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Erscheint wöchentlich drei Mal Und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonncmentspreiS beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. prseiumivraiiäo. ÄMWi Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeilr mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. für Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 124 Dienstag, den 28. Oktober 1879.4. Jahrg. TagesgrsHichte. Deutschland. Das Schutzbündnis; zwischen Deutschland und Oesterreich ist eine vollendete Thatsache. Se. Majestät der Kaiser hat sich überzeugt, daß Rußland in Folge seiner panslavistischen Politik für uns kein zuverlässiger Bundesgenosse mehr ist und daß mir für die Sicherung unserer Zukunft sorgen müssen. Der Kaiser hat dabei seine persönlichen Gefühle, welche auf die Freundschaft Rußlands und seines Kaisers sehr hohen Werth legen, dem Interesse und dem Wohle unseres deutschen Volkes geopfert. — Die Frage der Vesetz- Mg des Staatssecretariats im Auswärtigen Amte wird gegenwärtig bereits vielfach erörtert. Als Nachfolger werden genannt Herr von Nadowitz, der sich wegen seiner genauen Kenntniß der orientalischen Verhältnisse besonders dazu eignen dürfte, und Herr von Keudell, dem namentlich nachgesagt wird, daß er das Vertrauen des Reichs kanzlers in hohem Grade besitzt; nach anderer Mittheilung wäre der Minister des Innern, Graf Eulenburg, zum Staatssecretär im Aus wärtigen Amte an Stelle Bülows designirt, und Bitter werde das Ministerium des Innern übernehmen. — Das Verhältniß auf den Samoa-Jnseln scheint recht trostlos zu sein. Die bittere Fehde zwischen den sich feindlich gegenüberstehenden Parteien der Einge borenen, welche um die Herrschaft ringen, dürfte voraussichtlich bald zu einem kriegerischen Ausbruch führen, in welchem auch die Ge fährdung der Interessen unserer Landsleute auf den Inseln zu be fürchten ist. Leider handeln die beiden Hauptmächte, welche auf den Samoa-Jnseln vertreten sind, Deutschland und die Vereinigten Staaten, noch immer nicht einheitlich. Unser neuernannter General- cönsul, Korvettencapitän Zembsch, ist auf Upulu eingetroffen und hat die ihm übertragenen Geschäfte übernommen. Berlin, 24. Octbr. Heute Nachmittag fand in der Matthäi- kirche die Trauerfeier für den verstorbenen Minister v. Bülow statt. Die Kirche war überfüllt, in der Nähe des Trauerkatafalks standen die Minister Graf zu Stolberg, Eulenburg, Kamecte, Bitter, Lucius und Hofmann, die früheren Minister Falk und Hobrecht, die englischen, russischen, französischen, türkischen und österreichischen Botschafter, der bayrische, sächsische, amerikanische, griechische und chinesische Gesandte, die Beamten des Auswärtigen Amtes, der Feldmarschall Moltke und viele Generale. Gegen 2 Uhr erschien der Kaiser mit dem Prinzen Karl und militärischem Gefolge, richtete an die Wittwe des Ver storbenen, derselben die Hand küssend, und sodann an jeden der Hinter bliebenen sechs Söhne Beileidsworte, nahm dann rechts vom Altar, vor welchem die Leiche äufgebahrt war, Platz, wahrend die Hinter bliebenen links Platz nahmen. Nach dem Chorgesang hielt der Generalsuperintendent Büchsel die Leichenrede und ertheilte den Scgens- spruch. Nach dem Gesang des Liedes „Wenn ich einmal soll scheiden" wurde der Sarg nach dem Leichenwagen getragen und, gefolgt von zahlreichen Hofwagen und Privatwagen, nach dem Friedhof der Apostel gemeinde übergeführt. Berlin, 25. October. Die Landtagseröffnung am 28. October erfolgt Mittags 12 Uhr durch den Kaiser. — Der Kaiser und die Prinzen Carl, Friedrich Carl und August von Württemberg sind heute früh zur Jagd nach Hubertusstock gefahren. Oesterreich-Ungarn. Der Adress-Ausschuß des Abgeordneten hauses hat seine Berathung beendet. Die von der Majorität und der Minorität eingebrachten Entwürfe begrüßen mit Befriedigung den Wiederverein der czechischen Abgeordneten, indem sie dabei dem Wunsche nach einer allgemeinen Versöhnung Ausdruck geben. Dieselben be tonen ferner die Wichtigkeit der Lösung der