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Metzer für Dienstag, den 2. Mai 1882. 51. 7. Jahra. Inserate werden bi» spätesten» Mittags de» vorhergehenden TageS des Erscheinen» erbeten und die CorpuSspalten zelle mit lv Pf., unter „Eingesandt"- mit 30 Pf. berechnet. Erscheint wöchentlich drei Mal und -war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich t Mark 20 Pf. prsen»wer»n<tn. Bekanntmachung, Nachdem das Austragen der staatlichen Einkommensteuerzettel auf das Jahr 1882 beendet, werden alle Personen, welche am hiesigen Orte ihre Beitragspflicht zu erfüllen haben, denen aber die Mittheilung des Einschätzungsergebnisses nicht hat behändigt werden können, hierdurch in Gemäßheit der in 8 46 des Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878 enthaltenen Bestimmung aufgefordert, sich ungesäumt bei der hiesigen Stadtsteuereinnahme zu melden. Zwönitz, am 28. April 1882. Der Bürgermeister. Schönherr. Zwönitz und Umgegend Organ für den Stavtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. Tagesbericht. — Zwönitz, 1. Mai. Heute Vormittag wurde Herr Polizei- Registrator Friedrich Otto Adam aus Chemnitz von Seiten des Herrn Amtshauptmann Schwedler und den versammelten Stadtge- meiuderathsmitgliedern als Bürgermeister hiesiger Stadt in Pflicht genommen. — Freiberg. Vergangenen Montag hielt die hiesige Tischler- Innung ihre Quartal-Versammlung ab, welche Zeugniß ablegte, daß die Innungen sich immer mehr erweitern. Es hatten sich vier in der jüngsten Zeit selbstständig Gewordene zur Mitgliedschaft ange- meldet und dieselben wurden ausgenommen. Ebenso wurden nach bestandener Gesellenprüfung durch ein Probestück 9 Lehrlinge los gesprochen, nackdem Herr Obermeister Erler noch ermahnende Worte für die Zukunft an dieselben gerichtet hatte. Auf Einladung waren die Herren Stadträthe Beyer und Mauckisch erschienen nnd refferirten über die beabsichiigle Veränderung des Herbergöwesens und der Unterstützung durchreisender Handwerksgesellen seitens des Vereins gegen Hausbettelei, worauf sämmtliche anwesenden Meister ihren Beitritt zu genanntem Verein unterzeichneten. Es ist wünschens- werth, daß anch die immerhin »och große Anzahl Meister, welche der Innung noch nicht angehören, diesem Beispiel folgen und so die wohlgemeinte Veränderung des Handwerksgesellenlebens unter stützen möchte». Verschiedene wichtige Innungs-Angelegenheiten hielten die Mitglieder bei reger Debatte noch lange zusammen. — Meerane, 25. April. In voriger Nacht ^3 Uhr ver schied ganz plötzlich, von einem Herzschlag getroffen, Herr Rechts anwalt Albert Speck hier, Vorsitzender des hiesigen Kirchenvorstandes. Obwohl schon längere Zeit an leichtem Unwohlsein leidend und des halb eine Vrunnenwnsserknr gebrauchend, hatte sich der nnn Ver schiedene in gewohntem Eifer fortgesetzt seinen BcrnfSgeschäften hin gegeben nnd selbst gestern Nachmittag noch der für den Kirchenbaufond veranstalteten Geldsammlung sich unterzogen. Die Nachricht von seinem so jäh erfolgten Ableben erregte deshalb heute Morgen hier allgemeine schmerzliche Sensation und inniges Bedauern. Am schmerz vollsten von diesem Verlnste wird die Gattin des Entschlafenen be troffen, welche sich gegenwärtig ans einer Besnchsreise besinnet und heute früh durch Telegramme von diesem für sie so schweren Schick salsschlage in Kenntniß gesetzt werden mußte. Der Verstorbene stand in seinem 50. Lebensjahre. — Adorf, 28. April. Heute Nachmittag wurde in einem ab gelegenen, wasserlecrcn Brunnen auf Mühlhausener Flur in der Nähe des Ortes Nemtengrün der bereits in Verwesung übergegangene Leichnam eines neugeborenen Kindes aufgefunden und polizeilich auf gehoben. Der Leichnam, welcher ungefähr 8 Tage on dem Auf findungsorte gelegen haben mag, war in zwei graugestreifte Tücher eingeschlagen und das Ganze mit einem Stück schwarzseidencn Zeuges umwickelt. Ueber die Mutter des Kindes war vorläufig etwas Be stimmtes nicht zu erfahren, doch ist mit Sicherheit zu erwarten, daß die seitens der