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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnement-preiS beträgt vierteljährlich t Mark so Ps. Mchcr für Inserate werden bis spätestens Mittags deS vorhergehenden TageS des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unte- „Eingesandt"' mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz «nd Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 82. Sonnabend, den 15. Juli 1882. 7. Jaürq. Tagesbericht. — Nach einem Erkemttmß des Reichsgerichts hat bei einer durch eine Zeitung erfolgten Beleidigung der Beleidiger kein Recht darauf, daß der Richter die Bekanntmachung der Berurlheilung in demselben Theile der Zeitung, «n welcher der Abdruck der Beleidig ung geschehen, veranlasse. Es ist demselben vielmehr gestattet, auch eine andere Stelle zu wählen, falls der Ort, an welchem die Be leidigung abgedruckl war, nicht mehr benutzt werden kann oder auch die Benutzung desselben nicht passend oder angemessen erscheint. — Schwarzenberg, 10. Juli. Ein herzzerreißender Uuglücks- fall hat am Abend des 7. Juli den allgemein geachteten lind beliebten Gemeindevorstand Oehm in Reuwelt betroffen und ist dadurch dessen Familie bitterer Schmerz bereitet worden. Oehm fiel so unglücklich in die Sense, daß Leber und Speisedarm vollständig zerschnitten worden sind und der Tod des Aermsten gestern Vormittag nach schweren Leiden erfolgt ist. — x Auerbach. Dringend verdächtig, eine Menge Kornsaat auögerissen zu haben, wurden zwei Einwohner Ellefeld's polizeilich znr Anzeige gebracht. Die Angezeigten, zwei Handarbeiter Namens Ebert und Klärner, beschlossen, sich dafür zu rächen und im Bunde mit einem Dritten, einem der Polizei wohlbekannten Stöhr, wurde die Rache am Sonntag früh ausgeführt. Schon am frühen Morgen, wahrscheinlich nach dnrchschlemmter Nacht, lärmten die Angezeigten vor dein Hause des Beschädigten, des schon bejahrten Gutsbesitzers Weidenmüller und stießen grobe Drohungen aus. Als später W. seine Fluren besichtigte, brachen plötzlich die drei Excedenten hinter einem Rande hervor nnd verletzten den W. mit einer Holzaxt in gröbster Weise durch Hiebe in Rücken, Ellenbogen und Hand. Sie flüchteten sich jedoch in den Wald als dem Angegriffenen Hilfe kam. Eine gehörige Strafe wird nicht ausbleiben. — Burkersdorf, 9. Juli. Heute früh ist der Versuch zu einer unsittliche» Vergewaltigung an der Ehefrau R. aus H. gemacht worden. Auf einem zwischen zwei Kornfeldern befindlichen Wege wurde die Frau von einem Hacke und Schaufel bei sich führenden Manne angefalle», uni fie zur Unsittlichkeit zu zwingen. Das Hera», nahen eines Mannes ließ den Attentäter jedoch von seinem Vorhaben abstehen und verursachte seine Flucht in nahes Gebüsch. — Lichtentanne, ll. Juli. Einen recht bedanernswerthen Unfall erlitt gestern gegen Abend der Dachdecker Schm, hier dadurch, daß die Leiter, auf welcher er sich befand, um noch den letzten Forst- ziegel auf eine»' Wohngebäude zu befestigen, abrutschte, und er in folge dessen yerunlerstürzte. Die Verletzungen sind meist innerliche und bedeutende. — Tie Sittlichkeitsverbrechen gegen Kinder mehren sich in schreckenerregender Weise, und jeder Menschenfreund fragt sich mit Entsetzen, wohin dies noch führen soll, kaum daß der Lustmord in Nossen geschehen, liegen schon wieder Nachrichten von 2 solchen scheuß lichen Verbrechen vor. Aus Glauchau vom 10. Juli schreibt das „CH. Tgbl.": Das im 5. Jahre stehende Töchterchen des Bäcker meisters Gießner ist heute Vormittag von einem nachstehend näher beschriebenen Manne angelockt, nach dem zwischen dem Gehrenbeck'- schen Grundstücke und der Kurt'schen Gärtnerei gelegenen Grunde geschleppt und an ihm ein schreckliches Verbrechen verübt worden, auch ist es bis jetzt noch nicht gelungen, den Thater zu erlangen. Der Unbekannte soll Anfang der 20er Jahre, mittlerer Größe und untersetzter Statur sein, sowie einen Anflug von Schnurrbart haben. Bekleidet war derselbe mit bläulicher gestrickter Aermeljacke, schwarzer Hose und Mütze mit breitem Deckel, welche er etwas nach hinten gesetzt hatte. — Aus Reichenbach vom 8. Juli schreibt der „Sächs. Volksfreund": .Eine