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Erscheint wöchentlich drei Mal nd zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag,. Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pi yi'Nnnmttrrrnij,». Inserate werden bi« spätesten» Mittags des vorhergehenden Tage» des Erscheinens erbete:- und die CorpuSspaltenzeile mi! io Pf., unter „Eingesandt" init 20 Pf. berechnet. Zwönitz und llmgegend Orgnn für den Stcwtgemeinderach, den Kircken- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. .-HS' 23. Donnerstag, den 21. Februar 1884. 9. Jahrg. Sächsische Nachrichten. — Für die Bienenwirthe. naht jetzt die Zeit, wo sie auf ihre Stöcke achten müssen, wenn sie rechten Nutzen davon haben wollen. Findet im Februar ein Reinigungsausflug statt, so muß nach gesehen werden, ob auch noch genügende Vorräthe an Honig in den Stöcken sind; denn wenn diese zu knapp werden, leiden die Bienen Noth und verhungern. Auch Tobte und der übrige Unrath, der sich unter den Stöcken befindet, müssen jetzt weg geräumt werden. Wer seine Bienen recht gesund erhalten will, der giebt ihnen auch ein Reinignngsfutter. Sollte der eine oder andere Stock weisellos sein, so ist ihm entweder mit einer Königin zu helfen, oder er muß mit dem Nachbarstock vereinigt werden. Wenn jedoch ein Reinigungsflug nicht erfolgt, so ist es zweckmäßig, die Stöcke in vollkommenster Ruhe zu lassen; es sei denn daß großer Mangel der Nahrung ersichtlich, in welchem Falle zur Nothfütteruug geschritten werden muß. — Am 3. und 4. März wird die dritte Klasse 105. Königl. Sächs. Landes-Lotterie gezogen. Die Erneuerung der Loose hierzu hat bis 23. d. M. zu Vermeidung des Verlustes der Ansprüche darauf zu geschehen. Könnte jedoch ein Interessent sein Loos vom Collecteur nicht erhalten, so hat er dies bis 28. Februar d. I. bei der Königl. Lotterie-Direction zu Leipzig anzuzeigen. — Die sächsische Lotterie erfreut sich huch in außersächsischen Landen lebhafter Sympathie; diese Antheilnahme wird jedoch für die Betreffenden mitunter recht verhängnißvoll. So wurden z. B. dieser Tage in Freiburg a. d. Unstrut nicht weniger als 92 Personen wegen Spielens in der sächsischen Lotterie bestraft. — Ein Einwohner von Ehemnitz wurde letzthin auf eine Weise überrascht, in der sich Humor und Aerger stritten. Er wollte seinen Cylinderhut, der lange im Koffer gelegen hatte, herausnehmen, um zur Kirche zu gehen. Da wurde er durch lautes Piepen auf den Inhalt des Hutes aufmerksam gemacht, der aus fünf jungen, noch nackten Mäuslein bestand. Deren sorgsame Mutter hatte, um stets zu ihrem Nest zu gelangen zu können, ein Loch hineingefressen. — Zwickau, 16. Februar. Vergangene Nacht wurde ein I9jähriger Fleischergeselle hier in seiner Arbeitgeber-Behausung er hängt aufgefunden. Der Bursche, stark betrunken, hat gestern bei dem Transporte eines Rindes dieses so erheblich mißhandelt, daß Zeugen ihn mit Anzeige drohten. Hierin scheint das Motiv der That zu liegen. — Mülsen St. Jacob. Allhier wurde am Montag, den 1l. Februar a. c., Abends 10 Uhr bei Herrn Gutsauszügler Karl Ludwig mittels Dietrich eingebrochen und der Sekretär gewalt sam geöffnet, sowie die inneren Kästen gesprengt. Die Diebe brachten nur 5 Mark weg, da sie von dem Besitzer, welcher es be merkte, gestört wurden. Die hiesige Gendarmerie forscht eifrigst nach den Thätern. — Eibenstock. In der Nacht vom Sonntag zum Montag, gegen halb 12 Uhr brach in der Scheune des Gasthofsbesitzers Louis Günther in Wolfsgrün Feuer aus und zerstörte dasselbe nicht nur dieselbe, sondern auch das Gasthofsgebäude und die dazu gehörigen Stallungen. Das Feuer lohete bereits über die ganze Scheune em por, als man im Saale, wo gerade Tanzmusik stattfand, noch keine Ahnung davon hatte und lustig zum Reigen aufspielte. Gerettet wurde weiter nichts als das Mobiliar und das Vieh, die Gebäude sind total vernichtet. — Vorgestern Abend ist die dem Herrn Staatsminister Fchr. v. Könneritz gehörige Spinnerei in Erdmannsdorf bei Augustus burg durch Feuer zerstört worden. — Das Gesammtresultat der Ausgrabung des Stolpener Schloßbrunnens ist folgendes: 1 Adlerwappen, 1 Heiligenbild, 1 Lömenwappen, 15 französische Gewehre mit Fenersteinschlössern, 5 Bajonette, 2 Pistolen, 14 verschiedene Hellebarden, 1 Zündruthe, 21 Radschlösser, 38 verschiedene Piken, 2 lederne Pulverbeutel, 98 diverse Gewehrkolben, 123 Gewehrrohre, 11 Sturmsensen, 2391 Folkonetkugeln, 611 ungefüllte Granaten, 173 dergleichen