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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnadend (Vormittag). AbonncinentSpreis beträgt vierteljährlich l Mark SO Ps. I>r«üiiii»vranäo. ÄMger für Inserate werden bis spätesten- Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit IO Pf., unter „Eingesandt" mit Sv Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderakh, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedactcur: Bernhard Ott in Zwönitz. 13L Dienstag, den U. November 1879.4. Jnhrq. Tagcsgeschichle. Deutschland. Ueber die Veränderung in den diplomatischen Kreisen wird gemeldet, daß dem Fürsten Chlodwig von Hohenlohe, unserm Botschafter in Paris, die Stellung des verstorbenen Staats- ministers v. Bülow angeboten sei. Er würde zugleich Vicekanzlcr werden und Graf Stolberg nach Wien zurückkehren. Fürst Renß würde als Botschafter nach Paris gehen. Graf Stolberg soll damit einverstanden sein, dagegen Fürst Hohenlohe noch keine Erklärung abgegeben hat. Oesterreich-Ungarn. Die österreichische Schildwache ain gol denen Horn hat ihren Posten noch nicht besetzt, und schon ist die englische Wehr im Herannahen. In Wien verharrte man auf dem Standpunkte, Englands Auftreten zu unterstützen, soweit es seine Forderungen dem Berliner Vertrage entnimmt, in Betreff des Cypern- vertrages aber England bis zn einer gewissen Grenze gewähren zu lassen. Jedenfalls ist es bedauerlich, daß gerade in diesem kritischen Augenblicke Oesterreich nur durch einen seine Reisekoffer packenden, noch dazu russenfreuudlichen Botschafter vertreten ist. — Oesterreich ergreift auch im Süden voll Tyrol einige Vorsichtsmaßregeln, indem zu den 16 bereits bestehenden Forts an dieser Grenze jetzt noch zwei neue Punkte treten werden, welche mit Befestigungen versehen wer den sollen, und zwar der Monte Brion zwischen Torbola und Aivo und dann das Thal Primos. Die Kosten dafür siud bereits im Etat pro 1880 gefordert. Frankreich. Die Handels- nnd Schifffahrtsverträge zwischen Frankreich einerseits und Großbritannien bez. Belgien andererseits, deren Ablauf am 31. November d. I. bevorstand, sind in der Weise verlängert worden, daß dieselben noch bis zum Ablauf von sechs Monaten, von dem Zeitpunkte an gerechnet, zu welchem der neue französische Generalzolltarif zur Publikation gelangen wird, in Kraft treten sollen. An den Zoll-Ermäßigungen und sonstigen Erleichterungen, welche hiernach im Verkehre von Großbritannien rind Belgien init Frankreich erhalten worden sind, nimmt auch Deutschland vermöge des ihm zustehenden Rechtes ver Meistbegünstigung Theil. — In der Freitagssitzung des Präfekturraths beschäftigte man sich mit der Wahl des Amnestirten Humbert in der Vorstadt Javel. Hnmbert war nicht erschienen. Der Regierungscommissar beantragte die Um- stoßung der Wahl, weil Humbert am 12. October die Bestimmung des Gesetzes, daß ein Kandidat für eine Gemeindewahl seit minde stens 6 Monaten in der Gemeinde domizilirt sein mnß, nicht erfülle. Die Entscheidung des Präfekturrathes ist im Sinne dieses Antrages ausgefallen. — Die französischen Kammern sind durch ein amtliches Decret zum 27. d. Ai. eiuberufen worden. England. Aus Kabul wird berichtet, daß General Roberts von Jakub Khan in Kenntniß gesetzt wurde, in Kabul lägen etwa 9 Laks Rupien, die der Mutter Abdullah Dschans, Scbir Alis Lieb lingssohn, gehörten, vergraben. Soldaten sind damit beschäftigt, diesen Schatz zu heben. Am 30. October wurden 8 Laks, größteutheils in Goldmünzen, ausgegraben. Das ganze Geld ward vorläufig konfis- cirt, da in der Kaffe der englischen Armee Ebbe vorhanden ist. Abdullah Ghawis, der Kammerherr Jakub Khans, ist verhaftet wor den. Der Grund für diesen Schritt wird nicht angegeben. Längs der Cheiber-Noute wird die Ordnung wieder hergestellt. Der Schutar- gardanpaß ist geräumt worden. Seit dem Beginn der Processe sind 11 Gefangene hingerichtet worden. 