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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag-. Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark so Ps pr»>»>m»ran<jn. Inserate werden bi» spätesten» Mittags des vorhergehenden Tage» des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit in Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend Organ für den Stabtaemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 132. Dienstag, den 13. November 1883. 8. Jahra. Bekanntmachung, die Wahl eines Abgeordneten zur Bezirksversammlung betreffend. Da der gegenwärtige Vertreter der Stadt Zwönitz in der Bezirksversammlung nach ß 16 des Gesetzes, die Bildung von Bezirks verbänden und deren Vertretung betreffend, vom 21. April 1873, mit Ende dieses Jahres ans der Bezirksversammlung auszuscheideu hat, so macht sich ergangener Verordnung gemäß eine Neuwahl nöthig. Nach Maßgabe der Vorschrift in § 10 des angezogenen Gesetzes in Verbindung mit Z 16 der dazu erlassenen Ausführungs-Ver ordnung vom 20. August 1874 wird hierdurch bekannt gemacht, daß die Wahl desselben Donnerstag den 22. November a. c. Nachmittags tt Uhr im Nathssilzungszimmer durch den Stadtgemeinderath erfolgen ivird. Zwönitz, am 12. November 1883. Der Bürgermeister. Adam. Bekanntmachung. Der 5. Termin Communanlage ist am 15. dieses Monats fällig und innerhalb achttägiger Frist bei Vermeidung der Erinnerung event. des Vollstreckungsverfahrens an unsere Stadtcassen-Verwaltung abzuführen. Zwönitz, am 12. November 1883. Der Stadtgemeinderath. Adam, Bürgermeister. Die Lntherseier in Zwönitz. Das Lutherfest ist vorüber — nun einen Rückblick auf dasselbe, wie es in unserer Gemeinde gefeiert worden ist! Es ist ein natür liches Bedürfniß, die Bilder und Eindrücke der letzten Tage zu sam meln, und vielleicht können diese Zeilen ein Erinnerungsblatt auch für spätere Zeiten bilden. Durch die Anordnungen der kirchlichen Oberbchörde war der Nahmen für die Festfeier gegeben und doch zugleich die Freiheit ge laffen, dieselbe den örtlichen Verhältnissen entsprechend zu gestalten. Was hier Kirchen- und Schulvorstände, Corporationeu und Private veranstaltet, das ist in harmonischer und glatter Weise verlaufen und man wird sagen müssen, daß der Gesammteindruck der Feier nach allen Seiten hin ein sehr wohlthuender geworden ist. Vorbereitet wurde dieselbe durch zwei öffentliche Vorträge, welche vom Ortspfarrer in den beiden Sälen der Stadt, im Schützenhaus und im blauen Engel, über „Luthers Leben und Wirken" gehalten wurden. Eröffnet wurde die Feier am 10. November durch die Schulfestlichkeiten, welche in Stadt und Land in ziemlich gleicher Weise verlaufen sind: Zug der Kinder nach einem Saale, Ansprache der Lehrer, Gesänge und Declamationen der Schüler und Schülerin nen, zum Schluß Vertheilung der Fries'schen Lutherfestschrift in Zwönitz und Kühnhaide, von Luthermedaillen in Lenkersdorf. In Dittersdorf schloß die Schulfeier mit einer festlichen Bewirthung der Kinder. In der Stadt Zwönitz war mit der Schulfeier die Pflanzung einer Luthereiche in Verbindung gesetzt worden. Einen durchaus paffenden Platz hatte Herr Diac. Böthig in seinem kleinen Gras- gärtchen, unmittelbar am Kirchwege, freundlichst zur Verfügung ge stellt. Hierher zogen unter Musikbegleitung Vormittag 10 Uhr die Lehrer mit den Schulkindern von Zwönitz und Kühnhaide, hier ver sammelten sich die Mitglieder des Stadtgemeinderaths, des Kirchen- und Schulvorstandes, und von kundiger Hand wurde eine schöne, von der Stadt aus ihrem Waldbestande gelieferte Eiche gepflanzt. Die Weihrede hielt der Ortspfarrer im Anschlusse an Luc. I, 80. Herr Bürgermeister Adam übernahm den Baum in den Schutz der städtischen Obrigkeit und befahl ihn der Schonung des