Wehrfrage unter mög lichster Schonung der Steuerzahler, sowie das Erforderniß einer Steuerreform und günstiger commercieller Beziehungen zum Anslande, namentlich zum deutschen Reiche. Während der Majoritäts-Entwurf jedoch.auf die Decentralisatian der Verwaltung, auf die gewissenhafte Erfüllung der StaatSgrundsetze bei Gleichberechtigung aller PoM stämme und die unbehinderte Entfaltung der Wirksamkeit der Land tage Gewicht legt, hebt der Minoritätsentwurf hervor, daß die allgemeine Verständigung keines weiteren staatsrechtlichen Schrittes bedarf und die Vereinfachung der Verwaltung die einheitliche Staats leitung nicht weiter schmälern dürfe. — Nach geschäftlicher Behand lung mehrerer Anträge erklärte der Minister für Landesvertheidigung, Freiherr von Horst, in Beantwortung einer Interpellation, um die Mitte des Monats November würden sämmtliche in Bosnien stehende Neservemänner in ihre Heimath entlassen werden. Von der Negier ling würden Vorlagen eingebracht, betreffend die Herstellung eines Zollverbandes mit Bosnien und der Herzegowina betreffend die Ein beziehung Istriens und Dalmatiens, sowie der Freihäfen von Martin- schizza, Buccari, Porto-No, Zeng und Carlopago in das allgemeine Zollgebiet, betreffend die Einführung einer Verzehrungssteuer von Branntwein und von Zuckererzeugung in Dalmatien und in den Zoll ausschüssen von Istrien und Brody. Frankreich. Im französischen Justizministerium wird gegen wärtig ein Entwurf vorbereitet, der die Schwurgerichte und die Funk tionen des Präsidenten und der Jury betrifft. Dieser Entwurf geht dahin, vom Gerichtspersonal nur den Präsidenten beizubehalten und die beiden beisitzenden Näthe abzuschaffen. Der Präsident hätte nur die Mission, die Debatten zu leiten und die Geschworenen betreffs Rechtspunkten auszuklären, müssen aber das Nesumo der Debatten am Schluffe derselben fallen lassen, da es zum öfteren im Geiste eines Ncquisitoriums gegen den Angeklagten ausarten und die Ge schworenen beeinflussen kann. — Preußen, Rußland, Oesterreich und Italien haben sich betreffs der Errichtung einer speciellen Polizei in Paris verständigt, welche sich über die Umtriebe der Socialisten und die Fortschritte ihrer Verbindungen mit dein Auslande auf dem Laufenden erhalten soll. Wenn Spanien diesem Bunde nicht beitritt, so geschah es nur, weil es die Gelder nicht besaß, um sich an dieser auf den bereitesten Grundlagen beruhenden Organisation bethciligen zu können. Astrales und Sächsisches. — Um den Umfang des Umlaufes von Cinthalerstücken und Neichsgoldmünzen, sowie das gegenseitige Verhältniß beider zu ein ander, thunlichst übersehen zu können, ergeht auf Antrag des Neichs- kanzleramtes gegenwärtig auch an alle, dein sächsischen Ministerium des Illnern unterstehenden Königlichen Behörden lind Verwaltungs stellen, welche Kassen haben, an alle Stadträthe lind die Polizeiümter zu Leipzig und Chemnitz, sowie air alle Sparkassen-Verwaltungen die Anweisung, am 30. d. M. bei dem Kassenschlusse festzustellen, welche Beträge nach Markwührung an Einthalerstücken uno an Reichsgold münzen iil den unter ihrer Verwaltung stehenden Kassen vorhanden sind, und das Ergebniß, nach beiden Sorten getrennt, spätestens bis zum 7. November unter der Adresse der I. Abtheilung des Mini steriums des Innern in der vorgedachten Weise anzuzeigen. — Am 21. October war ein Jahr verflossen, daß das Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Socialdemokratie er lassen worden ist. In dieser Zeit sind 244 Vereine, 307 nicht periodische Druckschriften und 184 Zeitungen und Zeitschriften ver boten worden. Auf einem Neubau an der Berliner Straße in Dresden sind gesteril Nachmittag zwei mit Dacharbeiten beschäftigte Klempner ver unglückt, und zwar ist der eine 4 Etagen hoch hinab in den Hof gefallen und auf der Stelle todt liegen geblieben, der andere hin gegen auf ein Baugerüst gestürzt und mit einigen anscheiyend un gefährlichen Verletzungen davongekommen. Ein Bret, worauf beide gestanden, soll abgerutscht und somit Ursache zu dem Unglück ge worden 'fein.