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Erscheint wöchentlich drei Mal nd zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag) Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Ps Meister kur Inserate »werden bis spätestens Mittags deS vorhergehenden rageS deS Erscheinen- erbeten und die Corpusspaltenzeile mit »> Pf., unter „Eingesandt" mit 20 )s. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Orgau für den Stadtgemeinderalh, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernbard Ott in Zwönitz. 21. Sonnabend, den 16. Februar 1884. 9. Jnhrq. Bekanntmachung. Der 1. Termin Communanlage ist am 11. dieses Monats fällig und innerhalb achttägiger Frist bei Vermeidung der Erinnerung ev. des Executions-Verfahrens an unsere Stadtcassen-Verwaltung abzuführen. - Zwönitz, am 11. Februar 1884. Der Stadtgemein berat h. Adam, Bürgermeister. Sächsische Nachrichten. — Zwönitz, 14. Febr. Gestern feierte der hiesige Gemerbe verein im Saale des blauen Engel sein diesjähriges Stiftungsfest verbunden init Concert und Ball. Concert wurde vom hiesigen Stadtmusikchor unter Leitung des Herrn Musikdirectors Dörr ge spielt und erntete von den sämmtlichen prächtig vorgetragenen Piecen besonders „Thema mit Variation" für Violine von Benot, gespielt von Herrn Musikdirector Dörr, und die Ouvertüre: „Weiße Dame" von Boildieu, sehr großen Beifall. — Infolge des auf die ersten Junitage fallenden Pfingstfestes tritt der neue Eisenbahn-Sommerfahrplan bereits am 20. Mai in Kraft. — Für Inhaber von Etablissements rind Vereine sei daran erinnert, daß am Montage nach Lätare die geschlossene Zeit für Tanzbelustigungen an öffentlichen Orten und Privatbälle, auch wenn dieselben in Privathäusern oder in Localen geschlossener Gesellschaften abgehalten werde», beginnt und bis mit den 1. Osterfeiertage dauert. Maskenbälle, Kostümbälle, Kappenabende und sonstige Maskenscherze dürfen nur bis Fastnachtsdienstag, also bis mit 26. Februar statl- finden. — Der wechselmäßige Anspruch gegen den Acceptanten ver jährt nach Arttikel 97 der Wechselordnung in drei Jahren vom Verfalltage des Wechsels an gerechnet. Ist innerhalb dieser Ver jährungsfrist ein Theilbetrag der Wechselsumme gegen den Accep- tanten eingeklagt worden, so wird nach einem Urtheil des Reichs gerichts, I. Civilsenats, vom 19. Deeeinber v. I. der Lauf der Verjährung der Restwechselsumme dadurch nicht berührt. — Bekanntlich ist Ostern ein bewegliches Fest, dessen Datum von dem Monde bestimmt wird. Das Konzil von Nicäa entschied, daß Ostern stets auf den ersten Sonntag nach dem dem 21. März folgenden Vollmond fallen soll. Tritt der Vollmond am 21. März ein und dieser ist ein Sonnabend, so fällt Ostern auf den 22. März. Ostern kann nie nach dem 25. April eintreten; der 25. April ist das äußerste Datum. In unserm Jahrhundert fällt Ostern blos ein einziges Mal auf den 25. April, nämlich 1886. Der 25. April ist Markustag; in jenem Jahre fällt der Charfreitag auf den 23. April, St. Jürgenstag, der Frohnleichnamstag auf den Johannistag. Eine alte Prophezeihüng, die Nostradamus in seinen Centurien wie derholt, lautet aber: Wenn Jürgens (Georg, 23. April) Gott am Kreuz ausreckt, Wenn Markus (25. April) ihn dann aufweckt, Und Sankt Johanni (24. Juni) ihn dann wird tragen, Dann hat die Weltstund' geschlagen. Wer also diesen Worten Glauben schenkt, möge sich daher auf das Ende der Welt im Jahre 1886 gefaßt machen. — Der Verwaltungsrath der Sächsischen Bank beschloß, der auf den 17. März einzuberufenen Generalversammlung für 1883 eine Dividende von 5^ pCt. vorzuschlagen. — Wie in höheren Kreisen erzählt wird, beabsichtigt Se. kgl. Hoheit Prinz Georg demnächst mit Familie zu einem längeren Auf enthalte nach Italien abzureisen, um in der buntbelebten Fremde die schmerzliche», aber unabänderlichen Ereignisse der Heimath über winden zu lernen. — Aus'dem Erzgebirge, 13. Febr. Die vom Erzgebirgs- Vereine Joachimsthal projeclirte und durch Sammlung eiiies dazu bestimmten Fonds ermöglichte Erbauung eines massiven Ausficht- IhurmeS auf dem höchsten Punkte des Erzgebirges, dem Keilberge, war auf 7000 