Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). RbonnementSpreis beträgi vierteljährlich l Mark 20 PI pr»en»m»r»n<tn. Znjerale werden bi» spätesten! Mittag! de» vorhergehenden rage» de» Erscheinen» erdete» und di« CorvuSspaltenzeile mit i" Pf., unter „Eingesandt" mit ' - Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadlgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 21. Dienstag, den 2ü. Februar 1883. 8- Jährst. Bekanntmachung. Der 1. Termin Commun-Anlage ist am LV. dieses Monats fällig und innerhalb 14tägiger Frist an unsere Stadt' cassen-Verwaltung abzusühren. Gegen Säumige wird nach Ablauf der nachgelassenen Zahlungsfrist das Mahn- bez. Executionsverfahren eingeleitet. Zwönitz, am 19. Februar 1883. Der Stadtgemeinderat h. Adam. Unsere Armee. Bei Gelegenheit der Berathung des Militäretats und noch mehr bei derjenigen der Novelle zum Militärpensionsgesetze im Reichstage sind verschiedene Institutionen und Bräuche in unserem Heereswesen von Seiten mehrerer fortschrittlichen und demokratischen Abgeordneten sehr scharf angegriffen worden, die Affaire hat Aufsehen erweckt und hat zumal die. Novelle zum Militärpensionsgesetze eine ganz unge- wöhnliche politische Bedeutung erlangt, indem die Reichsregierung, resp. die Militärverwaltung auf die El Höhung der Officierspensionen bei gleichzeitiger fernerer Befreiung der Officiere von den Commm nalabgaben bestehen zu müssen glaubt und deshalb die Novelle noch mals an eine aus den Parteiführern des Reichstages gebildete Com mission zurückverwiesen worden ist. Es ist nicht zu leugnen, daß die erhobenen Beschwerden in unserem Heereswesen sich hauptsächlich gegen die Officiere und Unter- osficiere richten, aber wenn nun auch jedem Mitglieds des Reichs tages das uneingeschränkte Beschwerderecht gewahrt bleiben muß. so will es uns doch erscheinen, als ob man die Beschwerden über die Schattenseiten in unserem Heereswesen theils übertrieben, theils in geradezu unbilliger Weise vorgebracht hat. Wir reden zunächst von den Klagen über die Mißhandlungen der Soldaten durch ihre Vor gesetzten uno das Gesckenkegeben der Mannschaften, zumal der Ein jährigfreimilligen an die Unterofficiere. Nun wird wohl Niemand be haupten wollen, daß dergleichen im deutschen Heere nicht vorkomme, aber Niemand hat ein Recht, zu behaupten, daß dieserhalb die Dis- ciplin und der militärische Geist unseres Heeres untergraben werde oder jene Vergehen und Unzuträglichkeilen nicht von den höheren Vorgesetzten geahndet würden. Unser Heer bleibt eine mustergültige, vom Kaiser selbst und seinen besten militärischen Rathgebern geleitete und überwachte Institution und wenn bei unserem Heereswesen, wo es sich um ca. 60,000 Officiere und Unterofficiere und gegen 400,000 Mannschaften handelt, hie und da eine Schattenseite auftaucht, so hat man zur Rüge derselben eine delikatere Form zu wühlen und nicht der ganzen großartigen Institution Vorwürfe zu machen, die nur einzelne Individuen betreffen. Ganz Aehnliches gilt auch mit den Bemängelungen der Art wie die Officiere penfionirt werden, resp. sich pensioniren lasten, denn hier muß man doch mit den Eigenthüm- lichkeiten des Officierstandes rechnen und speciell beim deutschen Offi- ciercorps hervorheben, daß dasselbe nicht um hohen Gehaltes dient, sondern aus Liebe zu dem stolzen Berufe, Officier der Armee zu sein. Eine ganz bekannte Thatsache ist es auch ferner, daß, abge sehen von den Generälen, unsere Officiere von ihren sehr bescheidenen Gehältern gar nicht auskommen können und selbst dann für Equi- pirung, Pferde u. s. w. einen Zuschuß aus eigenen Mitteln haben müssen, wenn fie auch sonst ganz einfach lebten. Ferner muß der Officier vor allen Dingen stets felddienstfähig sein und kann die Militärverwaltung beim besten Willen Officiere, welche über 40 Jahre alt geworden sind, oft nur deshalb nicht mehr bei der Truppe be halten, weil deren volle Felddienstfähigkeit nicht mehr vorhanden ist, ein 45 Jahre alter Officier hat aber in der Regel auch schon über 25 Jahre im Heere gedient, gewöhnlich auch einem oder mehrere Feldzüge mitgemacht und hat offenbar Anspruch aus eine hinlängliche Pension, zumal er in seinen Dienstjahren sich mit sehr knappem Ge halte begnügen mußte. Knausereien und