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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnemcntsprciö beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. prrvnumvranäo. Anzeiger für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile smit lO Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadlgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 137. Dienstag, den 23. November L879. 4. Jahrg. Bekanntmachung. Sollte» stimmberechtigte Bürger bei Vertheilung der Stimmzettel übersehen sein, so bitte ich, daß sich die Betreffenden zur Ent gegennahme solcher rechtzeitig bei mir melden, beziehentlich solche an Rathsstelle in Empfang nehmen. Zwönitz, am 22. November 1879. Schönherr, Bürgermeister. Bekanntmachung. Hierdurch wird den Hausbesitzern hiesiger Stadt in Erinnerung gebracht, daß dieselben I) bei eintretendem Schneefalle in der ganzen, die Straße oder Gasse berührenden Länge ihrer Grundstücke Bahn für die Fußgänger ohne Verzug herzustellen und solche auch in passirbarem Zustande zu erhalten haben. Die hierbei aufge häuften oder in größerer Menge von den Dächern gefallenen Schneemassen sind über die ganze Fahrbreite der Straßen und Gassen gleichmäßig auszubreiteil. 2) Die an den Dachrändern sich bildenden Eiszapfen müssen sofort heruntergeschlagen werden, jedoch so, daß durch das .Herabfallen Niemand verletzt werden kann. 3) Bei eintretendem Thauwetter ist das Eis von einem jeden Hausbesitzer, soweit sein Grundstück reicht und er zur Reinig ung der Straße oder Gasse verpflichtet ist, auszuhauen und wegzuschaffen. 4) Bei entstehender Glätte ist, um die Gefährlichkeit der Passage zu vermeiden, schleunigst dafür zu sorgen, daß die längst ihrem Grundstück vorbeiführende Straße oder Gasse, namentlich die Fußwege, mindestens in der Breite eines halben Meters mit Sand, Asche, Sägespähnen oder einein anderen geeigneten Material bestreut wird. 5) Gossen, welche zum Abfluß der Trauf- und Wirthschaftswasser dienen, sind auch ohne vorgängiger Aufforderung jeder ¬ zeit offen und gangbar zu erhalten. 6) Schnee aus Höfen darf durchaus nicht auf Straßen, Gassen oder öffentlichen Plätzen abgelagert werden. Jede Zuwiderhandlung gegen obige Bestimmungen wird mit Geldstrafe bis zu 15 Mark oder entsprechende Haftstrafe, welche im Wiederholungsfälle zu erhöhen ist, geahndet. Zwönitz, am 19. November 1879. Der B ü r g e r m e i st e r. Schönherr. Tagesgrsthichte. Deutschland. Nachdem in Betreff des Gesetzentwurfes über die Tagesordnung sich das Staatsministerium bezüglich der Grund züge verständigt hat, erfolgt nunmehr die weitere Bearbeitung oder Umarbeitung in dem Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten. Ungefähr zu Neujahr hofft die Regierung den Entwurf, welcher zuerst an das Herrenhaus gelangen wird, zur Vorlage fertig gestellt zu haben. Von großer Schwierigkeit bleibt dabei die bereits viel erörterte Frage über die Entschädigung für Wildsachen. — König Humbert hat unseren Kronprinzen zum Besuch in Rom eingeladen und es ist wahrscheinlich, daß der Kronprinz im Frühjahr dahin geht. — Der Ausschuß des deutschen Handelstages begann die Berathungen der Freitag-Sitzung mit dem ersten Punkt der Tagesordnung über die in Aussicht genommene Weltausstellung in Berlin. Wir erhalten darüber folgenden Bericht: Obgleich inzwischen bekannt geworden war, daß die Reichsregierung die Zeit einer Weltausstellung nicht für gekommen erachtet und sich mehr für eine deutsch-österreichische