Fl. veranschlagt, wird aber jedenfalls etwas mehr kosten. An dem Thurme ist seit dem vorigen Sommer fast ununter brochen gearbeitet worden, sodaß derselbe vor Beginn der diesjäh rigen Reisesaison dem Verkehr übergeben werden kann. Auf dem Thurme wird ein gutes Fernglas zu finden sein; auch wird eine Restauration mit einigen Fremdenzimmern in demselben eingebaut, damit Touristen den Sonnenaufgang auf dem Berge selbst erwarten können. Die Einweihung des Thurmes soll festlich begangen werden. Mit Genehmigung Sr. Maj. des Kaisers erhält der Bau den Namen „Franz-Josephs-Aussichtsthurm". Jedenfalls erfolgt die Weihe zu Ostern. — Die ledige Thekla Kunze in Meerane, auf welche am 30. v. M. der Webergeselle Schunck einen Mordanfall verübte, ist am Sonnabend als von ihrer lebensgefährlichen Halswunde wieder vollständig geheilt aus dem Krankenhause entlassen worden. — Aus dem oberen Vogtlands berichtet man folgende ver bürgte Geschichte von der Treue des Hundes. Ein Geistlicher, Name und Ort thut nichts zur Sache, kehrte Sonntag vor acht Tagen bei einbrechender Dunkelheit in Begleitung seiner Frau und eines großen Bernhardinerhundes von einer in E. verrichteten Amtshandlung zurück. Zu Hause angekommen, vermißten die Ehe leute einen Regenschirm und „Cäsar", den treuen Begleiter; letzterer schien spurlos verschwunden z» sein, da sich alle Nachforsch ungen erfolglos erwiesen. Erst am Morgen des dritten Tages wurde er von seinem Herrn eine gute Stunde von der Heimath entfernt in einer von ihm gewühlten Erdvertiefung neben dem Re genschirm, den er zwei Tage und drei Nächte bewacht hatte, wohl und munter aufgefunden. Selbstverständlich gestaltete sich der Ein zug des Thieres zu einem wahren Triumphzug. — Dresden, 15. Febr. Auf einem in vergangener Nacht in Meinhold's Sälen abgehaltenen Gesellschafts-Maskenball ist das Pagenkostüm eines jungen Kaufmanns durch Cigarrenfeuer in Brand gerathen und sein Träger dabei leider nicht unbedeutend am Ober körper verletzt worden. — Leipzig, 14. Febr. Dem Vernehmen nach ist bei weitem der größte Theil der bei dem Postdiebstahl entwendeten Werthobjecte bereits wieder im Besitz der Postverwaltung; der muthmaßliche Thäter ist bereits sestgenommen. — Leipzig, 11. Februar. Heute Nachmittag sind die kürzlich aus einem Postwagen entwendeten Werthobjecte, mit Ausnahme des baaren Geldes und einiger Wechsel in einem Postbeutel auf einem Felde am Berliner Bahnhofe vergraben aufgefunden morden. Der Dieb ist noch nicht ermittelt. — Weiter wird gemeldet: Ueber den Urheber des Postraubs ist noch keine Aufklärung gebracht worden und die vielseitigsten Vermuthungen werden daher laut und eifrigst colporiirt. Heute gegen Mittag hat man nuu in der Nähe des Berliner Bahnhofs den andern Briefsack mit den vermißten Werth- papieren gefunden, so daß die vermißten Effecte» bis auf eine kleine Summe als wiedergefunden anzusehen sind, dagegen ist das baare Geld, welches in der Bekanntmachung nicht aufgeführt war und welches etwa 26000 Mk. betragen soll, nicht wieder geschafft worden, so daß also dem Dieb »och ein erklecklicher Gewinn verbleibt. Der verhaftete Postwagenbegleiter ist seiner Haft »och nicht entlassen worden. — Bei dem Drahtwerke Röslau (zwischen Wunsiedel und Weißenstadt) ist von deni Burkstuhlfelsen am 10. Februar ein mäch tiger Vorsprung abgegangen und mit großem Getöse in's Egerthal gestürzt. Stücke von mehreren hundert Centnern bedecken den Boden; aber starke Risse an dem Berge deuten darauf hin, daß noch weitere Massen sich ablösen werden. Eine Menge Neugieriger kommt all täglich herbei, um sich das Naturergniß, das jedenfalls dadurch herbeigeführt wurde, daß die nasse Witterung sowohl die Erdschichten als die Granitmassen gelockert hat, anzusehen. Erfreulicherweise sind Häuser und Menschen durch den Felssturz nicht bedroht; doch geht ein Stück Wald zu Grunde, und die Bäume liegen an dem Ort der Verwüstung so wirr durch einander, daß man glauben kann, ein Erbeben habe das Unheil angerichtet. Zur Abwendung des noch drohenden Nachsturzes genügt menschliche Kraft schwerlich; man muß also das Unabwendbare ruhig geschehen lassen.