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Erschoint wöchentlich drei Mal und -war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (vormittag-. Abonnementtprei- betrügt vierteljührlich t Mark 20 Pj. pr«n»iv«ran<jn. Änreiger für Inserat« uerden bi« spätesten» Mittag« de« vorhergehenden Lage« de« Erscheinen« erbeten und die Eor»u«spaltrnjtile mit io Pf-, unter „Eingesandt mit 20 Pf. berechnet. Hwönitz und Umgegend Organ für den Staotgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwöniy. verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 8. Donnerstag, den 17. Januar 1884. 9. Jahra. Bekanntmachung. Es wird hierdurch zur öffentlichen Kenntnib gebracht, daß Herr Emil Ferdinand Juchs aus Altenberg heute von uns als Ttadtwachmeister und Rathsvollzieher in Pflicht genommen und in diese Aemter eingewiesen worden ist. Zwönitz, am 16. Januar 1884. Der Stadtgemeiuderath. Adam, Bürgermeister. Sächsische Nachrichten. — Dem Vernehmen nach errichten mehrere größere amerikanische und englische Firmen in Plauen i. V. Filialen zum Zwecke der Frabricirung von Weißmaaren, Etablissements, welche wohl die An stellung eines amerikanischen Consularagenten für den Platz zur Folge haben dürfte. — In Plauen i. V. hat ein Bierstreik einen gemüthlichen Ausgang genommen. Die dortigen Restaurateure hatten ihre Gläser sämmtlich aus 0,5 Liter aichen lassen und veröffentlichten eine ge meinschaftliche Bekanntmachung, laut welcher vom 1. Januar ab der Preis für echt bayerisches Exportbier um 2 Pfg. pro Glas erhöht werden solle. Die betr. Wirthe hatten sich bei einer Conventioual- strafe von 150 Mark zur Einhaltung dieses erhöhten Preises ver pflichtet. Die Biertrinker remonstrirten hiergegen, zwar ohne Ver abredung, aber dennoch einmüthig insofern, als sie voin I. Januar ab kein „Bayerisches", sondern geringere Sorten Bier tranken, und schon am 3. Januar war der Aufschlag bei der weitaus größten Zahl der Restaurationen wieder zurückgezogen. Gegenwärtig wird das Bayerische Bier in ganz Plauen wieder zu dem alten Preise verschänkt. — Mosel. In einem benachbarten Orte kam vor Kurzem ein recht hübsches Späßchen vor. Der zur Zeit dort anwesende Schorn steinfeger in der Kehruniform wurde von anwesenden Gästen zu einem Spielchen eingeladen. Das Weiß der Karte verwandelte sich bald in schwarz, was nach und nach auf Hände und Gesicht über ging, und entwickelte sich aus den Mitspielenden ein recht hübsches Stämmchen Neger. Der edle Gerstensaft mag hierzu die nöthigen Geister losgelaffen haben, und hat am komischen nichts fehlen lassen. Dresden, 15. Jan. Die Zweite Kammer bewilligte 30000 Mk. für Feuerwehren und deren Verunglückte, 450000 Mark für das Landarmenwesen, 171000 Mark für Kunstzwecke. — Grimma. Der nach Ingolstadt übergesiedelte Stabstrom peter Teichmann ist durch Stabstrompeter Mollweide, seither Trom peter im Halberstädter Kürassier-Regiment, ersetzt worden. — Ein gräßliches Unglück passirte am Montag früh beim Bau der Secundärbahn bei Oschatz. Als 6 beladene Lowrys nämlich befördet wurden, glaubte der Schachtmeister Huhle aus Deuben bei Dresden wohl, daß die Wagen bei einer abschüssigen Stelle zu schnell fahren könnten, und sprang daher auf den ersten Lowry um die Breinse fester anzuschrauben. Hierbei noch beschäftigt, waren die Wagen doch an der steilen Stelle an gelangt, hier nun stießen die folgenden 5 Wagen mit solcher Heftigkeit auf den ersten Wagen, daß dieser aus dem Geleise kam und umstürzte. Huhle siel auf das Geleise, wo derselbe von den 5 Lowrys derartig überfahren wurde, daß das linke Bein zweimal und der Arm einmal gebrochen wurde, das linke Allge ausgedrückt und derselbe noch verschiedene Verletz ungen davontrug. — Sayda, 13. Januar. Nachdem gestern Nachmittags seit Vz2 Uhr in hiesiger Stadt und Umgebung ein heftiger Sturm und undurchdringliches Schneegestöber sich erhoben hatte, entlud sich gegen 3 Uhr über unserer Stadt .ein schweres ziemlich lange an dauerndes Gewitter, wobei ein Blitzstrahl unter gewaltiger Detonation an dem Thurme der Stadlkirche herniedergefahren ist und an einem über dem Hauptportale angebrachten