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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Ps. prwnuiuvi-Luäo. Anzeiger für Inserate werden bis spätesten» Mittags des vorhergehende« Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Ncdacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. . 132. Donntrstaq, den 13. November 1879. 4. Jahrg. Bekanntmachung, die Aufstellung von Hanslisten fnr die im Jahre 1880 stattfindeude Erhebung der staatlichen Einkommen steuer betreffend. Nach Maßgabe der Bestimmung in 8 34 bis mit 41 des Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878 und § 22 bis mit 37 der dazu gehörigen Ausführungsverordnung vom 11. October 1878 sind jetzt wiederum die nöthigen Vorarbeiten für die nächstjährige Ein kommensteuereinschätzung aüszuführen und macht sich zunächst die Anfstellung von Hauslisten nöthig. Dieselben werden im Laufe dieser Woche den Hausbesitzern oder deren Stellvertretern zugesandt. Es ist als wünschenswerth zu bezeichnen, daß die Aufzeichnung sämmtlicher steuerpflichtigen Personen in hiesiger Stadt möglichst an einem Tage und zwar den 17. November «. erfolgt. Bei Ausfüllung ist die auf den Hanslisten vorgedruckte Anleitung genau zu beachten. Die Hauslisten sind ausgefüllt binnen 10 Tagen, von der Zufertigung derselben an gerechnet, wieder an Nathsstelle abzugeben. Die Versäumnis; dieser Frist zieht eine Geldstrafe bis zu 50 Mark nach sich. Zwönitz, am 12. November 1879. - DerBürgermeister. .Schönherr.,, Tagesgrschichte. Deutschland. Es ist mit Bestimmtheit anzunehmen, daß in der Welfenfrage eine Wendung sich vorbereitet. Es steht außer Zweifel, daß von den Verwandten des Herzogs von Cumberland in England, Dänemark und Rußland seit den letzten Wochen die lebhaftesten Bemühungen gemacht wurden, den Herzog dahin zu be stimmen, Frieden mit Preußen zu machen. Mit welchem Erfolge dies geschehen, läßt sich nicht sagen, da bis zur Stunde irgend welche positive Vorschläge hierher noch nicht gemacht sind; dagegen ist man bemüht zu erkunden, wie hier die Stimmung in Bezug auf diese Verhältnisse ist. Wenn es sich bewahrheiten sollte, daß eine Heirath des Großherzogs von Hessen, mit einer Hannöver'schen Prin zessin geplant ist, so würde eine solche Eventualität doch wohl auch gegenüber den obwaltenden Verhältnissen einen Ausgleich zwischen der Preußischen Herrscherfamilie und den Hinterbliebenen des Ex königs von Hannover bis zu einem gewissen Grade zur Voraussetzung haben. — Es heißt, der Herzog von Braunschweig beabsichtige, den Herzog von Cumberland zum Mitregenten zu ernennen, da er ihm die Thronfolge zu sichern wünsche. Graf Blome-Salzan, ein zur Zeit der Deutsch-Dänischen Händel zuweilen vermittelnd hervorgetretener Schleswig-Holsteinischer Edelmann, der jedoch zuletzt für Dänemark eingetreten, ist kürzlich in Kopenhagen gewesen und will dort dem dänischen König dringend angerathen haben, seinen jüngsten Schwieger sohn zum Verzicht auf Hannover zu bestimmen, damit er demnächst in Braunschweig secundiren könne. König Christian IX. hat ihm er widert, das thue er ohne dies schon, der Herzog von Cumberland sei aber zu sehr eingenommen gegen den Fürsten Bismarck, um mäh rend der Amtszeit desselben sich zu einer solchen Besiegelung der Preußischen Politik von 1866 verstehen zu können. — In Marine kreisen verlautet, daß eine Verstärkung des deutschen Geschwaders in den ostasiatischen Gewässern von der kaiserlichen Admiralität bereits vor gesehen ist. Den zwei dort stationirtcn Korvetten und den zwei Panzer kanonenbooten soll sich noch die Korvette Bismarck anschließen, um die deutschen Interessen bei einem offenen Ausbruch des Konflictes zwischen Japan rind China sichern zu können. Oesterreich-Ungarn. Das