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Anzeiger für Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnement-preiS beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Ps. pr»n»w»r»nso. Inserate werden bis spätesten« Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit *0 Pf-, unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend Organ für den Stavtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 88. Dienstag, den 22. August >882. 7. Jahrq. Die egyptische Frage. Die Lage der Dinge am Nil, wie die gesammte egyptische Frage, welche alte Cabinete der Großmächte und die Pforte in Sorge lind Bewegung erhält, ist wiederum in einer jener kritischen Phasen angelangt, wo nach den Regeln der Naturnothwendigkeit etwas Neues, möglicherweise der egyptischen Affaire einen ganz andern Character gebend, geschehen muß. Wochenlang hat in der egyptischen Frage allerdings eine militärische und diplomatische Pause geherrscht, die Engländer stehen thatenlos an den Ufern des Nil und wagten sich kaum einige hundert Schritte weiter in daS Land hinein, Arabi Pascha steht mit seinen Schaaren unbeweglich hinter Ramleh, bei Abukir nnd Kairo« und nur die gegenseitige» Vorposten wechseln daun nnd mann einige Flintenschüsse, ferner hat die Conferenz der Großmächte in Constantinopel für die Lösung der egyptischen Frage so gut wie nichts geleistet und die auf Egypten bezügliche Conven tion zwischen England und der Türkei ist auch noch nicht abgeschlossen worden. Ueberall in der egyptischen Frage begegnen wir also un fertigen oder unhaltbaren Zuständen und wenn keiner der zunächst betheiligten Faktoren zur Herbeiführung einer weiteren Entscheidung in der Zukunft Egyptens Hand ans Werk legt, so wird irgend ein unvorgesehenes Ereigniß aus der gegenwärtigen Krisis entspringen müssen, denn es ist ganz und gar unmöglich, daß der gegenwärtige Zustand in und wegen Egypten noch länger Dauer haben kann. Am längsten dürfte» wohl noch die Großmächte die stillen Beobachter spielen, aber England kann nicht bei der angefangenen Arbeit am Nil stehen bleibe», ebenso brennt der Türkei wegen des dem Sultan zustehenden Khalifats die egyptische Frage unter den Füßen und Arabi Pascha wird sich auch bald zu großen Thate» aufraffen müssen, wenn die Egypter dauernd an seine politische Mission glauben sollen. So drangt also in der egyptischen Frage Alles vorwärts zur weiteren Entscheidung und es fragt sich, wer die Oberhand erhalten wird, denn gegenwärtig kann man weder von Arabi Pascha, noch von den Engländern, noch von dem Sultan behaupten, daß sie die Herren Egyptens wären und die fernere Entwickelung der Dinge wird wahrscheinlich auch nicht so plötzlich die letzte Entscheidung herbei- sühreu, wahrscheinlich ist es vielmehr, daß der Kampf um Egypten ein langwieriger sein und Arabi Pascha, wenn er von dem Fana tismus der Egypter und Araber nachhaltig unterstützt wird, den Engländern und Türken, falls letztere überhaupt noch gegen Arabi Pascha kämpfen werden, einen ernsten Widerstand bereiten wird. Bedenklich für die Kriegskunst Arabi Paschas erscheint cs allerdings, daß er in den letzten Wochen, wo er den Engländern an Truppen zahl bedeutend überlegen war, keine energischen Angriffe unternom men hat, indessen kann Arabi auch die Absicht haben, die Engländer in die Sandwüste zu locken, um dort seine Hauptmacht gegen sie anszuspielen. Tie Engländer bereiten sich inzwischen ihrerseits auf einen Hauptschlag gegen Arabi Pascha vor, haben noch in den letzten Tagen Truppenverstärkungen nach Egypten gezogen nnd wollen von zwei Punkten, von Alexandrien und Abukir, aus ihre Truppenmacht gegen Arabis Heer entfalten, so daß auch dieser in die Klemme ge> rathen kann, wenn er nicht rechtzeitig eine Vorwärts- oder Nück- wärtsdiverston unternimmt. Am räthselhaftesten bleibt noch immer die Rolle, welche die Türkei neben England in Egypten zu spielen gedenkt. Direct bei Seite zu ichieben ist die Türkei in der egyp« tischen Frage nicht, wie aber der Sultan neben England seine Soup- rematie in Egypten wahren oder gar, wie es ihm von London aus zugemuthet wird, seine Truppen unter englischen Oberbefehl stellen und dabei den Egypter» gegenüber noch den Oberlehnsherrn spielen soll, das