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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich t Mark 20 Ps. prrei>um«r»n(tn. Inserate werden biS spätestens Mittags deS vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit lv Pf., mite»' „Eingesandt" mit 29 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend, ärgern für den Stavtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 62. Sonnabend, den 27. Mai 1882. 7. Jahrg. Bekanntmachung an die hiesige Schulgemeinde, daß das neuangefertigte Schulgeldcatastcr im Raths-Cassenzimmer bis zum 12. Juni a. e. zur Einsicht ausliegt und daß etivaige Neclamationen bis dahin an den Schulvorstand abzugeben sind. Zwönitz, den 24. Mai 1882. Der Schulvorstand allda: Neidhardt, Pf. Pfingsten. Pfingsten, das wonnigste und lieblichste aller Feste, ist wieder in das Land gezogen! Begünstigt durch eine herrliche Jahreszeit, in welcher des Winters Stürme verschwunden und in der Regel ein blauer heiterer Himmel mit warmen Sonnenstrahlen dauernde Herrscher geworden sind, ist Pfingsten das eigentliche Frühlingsfest, die Krön ungsfeier des Lenzes. Wälder und Fluren prangen nun in ihrem schönsten Schmucke und Mutter Erde zeigt ihr grünes und buntes Festgewand in voller Schöne. Das Erwachen und Auferstehen der Natnr um die Osterzeit ist zu Pfingsten zur vollendeten Wahrheit geworden und selbst die öftere Wiederkehr einiger rauhen Tage konnte die Segenspende nicht verhindern. Doch wenn wir am Pfingstfeste uns des alljährlich wiederkehrenden Frühlingssegens freuen, so dürfen wir aber auch nicht vergessen, daß Pfingsten auch ein Fest ist von einer tiefen innersten Bedeutung für das menschliche Herz und die ganze Menschheit überhaupt. An dein ersten christlichen Psingstfeste war es, wo die kleine, treue Schaar des gekreuzigten Jesus von jener heiligen Begeisterung er griffen wurde, die sie alsbald befähigte, die Heilbotschaft ihres großen Meisters in alle Länder zu tragen, und wenn wir heute das Wachsthum und die Größe der Christenheit bewundern, so müssen wir uns wohl auch eine erhabene edele Vorstellung von der Be geisterung machen, deren die Apostel Jesu am ersten Pfingsttage theilhaftig wurden. Das Wunder und die Segensthat, die damals für die ganze Menschheit geschah, kann aber auch noch heute für jeden einzelnen Menschen zur Wahrheit werden und besonders ist das Pfingstfest dazu angethan, eine erhabene Weihe und Begeisterung in das mensch liche Herz zu tragen, wenn die Stimme des Herzens und der Sinn für das Erhabene nur nicht in Aeußerlichkeiten und materiellen Ge nüssen erstickt worden sind. Und selbst wo das Letztere zur be trübenden Thatsache geworden ist, so ist doch Gottes herrliche Natur oder ein weisevolles Wort aus begeistertem Munde noch oft im Stande gewefen, verirrte Herzen anderen Sinnes zu machen. Mag daher auch das diesjährige Pfingstfest neben seiner Lust und Freude für Alt und Jung ein wahrer Segensspender für die menschlichen Herzen sein, mag jedes Herz einen Hauch von jener heiligen Be geisterung spüren, der uns stärkt zu allen guten Werken und uns begreiflich macht, daß alles Vergängliche nur ein Gleichniß ist! HagesberichL. — Ent-ieht Jemand einem bestehenden Geschäfte durch die Vorspiegelung falscher Thatsachen dessen vorhandene Kundschaft, um diese Kundschaft an sein eigenes Geschäft heranzuziehen, so ist er nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 28. Februar 1882, wegen Betrugs zu bestrafen. — Im Kongreß für innere Medicin, welcher Ende vor. Mon. in Wiesbaden stattfand, machte der Director des Neichsgesundheits- amtes, RcgierungSrath Koch, auf die neuerdings nachgewiesene hohe Ansteckungsfühigkeit der Lungenschwindsucht aufmerksam