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Erscheint wöchentlich drei Mal nd zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreis betrag! vierteljährlich I Mark 20 P, pi-ssnnmprun6n Meister für Inserate «werden bis spätestens Mittags deS vorhergehenden k^ages des Erscheinens erdete und die CorpuSspaltenzeile nlü in Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Orga n für den Swdtqemeiuderath, den Kirchen- und Zchulvorüand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 22. Dienstag, den 19. Februar 1884. 9. Iabrg. Sächsische Nachrichten. — Die Taste werden jetzt zusehends länger; bereits haben die- selben seit Neujahr nm zwei Stunden und einige Minuten zuge- uommen. Die Sonne steht jetzt früh ^8 Nhr auf und erst ^6 Uhr Abends unter. Das Wetter ist dabei gleichmäßig angenehm, zwar frisch, aber trocken, so eine ächte, rechte Februarluft. Die Nächte bringen nur gelinden Frost, dafür erhöht sich aber die Temperatur am Tage nicht wesentlich. Das Thermometer zeigte während der letzten Tage durchschnittlich 2 Grad Kälte Nachts und etwa 5 Grad Tageswärme. — Ueber die Ursachen des heurigen milden Winters hat der bekannte Meteorolog Prof. Dr. Reis in Mainz unterm 8. d. an den Herausgeber der „Deutschen Revue" ein längeres Schreiben gerichtet, dem wir Folgendes entnehmen: „Zwar lag die Gefahr einer strengen Winlerperiode oft nahe genug; oft war die Zunahme des Luftdrucks nur noch auf der einen Südwestseite und zuweilen nur sehr schwach vorhanden; ein geringes Fallen des Barometers in der biekayschen Ecke und - der strenge Herrscher war bei uns einge zogen; manchmal hatte er sich schon auf seinem LieblingSplatze, der bayerische Hochebene, niedergelassen und Frost von 6—8 Grad er zeugt, ab?r da brachen stets aus dem atlantischen Ocean westlich von Irland Cyklonen mit ihren Luftdruckminimis über Nordeuropa herein, riefen stürmische oder schwache Süd- und Südwestwinde hervor, die den bösen Gast in seine Heimath, den kalten Weltraum, vertrieben. Auch am 6. Februar lag die Gefahr sehr nahe; in Isle d'Aix stand das Barometer ein wenig niedriger, als in Deutschland — Paris, Karlsruhe und München hatten leichten Frost, aber das fortgesetzte langsame Fallen des Barometers seit gestern zeigt sich eine schwache Depression im Norden an, die den Winter zur Ausbildung gelangen läßt. Ob das so fortgeht, wer vermag es zu sagen? Man muß die Möglichkeit eines Winters immer hin noch zngeben, obwohl dieselbe mit zunehmender Sonnenkraft fortwährend geringer wird. Ein Nordatlantischer Schneewinter wird gerade, durch die Drnckverhältnisse noch wahrscheinlich, da dieser durch Verschiebung des Maximums in den nordatlantischeu Ocean entsteht. Gewöhnlich findet dieselbe im Frühling statt und wirkt besonders bei den Nachtfrösten mit. Offenbar ist aber in dieser ganzen Zeit eine Kraft wirksam, die das Maximum nach Norden auszubreiten strebt, wie könnte sonst in Südfrankreich so hoher Luftdruck herrschen? Wenn sich nun zu dieser speciell wirksamen Kraft bei herannahendem Frühling noch die allgemeine Kraft gesellt, die das Maximum jedes Jahr nach Norden verlegt, also im März, so könnte in diesem Jahre die Verlegung schon zu dieser Zeit ein- treten und noch Kälte mit Schnee verursachen. Auch die Sonnen- fleckentheorie spricht für einen solchen Nachwinter, da nach dieser in einer Uebergangszeit die Wettercharaktere in buntem Wechsel auf treten, wodurch auch für uns nach langer Milde ein Winteranfall große Wahrscheinlichkeit gewinnt und wir ein gleiches Schicksal mit allen Ländern der nördlichen gemäßigten Zone hätten, nämlich alle Wintersorten in einem Semester zu erleben." — In Stollberg ist Laudgerichlsassessor Haase aus Freiberg zum Bürgermeister gewählt worden. — Lößnitz, 15. Febr. Für die erzgebirgischen Bienenzüchter war der vorige Sommer wegen der rauhern Witterung wiederum ein ungünstiger. Die Wintervorräthe mußten von den Bienen schon vom Juli an in Anspruch genommen werden; die jetzige milde Witterung reizt zu zeitiger Thätigkeit, folglich zu größerem Honig- consum, so daß die Vorräthe »och vor der Tracht zu Ende gehen. Trotz der wenig günstigen Resultate der letzten Jahre arbeiten aber die Bienenzüchtervereine unablässig an der Hebung und Weiterver breitung der.Bienenzucht. — Auerbach. Bezirksarzt Dr. Schröter in Auerbach ver öffentlicht über den derzeitigen Stand der in Rodewisch herrschenden Trichinosisepidemie Folgendes: „Drei am Abend des 30. Januar in ärztliche Behandlung gekommene Erkrankungsfalle gaben nach ihrer Eigenart dem Verdacht Naum, daß es sich um Vergiftungen durch