. — Stollberg. Der derzeitige Assessor bei der Kgl. Staats anwaltschaft Plauen, Herr Karl Georg Clauß, ist zum Hilfsrichter beim hiesigen Kgl. Amtsgericht ernannt worden und mird derselbe sein neues Amt mit dem 1. Januar 1883 antreten. — Strehla. Zwei bei dem Gutsbesitzer Kühne-in Jakohsthal dienende Mägde hatten vor Kurzem zwei Ziegelsteine.dermaßen er wärmt und eingeschlagen in ihr Bett als Wärmstem« .gelegt, dasselbe in Brand gerathen war und das Feuer bereits hie Kleider in der Mägdekammer angezündet hatte. Glücklicher Weise bemerkte der Besitzer noch rechtzeitig die Gefahr und bewahrte .sein Eigesithum dadurch von einer großen Gefahr. — Löbau. Für die Spreewaldbewohner ist jetzt eine unlieb same Verkehrsstörung eingetreten. Die Spree und ihre Wasserarme sind mit einer Eisdecke überzogen, die jedoch zu schwach M um.ZU tragen; zu Kahn aber ist ein Verkehr ebenfalls nicht mehr möglich. Landwege haben diese inselartig gelegenen Dörfer micht> sso chqß Ur Bewohner von allem Verkehr abgsschnisten sind. Da sjchuNUr Waaigs für einen solchen Fall vorgesehen haben, so .müssen sich dis Lg-dleute gegenseitig mit ihren Porräthen aushelfsn, Zeitungen,. SMschMfl und Telegramme können bis auf Weiteres in die abgöspervten DäAr nicht befördert werden, da eine etwaig« Bestellung für den.Knef- träger mit Lebensgefahr verbunden wär«. Deutschland. Bismgrck hat sehr genau gewußt, -wH- er tW, als er neulich mit großem Geräusch die Welt wissen ließ, :DßUM- lands Bündniß mit Oesterreich sei in allex Form ,Gchu- und Trutz abgeschlossen. Wer gegen Deutschland aber Oesterreich M- laufen wolle, habe es mit beiden, mit Deutschland.uzch-Hesters zu thun. Frankreich hat die Warnung verstanden . Wh schrpromP» geantwortet. Das „Journal des Vedats? in Paris, .das Sprachrohr des Minister-Präsidenten Duclerc, antwortet: „Mr glauben, daß unsere Negierung gut bergthen war, als sie bei allen AeußerungM ihrer auswärtigen Politik die zwischen den beiden Großmächten yW Mitteleuropa getroffenen Ablnachungen in Rechnung zog, und her