Nörgeleien erscheinen uns daher in der Frage der Officierspensionen und des Heeresmesens überhaupt sehr wenig am Platze. politische Aundschau. Deutschland. Die kirchliche Feier des Geburtstages des Kaisers, welcher diesmal bekanntlich in die Charwoche fällt, soll nach Aller höchster Bestimmung mit dem Vormittagsgottesdienste am Palm sonntage verbunden werden. Eine ähnliche Verlegung hat schon öfters, so in den Jahren 1875 und 1880 stattgefunden, wo der Ge burtstag des Kaisers ebenfalls in die Charwoche fiel. Dem Ver nehmen nach sollen alle sonstigen zu Königs Geburtstag üblichen Festlichkeiten, wie die Diners der Behörden und OfficiercorpS, in diesem Jahre am Sonnabend vor Palmsonntag, also am 17. März, stattfinden. Im Reichstage ist die längst angekündigte abermalige größere Pause, in Form einer von der Regierung beantragten Vertagung vom 7. Februar bis zum 30. April, am Freitag eingetreten. Es ist in dieser officiellen Vertagung kein politischer Act, sondern nur eine Zweckmäßigkeitsmaßregel zu erblicken, denn wenn dieser Negierungs- Antrag nicht gekommen wäre, so hätte es dem Reichstags-Präsi denten, Herrn von Levetzow, abgelegen, die nächste Sitzung anzube- raumen und hieran würde sich jedenfalls wieder eine lange und un erquickliche Geschäftsordnunqsdebatte geknüpft haben. Im Uebrigen hat der Reichstag in den letzten Tagen noch recht fleißig gearbeitet und erledigte am Donnerstag ohne erheblichere Debatte den Nest des Militäretats, des Marineetats, des Justizetats, des Etats des NeichS- schatzamtes und des Eisenbahnamtes. Schließlich wurde noch vie Resolution des Abgeordneten Reichensperger (Crefeld), welche für den innern Bauplan des Straßburger Kaiserpalastes eine engere Concurrenz befürwortete, angenommen. Am Freitag hielt der Reichs tag zwei Sitzungen ab. In der ersten derselben votirte das Haus auf Antrag des Abgeordneten von Bernuth den Spendern von Liebesgaben für die Ueberschwemmten — es sind aus Europa und Amerika zusammen 600,000 Mark beim Reichspräsidium eingegangen — einen besonderen Dank und setzte dann die dritte Berathung des Etats pro 1883/84 fort. Zunächst wurden die Einnahmen aus den Zöllen und Verbrauchssteuern nach kurzer Debatte, welche sich haupt sächlich auf dem Gebiete der Schutzzoll-Politik bewegte, genehmigt, desgleichen fanden die Einnahmen aus dem Postetat die Billigung des Hauses, nachdem hierbei noch einmal das Capitel von der Sonn tagsruhe der Postbeamten berührt worden war. Einen fast sen sationellen Character nahm die Debatte über den Titel „Staatssekretär 24,000 Mark" des Postetats an, als Abg. Hänel die Confiscation eines nach Amsterdam gerichteten Telegrammes zur Sprache brachte, in welchem von der Erschütterung der Stellung des General-Post meisters infolge entdeckter „Unregelmäßigkeiten" im Postbudget die Rede war. Der genannte Abgeordnete verlangte die Rektifikation des betreffenden Annahmebeamten, wogegen Staatssekretär Or. Stephan erklärte, daß die Entscheidung über die Zulassung von Telegrammen lediglich in den Händen der annehmenden Beamten ruhe. Die Abgg. Hänel, Löwe und Richter (Hagen) wandten sich gegen eine derartige Machtbefugnis in den Händen der unteren Be- amten, während Abg. von Kardocsf Herrn Ür. Stephan secundirte. Die Debatte wurde noch dadurch verallgemeinert, daß Abg. Majunke (Centrum) sich in sehr drastischer Weise über die „Verlogenheit" der „internationalen" Zeitungs - Correspondenten ausließ. Schließlich wurden auch die Ausgaben des Postetats sowie die Einnahmen des Eisenbahnetats bewilligt. In der Abendsitzung wurde noch der Rest des Etats erledigt, worauf sich der Reichstag, dem Anträge der Re gierung entsprechend, bis zum 3. April vertagte. Die Vertagung des Reichstages ermöglicht es dem preußischen Abgeordnetenhause, seine dringendsten Arbeiten bis zu den Osterferien zu erledigen. Am Sonnabend hielt dasselbe wieder eine Sitzung ab und dürfte nun bis zu dem genannten Termine regelmäßig weitertagen. Der frühere preußische Staatsminister und Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, Mitglied des Herrenhauses, Graf Heinrich von Jtzenplitz, ist am Donnerstag im 84. Lebensjahre auf seiner Besitzung Cunnersdorf verschieden. Die Leiche Richard Waguer'S ist am Freitag Nachmittag, be-