scheußliche Unthat hat sich heute Nachmittag Vz2 Uhr auf dem Obermylauer Weg zugetragen. Ein 7jähriges Mädchen, welches ihrem Vater, dem Fabrikarbeiter Schmidt aus Mylau, der in einer hiesigen Fabrik beschäftigt ist, Esten getragen hatte, wurde auf dem Nachhausewege von einem Unmenschen ange fallen nnd auf die unnatürlichste Art gemißhandelt. Das Kind mußte nach Hause gebracht werden, der Thäter ist noch nicht erlangt. Die ganze Strenge des Gesetzes sollte solchen verthierten Subjecten gegenüber in Anwendung kommen. — Freiberg. Der „Freib. Anz." schreibt: „Die Sittlichkeits- Verbrechen gegen Kinder mehren sich leider in schreckenerregender Weise. Auch in unserem Freiberg wurde gestern der Arbeiter Roß bach wegen eines solchen Vergehens zur Haft gebracht." — Nossen, 10. Juli. Ueber die Gefangennahme des Mörders Apitzsch schreibt man uns noch: In der 11. Stunde begaben sich auf ihrem Nachhausewege 2 hiesige Bürger, Gebrüder Erdmann, noch einmal nach dem schon durchgesuchten Kornfelde, wo man den Mörder versteckt glaubte. Bis gegen 8 Uhr war das ganze Feld mit Wachen umstellt gewesen, die aber auf eine Nachricht hin, daß der Entflohene eine halbe Stunde von Nossen gesehen worden sei, eingezogen wur den. Kaum haben die Herren einige Minuten gestanden, als sich zwischen den, Kartoffelkraut und deni Kornfelde ein Mensch erhebt, den die beiden Beobachter zunächst für einen Wachtposten halten, welcher die Ablösung versehen hat. Auf ihr Anrufen bleibt die Person stehen, ohne jedoch zu antworten. Sie gehen nun auf die selbe zu und erkennen in ihr den gesuchten Mörder, welcher sich mit den Worten ergreifen läßt: „Es wird einmal nicht anders, ich will mich nur ergeben." Im Gefängnisse angekommen, suchte der An staltsinspektor, der Vater des ermordeten Kindes, den Mörder auf nnd befragte ihn um den Grund seiner nichtswürdigen That, da gab der Nichtswürdige zur Antwort: „Aus reiner Wollust habe ich es gethan." — Aus Naundorf bei Crimmitschau berichten die „Dr. N." einen frevelhaften Leichtsinn: Es ward daselbst dem Besenbinder Karl Friedrich Ebert ein Schwein krank. Als der herzugerufene Fleischer, der es schlachten sollte, kam, war das Schwein bereits verendet. So fort und ohne das Thier erst noch zu brühen und die Borsten zu beseitigen, öffnete es der Fleischer und erklärte, es sei milz- und leberkrank gewesen, die Fetttheile mären indessen zu gebrauchen. Ebert wollte jedoch aus dem Schweine eine größere Summe heraus schlagen; er verkaufte daher die Fleischtheile an den Fleischer und Restaurateur K. Fr. Schumann in Crimmitschau. Zum Glück hörte noch rechtzeitig die Polizei von diesen» Handel und hat das sämmt- liche Fleisch bei dem Letztgenannten sofort konfiscirt. Vom Bezirks- tbierarzt wurde dasselbe für gesundheitsschädlich erachtet und ver scharrt. — Gablenz, 11. Juli. Gestern Abend gegen 7 Uhr siel in Neugablenz die vier Jahre alte Tochter des Maurers Seidel auf der Bernhardtstraße von einem Fenster der zweiten Etage auf die Straße, zerschlug sich dadurch die Hirnschale und gab in einer Stunde ihren Geist auf. Das Kind befand sich, während die Großmutter in der Küche beschäftigt und der Vater noch auf Arbeit war, allein in der Wohnstube und hat sich jedenfalls zu weit Uber das offene Fenster hinaus gebeugt. Einen auf dem Fenster stehenden Blumen stock hatte das Kind noch krampfhaft in der Hand behalten. — Von einem recht bedauerlichen Unglückssalle wurde die Familie des Gasthofsbesitzers Zschaschel in Wachwitz betroffen. Der 11jährige Sohn des Genannten halte beim Genießen von Kirschen die Kerne mit verschluckt und es mochte einer der letzteren durch irgend einen Zufall in die Luftröhre gelangt sein, welcher dem armen Knaben das Leben kostete. Der sofort herbeigerufene Arzt constatirte nach erfolg losen Wiederbelebungsversuchen leider den Tod durch Ersticken. Deutschland. Unser Kaiser, der am Sonntag sich von Eins nach Coblenz zur Kaiserin begeben hatte, verweilte drei Tage in Coblenz und reiste am Mittwoch über Darmstadt, Karlsruhe und Konstanz auf die Bodenseeinsel Mainau zum Besuche der großher- zoglich badischen Herrschaften. Auf der lieblichen Insel Mainau wird