Volltext Seite (XML)
Erscheint Wöchentlich drei «al und zwar Dienstag, Donnersta, und Sonnabend (vormittag!. Nbonnementtprei» betrögt vierteljährlich l Mark so Ps pr»i>nw«r»n<In. Änreiaer für Injerate i.trden bi» spätesten« Mittag» des vorhergehmhen Tage» des Erscheinen» erdete und die Corvusspaltenzeile mit in Pf., unter „Eingesandt" mit SO Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 7«. Dienstag, den 3. Zuli 1883. 8. Jahra. Bekanntmachung. Der 3. Termin Steuer zur allgemeinen Kraukeneasse für Gewerbsgehilfen, Fabrikarbeiter und Dienstboten hiesiger Stadt ist am 1. Juli a. e. fällig und zu Vermeidung der Erinnerung eventuell des Executionsverfahrens innerhalb 8 tägiger Frist an unsere Caffen-Verwaltung abzuführen. Zwönitz, am 28. Juni 1883. Die D i r e c t i o n. Adam, Bürgermeister. Bekanntmachung. Die Laaszinsen, Wasserständer- und Fischwasserzinsen pr. 1883, sowie die Schankzinsen pr. 3. Quartal 1883 sind am 1. JUli a. e. fällig und zu Vermeidung der Erinnerung eventuell des Executionsverfahrens innerhalb 8 tägiger Frist an unsere Stadtcassen-Verwaltung abzuführen. Zwönitz, am 28. Juni 1883. Der Stadt gemein berat h. Adam, Bürgermeister. "Iosrtische Kundschau. Deutschland. Gerade in die Schlußverhandlungen des preußischen Landtages hinein fällt ein Ereigniß, welches die Herren Abgeordneten als ein bedeutsames momento, als eine Erinnerung an den gemeinsamen Feind aller, mit auf den Heimweg nehmen mögen. Im ersten Hamburger Reichstagswahlkreise hat bei der am Freitag stattgefundenen Stichwahl zwischen dem fortschrittlichen Can didaten Rabe und Herrn Bebel, dem Haupte der Unisturzpartei in Deutschland, der letztere mit einer Majorität von 103 Stimmen ge siegt; sein Gegner erhielt 11,608 Stimmen. Bei der wegen des Selbstmordes Sandtmann's, des bisherigen fortschrittlichen Vertreters dieses Wahlkreises, nothwendigen Neuwahl stellten nicht nur Fort schritt und Socialdemocratie wieder ihre Candidaten auf, sondern auch eine aus Secesfionisten, Nationalliberalen und Conservativen bestehende Coalition erschien mit einem Candidaten auf dem Kampf plätze, obwohl derselbe durchaus keine Aussicht auf Erfolg hatte. Das Wahlresultat bestand darin, daß Herr Bebel schon damals die relative Majorität i erhielt und jetzt nun den definitiven Sieg er rungen hat. Natürlich herrscht im socialistischen Lager ob dieses bedeutungsvollen Sieges Heller Jubel; nachdem das Wahlresultat bekannt war, durchzogen die Socialisten, Männer wie Frauen, die Luft mit fanatischen Jubelrufen erfüllend, die gelegentlich des Krieger festes bereits reich geschmückten Straßen Hamburgs. Diese freudige Erregung ist leicht begreiflich, denn mit Herrn Bebel, dem schneidigsten Wortführer der Socialisten, gewinnt das socialdemocratischc Häuflein im Reichstage erst wieder seinen Rückhalt und des Weiteren wird die ganze geheime socialistische Agitation jetzt einen neuen kräftigen Impuls erhalten, dessen Wirkungen uns bei den Reichstagswahlen des nächsten Jahres vielleicht in überraschender Weise entgegentreten werden. Für die staatserhaltenden Parteien aber, gleichviel, ob recht«, ob links, erwächst aus der Wahl des socialistischen Führers wiederum die ernste Mahnung, dem gemeinsamen, Thron und Vater land nichts achtenden Feinde gegenüber der kleinlichen gegenseitigen Reibereien und Zänkereien zu vergessen, soll das deutsche Reich nicht einer drohenden Zukunft entgegengehen. Das preußische Abgeordnetenhaus beschäftigte sich in seiner Sitzung vom Donnerstag (nicht Freitag) mit der dritten Lesung des Gesetzes über die Schulversäumnisse; die definitive Abstimmung hierüber sollte Sonnabend stattfinden. Die Redner fast sämmtlicher Parteien erklärten sich bereit, die Regierung in dem Ansturm, den die Ultramontanen gegen die staatliche Schulaufsicht und den staat lichen Schulzwang unternommen haben, kräftig zu unterstützen. Nur Herr Windthorst, der Führer des Centrums, erklärte sich entschieden gegen da« Gesetz, welches er als eine Tyrannei und Gewissenzwang bezeichnete; wenn es nach Herrn Windthorst