Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal und ,war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Ps. prsenumeranäo. ÄNMM für Inserate werden bis spätesten» Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Orga« für den Stadtgemeixdcrath, dm Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. Donnerstag, den 26. Mai 1881. 6. Jahrg. «2. Bekanntmachung. Nach 8 13 8ud o des Regulativs für das Hospital der Stadt „Zwönitz" sind die Zinsen von 100 Thaler (300 Mk.) zur Aus stattung eines sich um das Meisterrecht bewerbenden Handwerksgesellen und eines sich verheirathenden Mädchens nach folgenden Bestimm ungen zu vertheilen. „Es werden die Zinsen dieser 100 Thaler (300 Mk.) jedesmal 10 Jahre lang gesammelt und dann zu gleichen Theilen an einer männlichen und einer weiblichen Person vertheilt. Beide müssen, um dieser Ausstattung theilhaftig werden zu können, arin sein und aller andern Hilfsquellen ermangeln, so daß sie weder das Meisterrecht noch eine Ausstattung aufzubringen im Stande sind. Es müssen auch diese Personen nach dem Zeugnisse des Schullehrers die Schule gut besucht und sich resp. in der Lehre und sonst gut aufgeführt haben, ihre Eltern besonders ehrfurchtsvoll behandelt und sich überhaupt untadelhaft betragen haben." Diese Zinsen gelangen in diesem Jahre zur Vertheilung, indem wir dies andurch bekannt machen, fordern wir zugleich diejenigen, welche sich um diese Stiftung bewerben wollen, hierdurch auf, ihre diessallsigen Gesuche binnen der nächsten 3 Monate und bis spätestens den Sv. Juni d. I. schriftlich bei dem mitunterzeichneten Bürgermeister anzubrinzen. Zwönitz, ain 30. März 1881. Neidhardt, Pfarrer. Schönherr, Bürgermeister. Tagesbericht. — Die Wahlen zur sächsischen Ständeversammlung sind, wie verlautet, auf den 12. Juli festgesetzt. — Aus Dresden wird berichtet: die Erdbeeren blühen Heuer in besonders günstiger Weise ab, wie man sich besonders in den Bergen der Lößnitz vom Paradies bis Walther's, vom Bergrestaurant beim „Wilden Mann" und in Loschwitz überzeugen kann. Die neuen Kartoffeln keimen bereits hier und da, das Winterkorn schießt überall in die Halme, den zahlreichen Hasen Versteck bietend. Spinat, Zwiebeln und anderes ist im Wachsen und die Apselblüthe mit zartein Roth und Weiß erfreut die Wanderer. Bereits blühen Roßkastanien, die Hollunder, der Erbsenbaum, Johannes-, Stachel und Heidelbeer, letztere reichlich, den Armen zur besonderen Freude. — Durch den in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend niedergegangenen starken Gewitterregen wurden in Dresden an einigen Stellen Ueberschwemmungen des Straßenkörpers hervor gerufen. So drang in Folge eingetretener Verstopfung einer Schleußenöffnung das Wasser sogar in eine in der Straße an der Herzogin Garten gelegene Hausflur ein und nöthigte die Parterre bewohner, behufs Treffung von Abhilfe, den Weg durch das Fenster zu nehmen, während die Sänger- und Arndtstraße sowie die Leub nitzer- und Liebigstraße an ihren Kreuzungspunkten und die Lennö- straße vor der Mündung der Herkules-Allee nur in der Straßen- mitte noch zu passiren war. — Zwickau, 23. Mai. Gestern Sonntag gegen Abend etwa 6 Uhr 15 Min. (die Zeitangaben schwanken in natürlicher Folge der Uhreudifferenzen um einige Minuten), wurde hierorts ein etwa zwei Secunden dauernder Erdstoß beobachtet., Nach einer uns zugegan genen Mittheilung erschien die Bewegung als eine oscillirende und erstreckte sich in der Richtung von Südost nach Südwest, was uns auch von anderer Seite als zutreffend bezeichnet wird. Es wurden dabei verschiedene Wahrnehmungen gemacht, so z. B. das Klirren von Lampen in einem diesbezüglichen Geschäft, Bewegung von Möbels in Wohnungen, wieder