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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich l Mark so Ps. prisnnweronän. Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehendey Tages des Erscheinens erdete.! und die CorpuSspaltenzeile mit tv Pf-, unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend Organ für den Stavtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. .4^ 1L8 Dienstag, den S. Oktober I88Z. g. Jahrq. Bekanntmachung. Auf Antrag der Erben weil, des Hausbesitzers Carl Gotthilf Wieland in Niederzmönitz sollen die zum Nachlasse desselben ge hörigen Grundstücke und zwar: 1. das HaussMndstück, Nr. 204 des Brandcatasters, Nr. 34 des Flurbuchs, Fol. 206 des Grund- und Hypothekenbuchs für Niederzwönitz, 2. das Wiesen- und Feldgrundstnck, Nr. 779, 780, 781, 782 der Feldflur im Flurbuche, Fol. 592 des Grund- und Hypothekenbuchs für Zwönitz, von welchen Grundstücken das Grundstück sub 1 auf 3290 M. — Pf., und 2 auf 740 M. — Pf., ohne Berücksichtigung der Oblasten ortsgerichtlich aewürdert worden den 12. October 1883 Vormittags 11 Uhr durch das unterzeichnete Königliche Amtsgericht a» Ort und Stelle öffentlich und unter den im Termin bekannt zu machenden Be dingungen an den. Meistbietenden verkauft werden, was hierdurch bekannt gemacht wird. Stollberg, am 21. September 1883. Königliches Amtsgericht Zumpe. Masky. Sächsische Nachrichten. — Zwönitz, 8. Octbr. Bei der jetzt überall im Gang befind lichen Kartoffelernte dürften einige geschichtliche Notizen über die Einführung dieser hochwichtigen Frucht in unserem Sachjenlande sicherlich in weiteren Kreisen willkommen sein. Die ersten Kartoffeln wurden im Jahre 1717 im Vogtlands gelegt nnd zwar im Dorfe Würschnitz. General von Milkau soll sie nach Sachsen gebracht haben, nach anderen Quellen wird dies Verdienst aber auch einem jungen Landmanne zugeschrieben, der in Großbritannien gewesen sein und die Frucht von dort mitgebracht haben soll. Dort und zwar in Irland war sie auf Veranlassung des Engländers Staleigh aus Amerika herübergebracht und dringend zum Anbau empfohlen worden. Schon 1565 brachte der Engländer Hawkins die ersten Kartoffeln mit in seine Heimath und das zweite Mal war es Franz Drake, der sie nach Europa brachte. In Sachsen wurde sie, wie schon erwähnt, zuerst im Vogtlande erbaut, von wo sie dann in's Erzgebirge hinüber kam. Aber noch vor 90 Jahren aß man sie bei uns als Zukost zum Brod, etwa wie Käse. Auch war es damals eine große Erute, wenn man 2 bis 3 Tragkörbe Erdäpfel erbaute. Die Landleute im Nieder lande lachten anfänglich über die neue Frucht und wollten nichts davon wissen, zumal auch mehrere Gelehrte sie für gesundheits schädlich hielten. Und heute? Die Kartoffel bildet ein Haupt nahrungsmittel des sächsischen Volkes und wird nicht mit Unrecht l das Brod der Armen genannt. — Betreffs der erwähnten Eigenthümlichkeit der diesjährigen Kartoffeln, daß sie nämlich beim Kochen fast alle innen hart bleiben, wird dem „Dresd. Anz." noch mitgetheilt, daß man auch bei den Kartoffeln der letzten Ernte beim Kochen bessere Resultate erzielt, wenn man dieselben nur abgewaschen, mit reichlich Salz versehen in einem eisernen Geschirr gut zugedeckt, aber ohne Wasser an ein nicht zu grobes Feuer setzt und so mehr langsam dämpfen als kochen läßt. Das Resultat ist überraschend; die Kartoffel gewinnt an Geschmack wie an Mehlgehalt und der Genuß ist dadurch ein weit höherer. — Zwickau. Im Sitzuugssaale der hiesigen Kreishauptmann schaft fand am Mittwoch Vormittag die Einweisung des Herrn Kreis hauptmann Frhr. v. Hausen in sein neues Amt statt. — Oel Snitz i. E., 6. October. Die Oelsnitzer Bergbaugesell schaft wurde gestern von einem Unfall betroffen, indem ein Brand, dessen Ursache bis jetzt nicht ermittelt ist, am Hedwigschacht die Hängebank mit dem Schachthaus und den Seilscheibenbock, sowie die nächsten Maschinengebäude zerstörte. Die übrigen Tagesanlagen blieben unbeschädigt, insbesondere