Kunst-Gewerbe-Ausstellung interessirt, so war doch der Ausschuß ein stimmig der Ansicht, daß der angeregte Gedanke schon deshalb nicht ohne Weiteres abgelehnt werden könne, damit die Angelegenheit nicht durch Vernachlässigung der berechtigten Interessenten in unberufene Hände gerathe. Jedenfalls wurde die Anschauung energisch vertreten, daß, wenn überhaupt eine Weltausstellung wieder veranstaltet werden sollte, dieselbe in Berlin stattfinden müße. Diesem Gedanken ent sprechend wurde das Präsidium unter dankbarer Anerkennung der von ihm gegebenen Anregung ersucht, durch weitere Verhandlungen mit den sämmtlichen deutschen Handelskammern, sowie mit der Reichs regierung die Angelegenheit weiter zu fördern und dem Ausschuß in seiner nächsten Sitzung über den Erfolg der Verhandlungen Bericht zu erstatten. Hamburg, 21. Nov. Bei einem gestern Nachmittag in dem Hause Wexstraße 21 in Folge einer Gasexplosion entstandenen be deutenden Feuer find mehrere Menschen verunglückt. Vermißt werden im Ganzen 14 Personen; mehrere verkohlte Leichen sind bereits auf gefunden. Oesterreich-Ungarn. So herzlich auch die Aufnahme ge wesen, welche dem russischen Thronfolger in der Hofburg geworden: — an der Thatsache, daß Oesterreich-Ungarns Staatsmänner und alle Organe der öffentlichen Meinung mit ungeschwächtem Mißtrauen auf Rußland Hinblicken, ist dadurch nichts geändert worden. Man fühlt sich freilich seit dem deutsch-österreichischen Septemberprotokoll um vieles ruhiger in Wien, sieht sich in einer vor den Wogen russischer Brandung geschlitzten Stellung auf hohein, trockenem Ufer, aber das Mißtrauen ist nicht zu beseitigen, jetzt so wenig, wie später. Die russische Regierung fördert im Volke die Idee des Panslavismus, und sie muß dies thun. Das dem Volke innewohnende Bewußtsein, es gehöre einer großen, zur einstigen Weltherrschaft bestimmten Völker familie an, ermöglicht dem Kaiser die Fortführung der absolutistischen Regierung. Diesem inneren Regierungsmittel, welches den Nachbarn des Czarenreiches, und in erster Linie Oesterreich-Ungarn schon recht gefährlich ist, steht das ebenfalls von der russischen Regierung be schützte Hetzen und Wühlen auf der Balkanhalbinsel zur Seite, wo durch Oesterreichs wesentlichste Interessen gefährdet werden. Diese beiden Mittel sind die Klippen, an welchen das Dreikaiserbündniß gescheitert ist; sie bilden aber auch den Felsen, an welchem vorbei Deutschland die österreich-ungarische Monarchie aufgesucht und ge funden hat: — wohl verstanden, ein starkgerüstetes ebenbürtiges Oesterreich-Ungarn, welches nicht etwa hinterher auf den Gedanken kommen wollte, auf Kosten des neuen aufrichtigen Freundes Erspar nisse einzuführen und dem Reichsschwerte die Schärfe zu nehmen. Das Abgeordnetenhaus wird sich in dieser Beziehung die Lage der Dinge klar zu machen haben. — Der Wehrvorlage ist im ungarischen Abgeordnetenhause die dort ausreichende absolute Majorität gesichert, da die ausschlaggebende liberale Partei, wie aus Pest gemeldet wird, sich zur Annahme der zehnjährigen Feststellung des Kriegsstandes ein stimmig erklärt hat. Frankreich. Der Präsident Grevy und der Conseilspräsident Waddington haben am Donnerstag der auf der Reise nach Madrid hier eingetroffenon Erzherzogin Christine von Oesterreich einen Besuch abgestattet. Der Minister für öffentliche Arbeiten hat dem Präsi denten Grevy einen Gesetzentwurf vorgelegt, betreffend die Bewillig ung eines Credits von 600,000 Francs zur Vornahme der für den