gefüllte mit Holzverschluß, 4 hölzerne Setzer zum Laden der Kanonen, 1 Pulverflasche, 16 Feuersteinschlösser, 27 Luntenschlösser, 4 kupferne Pulverschaufetn, 6 gußeiserne Kanonenrohre, 5 eichene Laffetten, 14 hölzerne Näder von Laffetten, 1 hänfenes Vrunnenseil, sowie eine Menge Menschen- und Thierknochen. — Sächs. Landtag. Die 2. Kammer- beschäftigte sich am Montag nochmals mit der Petition der Gemeinde Engelsdorf bei Leipzig, um Ueberlaffung des dortigen Nichterlehn's, und überwies dieselbe mit 36 gegen 28 Stimmen der Regierung zur Erwägung. Hierauf bewilligte die Kammer in Schlußberathung cap. 8—15 des Berg-, Hütten- und Münzetats nach dem Deputationsberichte, sowie ein nachträgliches Postulat zu cap. II L desselben Etats und wurde hierbei die Petition des Freiberger Revierausschusses, die internatio nale Einführung einer gemeinsamen Münzgesetzgebung auf der Basis des bimetallistischen Princips betr., der Negierung zur Kenntnißnahme überwiesen. Auch wurde beschlossen, die Regierung zu Erörterungen darüber aufzufordern, in welcher Weise die Zukunft des Freiberger Bergbaues wirksamer als bisher sicher zu stellen sei. politische Kundschau. Deutschland. Die Neichsregierung beeilt sich gerade nicht, den Termin für den Zusammentritt des Reichstages bekannt zu geben und nur in der „Nordd. Allg. Ztg." stand zu lesen, daß die Eröffnung der Reichstagssession in der ersten oder zweiten Woche des März erfolgen werde. An und für sich ist es ja ziemlich gleich gültig, ob das große Publikum schon soundsoviel Wochen vorher von dem Zeitpunkt des Zusammentrittes des Parlamentes unter richtet ist oder nicht, aber für die Abgeordneten selbst ist dies nicht einerlei. Sie müssen sich mit ihren ganzen Privatdispositionen hier nach einrichten und werden darin oft empfindlich gestört, wenn die officielle Bekanntmachung dein Zusammentritte des Parlamentes so vorhergeht und namentlich in dieser Hinsicht wäre es nur dringend zu wünschen, daß sich endlich die Regierung zu jenem Schritte entschlösse. Das Verfahren des Reichskanzlers in Betreff der Beileids beschlüsse des Washingtoner Repräsentantenhauses anläßlich des Todes Lasker's wirbelt in der Presse viel Staub auf. Bekanntlich hat Fürst Bismarck diese ihm von dem amerikanischen Gesandten in Berlin, Mr. Sargent, zur Uebermittelung an den Reichstag über gebene» Beschlüsse wieder an das Repräsentantenhaus zurückgehen lassen, mit der Motivirung, daß Lasker keine solche hohe Stellung eingenommen habe, die ein derartiges auszeichncndes Dazwischen treten des Reichskanzlers gerechtfertigt erscheinen lasse. In der oppositionellen Presse findet dieser ablehnende Schritt des Kanzlers entschiedene Verurtheilung und die „Nat. Ztg." hierin einen Ausflug persönlicher Empfindungen, für welche die öffentliche Meinung die angemessene Bezeichnung leicht finden werde. Wer indessen etwas kälteren Blutes die Angelegenheit beurtheilt, wird der Haltung des Fürsten Bismarck nicht so Unrecht geben können, denn — das An denken Lasker's in Ehren! — würde der Reichskanzler dem Ansinnen des amerikanischen Repräsentantenhauses nachgegeben haben, so märe hiermit vielleicht ein nicht unbedenklicher Präcedenzfall für ähnliche Fälle geschaffen worden. Ob die Angelegenheit noch ein Nachspiel im Reichstag haben wird, ist noch nicht bekannt, eine eventuelle Interpellation der politischen Freunde Lasker's würde aber schwerlich den wahrscheinlich gewünschten Eindruck im Lande machen. ' Für die dritte Lesung des Cultusetats im preußischen Abgeord netenhause stehen wieder erregte Debatten in Aussicht. Den Anlaß hierzu wird die Erneuerung des hinter dem Cardinal Ledochowski erlassenen Steckbriefes geben; der „Kuryer Poznanski" erklärt wenig stens mit aller Bestimmtheit, daß das Centrum und die Polen die Affaire zur Sprache bringen würden. Die deutsche Bauernbewegung, welche bisher mehr auf Mittel und Norddeutschland beschränkt war, zeigt sich nun auch im Süden. Am Sonntag fand in Weildorf bei Constanz eine stark besuchte Bauernversammlung statt, in welcher als Programm eistes zu grün- denden Bauernvereines die Ncformvorschläge des badischen Agrariers, Baron v. Hornstein - Binningen, Annahme fanden. Das französische Ministerium hat dieser Tage wieder eine par lamentarische Schlappe erlitten, welche den Anlaß zu abermaligen Ministercrisengerüchten giebt. Bei der Berathung der Vorlage be züglich der Straßenkundgebungen, aufrührerischen Placattz und Rufe