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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwur Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. prsenumeranäo. Anzeiger für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Ps. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. Dienstag, den 23. December 1879. 4. Jahrg. Tagesgc schichte. Deutschland. Die Verhandlungen zwischen der deutschen Regierung und dem Vatikan, die wegen Beilegung des staatlich-kirch lichen Conflicts geführt werden und die schon zu mehrfachen Con- fcrenzen zwischen dem Fürsten Bismarck (während seiner Wiener An wesenheit) mit dem Nuntius Jacobini geführt haben, find bis in die neueste Zeit hinein fortgesetzt worden. Seitens der deutschen Neichs- regierung war Geheimrath Hübler nach Wien geschickt worden, um niit dem Nuntius zu unterhandeln. Zum Wcihnachtsfeste wird Ge heimrath Hübler nach Berlin zurückkehren. So viel verlautet, sind die Verhandlungen zwar noch nicht abgebrochen, aber doch nur sehr wenig gefördert, so daß wohl noch Monate vergehen können, ehe an einen gewissen Abschluß gedacht werden kann. Oesterreich. Um einen Ausgleich in der Wehrgesetz-Vorlage zwischen den Abstimmungen des Herren- und Abgeordnetenhauses herbeizuführen, sind am Freitag die Ausgleichs-Commissionen beider Häuser zu gemeinschaftlicher Berathung zusammengetreten. — Der Kaiser empfing den Vorstand der Delegationen und hielt eine An- sprache'an denselben. Die Tagespresse Oesterreichs und Ungarns ist von derselben auf's Höchste befriedigt, da in der Antwort besonders die intimen Beziehungen des Kaiserstaates zu Deutschland betont werden. — Die politischen Skandale bleiben in Pest an der Tages ordnung, doch sind sie vereinzelt zu unerheblich, um ausgezäblt zu werden. Der Finanzminister Szapary ist krank uno will, wenn er genesen, ein milderes Klima zur Stärkung aufsuchen. Man wird nicht fehlgreifen, wenn man dies als den ersten Schritt zum Rück tritt auffaßt. Frankreich. Die Deputirtenkammer hatte bei der Budgetfest- stellnng die Gehälter der höheren Geistlichkeit bedeutend gekürzt; ein Antrag, dieselben wieder zu erhöhen, wurde abgelehnt. Was das Parlament im Großen, das thut der Pariser Gemeinderath im Kleinen, geht aber noch deutlicher zu Werke, indem er den gesamm- ten Cultusetat im städtischen Budget einfach gestrichen hat, obwohl die Verpflichtung der Stadt zur Unterstützung der Kirchen eine ge setzliche ist. Natürlich wird die Regierung diesen Beschluß kassiren. — Ueber die Ministerkrisis liegen neuere Nachrichten nicht vor. Alle schwebenden Fragen der inneren Politik sollen aber ruhen, so lange die Krisis andauert. England. Das Land hält schlechte Weihnachten. Wenn man die Nachrichten über Afghanistan aller offenbaren Beruhigungsfloskeln entleibet, lauten sie geradezu trostlos. General Roberts ist mit seinem ganzen Heere von seiner Rückzugslinie abgeschnitten; auch die tele graphische Verbindung mit Indien ist gestört. Der Entsatz der ein- geschtossenen Armee von Indien ist vor der Hand ganz unmöglich, da eben die Pässe über die Gebirge unpassirbar und wahrscheinlich auch thcilmeise in den Händen der Aufrührer sind. Was auch die Regierung bekannt machen möge, die Thatsache steht unumstößlich fest, daß General Roberts mit seinen 4500 Mann fern im feindlichen Ge biet von circa 30,000 Mann eingeschlossen ist. Der Vicekönig hat 5000 Alaun Truppen verlangt, die auch unverzüglich von England eingeschifft werden sollen. Das Parlament sollte erst im Februar einberufen werden; angesichts der trostlosen Lage in Afghanistan wird es schon früher zusammentreteji. — Auf der Gemeindewiese bei Chislehurstsolldem gefallenen Prinzen Louis Napoleon ein Denkmalzin Form eines Kreuzes gesetzt, werden. — Die Agitation in Irland führt zu stets neuen Verbrechen. Letzten Sonnabend Abend» wurde Lord Fermoy, als er unter dem Portal des Grafschafts-Clubhauses in Limerich stehend, gerade seinen Wagen besteigen wollte, von einem exmittirten Pächter