ginge, müßte die Schule noch heute mit gebundenen Händen wieder der sovlsmk militang überliefert werden. Da« Resultat der ziemlich erregten Debatten be stand hauptsächlich darin, daß ein von fortschrittlicher Seite zu § 1 gestellte» Amendement, wonach der Schulvorstand unentschuldrgte Kinder zwangsweise der Schule zuführen lassen kann, mit den Stim men de» Fortschrittes, de« Centrums und eines Theile» der Conser vativen angenommen wurde. Die Annahme dieser Bestimmung macht jedoch da» Zustandekommen de» ganzen Gesetze« fraglich, da der VMeter der StaaMegierung, v. Goßler, erklärte, daß dieselbe dem Amendement nicht zustimmen könne. Das Herrenhaus hielt am Donnerstag ebenfalls eine Sitzung ab, in welcher es die Verwaltungs gesetze nach der Fassung des Abgeordnetenhauses genehmigte. Am Sonnabend stand die kirchenpolitische Vorlage mit auf der Tages ordnung des Herrenhauses, nach deren Erledigung der Schluß des Landtages erfolgte. Oesterreich-Ungarn. In Böhmen haben am vergangenen Donnerstag die Landtagswahlen aus der Gruppe der Landgemeinden stattgefunden. Das Resultat der Wahlen läßt sich im Allgemeinen dahin feststellen, daß die Deutschen alle jene ländlichen Bezirke, auf welche sie rechneten, auch behauptet haben. Gewählt wurden 31 , Deutsche und 48 Czechen; auch die wenigen Bezirke, in denen sich Deutsche und Czechen gegenüberstanden, gaben ihre Stimmen zu Gunsten der deutschen Candidaten ab. Die Thatsache, daß im Be zirke Bergreichensten, wo der dort reich begüterte feudale Fürst Schwarzenberg sich um ein * Mandat beworben hatte und den die Czechen auf's Kräftigste unterstützten, der deutsche Candidat den Sieg davontrug, hat unter den Deutschen eine besondere Befriedigung hervorgerufen.. An die Wahlen der Landgemeinden schließen sich die Wählen der Städte-Curie, der Handelskammern und des Groß grundbesitzes an; der neugewählte Landtag selbst tritt am 5. Juli zusammen. Frankreich. Die Tonkinfrage kommt nur sehr langsam vor wärts, vielleicht äußert die sommerliche Hitze ihre Wirkung auch auf die Verhandlungen der französischen und chinesischen Diplomaten. Im Uebrigen ist man in Paris noch immer der Uebcrzeugung, daß die ganze Tonkinaffaire friedlich verlaufen wird, zu welcher Annahme das durchweg höfliche Auftreten der Diplomaten des „Reiches der Mitte" wohl berechtigen mag, wollte man aber an der Seine hieraus schließen, daß China den französischen Ansprüchen weichen wird, so wäre dies eine gründliche Täuschung, denn hieran denkt China nicht. Wohl wünscht aber die chinesische Regierung eine friedliche^ Ver ständigung mit Frankreich, für welche die Person des französischen Ministers des Auswärtigen, des Herrn Challemel-Lacour, das einzige Hinderniß bildet, wie es wenigstens den Anschein hat. Es ist, darum begreiflich, wenn die Gerüchte über die bevorstehende Demission des Ministers des Auswärtigen sich mit einer gewissen Hartnäckigkeit er halten und wie die Dinge liegen, ist es gerade nicht unwahrscheinlich, daß Herr Challemel-Lacour der Vereinbarung zwischen Frankreich und China zum Opfer fallen wird. H England. In England hat das Haus der Lords am Donnerstag H eine Entscheidung gefällt, welche dem gesunden Menschenverstand H schnurstracks entgegengesetzt ist. Es handelte sich um die 3. Lesung H der Regierungsbill, welche die Aufhebung des in England noch be stehenden Gesetzes, welche einem Wittwer verbietet, seine Schwägerin zu ehelichen, ausspricht. In der zweiten Lesung war die Bill mit 165 gegen 158 Stimmen angenommen worden, in der entscheidenden Abstimmung trugen aber die starren Orthodoxen im Oberhause noch einmal den Sieg über die liberalen Lords davon, denn mit einer Majorität von 5 Stimmen wurde die betreffende Bill abgelehnt. Hiermit ist der Streit, welcher seit nun 32 Jahren im englischen Oberhause um die „Schwäger-Ehe" geführt wird, wieder einmal zu Ende, aber e« ist nicht zu bezweifeln, daß ihn die Freunde der ab gelehnten Bill unter günstigeren Verhältnissen wieder aufnehmen und dann hoffentlich zu einem für ihre Sache glücklichen Ende führen w