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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag-. AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich t Mark 20 Ps pr»n»m«ranä<i. ÄMM für Inserate werden bi« spätesten- Mittags des vorhergehenden DageS des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stavtgemeinderalh, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 107. Donnerstag, den 13. September 1883. 8. Jahrg. Sächsische Aachrichten. — Mit dem nach Salzburg zum Feuerwehrtage am Mittwoch Abends abgelassenen Extrazuge fuhren von Chemnitz mehr als 200 Theilnehmer ab, in Neichenbach schlossen sich noch weitere 100 an. Die Stadtvertretung von Chemnitz hat den 5 Compagnien der frei willigen Feuerwehr einen Festbeitrag von je 200 Mark gespendet und wurden von diesem Betrage je 2 oder 3 Mitglieder einer Com pagnie betheilt. Außerdem erhielt noch der städtische Brandmeister von der Stadtvertrelung einen Festbeitrag von 150 Mark; ferner nahmen auch zwei Vertreter der Feuerwehr der sächs. Maschinen fabrik (vorm. Nich. Hartmann) auf Kosten der Direction des ge nannten Etablissements au dem Extrazuge und dem Feuerwehrfeste in Salzburg Theil. Ein Telegramm aus Salzburg vom 6. Seplbr. meldet: Der Feuerwehr-Extrazug, welcher gestern Abends 8 Uhr in Chemnitz abging, ist heute Abends 6 Uhr 45 Min. glücklich hier an gekommen. Den sächsischen Feuerwehrleuten wurde ein herzlicher Empfang bereitet. — Auf Anordnung des Königlichen Ministerium des Innern wird vom 22. Septbr. bis mit 3. Octbr. d. I. ans dem Schwanen- schlößchen in Zwickau eine Ausstellung gewerblicher Schulen des Zwickauer Regierungsbezirk stattfinden. Die ausstellenden Schulen sind: 1) technische Lehranstalten, 2) Web-, Würk-und Klöppelschulen, 3) andere gewerbliche Fachschulen, 4) gewerbliche Fortbildungsschulen und 5) Handelsschulen. Die Ausstellung umfaßt a. Schülerarbeiten, d. Hilfs- und Lehrmittel (Instrumente, Modelle u. s. w.). Das Nähere enthält der Ausstellungscatalog. — Von Zwickau schreibt man der „B. B.-Ztg.": In Zwickau und Umgegend gedenken im nächsten Monat die Kohlenbergwerkleute die Forderung einer Lohnerhöhung zu stellen und im Falle der Ab lehnung den Streik zu proclamiren. Positive Thatsachen liegen allerdings noch nicht vor, doch spricht man allgemein von einem drohenden Streik. — Gegen den Hausschlächter Johann Sachs in Chemnitz war kürzlich Anklage dahin erhoben worden, daß er im Juni d. I. mindestens eine Qnantität von ca. 3 Knoblauchwurst zum Zwecke der Täuschung im Handel und Verkehr mit Anilinroth oder Fuchsin gefärbt und dieses so verfälschte Nahrungsmittel unter Verschweigung der Verfälschung an einen Restaurateur verkauft habe. Des ihm zur Last gelegten Vergehens für schuldig befunden, wurde Sachs zu 1 Monat Gefängniß und 50 Mark Geldstrafe, bezw. weiteren 10 Tagen Gefängnißstrafe verurtheilt. — Stollberg. Am 7. September Nachmittag kam in einer Scheune an der Zwönitzer Straße Feuer aus, welches, genährt durch reiche Erntevorräthe, in kürzester Frist noch eine angrenzende zweite Scheune, sowie ein von niehreren Familien bewohntes Wohnhaus zerstörte. Der günstigen Windrichtung ist es zu danken, daß die äußerst bedrohten Nachbargebäude nicht von der Flamme ergriffen wurden. Die in dürftigen Verhältnissen lebenden Hausbewohner er leiden empfindlichen Schaden. — Stollberg, 10. Sept. Am heutigen Tage beging Herr Superintendent Steinhäuser, Ritter rc. hier das Fest seiner 40jährigen Thätigkeit im geistlichen Ainte, aus welchem Anlasse dem überraschten Jubilar die mannigfachsten Beweise der Liebe und Theilnahme dar gebracht wurden. Möge dem hochwürdigen Manne eine noch recht lange und gesegnete Wirksamkeit beschieden sein. — Geyer. Abermals ist in Tannenberg ein Brandstiftungs versuch gemacht morden, und zwar an demselben Hause, wie schon vor einigen Tagen. Wurde damals ein Haufen Reißig an das Haus geschafft und in Brand gesetzt, so wurde jetzt eine Art Pechfackel, an der ein Zünder angebracht war, brennend an das Haus gelehnt. Zum Glück ist die Fackel, noch bevor sie das Haus in Brand setzen konnte, umgefallen und dadurch verlöscht. Erst am andern Morgen entdeckten dis Bewohner des Hauses das Bubenstück. Ueber die Thäterschaft fehlt vorerst noch jeder Anhalt. — Aue. Vom 14.