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vrscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (vormittag). Abonnement-preiS beträgt vierteljährlich I Mark SN Pi - sur Zwönitz und ltmgegend. Organ für den Ltadtqemeulderalh, den Kirchen- und Zchulvorftand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redactenr: Bernhard Ott in Zwönitz. 18. Dienstag, den 13. Februar 1883. 8. Zabr«. ^njerate werden bi« spätesten» Mittag» de» vorhergehenden LageS des Erscheinens erdete, und die CorpuSspaltenzeile mit i" Pf., unte«- „Eingesandt" mit a Pf. berechnet. Bekanntmachung. Der l diesjährige Grundsteuer-Termin ist am 1. Februar fällig und zu Vermeidung executivischer Beitreibung längstens am 15. desselben Monats au die Stadtsteuer-Einnahme allhier (welche außer Mittwochs täglich Vormittags von 9—12, Nachmittags von 2—5 Uhr geöffnet ist) abzuführen. Zwönitz, am 30. Januar 1883. Der Bürgermeister. Adam. politische Aundschau. Deutschland. Zu dem großen Kostümfeste, welches am 28. Februar am Berliner Hofe abgehalten werden wird, erwartet man mit Bestimmtheit folgende Fürstlichkeiten. Das belgische und das sächsische Königspaar, das großherzogliche Paar von Mecklenburg- Schwerin, den Großherzog und die Erbgroßherzogin von Sachsen- Weimar, den Prinzen von Wales, den Herzog und die Herzogin von Edinburgh und den Prinzen Christian zu Schleswig Holstein. Von vielen andern eingeladenen Fürstlichkeiten sieht man einer Antwort entgegen. — Das Costümsest sollte sich zum Mittelpunkte aller der Festlichkeiten gestalten, welche anläßlich der silbernen Hochzeit des kronprinzlichen Paares ani Berliner Hose geplant waren und die be kanntlich wegen des Ablebens des Prinzen Karl von Preußen unter bleiben mußten. Unter den parlamentarischen Verhandlungen der letzten Tage erregten diesmal die Debatten im preußischen Abgeordnetenhause weit mehr das Interesse als diejenigen im Reichstage, was darauf zurückzuführen ist, daß im Abgeordnetenhause in zwei Sitzungen die brennend gewordene Frage der parlamentarischen Geschäftsbehand lung zur Sprache kam. Der Präsident desselben, Herr v. Köller, hat in der Sitzung von Mittwoch bekanntlich vorgeschlagen, ohne Rück sicht auf den Reichstag weiter zu tagen, da sonst keine Aussicht vor handen sei, die noch ausstehenden Vorlagen nur in erster Lesung zu erledigen. Es kam hierüber in der Sitzung des Abgeordnetenhauses vom vorigen Freitag zur endgültigen Beschlußfassung und zwar wurde der Vorschlag des Abg. v. Bennigsen, die nächste Sitzung auf Dienstag den 13. Februar Abends 7 Uhr anzusetzen, (Tagesordnung: Erste Lesung der Canalvorlage) gegen die Stimmen der Conservativen, welche für den Vorschlag des Präsidenten eingetreten war, angenom men. Im Uebrigen gelangte in der Freitags Sitzung die sogenannte Secundärbahn-Vorlage, welche im Ganzen 76,125,000 Mark für die Anlage von 19 Secundärbahnen, zur Anlegung zweiter Geleise u. s. w. gefordert werden, zur erster Lesung. Nicht weniger als 23 Redner hatten sich zur General-Discussion gemeldet, von denen selbstverständ lich nur die wenigsten zum Worte gelangen konnten. Doch auch die Gegner der Vorlage sprachen ihre Sympathie für dieselbe aus, nur daß dieselben hierbei noch eine Erweiterung der Vorlage wünschten. Letztere wurde schließlich an die um 7 Mitglieder zu verstärkende Budget-Commisston verwiesen. Der Reichstag hat sich in vergangener Woche die Förderung der Etatsberathung so angelegen sein lassen, daß er nicht nur die zweite Lesung des Etats für 1883/84, sondern auch die einzelnen Theile des Etats für 1884/85 erledigte, letzteres allerdings im ab lehnenden Sinne. In der DonnerstagS-Sitzung erledigte er die Etats der Zölle und der Verbrauchssteuern, der Reichsschuld, sowie einige kleinere Positionen ohne besonders hervorzuhebende Debatte. Am Freitag trat das Haus in die Berathung der wenigen Titel des Etats für 1883/84 ein, welche die zweite Lesung noch nicht passirt hatten. Das Haus erledigte dieselben in ziemlich glatter Weise, nur bei der Berathung der für den Bau der Husaren-Kaserne in Großen hain (Sachsen) geforderten Position von 200,000 Mark — als erste Baurate — kam es zu einer langen und lebhaften Debatte. Die Budget-Commission hatte beantragt, die Position zu bewilligen, auch Graf Moltke trat für die Bewilligung im Interesse der Ausbildung des militärischen und kameradschaftlichen Geistes ein und bestritt, daß im OfficierscorpS