andere Personen hatten das Gefühl, als habe irgend eine Explosion stattgefunden oder sei etwas einge stürzt rc. Im Freien ist weniger beobachtet worden, doch hatte z. B. ein an einem Gartenzaun lehnender junger Mann das Gefühl, als ob sich der Zaun umlegen wolle. Als ergänzend wird uns mit- getheilt, daß die Erschütterung von den diensthabenden Telegraphcn- Beamten zwar wahrgenommen wurde, jedoch nach sofortiger Controls, des für Beobachtung solcher Zwecke im Telegraphen-Apparatezimmer permanent aufgestellten Instruments, dieselbe als eine schwache zu bezeichnen ist, da dieser Apparat nicht in Function trat, die genaue Zeit und Richtung somit auch an ihm nicht constatirt werden konnte. Aus der Umgegend erfuhren wir Bestimmtes noch nicht; doch sei hiermit bemerkt, daß man ergebenst bittet, etwaige genauere hier und in näherer und weiterer Umgegend gemachte Wahrnehmungen in Bezug auf Stärke, Zeitdauer und Richtung des Erdstoßes behufs ge nauerer Untersuchung und Feststellung des Vorganges an Herrn Realschuloberlehrer Schnorr hier schriftlich gelangen lassen zu wollen. — Schedewitz, 24. Mai. So wie vor'm Jahre der allge meine Zug nach dem glückverheißenden Brasilien unserem Orte einige Familien entnahm, hat auch die heurige Auswanderungslust nach Nord-Amerika einen Theil hiesiger Bewohner ergriffen. Trotz der von wohlmeinenden Landsleuten aus dem fernen Westen herüber schallenden Warnungsrufe sind am Sonntage einige junge Leute von hier nach Hamburg behufs Einschiffung nach Amerika abgereist und schon rüsten sich wieder mehrere Familien zum Abzüge, um sich in der neuen Welt ein „besseres" Heim zu suchen. Dabei ist zu be klagen, daß auch Familienväter sich dem Auswanderungstroß an schließen und ihre Familien oft in Noth und Sorge zurücklassen. — Während in der Nachtschicht vom 21. zum 22. ds. Monats in einer von den Bauen der Schaderschüchte nach dein Stölzelschachte in Oberhohndorf führenden Wafserlösungsstrecke ein Steiger mit. 4 Arbeitern damit beschäftigt war, eine Geröllmasse, hinter welcher sich das Wasser gestaut hatte, zu durchbohren, ward von einer plötzlich frei werdenden Wassermenge einer jener Arbeiter, der Berg zimmerling Carl Friedrich Schmiedel von hier, rückwärts gegen die Zimmerung geworfen und hierdurch entweder getödtet oder doch so weit verletzt, daß er in dem sofort eiugetretenen Dunkel dem Tode des Ertrinkens nicht entrinnen konnte. Ein anderer Arbeiter, welchen der Steiger durch Festhalten am Arme gegen das Fortreißen schützte, erlitt eine Verrenkung dieses Armes. Der tödtlich verunglückte rc. Schmiedel aus Hermanusdorf bei Geyer gebürtig und 47 Jahre alt, hinterläßt eine Wittme mit 8 Kindern. — Burkhardtsdorf, 21. Mai. Wie schon mehrfach berichtet worden, fanden in letzter Zeit verschiedene Diebstahle, bezw. Ein brüche hier und in der Umgegend statt. Jetzt scheint es, daß der Haupturheber derselben gefunden worden ist, wenigstens wurde heute durch den hiesigen Brigadier ein junger Mann von hier gefänglich eingezogen, bei welchem sich 290 Mark vorfanden, die einem Schiefer decker in Adorf gestohlen waren. Noch machte der Betreffenve am hiesigen Gasthose am Auenberge einen Fluchtversuch, wobei er das gestohlene Geld wegmarf, wurde jedoch von mehreren anwesenden Ortsbewohnern sofort wieder eingeholt und sieht nun, in festen Ge wahrsam gebracht, der gerechten Strafe entgegen. (CH. Tgbl.) — Adorf, 22. Mai. Heute zog eine etwa 20—24 Mann starke Zigeunerbande, die ihre Kinder und Habe auf 2 Karren mit sich führte, durch unsere Stadt. Die Männer trugen kurze, reichlich mit Metallknöpfen besetzte Jacken, während die Frauen sich in bunten, türkischen Röcken und schwarzen Taillen gefielen und bei den Kindern