trichinenhaltigcS Schweinefleisch handeln könne. Die sofort nach der Ursprungsguelle der schädlichen Fleischwaaren angestellten Erörter ungen ließen dieselben in einer dortigen Fleischerei vermuthen; ein Stück aus dieser Fleischerei mitgenommener Nothwurst wurde am folgenden Alorgen mikroskopisch untersucht und trichinenhaltig be funden. Noch an demselben Vormittag wurde die behördliche Be schlagnahme sämmtlicher in dieser Fleischers vorräthigen Schweine- fleischwaaren veranlaßt, welche von einem am 3. Januar und einem am 14. Januar geschlachteten Schweine herrührten, die mikroskopische Untersuchung dieser Fleischwaaren ließ die vom 3. Januar herstam menden als reichlich mit Trichinen durchsetzt erkennen, während die vom 14. Januar herrührenden wieder zum Verkaufe freigegeben werden konnten. Seit dem 30. Januar ist die Zahl der Erkrank ungen, welcher fast überall auf den Genuß von Fleischwaaren aus obiger Fleischerei zurückzuführen sind, stetig gewachsen. Die Zahl der bis jetzt in ärztliche Behandlung gelangten Falle ist 23. Von diesen konnten 5 bis jetzt als leichte gelten, in mehreren Fällen ist eine wesentliche Besserung zu beobachten; allein bei der Eigenthüm- lichkeit dieser Krankheit ist noch in keinem der Fälle jegliches Be denken aufzugeben. Der betreffende Fleischer hat gegenwärtig alle seine Schweine, auch das am 3. Januar geschlachtete, durch einen geprüften Trichinenbeschauer untersuchen lassen, es ist daher dieses betrübende Vorkommniß zur Zeit noch ein Näthsel, dessen baldige Lösung durch die dazu berufene Behörde, welcher umgehend Mittheil- ung zugegangen ist, in Hinsicht auf die im Publikum hervorgerufens Beunruhigung dringend zu wünschen ist." — Zwickau. Eine besonders schändliche Thierquälerei ent deckten zwei Herren an der Reichenbacher Straße, wo sie eine Taube auf der Feldflur bemerkten, welche vergebliche Mühe machte, um sich fortzubewegen, und augenscheinlich ganz ermattet war. Als sie aber die Taube aushoben, bemerkten sie, daß dem armen Thiere der obere Theil des Schnabels mitten durch den unteren, welcher ausgeschnitten war, durchgesteckt war, so daß das arme Thier weder fressen noch ordentlich athmen konnte. Das Thier wurde getödtet. Möchte es aber gelingen, den niederträchtigen Thäter zu ermitteln. — Ehrenfriedersdorf, 14. Febr. Von morgen an haben die hiesigen Fleischer (laut Bekanntmachung des Stadtraths) durch einen von außen sichtbaren Anschlag unter Angabe des Preises an ihrer Verkaufsstelle anzuzeigen, ob sie Ochsenfleisch oder Kuhfleisch, oder beides verkaufen; ferner haben die Bäcker einen gleichen An schlag anzubringen, welcher die Preise und das Gewicht ihrer Vack- waaren enthalten muß, ebenso die Gastwirthe und Restaurateure einen Anschlag, ans welchen Brauereien und aus welchem Ort sie das Bier beziehen. — In Würzburg wurde am 15. d. der Soldat Weber vom 7. bayerischen Infanterie - Regiment, welcher in der Nacht zum 18. Oct. vorigen Jahres in Bad Elster mit dem am 24 Nov. vom Schwurgerichte zu Plauen i. V. zu 12 Jahren Zuchthaus verur- theilten Schuhmacher Pohl den Raubmord an dem Buchdruckerei besitzer Klemt verübte, wegen Raubmordversuches zu 15 Jahren Zuchthaus verurtheilt. — Döbeln. Wohlgemuth arbeitete noch unserem Anzeiger am letzten Donnerstag im Hofe einer hiesigen Restauration ein dort wohnhafter Holzbildhauer. Da plötzlich schwankt der Fußboden unter ! ihm, die Füße versinken in einem unmittelbar sich unter demselben öffnenden Loche und hätte er nicht einen Stützpunkt für seine Hände und die Hilfe eines hinzuspringenden Mannes gefunden, so hätte er leicht ernstlich Schaden nehmen können. Als nun dieser Krater on miniatnvö näher untersucht und erweitert wird, zeigt sich ein voll ständig ausgemauerter, 17 Ellen tiefer Brunnen mit 3 Ellen Wasser stand, in welchem sich noch eine Brunnenröhre befand. Kein Mensch, selbst nicht die sogenannten ältesten Leute der Umwohnenden, hatten eine Ahnung von dem Vorhandensein dieses Brunnens. Sehr viele Gäste genannter Restauration haben sich Jahr aus Jahr ein gerade auf diesem Platze, welcher den Vorplatz des dort befindlichen Kegel schubes bildet, bewegt, ohne zu ahnen, auf welch' einem gefährlichen Stückchen Erde sie standen. ck Sayda, 17. Februar. Gestern wurde der siebzehnjährige Stuhlbauerlehrling August Herklotz aus dem benachbarten Voigtsdorf wegen Vrandstiftungsversuches in das hiesige AmtSgerichtsgefängniß eingeliefert; derselbe hat geständigcrmaßen am 10. l. M. Abends das seiner leiblichen Mutter gehörige, in Voigtsdorf gelegene, sehr baufällige Häuschen in Brand setzen wollen und zu diesem Zwecke