großen Kreuzblume den Knopf und ein Stück des rechten Kreuzarmes herabgeschmettert hat; auch im Bureau des hiesigen Kaiserlichen Postamtes wurde ein überaus starker Luftdruck verspürt und alsbald darnach wahrgenommen, daß die im Telegraphenapparate befindliche Spindel vollständig ge schmolzen war. — In Naunhof bei Leipzig wurden neulich in einem Schweine bei der mikroskopischen Untersuchung fremdartige Körperchen gefunden, welche, in das Muskelfleisch gebettet, langgestreckten Trichinen ähn lich sahen. Infolge dessen ward das Fleisch als höchst verdächtig und bis auf Weiteres als unverwendbar erklärt. Durch Untersuchung des Herrn Prof. Dr. Leuckardt, welchem gleichfalls eine Probe des Fleisches zugeschickt worden war, hat sich aber klar herausgestellt, daß man es hier nicht mit Trichinen sondern mit sogenannten Psorospermien zu thun hatte, welche gerade in diesem Falle in größerer Menge und von beträchtlicher Länge vorkamen. Die sehr kleinen parasitisch lebenden, zur Gruppe der sog. Gregarinen zählenden Thierformen, die man in verschiedenen Entwickelungsformen vorfindet (eikugel-, sichel^ und schlauchförmig), sind bis jetzt in dem Muskelfleisch des Menschen noch nicht beobachtet worden. Bei der Maus, dem Schaf, der Ziege, dem Pferde und dem Schweine begegnet man Ihnen in der Schlauchform (Psorospermien-Schläuche). Diese kleinen Schläuche liegen in den Muskelfasern, sind an beiden Enden meist zugespitzt und von körnerreichem, dunklem Aussehen. Für den Menschen sind diese Psorospermien unschädlich und gestatten die Verwendung des Schweinefleisches. — Aus der Nied er lau sitz wird der gewiß seltene Fall be richtet, daß daselbst ein Dorfschullehrer an der — Fettsucht gestorben ist. So etwas ist gewiß noch nicht dagewesen. — Gera. In der Montags - Sitzung der Strafkammer des hiesigen Landgerichts kam eine Anklagsache zur Verhandlung, deren Resultat geeignet sein dürfte, allen derartigen Händlern, die das Bedürfniß verspüren, durch paffende Mischungen oder Zusätze ihre Waare für ihre Kundschaft zuträglicher zu machen, einen heilsamen Schrecken einzujagen. Die Staatsanwaltschaft hatte gegen den Bier verleger Trinks von hier Anklage erhoben und zwar lautete dieselbe auf Betrug, Verfälschung von Nahrungsmitteln und versuchte Er pressung. Die Beweisaufnahme ergab, daß der Angeklagte in einer nicht mehr genau festzustellenden gröberen Anzahl von Fällen an seine Kunden Schmölln'sches Lagerbier für Altenburger und einfaches Schmölln'sches Bier für Zwickauer Bier verkauft hatte, daß er ferner verschiedene von ihm — theils aus Zerbster und Schmölln'schen, theils aus Tauchnitzer und Köstritzer Bieren hergestellte Mischungen für echtes dunkles Köstritzer und außerdem auch ungemischtes Tauch nitzer sür echtes dunkles Köstritzer Bier verkauft hatte. Die Staats anwaltschaft erblickte in diesem Thatbestande die Kriterien des Be trugs und Vergehens gegen § 10 des Nahrungsinittelgesetzes und beantragte, gegen den Angeklagten wegen des ersten Vergehens eine Gefängnistrafe von 6 Wochen und wegen des zweiten eine solche von 3 Wochen zu verhängen. Der Gerichtshof ging noch über das vom Staatsanwalt beantragte Strafmaaß hinaus, er beschloß, den Angeklagten des Betruges und Vergehens gegen § 10 des Nahrnngsmittelgesetzes schuldig zu erkennen, wegen beider Vergehen eine Gefängnißstrafe von insgesammt 3 Monaten über ihn zu ver hängen, ihm die Kosten des Verfahrens zur Last zu legen und gleich zeitig das Erkenntniß einmal in der „Geraer Zeitung" und im „Geraer Tageblatt" auf Kosten des Verurtheilten zu publiciren. Betreffs des dein Angklagten noch zur Last gelegten Vergehens der versuchten Erpressung sah der Gerichtshof indessen die Schuld des Angeklagten nicht als erwiesen an und erkannte infolge dessen wegen dieses Vergehens auf Freisprechung. Der Staatsanwalt hatte eine öwöchentliche Gefängnißstrafe beantragt. — Zu Kalke, einem Dörfchen der preußischen Lausitz, existirte bis vor wenigen Tagen ein altes Ehepärchen, das zusammen über 200 Jahre alt war. Die Leutchen hatten ihre silberne, goldne, diamantene und eiserne Hochzeit hinter sich und lebten jetzt im 75.