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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). AbonnementSprei« betrügt vierteljährlich t Mark so Ps prsennwersnUn. Inserate uerden bis spätestens Mittags deS vorhergehenden Tages des Erscheinens erbetei' und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit "0 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend Degan für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 16. Donnerstag, den 8. Februar 1883. 8. Jährst. Bekanntmachung. Der I. diesjährige Grundsteuer-Termin ist am 1. Februar fällig und zu Vermeidung executivischer Beitreibung längstens am 15. desselben Monats an die Stadtsteuer-Einnahme allhier (welche außer Mittwochs täglich Vormittags von 9—12, Nachmittags von 2—5 Uhr geöffnet ist) abzuführen. Zwönitz, am 30. Januar 1883. Der B ii r g e r m e i st e r. Adam "Iotitische Rundschau. Deutschland. Der Kaiser ist von der leichten Erkältung, welche er sich in voriger Woche zugezogen hatte und die ihn kurze Zeit nöthigte, das Zimmer zu hüten, bereits wieder vollständig hergestellt. Nur unterbleibt noch bei der gegenwärtigen unbeständigen Witterung die Wiederaufnahme der gewohnten Ausfahrten des greisen Mo narchen und sind die hierüber verbreiteten Nachrichten als verfrüht zu betrachten. In dem Befinden des an seinem alten Venenleiden erkrankten Reichskanzlers Fürsten Bismarck ist eine, wenn auch nur langsam fortschreitende, Besserung eingetreten, doch läßt sich noch durchaus nicht ermessen, wann der Kanzler an den parlamentarischen Verhand lungen wird theilnehmen können. Unsere innere Lage wird augenblicklich mehr durch die kirchen politische Frage als durch die Reichstags-Verhandlungen beherrscht. Die Gerüchte, denen zufolge der Papst nunmehr das Schreiben Kaiser Wilhelms vom 22. December v. I. beantwortet hätte, haben sich bis jetzt nicht bestätigt nnd es .scheint auch nicht, als ob man hierzu im Vatican geneigt sei, denn der officiös-päpstliche „Moniteur de Rome" dementirt ausdrücklich die Meldung, daß der Cardinal- Staats - Secretär Jacobini eine Denkschrift zur Beantwortung des kaiserlichen Schreibens ausarbeite. In den leitenden Berliner Kreisen selbst glaubt man jetzt an die Friedensgeneigtheit der Curie nur wenig, wenn man auch an der Friedensliebe Papst Leo XIII. nicht zweifelt. Es geht dies aus einem längeren Artikel der „N. A. Ztg." hervor, in welchem sich das Berliner officiöse Blatt in Erwiederung eines den Briefwechsel zwischen Kaiser und Papst betreffenden Artikel der kölnischen „Rassegna" u. A. auch in folgender Weise äußert: „Die preußische Regierung und namentlich Se. Majestät der Kaiser erwiedern nicht das Mißtrauen" — die „Rassegna" hatte von einem gegenseitigen Mißtrauen gesprochen — „welches der Papst schwerlich nach eigener Eingebung, wohl aber auch auf Grund ge färbter Berichte Derer, die am Streite interessirt sind, haben mag. Ursache des Mißtrauens der Negierung ist mehr die bisherige Po litik des Centrums, als die des Papstes ... So lange die Re gierung keine, auch nicht die kleinste Erwiederung ihres Entgegen kommens findet, so lange sie das Gefühl behält, auf eine Verständigung nicht mit dem Papste, sondern mit dem, dem Fortschritt verbündeten, Centrum angewiesen zu sein, scheint uns wenig Aussicht auf eine Förderung des Friedenswerkes vorhanden zu sein." Im Reichstag wurde endlich am Montag die Discussion über den Postetat zu Ende geführt, wobei noch die Frage, ob in dem Ver fahren der Postverwaltung, Dienstgebäude von Privat-Unternehmern auf deren Rechnung erbauen zu taffen, miethsweise zu benutzen und sich das Verkaufsrecht zu sichern, eine Umgehung des Budgetrechts des Reichstages zu erblicken sei, Anlaß zu einer längeren Debatte gab. Bei der sich hieran schließenden Berathung des Etats des Auswärtigen Amtes nahm Abg. Or. Kapp Anlaß, auf die großen Fortschritte hinzuweisen, welche das deutsche Consulatwesen in den letzten zehn Jahren gemacht habe, denn die deutschen Consulate seien innerhalb dieser Zeit von 24 auf 60 gestiegen. Dagegen bemängelte der genannte Abgeordnete entschieden Bestimmungen des Consulats- gesetzes und wünschte namentlich eine Reform des Consulatsexamens, da für die Consuln mindestens die Absolvirung der zweiten juristischen Prüfung nothwendig sei. Schließlich wurden sämmtliche