—17. October wird im Hotel Engel hier- selbst die Obstausstellung des Schwarzenberger Bezirksobstbauvereins stattfinden. — Nicht gerade angenehm überrascht war ain Freitag Morgen der hiesige Kaufmann Blei, als er gegen 2 Uhr von einem Kindtaufüschmause zurückkehrend, bemerkte, daß mehrere Scheiben eines Fensters in der Wohnstube zerschnitten und das Fenster selbst weit geöffnet war. Nichts Gutes ahnend, ging er sofort in den Laden und hier fand sein Verdacht, daß Diebe ihr Unwesen ge trieben, nur allzusehr Bestätigung. Alles lag bunt durcheinander, und bei genauerer Durchsicht seiner Waarenvorräthe fehlten ihm für über 200 Mark Materialmaaren, hauptsächlich Cigarren, Kaffee, Lichte und mehrere Flaschen Branntwein. Außerdem schienen noch die Diebe des Schuhwerks sehr dringend benöthigt gewesen zu sein, denn Alles, was sie an Stiefeln, Schuhen und Pantoffeln gefunden, hatten sie mitgenommen. Am nächsten Morgen fand man mehrere der gestohlenen Gegenstände in einem Garten. Hoffentlich gelingt es dadurch, den Dieben auf die Spur zu kommen. — Auf der Haltestelle Untermarx grün wurde am 10. ds. MtS. Nachmittags der 6jährige Knabe des dasigen Haltestellewärters Scherzer von einer Lowry überfahren und sofort getödtet. Während der Fuhrmann mit Entladung der mit Kohlen beladenen Lowry be schäftigt war, befand sich der Knabe unter der Lowry. Als sich nun das, jedenfalls zu nahe an der Lowry befindlich gewesene Geschirr in Bewegung setzte, wurde die Lowry auch mit sortbewegt. In diesem Augenblicke hat der Knabe jedenfalls unter dem Wagen her vorkriechen wollen, ward aber leider so unglücklich erfaßt, daß sein sofortiger Tod erfolgte. — Crimmitschau. Ein kurzsichtiger Gatte sah kürzlich in seiner Wohnung ein großes Blumenbouquet auf einem Stuhle liegen und in dem Wunsche, es vor dem Verwelken zu bewahren, steckte er es in ein Gefäß voll Wasser; als seine Gattin eine halbe Stunde später dies sah, stieß sie einen Entsetzensschrei aus und wurde fast ohnmächtig; ihr kurzsichtiger Gemahl hatte nämlich ihren neuen Hut irrthümlich wegen seiner Blumenfülle in frisches Wasser gesetzt. — Plauen, 8. Septbr. Der wegen Verdachts des Mordes an dem Fleischerlehrling Strobel zur Untersuchung gezogene Fleischer Paul Schmidt hat heute eine dreimonatige Gefängnißstrafe wegen vorsätzlicher Körperverletzung verbüßt, ist jedoch nicht auf freien Fuß gesetzt worden, sondern zur Fortsetzung der Untersuchung in Haft behalten morden. — „Um einen Spaß zu machen", hatte der Lehrer Heinrich Otto Reiste in Neustadt bei Falkenstein einen geistig etwas zurückge bliebenen 8jährigen Knaben im Schulzimmer aufgehangen. Er hatte ihm dessen Hosenträger um den Hals gelegt, mit der einen Hand die beiden Enden an einem Nagel und mit der anderen Hand den Körper des „Delinquenten" festgehalten, wobei zwei Schuljungen Unterstützung leisteten. Für dieses bei einem Lehrer recht eigenthümliche Ver gnügen hat Reiste 30 Mark Strafe und die Kosten zu zahlen. — Roßwein, 9 Septbr. Seit einigen Wochen ist der seit herige Director des noch in Concurs befindlichen hiesigen Vorschuß- Vereins abwesend. Der genannte Beamte hatte eine Geschäfts- und resp. Vergnügungsreise angegeben, von der er noch nicht zurückkehrte. — Frankenberg, 7. September. Das am 25. Juni d. I. hier verstorbene Frl. Ida v. Sandersleben hat der Stadtgemeinde Frankenberg 9000 Mark zum Bau eines neuen Krankenhauses und 3000 Mark mit der Bestimmung testamentarisch vermacht, daß die Zinsen davon alljährlich im November zum Ankauf von Holz und Kohlen für Arme verwendet werden sollen. — Oschatz. Der Sohn des Gutsbesitzers und Gemeindevor standes Opitz aus Hohenwussen ritt am 6. d. M. Nachmittags nach Altmügeln, um sich gleich Tausend Anderer auf dem ausgedehnten „Stoppelmarkte" im Freundeskreise einige unterhaltende Stunden zu verschaffen. Einige Stunden nach Mitternacht sollte der Heimritt erfolgen. Auf demselben hatte der junge Mann das Unglück, vom Pferde zu fallen, mit dem Fuße im Steigbügel hängen zu bleiben und geschleift zu werden. Den einen Stiefel, welcher wahrscheinlich nach Befreiung des Fußes im Bügel zurückgeblieben war, fand man in der Nähe von Goseln und den bewußtlosen Reiter bei Mügeln. Trotz aller ärztlichen Bemühungen starb der Verunglückte noch an demselben Tage. — Groitzsch, 9. Septbr. Vorgestern Nachmittag brach in dem Stallgebäude des Maler'schen Hauses hier Feuer aus, durch welches ein Theil dieser Besitzung nebst dem Stalle des benachbarten Möschke'schen Hauses vernichtet wurde. Als Brandstifter sind zwei Knaben von 7 und 5 Jahren ermittelt worden.