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Metzer fkr Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" niit 30 Pf. berechnet. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonneinentspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. pr»imweranso. Zwönitz und Umgegend Organ für den Stadtgemeinderalh, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. SN. Sonnabend, den 29. April 1882. 7. Jahra. Bekanntmachung, Nachdem das Austragen der staatlichen Einkommensteuerzettel auf das Jahr 1882 beendet, werden alle Personen, welche am hiesigen Orte ihre Beitragspflicht zu erfüllen haben, denen aber die Mittheilung des Einschützungsergebnisses nicht hat behändigt werden können, hierdurch in Gemäscheit der in tz 46 des Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878 enthaltenen Bestimmung anfgefordert, sich ungesäumt bei der hiesigen Stadtsteuereiunahme zu melden. Zwönitz, am 28. April 1882. Der Bürgermeister. Schönherr. Tagesbericht. — Zwönitz. Als Nachtrag der hiesigen Geburtstagfeierlich keiten Sr. Majestät des Königs sei noch erwähnt, daß von Seiten der freiwilligen Feuerwehr ein Fcldmarsch ausgeführt, vom Militär- Veteranenverein hingegen eine Soiröe, verbunden mit musikalischen Vorträgen, im Vereinslokale arrangirt worden war. Der vom Vor stande gehaltenen und aus dem Vereinsorgane, dem Kameraden, entnommenen Festrede, schloß sich ein auf Sr. Majestät dein Könige ausgebrachtes Hoch an, an welchem die von den zahlreichst ver sammelten Mitgliedern gesungene Sachsenhymne sich anrcihte. Ent behrte auch die auf eigene Kraft sich stützende Festfeier der witzigen Trinksprüche viele u. s. w., trennten sich trotzdem die Festgeuossen erst in später Stunde. Auf die am Morgen von der priv. Schützen gilde wie am Nachmittage vom Militür-Veteranenverein abgesandten Glückwunschtelegramme, geruhte Se. Majestät mit den Worten „Ich danke kameradschaftlichst sür die mir zugegangenen freundlichen Wünsche" huldreichst per Telegramm zu danken. — Zwönitz. Am vergangenen Montag hielt Herr Or. Wis licenus im hiesigen Gewerbeverein einen Vortrag über „Deutschlands Urgeschichte." — Redner rühmt zuerst die Treue, mit welcher das deutsche Volk Sprache, Sitten und Gebräuche ihrer Vorfahren be wahrt habe. Hierauf geht er zur Entdeckung Deutschlands durch den Seefahrer Pytheas ans Massilia zu Anfang des 3. Jahrh. v. Ehr. über, welcher, als er den Nordpol erforschen und den Seeweg nach der Zinninsel und Bernsteinküste aufsnchen wollte, an die Küste Skandinaviens und die jetzige Ostseeküste gelangte und die ersten Berichte über Deutschland giebt. Ferner schildert Redner die Kämpfe der Römer mit den Cimbern und Teutonen, die Eroberung Deutschlands bis zur Elbe durch die Römer und endlich in recht lebhafter Weise die Befreiung vom Nömerjoche durch Armin. Nachdem Redner noch des jetzigen deutschen Reiches gedacht hatte, schloß er unter dem leb haftesten Beifall der Versammlung. .— In der am 16. ds. Mts. in Schwarzenberg stattgefun denen Gauturnrathssitzung wurde das Programm für die diesjährige Gauturusahrt wie folgt fcstgestellt: 1) Vormittag 11—12 Uhr Em pfang im Tucher'schen Gasthof in Bernsbach; 2) Nachmittag 1 Uhr Abmarsch nach dem Spiegelwald; 3) Aufstellung und Begrüßung von Seite» Bernsbachs. Hierauf Ansprache von Seiten des Spiegel wald- bez. Erzgebirgsverein und Ansprache des Gauvertreters. — Die hierauf folgenden Wettturnübungen sind nach dem Programm des Gautnrnfestes zu Schneeberg vorzunehmen, während für die Freiübungen das Programm des diesjährigen Kreisturnfestes in Chemnitz als Richtschnur dient. — Die Function als Kampfrichter wurde den Herren Lehrer Sieber und Otto Häußler-Zwönitz, Kieß ling-Aue und Herklotz-Eibenstock übertragen. — Jeder Verein hat mit einer Standarte zu erscheinen, dagegen mit Fahnen und Schärpen sich