sind noch ungelöste Knoten. Tagesbericht. — Zn der Mittheilung des „Freiberger Anzeigers", daß eine Frau in Seifersdorf lebend« Frösche in ihrem Leibe beherberge und erst kürzlich wieder durch Erbrechen solche von sich gegeben habe, schreibt der „Tr. Anz.": Dr. Berthold, Professor der Zoologie und Anatomie in Göttingen, erklärt alle erzählten Fälle von angeblich dauerndem Aufenthalte lebender Reptilien im Magen des Menschen für falsch, weil Reptilien keine nasse Temperatur von -s- 29 o L. auch nur wenige Stunden ertragen können. Es bestätigt dies auch ein Fall, welcher sich kürzlich im Rhöngebirge zngctragen hat. Da selbst hatte während der Heuernte eine der arbeitenden Frauen aus einem Tümpel Wasser getrunken; bald darauf stellten sich heftige Magenschmerzen ein und fühlte die Frau eigenthümliche Bewegungen, die von einem fremden Körper herrühren mußten, im Magen. Nach einigen Stunden erbrach sich die Frau nnd gab u. a. auch einige Krötenlarven (Kaulquappen) von sich, die aber sämmtlich todt waren. Wohl aber hat man aus getodteten nnd aufgeschnittenen Schlangen noch lebende Kröten hervorkriechen sehen, deren Hinterbeine bereits theilweise verdaut worden waren. Die Körpertemperatur der Schlangen ist eben weit niedriger als die des Menschen. — Mit Beginn der längeren Abende tritt die Petroleumlampe, die in den meisten Haushaltungen während der Sommermonate außer Gebrauch gesetzt wird, wieder in Thätigkeit. In Veranlassung des Umstandes nun, daß die meisten Petroleumlampenexplosionen bei der Wiederbenutzung längerer Zeit außer Gebrauch gesetzter Lampen entstehen, unterlassen wir nicht, die Hausfrauen darauf aufmerksam zu machen, vor der Wiederbenutzung der Lampen das in denselben befindliche alte Petroleum wegzugießen, auch den alten inzwischen filzig gewordenen Docht durch neuen zu ersetzen, wenn sie nicht Ge fahr laufen wollen, eine Explosion herbeizuführen. Durch das monate- lange Stehen erzeugt sich nämlich in dem Oelbassin Petroleumnaphta, welches viel leichter entzündlich ist als Petroleum, denn während Petroleum etwa bei 52 Grad Reaumur explodirt, explodirt das Naphta schon bei kaum 30 Grad Reaumur. — Aus Anlaß der nächstens beginnenden Herbstübungen der Truppen machen wir darauf aufmerksam, daß in den Aufschriften der Postsendungen an die bei den ausgerückten Truppentheilen be- sindlichcn Offiziere, Militärbeamten, Unteroffiziere und Mannschaften das Regiment bez. Bataillon, sowie die Compagnie bez. Escadron, Batterie, Kolonne rc., bei welcher sich der Empfänger befindet, genau angegeben sein muß und daß als Bestimmungsort nicht das schnell wechselnde Marsch- und Cantonnements-Quartier, sondern zweckmäßig nur der Garnisonsort, von dem aus die Postanstalten die Nach sendung auf dem schnellsten Wege veranlasse»/ zu bezeichnen ist. — Chemnitz, 18. August. Abermals hat sich hier wieder ein Nuglücksfall ereignet durch Benutzung von Petroleum beim Feuer anmacheu in dem Ofen, trotzdem so vielfach schon in den öffentlichen Blättern vor derartigen Gebühren gewarnt worden ist. Diesen Mittag wurde die 9 Jahre alte Tochter eines in der Martinstraße wohn haften Briefträgers von ihrer Mutter beauftragt, den Mittagstisch vorzuberciten. Hierbei war jedenfalls das Feuer im Ofen verlöscht und, um dasselbe schnell wieder anzufachen, nahm das Kind eine Blechflasche mit Petroleum nnd goß von demselben in den Ofen. Im nächsten Augenblick explodirte aber auch die Flasche, und das unglückliche Kind stand in Hellen Flammen. Die beiden 7 und 5 Jahre alten Brüder des Mädchens sind darauf vor Schreck aus der Stube gelaufen, während das Mädchen in seiner Angst mit den brennenden Kleidern aus einem Fenster der Wohnung auf die Straße sprang, wo sie bewußtlos liegen blieb. Hierbei hatten auch die Fenstervorhänge Feuer gefangen, weshalb die Feuerwehr gerufen worden ist. Die Verunglückte wurde dann in eine nahe gelegene Wohnung getragen und darauf auf Anordnung eines Arztes mittelst Droschke in das Krankenhaus gebracht. Die Verletzungen, welche das Kind erhalten hat, sind schwere. — Buchholz, 17. August. Was durch Kleinigkeiten erzielt werden kann, lehrt wieder der Bericht der hiesigen Sammelstelle für Cigarrenabschnitte, die ihren Reinertrag für Werke der Wohlthätig-