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Erscheint wöchentlich drei Mal und »war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Marl 20 Pf. prrenuweranäo. Inserate werden bi» spätesten» Mittag- des vorhergehenden TageS des Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. SS. Dienstag, den 22. März 1881. 6. Jahrg. Bekanntmachung Der erste diesjährige Biehmarkt wird Freitag, den 1. April e. abgehaltcn. Zwönitz am 21. März 1881. Der Stadtgemeinderat. Schönherr. Tagesbericht. — Zwönitz. Heute, am Geburtstage Sr. Maj. des Kaisers treten beim hiesigen Postamt in den Dienststunden für den Ver kehr mit dem Publikum und im Ortsbestelldienste dieselben Be schränkungen ein, wie an den Sonntagen. — Niederzwönitz. Die König!. Amtshauptmannschaft Chemnitz macht bekannt, daß an Stelle des zeitherigen Stellvertreters des Standesbeamten zu Niederzwöniv, Herrn Traugott Friedrich Kempt, Herr Fabrikant Gustav Dietel in Niederzwönitz als Vertreter des Standesbeamten zu Niederzwönitz ernannt worden ist. — Auerbach, 18. März. Ein großer Genuß ist uns diesen Nachmittag durch die Aufführung von Hendel's „Alessias" in der hiesigen Hauptkirche von dem hiesigen Seminarchor, sowie durch Mitwirkung eines kunstgettbten Damenchors unter Leitung des tüch tigen Dirigenten, Seminaroberlehrers Reißmann, dargebracht worden. Die Soli, die von Frau Martha Müller, Sopran, Fräulein Helene Uhlmann, Alt, Kantor Rief, Baß, sämmtlich von hier, vorgetragen wurden, erfüllten alle Erwartungen. Der Besuch war aus nah und fern, aus Leipzig, Plauen, Reichenbach, Lengen feld, Treuen, Falkenstein, ein ziemlich starker, sodaß die Einnahme gegen 550 M. ergeben hat, die nach Abzug der Kosten zu wohl- thätigen Zwecken verwendet werden soll. — Lug au, 16. März. In der Nacht vom 10. zum 11. d. M. sind ans der Niederlage von Facius in Lugau 30 Pack Dy namit im Werthe von 270 M. gestohlen worden. — Chemnitz. Bei den neuerlich nicht nur in Preußen, sondern auch in Sachsen hervorgetretencn Bestrebungen, welche auf Beseitig ung der Civilstandsgesetzgebung gerichtet sind, ist die zurückhaltende Stellung bemerkeuswerth, welche neuerdings Vertreter der strengsten kirchlichen Richtung dazu eiuuehmen. Bereits vor wenigen Tagen hielt im Stadtverein für innere Mission zu Dresden Professor von Oettingen aus Dorpat einen Vortrag, worin er vor Allem den Vor wurf zurückmies, daß die neue Civilstandsgesetzgebung die Schuld trage an der zunehmenden Entsittlichung des Volkes, daß es viel mehr ganz anderer Mittel als oer einfachen Wiederherstellung des früheren Zustandes bedürfe, um die Hebung der sittlichen Zustände herbeizuführen. Neuerdings wird ein Beschluß bekannt, welchen am 27. Oktober in seiner letzten Sitzung der Ausschuß der allgemeinen evangelisch-lutherischen Conferenz zu Leipzig gefaßt hat. Derselbe geht dahin, daß die Wiederaufhebung der obligatorischen Civilehe allerdings wünschenswerth und zu erstreben sei, aber nicht um einfach zu dein früheren Stande der Sache zurückzukehren, auch nicht, nm die obligatorische Civilehe gegen die fakultative zu vertauschen, sondern nur dann, wenn an die Stelle der obligatorischen Civilehe die sogenannte erweiterte Nothcivilehe gesetzt werde, dergestalt, daß nicht blos, wie früher, solche Personen, welche keiner oder einer voin Staate nicht anerkannten Religionsgemeinschaft angehören, sondern auch solche Personen, welchen aus kirchlichen Gründen (wegen vor liegender Scheidung, wegen