60 Personen Md wegen des Maffacres verhört worden; es wurde viel falsches Zengniß abgelegt. In Kabul dauern die Nachforschungen nach Waffen und Eigenthum der englischen Gesandtschaft fort. Die Wache des Emirs ist verdop pelt worden, da bekannt wurde, daß ein Fluchtversuch beabsichtigt werde. Italien. Mehr noch als die noch immer schwebende Cialdtni- frage beschäftigt sich das Ministerium mit der bisherigen, nicht ge rade hervorragenden Haltung der Kammer, so daß der Gedanke nahe liegt, dieselbe sehr bald auszulösen und durch eine neue Vertretung zu ersetzen. Akan begreift, daß angesichts dieser inneren Lage König Humbert neben der Bekämpfung des unter der Bevölkerung herr schenden Nothstandes wenig Reizung verspürt, Italien nach Außen hin eine andere, als eine reservirte Haltung einnehmen zu lassen. Ruhland. Die russische Negierung hat nach einer Meldung aus Tübris bei dem Khan von Khiwa Beschwerde geführt, daß die Khiwesen die Turkmenen mit Waffen und Munition versorgen. Ruß land verlangt eine schleunige und energische Unterdrückung dieser Waffen- und Munitionsausfuhr. Uebrigens sollen auch ohnedies die Beziehungen zwischen Rußland und Khiwa sehr gespannt sein, da die Khiwesen mit den Turknienen, weil letztere ebenfalls der sunnitischen Secte angehören, sympathifiren und dieselben in ihrem Kampfe gegen Rußland auf jede mögliche Weise unterstützen. Der Khan von Khiwa selbst soll sich heimlich den Bewohnern von Merw sehr wohlwollend zeigen, da er wohl weiß, daß eine Besitzergreifung Merws durch die Russen bald auch die gänzliche Unterwerfung der zwei noch selbst ständigen Khanate Mittelasiens, Bokhara und Khiwa, unter die Herr schaft der Russen herbeiführen müßte. — Die Beziehungen zwischen der russischen Regierung und ter englischen Botschaft in Petersburg sollen augenblicklich sehr freundliche sein. Lord Dufferin soll dem Fürsten Gortschakoff namens der britischen Negierung gewisse Vor schläge behufs Erzielung einer freundschaftlichen Verständigung zwischen Rußland und England in der centralasiatischen Frage überreicht haben. Türkei. Es heißt, der Sultan habe Midhat Paschas Demissions- gesuch noch nicht angenommen, vielmehr den Gouverneur von Syrien ersuchen lassen, sein Entlassungsgesuch zu motiviren. Die Pforte macht große Anstrengungen, Midhat zur Zurücknahme seiner Demission zu bewegen, denn sowohl das Palais wie das Cabinet seien durch dieselbe in arge Verlegenheit gesetzt worden. Die Rückkehr nach Constantinopel würde man Midhat in keinem Falle gestatten; ec niüßte also wiederum in das Exil wandern. Dies soll um jeden Preis vermieden werden, und man ist bereit, ihm alle Vollmachten, welche ihm bisher verweigert wurden, einzuräumen, damit er seinen Posten in Damascus nicht verlasse. — Aus Constantinopel kommt die Meldung: Der Ministerrath beschloß, dem Sultan anzurathen, daß die von England geforderte Durchführung der Reformen in Kleinasien sofort angeordnet werde und gleichzeitig auch die unver- weilte Durchführung derselben Reformen in den europäischen Pro vinzen erfolgte. Ein Wechsel des Kabinets, mindestens aber der Rücktritt des Premierministers Said Pascha, gilt für wahrscheinlich. Amerika. Von St. Domingo wird gemeldet, daß Puesto Plata und Monte Christo in Blokadeznstand erklärt sind. — Die Indianer in Neumexico haben die Station unweit des Forts Crais eingenommen und 13 Bewohner derselben getödtet. Lokales nnd Sächsisches. — Die Ministerien des Innern und der Finanzen erlassen unterm 4. November eine Bekanntmachung, nach welcher am 13., 14. und 15. November an der k. Forstakademie zu Tharandt ein Lehrkurs für künstliche Fischzucht durch die Professoren Ür. Krutzsch und Lr. Nitsche abgehalten werden wird. Die Vorträge beginnen am 13. Nachmittags um 5 Uhr und werden an den zwei folgenden Tagen Vormittags von 10 bis 12 und Nachmittags von 5 bis 7 Uhr stattfinden. Der Unterricht ist unentgeltlich und gegen vorherige Anmeldung Jedermann zugänglich. Anmeldungen dazu nehmen die genannten Professoren und der Akademieregistrator Stelle entgegen. Leipzig. Der Kriminalabtheilung des Leipziger Polizeiamts ist es, wie schon erwähnt, durch sorgfältige Recherchen gelungen, den