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Erscheint wöchentlich drei Mal > und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis betragt vierteljährlich t Mark so Ps. prssnumnrLildo. Inserate werden bi» spätestens Mittags deS vorhergehenden TageS deS Erscheinen- erbeten und die Corpusspaltenzeile mit tv Pf., unter „Eingesandt" mit so Pf. berechnet. AvömH und Umgegend Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacleur: Bernhard Ott in Zwönitz. .-HS' 28. Donnerstag, den 26. April 1883. 8. Iahrq. politische Kundschau. Deutschland. Das deutsche kronprinzliche Paar ist am Montag über Leipzig und München nach Italien abgereist, wo zu nächst in Venedig Aufenthalt genommen werden soll. Der bisherige Verlauf der Debatten im Reichstage über das Krankencassengeseh erweckt die bestimmte Hoffnung auf das Zustande kommen dieses im Interesse eines grossen Theiles der arbeitenden Bevölkerung so wichtigen Gesetzes. Am Sonnabend nahm der Reichstag die grundlegenden ZK 1—5 des Entwurfes zumeist in der von der Commission vorgeschlagenen Fassung an. Am Montag ge nehmigte das Haus zunächst definitiv den Abschluß des deutsch- serbischen Handelsvertrages und setzte hierauf die Specialdiscusfion des Krankencassengesetzes bei K 6, welcher die Zahlung des Kranken geldes an bestimmte Voraussetzungen knüpft. Es waren hierzu ver schiedene Amendements gestellt worden, aber schließlich fand der ge nannte Paragraph in der Eommissionsfassung, wonach die Kranken unterstützung spätestens mit Ablauf der 13. Woche nach Beginn der Krankheit endet und vom 3. Tage der Erkrankung an für jeden Arbeitstag ein Krankengeld in Höhe der Hälfte des ortsüblichen Tagelohnes gewöhnlicher Tagearbeiter gewährt wird, die Zustimmung des Hauses. Die KZ 7 (Cur und Verpflegung im Krankenhause) und 8 (Feststellungsmodus für den ortsüblichen Tagelohn) wurden nach unerheblicher Debatte ebenfalls angenommen. Die folgenden Paragraphen 9 bis 12, welche auch nur Ausführungsbestimmnngen über die Krankencassenversicherung enthalten, wurden schließlich gleich falls nach den Commissionsbestimmungen genehmigt. Die Debatte ging hierbei bis auf die kleinsten technischen Details ein und bot deshalb kein allgemeines Interesse dar. Die Nachricht, daß das preußische Staatsministerium beschlossen habe, am 1. Januar nächsten Jahres die schon längst beschlossene Auflösung der Berliner Stadtverordneten - Versammlung zur That- sache werden zu lassen, hat in der Presse natürlich eine wahre Sturmfluth von Commentarcn hervorgerufen. Namentlich wollen verschiedene Blätter wissen, daß dieser Schritt in erster Linie gegen die liberale Majorität der Berliner Stadtvertretung gerichtet sei, indessen glauben wir doch derjenigen Ansicht beipflichten zu müssen, welche dahin geht, daß die Auflösung weniger aus politischen als vielmehr aus sachlichen Gründen erfolgen soll. Die Neubildung und Vermehrung der communalen Wahlbezirke hat sich infolge der Aus dehnung der Neichshauptstadt als ein unabweisbares Vedürfniß herausgestellt und den Neuwahlen zur Stadlverordneten-Versammlnng auf Grund der Neueintheilung muß natürlich die Auflösung der alten Versammlung vorhergehen. Die beiden Häuser des bayerischen Landtages sind am Montag mittels königlicher Ordre vertagt worden. Vorher einigten sich Neichsrath und Abgeordnetenkammer bezüglich der Nothstandsvorlage dahin, daß 1,075,000 Mark an nicht rückerstatteten baaren Einzel unterstützungen bewilligt werden, dagegen ist die Uebertragbarkeit von Ersparnissen ausgeschloffen. Oesterreich - Ungarn. Der seit dem Selbstmorde des Grafen Wimpffen erledigte österreichisch-ungarische Botschafterposten in Paris soll jetzt endlich definitiv neubesetzt werden. Die Wahl einer hierzu geeigneten Persönlichkeit war um deswegen ziemlich schwierig, als es sich darum handelte, einen Mann ausfindig zu machen, der es verstand, das durch den nicht ganz glatten Abgang des Grafen Beust und das tragische Ende des Grafen Wimpffen erschütterte diplo matische Prestige Oesterreichs in Paris wicderherzustellen. Es gilt nun als höchst wahrscheinlich, daß Graf Hoyos-Sprinzenstein, gegen wärtig Sectionschef im Wiener auswärtigen Amte, welcher als erster österreichischer Gesandter in Bukarest große Geschicklichkeit entfaltet haben soll, den Pariser Botschafterposten erhält. — Die Neuwahlen zum Landtage von Kroatien sind in überwiegend regierungsfreund