sofort am Platze erschienenen Gendarmerie ange stellten Nachforschungen mü Erfolg gekrönt sein werden. — Bautzen, 27. April. Ein recht bedauerlicher Unglücksfall hat sich gestern Nachmittag in der Nähe des hiesigen „Fcldschlößchens" ereignet. Mehrere Realschüler vergnügten sich daselbst mit Schießen aus einer sogenannten Platzpistole, welche aber, um größern Effekt zu erzielen, -von den Knaben mit Pulver und wahrscheinlich mit Schrot geladen worden war, als der im 5. Jahre stehende Knabe des Feldschlößchenpachters Kaltschmidt, welcher, durch das Schießen angelockt, aus dem Garten trat, plötzlich mit einem Schrei blutend zusammensank. Eine Schrotkugel war ihm seitwärts der Schläfe in das Gehirn gedrungen und hat noch nicht daraus entfernt werden können. Die Verletzung des Kindes ist lebensgefährlich. — Von einem ebenso seltsamen wie schweren Unfall ist am Dienstag der Oekonom Mäßig in Altenburg betroffen. Derselbe stand gerade vor seinem Hause in der Ernststraße, als aus dem oberen Stockwerke desselben der eiserne Stab aus seiner Umhüllung heraus- und herunterfiel. Der schwere Stab traf Herrn Mäßig direkt auf den Kopf und es erlitt Genannter eine so bedeutende Verletzung, daß in kurzer Zeit der Tod eintrat. Deutschland. Die Kaiserlich,,).Majestäten haben ihren Aufent halt in Wiesbaden beendigt und «hat sich die Kaiserin bereits am Sonnabend von dort nach Baden-Baden begeben, um hier, wie all jährlich noch einige Wochen zuzubringen, während der Kaiser am Sonntag Abend wieder nach Berlin zurückgereist ist. Die zweite Session der fünften Legislaturperiode des Reichs tages ist am vergangenen Donnerstag durch den Staatsminister v. Bötticher im Auftrage des Kaisers mit einer Rede eröffnet worden, welche, wie bei solchen Anlässen üblich, in der Hauptsache die den Reichstag erwartenden Aufgaben aufzählt. Es sind dies, kurzgcfaßt, ein Gesetzentwurf über Versicherung der Arbeiter gegen Unfälle, welcher in einer anderen Regelung des Hilfskassenwesens und der Krankenversicherung seine Ergänzung finden soll; ferner die abge änderte Gewerbeordnungs-Novelle, die Tabakmonopol-Vorlage, ein Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung des Zolltarifs von 1879 und der Consular-Vertrag mit Brasilien. Da diese Vorlagen all gemein erwartet wurden, so erscheint eine nähere Charakterisinmg derselbe» jetzt als uimöthig, nur bezüglich des Tabakmonopols sei hervorgehoben, daß die Eröffnungsrede erklärt, die Mehrheit der Bundesregierungen werde erst dann zu Vorschlägen behufs der noth- wendigen Vermehrung der indirekten Einnahmequellen des Reiches schreite», men» keine Aussicht auf Zustimmung der Volksvertretung zum Monopol vorhanden sei, außerdem verdient noch erwähnt zu werden, daß die Rede am Schluß die erfreuliche Versicherung aus spricht, daß die auswärtigen Beziehungen des Reiches nach jeder Richtung hin fortdauernd friedliche und freundliche seien. — In der nächsten Sitzung am Freitag den 28. April, fand die Präsidenten wahl statt, welche indessen nicht so glatt verlief, als man erwartet hatte, wenigstens nicht durch Acclamation erfolgte. Gewählt wurde zum Präsidenten Abg. v. Levetzow, welcher 192 Stimmen erhielt, gegen den (secess.) Abgeordneten Schenk von Stauffenberg, auf welchen 97 Stimmen fielen. Bei der Wahl des ersten Vieepräsi- denten wurde Abg. Frhr. zu Franckettstein (Ccntr.) mit 159 gegen 95 Stimmen gewählt, welche Abg. Dr. Hänel (Fortschritt) erhielt, gewählt und zum zweiten Vicepräsidenten nominirte das Hans den Abg. Ackermann (deutschcons.), auf welche» 126 Stimmen fiele», während Abg. v. Benda (»at.-lib.) 115 Stimmen erhielt; das vorige Reichstagsprüsidium ist also wiedergewühlt. Nach der Ernennung der Schriftführer und Quästoren entspann sich eine ziemlich lebhafte Debatte über den Tag der nächsten Sitzung und wurde dieselbe vom Präsidenten schließlich auf Freitag, den 5. Mai, festgesetzt, für welchen Tag die Novelle zur Gewerbeordnung und der Consular- vertrag mit Brasilien auf der Tagesordnung steht.