die Wäsche, Kesselhaus, Ventilator anlage u. s. w. Der Schacht ist nur in den obersten 8—10 Meter in der Zimmerung beschädigt, wird aber in wenigen Tagen wieder verbaut sein und die Wettercirculation aus der Grube ungebrochen bleiben. Der Grubenbetrieb wird ohne wesentliche Beschränkung fortgehen und wird die Förderung auf den Friedensschacht verlegt werden. Der Kohlenabsatz wird wenig Einschränkung erleiden. Die zerstörten und beschädigten Gegenstände sind sümmtlich durch Ver sicherung gedeckt. — Dresden, 3. Octbr. Gestern Mittag ist der bisherige erste weltliche Rath im evangelisch - lutherischen Landesconsistorium, Geheimer Rath v. Berlepsch, als Präsident des evangelisch-lutherischen Landesconsistoriums durch Staatsminister Dr. von Gerber in sein hohes Amt eingewiesen worden. — Im Keller eines Hauses der Badergasse in Dresden, in welchem seit ca. 45 Jahren eine Weinhandlung betrieben wird, ist dieser Tage ein merkwürdiger Fund gemacht worden. Beim Ab- reißen eines Weinlagers entdeckten Arbeiter, zwischen der Decke des Kellers und der Balkenlage versteckt, drei Blechdosen, in denen man alterthümliche Münzen, zwei Uhren und vierzehn goldene Ringe vor fand. Die werthvollen Fundobjecte wurden vom Inhaber des Kellers in Verwahrung genommen, nachdem er der Behörde den Fund an gezeigt hatte. — Auf gräßliche Weise verunglückte am Abend vom 2. d. M. der Gutsbesitzer Obenaus in Kirchbach bei Oederan. Derselbe war Nachmittags zu seinem Vater in Linda gefahren, hatte hier seinen Wagen zur Reparatur stehen lassen und ritt deshalb zurück. Unterwegs scheute das Pferd und warf Obenaus ab; unglücklicher weise blieb dieser mit einem Fuße im Geschirr hängen und vermochte sich auch nicht aus diesem zu befreien; so jagte denn das Pferd in sausendem Galopp durch das Dorf, den abgeworfenen Reiter hinter sich her schleifend. War auch der Weg, den das scheue Thier noch zurückzulegen hatte nicht allzuweit, so sind doch die Verletzungen, welche der Unglückliche erhalten, entsetzlich zu nennen. Erst am nächsten Morgen wurde das Pferd im Hofe Obenaus' ausgehalten, hier lag auch die Leiche des Besitzers. Wie lange also das Thier, seinen Herrn schleifend, herumgelaufen, kann Niemand sagen. Obenaus war unverheirathet und erst 27 Jahre alt. — Leipzig, 5. Octbr. Bei Gelegenheit einer am 21. Febr. d. I. vor dem Landgericht zu Nürnberg stattgefundenen öffentlichen Verhandlung, welcher die Beleidigungsklage des Kaufmanns Herrn Bruno Sparig gegen den Nedacteur eines socialdemokratischen Blattes, Gabriel Löwenstein, der in seinem Blatte behauptet hatte, Sparig habe eine Liste von 300 auszuweisenden Socialisten bei der königl. sächs. Staatsregierung eingereicht, zu Grunde lag, war unter anderem auch der Reichstagsabgeordnete und Schriftsteller Wilhelm Liebknecht auf Antrag des Beklagten als Zeuge vernommen worden. Herr Liebknecht hatte diese Gelegenheit dazu benützen zu müssen geglaubt, mit seiner Zeugenaussage schwer beleidigende Behauptungen gegen Herrn Sparig selbst, sodann aber gegen den Schriftsteller Herrn Emil Leonhardt und den Buchhändler Herrn Nebel, beide in Leipzig, zu verbinden. Alle drei Genannte stellten darauf Strafantrag bei dem königl. Amtsgericht Grimma, zu dessen Gebiet der derzeitige Wohnsitz des Herrn Liebknecht, Borsdorf, gehört. Während der Verhandlungstermin in der Klagsache Sparig noch aussteht, da in derselben noch Erörterungen seitens der Staatsanwaltschaft statt finden, wurden am heutigen Tage die Klagen der Herren Leonhardt und Nebel in erster Instanz vor dem königlichen Schöffengericht Grimma, dem Herr Amtsrichter Pinther präsidirte, verhandelt. Die Parteien waren sämmtlich in Person erschienen, desgl. wurde eine Mehrzahl von Zeugen abgehört. Das Ergebniß der Verhandlung bestand darin, daß Herr Liebknecht, dessen Wahrheitsbeweis gänzlich mißlang, wegen der Herrn Leonhardt zngefügten Beleidigung zu 3 Wochen Gefängnißstrafe, wegen der Beleidigung des Herrn Nebel