eine Bevorzugung stattfände. Die Abgeordneten Windthorst und Majunke (Centrum) und von Minnigerode (cons.), sowie der sächsische Bundesbevollmächtigte von Planitz traten eben falls für die Bewilligung ein, während die fortschrittlichen Abgeord neten Kämpffer, Richter (Hagen), und Hermes die Officiersspeisean- stalt abgelehnt haben wollten. Die Position wurde schließlich mit 159 gegen 102 Stimmen angenommen. Hierauf ging der Reichstag zur Berathung des Etats für 1884/85 über, welcher in der vorher gehenden Sitzung auf Vorschlag des Präsidenten noch für Freitag auf die Tagesordnung gesetzt worden war. In sehr summarischer Weise wurden jedoch sämmtliche Capitel der Einnahmen und Aus gaben dieses Etats abgelehnt, wodurch der Reichstag abermals seinen entschiedenen Entschluß documentirt hat, auf die gleichzeitige Berathung zweier Etats nicht einzugehen. Auf der Tagesordnung für Sonn abend standen die ersten Lesungen des Neichsbeamten - Gesetzes, der Novelle zum Militär-Pensionsgesetze und das Relicten-Gesetz. In der vielbesprochenen Frage der süddeutschen Postwerthzeichen ist noch keine Aussicht vorhanden, dieselbe zu einer allseitig befriedigen den Lösung zu führen. Die bayrische Regierung soll durchaus keine Geneigtheit bekunden, die eigenen Marken gegen ein Pauschquantum aufzugeben. Nur bezüglich der Beförderung außerbayrifcher Post karten will man in München einige Zugeständnisse machen. Oesterreich-Ungarn. Im österreichischen Abgeordnetenhause ist nun — und zwar in der Sitzung vom 8 Februar — die Scan- dal-Affaire Kaminski-Schwarz ebenfalls zur Sprache gekommen. Es mar dies allerdings nicht zu umgehen, da v. Kaminski der polnischen Fraction des Reichsrathes angehörte. Von der vereinigten Linken wurde ein Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungs - Ausschusses eingebracht, über welchen am Sonnabend verhandelt werden sollte und für den sich der Polen - Club sofort erklärte. Die Würde des Abgeordnetenhauses verlangt auch ganz entschieden, daß die vollste Aufklärung über diesen dunkeln Handel gegeben werde, obwohl es für die Rechte des Abgeordnetenhauses nicht angenehm sein mag, daß einige ihrer bisherigen Mitglieder in dieser Affaire so com- promittirt erscheinen. Frankreich. In Frankreich wird in diesen Tagen das Cabinet Falliöres voraussichtlich sein Eintags-Dasein beschließen. Im Senate stand am Sonnabend die Berathung die Thronprätendenteu-Vorlage auf der Tagesordnung und da der Commissions-Bericht die Ablehnung der Vorlage empfiehlt, so dürste sich auch das Plenum des Senats im gleichen Sinne entscheiden, womit das Schicksal des Cabincts Falliöres besiegelt wäre. Es ist jedoch noch zweifelhaft, wer die schwierige Erbschaft Falliäres übernehmen wird, da Ferry, mit wel chem der Präsident der Republik. Herr Grevy, wiederholt cönferirte, es entschieden abgelehnt hat, die Bildung des neuen Ministeriums zu übernehmen, unter Hinweis auf die schwierige innere Lage. Auch den Kammerpräsidenten Brisson hat Herr Grevy zu sich berufen, um über die Uebernahme der Conseilprüsidentschaft mit Brisson zu ver bandeln. Während man aber noch mit Spannung auf die weitere Entwickelung dieser Angelegenheit wartet, ist in der Angelegenheit des verhafteten Prinzen Napoleon bereits die vorläufige Entscheidung und zwar in überraschender Weise, erfolgt. Die Anklagekammer hat nämlich die Untersuchung wider den Prinzen Napoleon auf Ein stellung derselben erkannt, der Prinz ist auf freien Fuß gesetzt wor den und nach seiner Wohnung in der Avenue d'Antin zurückgekehrt. Dieser vorläufige Ausgang der gegen den bonapartistischen Thron- prätcudenten eingeleiteten gerichtlichen Untersuchung ist ein empfind licher Schlag für die französische Regierung, der sich auch durch die eventuelle Ausweisung des Prinzen Napoleon nicht redressiren ließe. England. In der englischen Hauptstadt tagt seit vorigen Donnerstag jene Conserenz der bei der englischen Regierung be glaubigten Botschafter, welche berufen ist, die verschiedenen an der untern Donau mit einander streitenden Interessen in Einklang zu bringen. Der Conferenz präsidirt der StaaKsecretär des Auswärtigen, Lord Granville, welcher außerdem als zweiter Bevollmächtigter Eng lands, Unterstaatssecretär Lord Fitzmaurice beiwohnt, mährend Crowe als Schriftführer sungirt. Die Donau-Conferenz hat eine sehr ver wickelte Aufgabe zu lösen und die Presse begleitet darum ihren Zu-