Publikums. Herr Diac. Böthig ertheilte der Versammlung den Segen. Erhebende Gesänge unter Musikbegleitung verschönten diese Feier, nach welcher die Schulkinder von Kühnhaide nach Haus zurückkehrten, die Schul knaben von Zwönitz unter Führung der Herren Rector Birn und Lehrer Sieber nach dem Schießhaussaale, die Schulmädchen unter Leitung der Herren Organist Dörfel und Kirchner Albrecht nach dem Saale des blauen Engel zu dem obenerwähnten SchulactuS zogen. Diese Theilung war durch die Naumverhältnisse geboten und erwies sich als durchaus zweckentsprechend. Mittag von 12—1 Uhr wurde die kirchliche Festfeier in drei langen Pulsen eingeläutet. Man hatte schon jetzt das Gefühl, daß die allgemeine Feststimmung mächtig stieg. So war der liturgische Gottesdienst, welchen Nachmittag 3 Uhr Herr Diac. Böthig hielt, von Groß und Klein sehr zahlreich besucht. Die Witterung des Tages war bis dahin eine trübe gewesen, selbst feuchte Niederschläge fehlten nicht ganz. Dagegen heiterte der Abend sich auf und die Windstille desselben kam dem Fackel- und Lampionzug zu Statten, welcher Abend 7 Uhr durch die Straßen der Stadt sich bewegte. Herr Louis Köhler hatte sich um das Zu standekommen desselben in hervorragender Weise verdient gemacht und leitete denselben in umsichtiger Weise. Es betheiligten sich an dieser effectvollen Feier die Feuerwehr, der Turnverein, der Gewerbe verein, die Schuhmacherinnung, die Erholung, die Lledertafel und die oberen Schulclassen. Bengalische Flammen leuchteten hie und da, einzelne Privathäuser und die Schwotzer'sche Fabrik waren illu- minirt. Einen erhebenden Eindruck machte die Verbrennung der Fackeln auf dem Markte, welche unter den Klängen des Lutherliedes erfolgte. Die auf dem Marktplatze aufgehäufte, große Menschen menge verhielt sich musterhaft und fand dieser Zug den lauten Bei fall auch Derer, welche sich Anfangs für diese Art der Feier nicht erwärmt hatten. Sonntag früh 5 Uhr weckte Festgeläute und Choralmnstk die Gemeinde. Für die kirchliche Hauptfeier war ein gemeinsamer Kirch gang verabredet worden. Die Herren Bürgermeister Adam, David Schüller, Steuereinnehmer Strinitz und Louis Köhler hatten die Ar rangements in dankenswerther Weise übernomniest. Gegen Vs 9 Uhr traten die Kirchenvorstandsmitglieder, die Gemeinvevertreter von Stadt und Land, die Lehrer der Parochie, dann in der durch das Loos bestimmten Ordnung der Gewerbeverein, die Schützen, die drei Vereine von Kühnhaide — Feuerwehr, Militär- und Landwirthsch. Verein —, die Liedertafel, der Kriegerverein, die Feuerwehr, der Militärverein, der Turnverein, die Erholung, die Schuhmacherinnung auf dem Marktplatze zusammen. Es war nicht die Absicht, alle Theile der Stadt zu durchziehen, man wollte nur dem Zuge Gelegenheit zur Entfaltung geben und zog deshalb nur durch die Schulstcabe, den Neumarkt, die Kühnhaider-, die Lößnitzer- und Bahnhofstraße über den Markt nach dem Gotteshause. Einer schönen Motette unter Direktion des Herrn Rector Birn und dem unter Posaunenbegleitung gesungenen: „Eine feste Burg ist unser Gott" — folgte die Fest predigt des Ortspfarrers Herrn ?. Clauß. Derselbe führte auf Grund von Röm. 1, 16 u. 17 aus: Auf dem Evangelia von Christo ruht Luthers Lebenswerk, denn das Evangelium von Christo ist seine» Lebens Ruhm, seines Lebens Kraft, feines Lebens Gewinn. Das Gotteshaus, in dessen Schiff die Frauen schon vor Ankunft des Fest zuges Platz genommen hatten, war vollständig gefüllt und diente der tausendstimmige Gemeindegesang der singenden Gemeinde selbst zur Erhebung und Erbauung. Den das Gotteshaus Verlaffenden tönte, vom Thurme geblasen, die Melodie des Tages nach. Der Nachmittaggottesdienst, welchen Herr Diac. Böthig über nommen, vereinte um 2 Uhr die oberen Schulclassen und einen