lichem Sinne ausgefallen. Frankreich. Die Finanzverwaltung der gegenwärtigen fran zösischen Negierung hat derselben anläßlich der vom Finanzminister Tirard eingebrachten Convertirungsvorlage einen heftigen Angriff von monarchistischer Seite eingebracht. In der Moutagssitzung der französischen Deputirtenkammer kritisirte der bekannte bonaparlistische Abgeordnete Cassagnac die Finanzpolitik der Negierung in äußerst abfälliger Weise und erklärte schließlich in satirischer Weise, er werde trotzdem für die Convertirung stimmen, weil er hoffe, daß dieselbe zum Ruin der Republik beitragen werde! Da ist der Patriotismus dec Vonapartisten! In längerer Rede vertheidigte Herr Tirard die von ihm eingeschlagene financielle Politik, er erklärte das Budget für 1883 als gesichert und führte dann aus, daß man bezüglich des Budgets pro 1884 allerdings eine Anleihe aufnehmen müsse, um die großen Eisenbahn-, Straßen- und Canal-Bauten fortsetzen zu können; unmöglich sei es, jetzt schon den Ertrag der Conversion (34 Mill. Francs) zu Steuernachlässen zu verwenden. Die Aussichten über die Annahme der Convertirungs - Vorlage durch das Plenum sind jedoch noch immer zweifelhaft, wenn auch die Commission der Vor lage mit den bekannten Modificativnen zugestimmt hat. — Im Hafen von Toulon sind zwei Schiffe in Ausrüstung begriffen, welche 2000 Mann nach Tvngking bringen sollen. Marseille, 22. April. Heute Abend flog in St. Chamas ein 3000 Kilo Pulver enthaltendes Pulvermagazin in die Luft; eine durch die Explosion herbeigeführte Feuersbrunst legte sieben große Nebengebäude in Asche. Nur mit großer Anstrengung gelang es, die Explosion eines zweiten Pulvermagazins, welche die ganze Stadt gefährdet haben würde, zn verhüten. Bei dem Unglücksfalle hat ein Mann sein Leben eingebüßt. Italien. Das freisprechende Urtheil des Udiner Gerichtshofes gegen die Complicen des Attentäters Oberdank, Giordani und Ragofa, hat in Italien die lebhafteste Befriedigung hervorgerufen. Gegen Giordani zog der Staatsanwalt selbst die Anklage zurück und auch bezüglich der Mitschuld Ragosa haben sich keine Beweise ergeben. Die italienischen Gerichte und Behörden sind bei Einleitung und Durchführung des Processes durchaus correct verfahren und so wird denn auch der Ausgang desselben in Wien hoffentlich keine falsche Empfindlichkeit erregen. Serbien. Die Wittwe Markovits, welche am 23. October v. I. auf den König schoß, ist zum Tode verurtheilt worden. Nord-Amerika. Im nordamerikanischen Freistaat Mississippi hat ein Wirbelwind Ungeheuern Schaden angerichtet. Die kleine Stadt Beaursgard wurde vollständig zerstört, 23 ihrer Bewohner wurden von den einstürzenden Häusern u. s. w. erschlagen, 91 verletzt. In der Stadt Wesson riß der Sturm 27 Häuser nieder, wobei 13 Personen umkamen, während 60 andere verwundet wurden. Auch an mehreren anderen Orten des genannten Staates hat der Sturm erheblichen Schaden verursacht. China. Die Swatau-Affaire scheint noch immer nicht zur Ruhe kommen zu wollen. Ueber New-Jork wird jetzt die Nachricht ver breitet, daß sich der chinesische Hafenplatz Swatau infolge der feind lichen Haltung der deutschen Kriegsschiffe in fortgesetzter Beunruhigung befinde. Dem gegenüber weist die „Nordd. Allg. Ztg." darauf hin, daß sich seit Ende Januar d. I. kein deutsches Kriegsschiff mehr im Hafen von Swatau habe blicken lassen. Sächsische Kachrichten- — Der Reichskanzler hat beim Bundeörath beantragt, daß für Rechnung des Reichs von den Zwanzigpfennigstücken ein Betrag von drei Millionen Mark einzuziehen und je zur Hälfte in Ein- und Zweimarkstücke umzuwandeln sei. — Chemnitz, 23. April. Ein recht bedauerlicher Fall er eignete sich heute Nachmittag in der Schloßstraße. Ein hiesiger ge achteter Einwohner hat sich, jedenfalls in einem Anfall von Geistes störung und in der Absicht, sich das Leben zu nehmen, wiederholt unter einen auf genannter Straße fahrenden Lastwagen geworfen und ist ihm auch ein Rad desselben über die Brust gegangen. Der Unglückliche wurde aufgehoben und in eine nahegelegene Fabrik ge tragen, wo sich leider auch noch ergab, daß er sich zuvor mit einem Messer drei Stiche in die Brust beigebracht hatte. Der Verun glückte wurde auf Anordnung eines Arztes in das Stadtkrankenhauö gebracht. — Zwickau, 18. April. Für Besucher der bekannten Prinzen höhle bei Hartenstein dürfte es nicht uninteressant sein, zu erfahren,