nicht zu bedienen. — Zu erwähnen ist noch, daß der von Herrn Ebersbach-Zwönitz eingebrachte Antrag, das Geschäftsjahr für unsern Gan nicht mehr wie bisher, am 1. April, sondern mit dem Kalen derjahr, also mit dem 1. Januar beginnen zu lassen, einstimmig an genommen wurde. — Die nächste Gauturnvorstunde findet Sonntag den 7. Mai in Aue statt. — Se. Majestät haben geruht, dem Fabrikarbeiter Christian Friedrich Hofmann aus Werdau und der Kremplerin Wilhelmine verw. Möckel daher, welche am 25. Dezember v. I. den Ehemann der Möckel den Armenhausbewohner Carl Hermann Möckel von Werdau ermordet haben, und demzufolge am 23. März d. I. von dem Kgl. Schwurgerichte hier ein jedes" zum Tode verurtheilt wor den, die zuerkannte Todesstrafe in eine lebenslängliche Zuchthaus strafe umzuwandeln. — Die Uebungen der Ersatzreservisten I. Klasse im Bereiche des Kgl. sächs. Armeekorps beginnen für die zur ersten Uebung heran zuziehenden Ersatzreservisten am 24. August d. I. und für diejenigen, welche bereits einmal geübt haben, am 5. Oktober d. I. — Die schon früher in der Sommersaison auf der Strecke Thalheim-Chemnitz an allen Sonn- und Festtagen eingerichtete Personenbeförderung mit dem 7 Uhr 36 Min. Nachm. in Thalheim abgehenden Güterzuge, soll auch in diesem Jahre wieder ins Leben treten, doch wird sie nicht erst mit dem neuen Sommerfahrplan, vielmehr bereits von Anfang Mai l. Js. an beginnen: sie kann mithin zum ersten Male Sonntag, den 7. Mai l. Js., benutzt werden. Der Zug verläßt Thalheim, wie schon bemerkt, 7 Uhr 36 Min. Abends, Burkhardsdorf 8 Uhr 6 Min., Einsiedel 8 Uhr 40 Min. Abends und trifft 9 Uhr 18 Min. Abends in Chemnitz (Hauptbahnhof) ein. — Es ist eine bekannte Sache, daß sich manche Handwerks burschen beim Bäcker für Bäcker, beim Fleischer für Fleischer u. s. w. ausgeben, um ein größeres Geschenk zu erhalten. Wird nach ihren Papieren gefragt, so wollen sie dieselben auf der Herberge liegen haben, erbieten sich zum Holen, kehren aber nicht wieder. Kürzlich wurde aber in Gräfenthal doch ein solches Bürschchen recht in die Enge getrieben. Zu einem Fleischer kommt ein schneidiges Hand werksbürschchen und „spricht das Handwerk an". 'Nachdem er eine Gabe von 20 Pf. erhalten hat, spricht der Meister: „Sie können mir jetzt ein Kalb schlachten". Bleich und zitternd folgt er in de» Hof, als ihm da das Messer gereicht wird, stöhnt er: „Ich kann das Kalb nicht schlachten, ich bin ja — ein Schneider". "Der gut- müthige Fleischermeister lachte und ließ den Helden ungehindert weiter ziehen. — Dem Stadtrath von Chemnitz ist jetzt anonym die Summe von 1000 Mark zngesandt worden mit der etwas weit reichenden Bestimmung, diese Summe durch Zins auf Zins bis zu 100,000 Mark anwachsen zu lassen, dann aber diesen ganzen Betrag zu einer Verschönerung der Stadt oder einer gemeinnützigen Stiftung zu verwenden. Der Nath hat die Schenkung angenommen. — Chemnitz, 26. April. Nach einer gestern bei der hiesige» k. Staatsanwaltschaft eingegangenen Verordnung des k. Justizmi nisteriums hat sich Se. Maj. der König bewogen gefunden, die dein Fleischergesellen Karl Theodor Türpe aus Limbach wegen Er mordung der 7 Jahre alten Lydia Clara Voigt in Mittelfrohna zu erkannte Todesstrafe im Gnadenwege in lebenslängliche Zuchthaus strafe zu verwandeln. Es wird nunmehr unverzüglich die Ueber- sührung Türpe's in die Strafanstalt Waldheim erfolgen. — Am Donnerstag Morgen 8 Uhr 31 Minuten wurde der Mörder Karl Theodor Türpe durch zwei Transporteure mittelst Eisenbahn in die Strafanstalt Waldheim transportirt. — Schweta bei Mügeln. Am 21. April wurde ?. Kaufer aus Großhennersdorf in der Oberlausitz, welcher am 16. April seine Probepredigt in hiesiger Kirche gehalten hatte, von dem Kirchenvor stand zum Pfarrer von Schweta gewählt. Um beregte Stelle hatte» sich 138 Geistliche beworben.