mit einem schweren Knittel niedergeschlagen. Der Attentäter wurde sofort den Gerichten überwiesen. Italien. Der Ministerrath hat das PrHekt einer Weltaus stellung in Nom 1882 angenommen. Das Ausstellungsgebäude soll einen Raum von 200,000 Quadratmeter umfassen und u. A. auch einen Saal für 30,000 Personen enthalten. Spanien. Die politische Krisis in Spanien scheint ihre Schärfe verloren zu haben, obgleich noch nicht bekannt geworden ist, ob die Opposition sich wieder an den Sitzungen der Kammer betheiligt. Es wird berichtet, daß die Kammern sich nach der Abstimmung des Se nats über das Gesetz, betr. die Abschaffung der Sclaverei, vertagen werden. Auf eine bezügliche Interpellation erklärte der Minister des Innern, den der Minorität angehörigen Parlamentsmitgliedern sei keine Beleidigung zugefügt morden; dieselben hätten besser gethan, wenn sie in das Parlament gekommen wären und dort das Ver fahren der Regierung zur Sprache gebracht hätten, als daß sie der Nationalvertretung den Rücken kehrten. Rußland. Bei der strengen Censur, der die russische Presse unterliegt, ist es erklärlich, daß man neuerdings bis zu dem Mos kauer Attentate wenig oder gar nichts von nihilistischen Schandthaten gehört hat. Die Kunde von solchen pflanzt meist das Alles ver größernde Gerücht fort, und so wären wieder mehrere nihilistische Greuel zu melden, wenn man eben den Gerüchten trauen dürfte.— Wichtiger erscheint die Bestätigung der Nachricht, daß der Senat, sowie die höheren militärischen Kreise den Kaiser um eine ständische Verfassung gebeten Hütten. — Das Nihilisten-Comitee in Genf soll, wie es heißt, ein Cirkular an sämmtliche russische Botschafter und Gesandte gerichtet haben, worin dieselben aufgefordert werden, den Czaren zu dem Erlaß einer Verfassung zu bewegen, widrigenfalls die Mordanschlüge auf sein Leben fortgesetzt würden. — Der Gesund heitszustand der Czarin giebt zu ernstlichen Besorgnissen Veranlassung. Der Aufenthalt im südlichen Klima hat nicht die erhoffte günstige Wirkung erzielt, in dem Lungenleiden der hohen Frau ist leider keine Besserung eingetreten, im Gegentheil sind noch neue Krankheitser- scheinvngen hinzugetreten. Die Kaiserin ist 55 Jahre alt. Lokales und Sächsisches. Zwönitz, 20. December. Heute früh 3 Uhr brannte der zum Elterleiner Gemeindeverbande gehörige, Stunde von hier entfernte sogenannte Burgstädtler Mühler-Gasthof bis auf die Umfassungs mauern nieder, ohne daß dem alleinwohnenden Besitzer Hülfe werden konnte, da bei der isolirten Lage der Gebäude weder hier noch andern Orts man dies Unglück zu bemerken vermochte. Sämmtliche Ernte- vorräthe, sowie das meiste Mobiliar, sind ein Raub des verheerenden Elementes geworden. Dringender Verdacht der Brandstiftung liegt gegen einen unbefriedigt aus der Gaststube gegangenen Handwerks burschen vor. Dresden, 20. Dec. Gestern genehmigte die 1. Kammer in ihrer Sitzung, welcher Staatsminister Frhr. v. Könneritz, geh. Schulrath Uv. Bornemann und geh. Negierungsrath Königsheim als Vertreter der Regierung beiwohnten, den Verkauf des Vorwerks Pennrich und trat in Bezug auf die Petitionen: der Stadtgemeinde Altenberg, Be willigung einer Beihilfe aus Staatsmitteln behufs Verminderung der ihr zufolge elementarer Ereignisse erwachsenen Schuldenlast be treffend, des Rittergutsbesitzer v, Sommcrlatt in Kleinhänchen, einen Entschädigungsanspruch betreffend, und der Mitglieder des Kreisturn- rathes des XIV. deutschen Turnkreises, Oberturnlehrer Bier in Dresden und Gen., die Bewilligung einer jährlichen Beihilfe von 10,000 Mark an die Turnvereine Sachsens zur Ausbildung von Turnwarten und Vcreiusvorturnern betreffend, den von der jenseitigen Kammer gefaßten Beschlüssen bei. Nächst? Sitzung unbestimmt. Leipzig, 20. December. Gestern früh lag ein dicker Nebel über der Stadt, welcher eine solche Dunkelheit erzeugte, daß bis in die 10. Vormittagsstunde nur bei Licht gearbeitet werden konnte. Auch heute früh herrschte dicker Nebel. Der Thermometer »zeigte 4—5" Kälte.