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Erscheint wöchentlich drei Mal und ,war Dienstag, Donnerstag und Sonnabeyd (Vormittag). AbonnementSpreis betrügt vierteljährlich t Mark 20 Pf. prwnuwvranüo. Meiger für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden TageS des Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit SS Pf. berechnet. Zwönitz und Ilmgegend Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. . Dienstag, den 23. Mai 1882.7. Jabra. Tagesbericht. — Das Königliche Ministerium des Innern hat beschlossen, dem Badeorte Elster i. B. aus Mitteln des sächsischen Kunstfonds ein plastisches Kunstwerk zu gewähren, das in einer Figurengruppe be stehen soll und läßt zu diesem Zwecke eine allgemeine Bewerbung um die Ausführung dieses Kunstwerkes eintreten. Der akademische Rath zu Dresden ladet die hierländischen bez. in Sachsen in Aus übung ihrer Kunst lebenden Künstler zur Concurrenz ein. Von Gyps ausgeführte Modellfkizzen werden bis 14. October d. I. Abends 6 Uhr von dem Castellan der Kunstakademie zu Dresden in Empfang genommen. Für die besten Entwürfe, worüber der akademische Rath entscheidet, sind drei Preise i.n Betrage von 500 M., 400 M. und 300 M. ausgesetzt. — Ein Tndesurtheil ist am Montag von dem Bautzner Schwur gericht gefüllt worden. Wie bekannt, wurde am Abend des 19. Oc tober v. I. die Müllersehefrau Marie Liddy Marx geb. Sachse von ihrem von einer Geschäftsreise heimkehreuden Ehemann, deni Mühlcn- besitzer Ernst Julius Marx in Langwolmsdorf im Mühlhause er mordet vorgefundeu. Der der That dringend verdächtige und Dags darauf gefänglich eingezogene Ziegeldecker Wilhelm Moritz Anton hat nun sowohl in der Voruntersuchung, als auch in der stattge fundenen Hauptverhandlung zngestanden, die Frau Marx am ge dachte» Abende mit einem Beile erschlagen und sie sodann beraubt zu haben. In Gemäßheit des Wahrspruchs der Geschworenen wurde Anton daher zum Tode und außerdem zu zehnjähriger Zuchthaus strafe verurtheilt. — Am vorletzten Sonnabend mußte ein Lehrer wegen Vergehens gegen A 186, 3 des R.-Str.-Ges.-Buches gefänglich eingezogen werden und zwar in Bernsdorf bei Lichtenstein der Lehrer Gerstenberger. — Kirchberg, 17. Mai. Gestern Abend ^8 Uhr schreckte abermals Feuerruf die Einwohnerschaft. Der Heerd des Feuers be fand sich in dem Bodenräume des Fleischermeister Gerber'schen Hauses am alten Gottesacker, einem sehr feuergefährlichen Häuser- complexe. Glücklicherweise hatte zur Zeit deS Ausbruches eine Ab- theilung unserer wackeren freiwilligen Feuerwehr sich zu einer Uebung auf dem nahen Neumarkte eingefunden. Durch diese und die in ganz kurzer Zeit herbeigeeilten weiteren Mitglieder dieser Corporation war das Feuer bereits '/zO Uhr gedämpft und jede Gefahr beseitigt. Ein im Gerberscheu Hause wohnendes I2jähriges Mädchen, auf welches sich der Verdacht lenkte, hat auch bereits eingestandeu, das Feuer aus Furcht vor Strafe angelegt zu haben und ist deshalb verhaftet worden. — Werdau. Auf anderwcites Ansuchen des Vereins gegen Hausbettelei hat nunmehr das Studtverordneten-Collegium sich be reit erklärt, die Unterstützungen armer Durchreisender auf die Stadt kasse zu übernehmen. — Leipzig, 19. Mai. Das Landgericht verurtheilte Bebel wegen Beleidigung des Bundesruths unb Verächtlichmachung der Staatseinrichtungen durch ein Wahlflugblatt zu 1 Monat Gesängniß. — Oschatz, 17. Mai. Heute Morgen wurde die Einwohner schaft unserer Stadt in große Aufregung versetzt durch die Nachricht von einem Einbruchsdiebstahl, wie solcher in seiner Größe hierorts zu den Seltenheiten gehört. Das Schaufenster des am Neumarkt, neben der Post gelegenen Ladens des Goldarbeilers und Juweliers Eduard Ullrich ist in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch zum großen Theil ausgeräumt worden und beziffert stch der vorläufig ungefähr festgestellte Schaden auf ca. 9000 M. Es sind gestohlen: 20 massive Herrenketten, darunter Panzerketten und langgegliederte, ein Etui mit 80 Stück Herrensiegelringen, 8 Damenuhrcn, (die Nummern der Damenuhren sind folgende: 87,244, 30,279, 75,694, 21,616, 21,614, 696, 20,736 und 21,606), worunter zwei Remoutoir- uhren, 10 Stück Armbänder und zwar gegliederte, 3 Armbänder u. Mittelstück, 6 Dutzend silberne Kaffeelöffel, eine Herren-Nemontoiruhr, 5 Kreuze, 1 Panzer-Collier Kette, 10 