Positionen des Etats des Auswärtigen bewilligt, worauf das Haus sich dem Etat des Neichsamtes des Innern zuwandte, bei welchem Abg. Kapp die Vorlegung eines das Auswanderungswesen regelnden Reichsge setzes wünschte. Bundescommiffar Schröder erklärte hierauf, daß ein derartiges Gesetz in Vorbereitung sei, nur könne er über den Zeit punkt der Einbringung desselben noch nichts sagen. Es kamen dann noch verschiedene Mängel unseres AuSwanderungswesens zur Sprache, wobei vr. Windthorst besonders eine größere Fürsorge für die Aus wanderer verlangte. Der Reichskanzler hat im Auftrage des Kaisers ein Schreiben an die deutschen Consuln in Nord-Amerika gerichtet, in welchem den deutschen Bürgern der Vereinigten Staaten für die zahlreichen und bedeutenden Summen, welche sie für die Ueberschwemmten am Rhein eingesendet haben, der kaiserliche Dank ausgesprochen wird. In Berlin starb am Montag in noch nicht vollendetem 64. Lebensjahre Ernst Dohm, der geistvolle Nedacteur des „Kladdera datsch." In dem Vereinigten vereinigte sich mit einer umfassenden streng geschulten Bildung ein hohes dichterisches Talent und oiese glückliche Vereinigung machte sich besonders in seinen Leitgedichten im „Kladderadatsch" bemerkbar. Die Bedeutung Dohm's in der Literatur wird erst später zu würdigen sein. Oesterreich-Ungarn. In Wien fanden Anfang dieser Woche gemeinsame Conferenzen der österreichischen und der ungarischen Mi nister unter theilweisem Vorsitze des Kaisers statt. Außer den ge meinsamen Ministern Kalnoky (Auswärtiges) und Kallay (Reichs finanzminister) nahmen hieran österreichischerseits die Minister Taaffe, Dunajewski und Pino, ungarischerseits die Minister Tisza, Spapary, Keinem) und Radar) Theil. Die Conferenzen dürften sich neben an deren wichtigen, gegenwärtig schwebenden Fragen u. A. auch mit dem Anschlusse der österreichischen Bahnen an das türkische Bahnnetz be schäftigt haben, worüber zur Zeit eingehende Verhandlungen zwischen Oesterreich und der Pforte stattfinden. — In Agram haben wieder holte Erdstöße am Montag Abend unter der Bevölkerung nicht ge ringen Schrecken verursacht und die Erinnerung an das Erdbeben, von welchem Agram vor zwei Jahren heimgesucht wurde, wieder hervorgerufen. Frankreich. In Frankreich vereinigt sich das ganze politische Interesse momentan auf den Senat, welchem am Sonnabend das Thronprätendentengesetz zugegangen ist. Man kann indessen schon jetzt annehmen, daß der Regierungsentwurf gegen die Prätendenten in seiner jetzigen Fassung nicht die Zustimmung des Senats finden wird, denn nach den Wahlen zur Commission zu urtheilen, die am Montag im Senate zur Vorberathung der Thronprätendenten-Vor lage niedergesetzt worden ist, werden sich etwa 145 Senatoren gegen und nur 110 für dieselbe erklären. Es heißt aber, daß das linke Centrum, in welchem die gemäßigten Republikaner sitzen, nach einer Verständigung mit der Regierung und der Deputirtenkammer strebe, wonach das Ministerium ermächtigt werden soll, Prätendenten aus zuweisen, die gegen die Republik conspiriren, oagegeu sollen die Be stimmungen der Vorlage fallen gelassen werden, welche die Unwähl barkeit und Amtsentsetzung der Prinzen aussprechen. Die Thron- prätendentenfrage dürfte demnach noch manche Schwierigkeiten zu überwinden haben, ehe sie ihre definitive Lösung findet. — Der mit der Vorunterjuchung gegen den Prinzen Napoleon beauftragte Jn- structionsrichtcr hat jetzt seinen Bericht erstattet. In demselben wird der Prinz eines Attentates zum Umstürze der bestehenden Negierungs- sorm beschuldigt und vor die Anklagekammer verwiesen. Letztere wird bis spätestens nächste Woche ihren Beschluß fassen. England. Die Botschafter-Conferenz, welche zur Regulirung der Donaufrage am vergangenen Montag in London zusammentreten sollte, hat noch in letzter Stunde durch die Erkrankung des deutschen Botschafters, Grafen Münster, einen Aufschub erlitten und wird erst am 12. Februar eröffnet werden. Wie im vorigen Jahre zu Con- stantinopel, so werden sich diesmal die Vertreter der Mächte in der englischen Hauptstadt versammeln, um abermals über die Schlichtung internationaler Streitfragen zu verhandeln. Wie jedoch die Con- stantinopler Conferenz resultatlos im Sande verlief, da sie die in Egypten widerstreitenden Interessen nicht zu vereinigen vermochte, so