österreichische Ministerium hält es für angezeigt, eine eigcnthümliche Pression ans die Verfassungs partei zu üben, bezw. auf die etwa schwankenden Mitglieder dersel ben, um sie für Annahme der Wehrvorlage zu gewinnen. Ein hochofficiöses Blatt erörtert nämlich die Nothwendigkcit für alle besonnenen und wahrhaft conservativen Männer der Linken des Ab geordnetenhauses, für die Wehrvorlage zu stimmen, zu deren Annahme auch nach Ansicht der Regierung eine Zweidrittel-Majorität erfor derlich sei. Eine Ablehnung der Wehrvorlage müßte unzweifelhaft die Berufung der Rechten zur Bildung einer neuen Regierung und zu förderalistischen Verfassungsexperimenten führen. England. Die Engländer — so meldet ein Telegramm aus der Capstadt — haben eine Proklamation erlassen, der zufolge die Erlaubniß für den Ankauf von Waffen von der Vorzeigung der Steuerquittnngen abhängig gemacht wird. Die Boers von Middle- burg, welche sich weigerten, die Steuern zu zahlen, bemächtigten sich gewaltsam der Waffenvorräthe, leisteten aber Zahlung für dieselben. Oberst Langon ging mit dem 1. Garde-Dragoner-Regiment nach Mivdleburg ab, um dem Gesetze Gehorsam zu verschaffen. Ein An griff der Basutos auf das britische Lager wird als bevorstehend er achtet. Ein britisches Truppendetachement hat das Land bis zum Kadu-Fluß erfolgreich durchzogen. Der Bischof von Natal ver sichert, daß er mit Bestimmtheit die Kosten des Zulukrieges auf acht Millionen Pfund — 160 Millionen Mark — veranschlagen könne, und die Kriege in Südafrika scheinen noch nicht zu Ende zu sein, denn ein Telegramm aus der Capstadt meldet, daß Sir Garnet Wolseley dem Kaffernhäuptling Sikukuui ein Ultimatum gesendet habe. — Das auswärtige Amt steht in Unterhandlung mit der rus sischen Regierung bezüglich einer Regelung der gegenseitigen Bezieh ungen Englands und Rußlands in Mittelasien. Persien hat das An stichen an England gestellt, letzteres möge Merw besetzen. Die rus sische Diplomatie behauptet, Persien habe dasselbe Ansuchen bei Rußland gestellt. — Im Hinblick auf die gegenwärtigen kritischen Zustände in Birma ist es für räthlich erachtet worden, die britischen Truppen an der birmanischen Grenze wesentlich zu verstärken. Es haben demnach 3 Batterien Marschbefehl nach Indien erhalten. Belgien. In dem Geisteszustände der unglücklichen Kaiserin Charlotte von Mexiko, den man bisher für unheilbar hielt, ist eine Besserung eingetreten. Welcher Ursacke man dieselbe zuschreiben muß, ob einer veränderten Behandlungswcise oder ob ihrem jetzigen Ver weilen an den Orten, welche bei der unglücklichen Fürstin Erinner ungen an ihre frohe Jugend wachrufen, ist nicht bekannt. Thatsache aber ist, daß, seit sie das Schloß von Meysse in unmiltelbarster Nähe von Laeken bewohnt, eine Wendung zum Besseren bei ihr bemerkbar wird, und daß lichte Zeitpunkte häufiger eintreten und auch von längerer Dauer sind als je zuvor. Italien. Sowohl auf dem Felde der inneren wie auf dem der äußeren Politik herrscht gegenwärtig noch vollständige Windstille. Einige Abwechselung brachten in den letzten Tagen die Telegramme über den herzlichen und enthusiastischen Empfang des Königs in Turin und die bei dieser Gelegenheit auch den ihn begleitenden Ministern Cairoli, Villa und Baccorini zu Theil gewordenen Sympathiebe weisen. Rustland. Die Nachrichten über das Befinden der kaiserlichen Majestäten lauten günstig. Am 29. October ist Professor Botkin, welcher als Arzt Ihre Majestät die Kaiserin zuerst nach Schloß Hei ligenberg bei Jngenheim und dann nach Cannes in Südfrankreich begleitet hatte, hier eingetroffen, um seine klinische Thätigkeit wieder aufzunehmen. Sicherlich mit Recht schließt man schon aus der bloßen Thatsache seiner Rückkehr nach Petersburg, daß die Meldungen von