Garnituren, zwei Dutzend Paar Ohrringe, eine breite originelle Korallen - Kette, sowie Medaillons, Kreuzchen, Knöpfe rc.; genaue Feststellung des Schadens wird noch erfolgen. Der Diebstahl muß in der Nacht gegen ^2 Uhr, be günstigt von der Finsterniß — es brannte auf dem großen Platze keine Gasflamme —, ausgeführt sein und zwar, wie man anzu nehmen Grund hat, von mehreren Personen, wobei sich jedenfalls einige Fremde befanden. Das eiserne Nouleaux, das die Scheiben des Schaufensters hermetisch verschließt, ist von einem Stemmeisen, das auf einen Stein gesetzt war — dieser ist an der Erde gefunden worden — in dir Höhe getrieben morden, wobei die Seitenriegel, die das Noleaux festhielten, gesprengt wurden. Darnach haben die Diebe die fast '/z Zoll dicke Scheibe zerschnitten und zwar kreuz und quer, nicht regelmäßig; es muß dabei eine nicht geringe Verwundung vorgekommen sein, denn das am Boden liegende Glas, das Trottoir wies gröbere Blutspnren auf, die sich bis zur Hospitalstraße fort setzten. — Des Morgens um 5 Uhr kam ein Lehrling an dem Laden vorbei, sah dessen Schaufenster demolirt und fand am Boden eine goldene Kette liegen, die er in das Schaufenster warf und dann seinem Lehrherrn sofort Mittheilung des Geschehenen machte. Der Schreck, den die Bestohlenen hatten, als ihnen die traurige Mit- theilung gemacht wurde, war natürlich furchtbar, doch wurde sofort Anzeige gemacht und befinden sich bereits alle Organe unserer Polizei in vollster Thätigkeit; natürlich enlzieht sich die Mittheilung über diese zunächst der Oeffentlichkeit. — Der Nachtwächter soll eine unter setzte Person, barfuß, nächtlich laufen gesehen und auch verfolgt haben; in der Hospitalstraße soll man einen Schrei und rasches Laufen ge hört haben. In der Brauhausgasse wurde ein Kettenhalter gefunden, den die Diebe daselbst weggeworfen hatten, ferner in der Hospital gasse ein Etui. Der Posten auf der Hauptwache soll das Klirren des Glases gehört haben, hat jedoch dabei an nichts Böses gedacht. Von Seiten des Bestohlenen ist eine Belohnung von 300 M. aus gesetzt worden. — Bemerkte Blutspuren lassen vermuthen, daß die Einbrecher in der Richtung nach Stauchitz geflohen sind, um von da zu weiterem und schnelleren Fortkommen die Bahn (Riesa-Chemnitz) zu benutzen. — Soeben (Morgens ^11 Uhr) ist aus Lonnewitz ein junger Mensch eingeliefert worden, der dort als verdächtig festge nommen wurde; es ist jedoch sehr unwahrscheinlich, daß derselbe der Einbrecher gewesen. — Marienbad, 18. Mai. Die Wilddiebe treiben in den nahen Wäldern ihr zerstörendes Handwerk mit einer erstaunlichen Frech heit; denn es kommt vor, daß Privatpersonen die Wilderer auf der That ertappen, aber nicht d.'n Muth haben, ihnen entgegenzutreten, weil sie riskiren, dabei das Leben zu verlieren. Wie gefährlich es ist, mit Wilddieben anzubinden, erfuhr jetzt ein Förster der Fürstlich Metlernich'schen Domäne KönigSwart, der einen Mann darüber er tappte, wie derselbe ein eben geschossenes Reh ausweiden wollte. Er stellte den Wildfrevler zur Rede und forderte ihn auf, sein Gewehr abzulegen und stch zu ergeben. Statt der Aufforderung Folge zu leisten, nahm der Mann sein Gewehr und legte auf den Förster an. Dieser, nun zur Nothwehr gezwungen und auf diesen Fall schon vor bereitet, war schneller zum Schüsse fertig als der Gegner; er schoß ab und sandte dem Wilddieb die volle Labung in die Brust. Die Necognoscirung der Leiche ergab, daß der Erschossene ein steckbrieflich verfolgter Verbrecher war, der oft im Kerker gesessen hatte, bei seiner letzten Haft aber ausgebrochen und seit langer Zeit vergeblich ge sucht worden war. Bedauerlich ist es, daß noch viele Leute die Wildfrevler dadurch unterstützen, baß sie ihnen das gestohlene Wild um einen Spottpreis abkaufen. — Zittau, 16. Mai. Ju der heutigen Schöffengerichtssitzung wurde der Redakteur des „Sieh ack har," P. Ehrentraut, früherer Mitarbeiter des „Shlips", wegen durch die Presse begangener Be leidigung des Hrn. Pastors Hey in Großschönau zu 6 Mouaten Ge- fängniß, ferner wegen gleicher Beleidigung des Hrn. Klempnermeisters Schmidt hier zu 14 Tagen Gesängniß, endlich wegen desselben Ver gehens gegen Hrn. Gutsbesitzer Heidrich iu Türchau zu 1 Jahre Gesängniß verurtheilt. Wegen Fluchtverdachts wurde die sofortige Haftnahme des Ehrentraut beschlossen und verfügt.