Religionsverschiedenheit rc.) die kirchliche Trauung versagt bleiben müßte, mittels Civilakts eine staatlich rechts- giltige Ehe eingehen könnten. In der Begründung wird hervorge hoben, daß die Kirche nicht wünschen könne, daß Austritte in das Leere, d. h. in die Confessionslosigkeit, stattfänden, daß aber, wenn die Kirche von ihren Angehörigen verlangte, entweder von der be absichtigten Verbindung zurückzutreten oder aus der Kirche auszu scheiden, erfahrungsgeinäß in den meisten Fällen das Letztere ge wählt werden würde. Wenn aber den Betheiligten die Wahl ge stellt werde, entweder kirchliche Trauung oder bürgerliche Ehe schließung zu wählen (fakultative Civilehe,) so wäre bei der Ent scheidung für das Letztere sofort der Austritt aus der Kirche erklärt, während unter den gegenwärtigen Verhältnissen, wo Unkenntniß, Säumniß und Achtlosigkeit vielfach an der Unterlassung der kirch lichen Trauung die Schuld trage, eine Nachholung des kirchlichen Aktes zulässig sei und thatsächlich in den meisten Fällen eintrete. — Dresden. Es fällt sehr auf, daß, obwohl das sächsische Kirchenregiment (das evangelisch-lutherische Landeskonsistorium) gegen über der Agitation gegen die Civilehe hat durchblicken lassen, daß es eine solche Agitation nach den bisher mit diesem Gesetze im kirchlichen Leben gemachten Erfahrungen nicht unterstützen werde, trotzdem der Sturmlauf gegen dieses Gesetz fortdauert. Von be rufener Seite wurde die Diözesan-Versammlung der Dresdner 2. Ephorie mitgetheilt, daß die Trau- und Taufverwetgerungen jährlich in Sachsen geringer werden; ferner daß die Aufhebung der Civil ehe nur in das durch fortwährendes Aufstellen und Abschaffen von Gesetzen ohnehin ermüdete Volk neue Gährung bringen würde; daß, wenn die Kirche sich an der Agitation gegen die Civilehe lebhaft be theilige, dann der Schein erweckt würde, als ob die Kirche nicht des weltlichen Armes entbehren könne und der Macht ihrer inneren Kräfte, des Geistes und des Wortes Gottes nicht vertraue; endlich daß das Civilstandgesetz indirekt der Kirche insofern zum Segen ge worden sei, als es dieselbe zu neuem Eifer und neuer Treue in Arbeit und Gebet erweckt habe. Trotzdem hat die Diözesan-Ver sammlung unter dem Eindrücke jener bekannten fulminanten Rede des Pastor Siedel sich für Aufhetzung der Civilehe erklärt. — Dresden, 17. März. Im Laufe des gestrigen Nachmittags hat sich der Generaladjutant Sr. Majestät des Königs, General- lleutenant v. Carlowitz mit den zu seiner Begleitung commandirten Offizieren — Oberst v. Kirchbach, Commandeur des I. Husaren- regimentö Nr. 18, und Premierlieuteuant v. d. Bussche-Streithorst. Adjutant der ersten Cavalleriebrigade Nr. 23 — in außerordent- icher Mission nach St. Petersburg begeben, um Sr. Maj. dem Kaiser Alexander III. ein Condolenzschreiben Sr. Majestät des Königs zu überbringen und demselben gleichzeitig die Glückwünsche zur erfolgten Thronbesteigung auszusprechen, event. auch um im illerhöchsten Auftrag den bevorstehenden Beisetzungsfeierlichkeiten leizuwohnen. — Bischofswerda. Wieder hat die übliche Gewohnheit so vieler Fuhrleute, sich in die Schooßkelle oder auf die Wagendeichsel zu setzen und zu schlafen, ein Opfer gefordert. Am Mittwoch ver unglückte der Gutsbesitzer Rehfeld aus Pohla bei Bischofswerda da durch, daß er aus der Schooßkelle eines scknverbeladenen Wagens, welchen er mit Stroh nach Dresden fahren wollte, so unglücklich fiel, daß ihm das Vorderrad auf dem Halse stehen blieb. Als der