und betonte, daß die Perlsucht der Thiere gleichbedeutend sei mit der Lungen schwindsucht des Menschen, daß deshalb vor dem Genüsse perlsüchtigeu Fleisches oder Milch von perlsüchtigen Thiereu dringend gewarnt werden müsse. — Dresden, 23. Mai. Nach einer dem „Dr. I." zugehenden Mittheilung hat sich der Zustand Sr. königl. Hoheit des Prinzen Albert insofern verschlimmert, als neuerdings Krampfzufälle aufge treten sind und auch die Schleimhautblutungen sich mit erneuter Heftigkeit wiederholt haben. — Dresden. Einem ihm zur Verfügung gestellten Privatbriefe eines nach St. Louis in Nordamerika ausgemanderten Dresdners entnimmt der „Dr. Anz." folgende beherzigenswerthe Warnung an Auswanderer: „Eine Bitte hätte ich noch: warnen Sie Jeden, von dem Sie hören, daß er znm Zweck des Anbaus mit einem Aus wanderungsverein nach hier fährt. Ich habe die meisten von der Colonie „Hoffnung" gesprochen; dieselben sind alle aus den Urwäldern wieder nach den Städten gekommen. Ein Schiff ist am 18. Februar in Rotterdam abgefahren, welches mehrere Dresdner Auswanderer von der Kolonie „Hoffnung" mit sich führt, die sich in Amerika an kaufen wollen. Wir erfahren genau, wenn selbige in New-Jork landen und dann durch St. Louis kommen; wir werden aber am Bahnhof sein und die Leute warnen, damit sie nicht ins Elend Hinein laufen. In Dresden müssen die per Kopf 30 M. zahlen; dafür bekommen sie hier Land, aber wie und wo? Eine bis zwei Stunden müssen die Leute nach Wasser laufen und können sich weiter nichts zum Essen verschaffen, als früh Mehlsuppe, Mittags Reis mit Speck und Abends wieder Mehlsuppe. Darum ist Jedein zu rathen, nach seiner Ankunft in Amerika erst in einer großen Stadt zu bleiben, damit er die Verhältnisse kennen lernt." — In Chemnitz beginnt nächsten Sonntag das diesjährige Hanpt- und Königsschießen der priv. Scheibenschützengesellschafl, ver bunden mit Volksfest; es endigt Sonntag, den 4. Juni. — Scheibenberg. Wir müssen leider berichten, daß die bei uns und Umgegend ausgebrochene Trichinose theilweffe recht ernst ausgetreten ist und sogar ihre Opfer an Menschenleben gekostet hat, wenn mau auch hierbei wieder beobachten konnte, daß die Trichinose mit tödtlichem Ausgange noch mit andere» Krankeiteu auftrat und so den sekundären Charakter der Gefahr von Nenem doknmentirt. Dieser ernste Charakter des Unglücks ist nun auch für Scheibenberg die Veranlassung geworden, die Untersuchung der Schweine einzu führen. Jedenfalls würde Trichinenschau sofort allgemein werden, wenn die Entscheidung des Reichsgerichtes, daß der Fleischer (Ver käufer) jedenfalls haftet, allgemein bekannt wäre. — Als am 21. Mai Stadtrath Gebhardt aus Wildenfels von Meerane kommend, im Verein mit mehreren Herren auf der Zwickauer Straße nach Hause fuhr, brach plötzlich die Achse seines Wagens, letzterer stürzte um und Hr. Gebhardt kam so unglücklich unter den selben zu liegen, daß er schwere innere Verletzungen davontrug. Er ward in besinnungslosem Zustande nach Hause gebracht. — Johanngeorgenstadt, 24. Mai. Unsere Schwarzbeer- blüthe hat, soweit es sich bis jetzt übersehen läßt, durch die Fröste der verflossenen Tage nur geringen Schaden erlitten. Ueberhaupt haben diese kalten Tage die Vegetation zwar zurückgehalten, doch wesentlich störend oder vernichtend sind sie nicht gewesen. Der gestrige Abend brachte uns aus Südwesten das erste in diesem Jahre über unsere Stadt ziehende Gewitter. Trotz des überaus drohenden Aus sehens der dunkeln Wolkenmassen verlief die ganze Erscheinung ziem lich harmlos und brachte den erwünschten befruchtenden Regen. — Reichenbach i. V., 22. Mai. Gestern ereignete sich hier folgender Unglücksfall. Als der Abends halb 8 Uhr ans Eger ein-