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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag-. AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich 1 Mark so Ps. pr»n»msr»nän. Anzeiger Inserate werden bis spätesten» Mittags des vorhergehenden Tage» de» Erscheinen» erbeten und die Corpusspaltenzeile mit >o Pf., unter „Eingesandt" mit "0 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemcinderath, den Kirchen- nnd Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. SS. Dienstag, den politische Aundschau. Deutschland. Die übliche größere Gratulationscour am Ge burtstag des Kaisers wird in diesem Jahre wegfallen und gedenkt der Kaiser am Vormittag nur die Glückwünsche der Mitglieder der königlichen Familie entgegenzunehmen. Auch eine Gratulation seitens der Fürstlichkeiten, der Generalität u. s. w. wird diesinal nicht statt finden. Die offtciellen Diners u. s. w. zu Ehren des festlichen Tages haben bekanntlich bereits am Sonnabend, den 17. d. M. stattgefunden. Die parlamentarische Osterpause hat mit der am Freitag er folgten Vertagung des preußischen Abgeordnetenhauses ihren Anfang genommen. Die Osterferien sind für letzteres diesinal ziemlich lang bemessen, denn das Abgeordnetenhaus wird seine nächste Sitzung erst am 16. April abhalten; es geschieht dies mit Rücksicht auf den Reichs tag, der bereits am 3. April wieder Zusammentritt und dein hierdurch wenigstens in etwas ein kleiner Vorsprung in seinen Arbeiten ge währt worden ist. Am Donnerstag nahm das Abgeordnetenhaus noch das Hundesteuergesetz in dritter Lesung nach der Commissions fassung an und demgemäß auch den Z 6, welcher bestimmt, daß auch die Steuer, welche active Militärper'onen für die von ihnen ge haltenen Hunde zu zahlen haben, in die Communalcafsen fließt und nicht, wie die ursprüngliche Regierungsvorlage will, Militär-Wohl- thätigkeitsanstalten zu Gute kommt. Im ferneren Verlaufe der Sitzung wurde die „Polendebatte" zu Ende geführt und der Antrag der polnischen Fraction wegen Einführung der polnischen Unterrichts sprache gegen die Stimmen des Centruins lind der Polen abgelehnt. Am Freitag erledigte das Haus noch einzelne Anträge und Petitionen. Gleichzeitig mit dein Abgeordnetenhalls ist auch das Herrenhaus, welches erst in voriger Woche seine Sitzungen wieder ausgenommen hatte, vertagt worden. Neber die kaum überstandene Crists im Marine-Ministerium kann sich die öffentliche Meinung noch immer nicht beruhigen. So schreibt man hierüber aus Berlin, daß trotz der Ablehnung des von Herrn v. Stosch eingereichten Demissionsgesuches diese Angelegenheit noch nicht erledigt sei, vielmehr habe der Chef der Admiralität sein Entlassungsgesuch erneuert und dasselbe diesmal eingehender und mit Anknüpfung an politische und persönliche Vorgänge motivirt. Officiös weiß man von diesem abermaligen DemissionSgesuch noch nichts, sollte sich aber die Nachricht hiervon bestätigen, so märe aller dings eine veränderte Situation geschaffen worden. Dem Vernehmen nach hat der Kaiser Herrn von Stosch am Freitag in besonderer Audienz empfangen. Der deutsch-spanische Handelsvertrag ist am 15. März abge laufen, ohne daß die Verhandlungen zur Erneuerung desselben zu einem positiven Resultate geführt hätten. Bei dem merklichen Auf schwung, den die handelspolitischen Beziehungen Deutschlands zu Spanien genommen haben, ist aber der Abschluß eines neuen Han delsvertrages sehr wünschenswerth, ja nothwendig und es ist darum zu Höffen, daß der zwischen Berlin und Madrid eiugeleitete De peschenverkehr über die streitigen Hauptpunkte, wenn nicht einen neuen Vertrag, so doch wenigstens eine provisorische Verlängerung des alten zur Folge haben wird. Oesterreich-Ungarn. Das österreichische Abgeordnetenhaus hat am Freitag ebenfalls seine Osterferien angetreten, nachdem es vorher noch das Budget, das Finanzgesetz pro 1883, sowie die Noth standsvorlage für die Ueberschwemmten in Tyrol u. s. m. definitiv genehmigt hatte. Die österreichischen Reichsboten mögen diesmal die Osterpause besonders freudig begrüßt haben, denn die politischen Und nationalen Gegensätze sind in der zweiwöchentlichen Budget- Debatte wieder in einer Weise hervorgetreten, die es allen Parteien als wünschenswerth erscheinen ließ, den heißen parlamentarischen Boden einmal eine Zeit lang zu verlaffen. Daneben sind die Affairen von Kaminski und von Schönerer gerade auch keine angenehmen Erinnerungen an den zurückgelegten Theil der Session, die das Ab geordnetenhaus nicht so leicht wird ahstreifen können. Was übrigens den KaminSki'schen Schacherhandel anbelangt, so ist es hiervon merk würdig still geworden und wenn diese ganze Angelegenheit sanft ein- - schlummerte, so wäre hieran nicht viel Neberraschendes. — In dem Proceffd gegen die des Raubattentates, resp. Theilnahme an dem selben gegen den Schuhmachermeister Merstallinger angeklagten 29 > 20. März >883. 8. Iabrq. Socialisten hat der Wiener Staatsanwalt bezüglich 5 der Beschufdig- ten die Anklage aus noa- unbekannten Motiven zurückgezogen. Frankreich. Die angeblich so glänzende Finanzlage Frank reichs wird durch eine neue fmancielle Maßregel der französischen Regierung in eigenthümlicher Weise illustrirt. Durch Ordre des Präsidenten der Republik ist der Finanzminister Tirard zur Ausgabe von 3 procentiger amortisirbarer Rente bis zur Höhe von 1200 Mill, ermächtigt worden. Die Emission soll zur Consoldirung der schweben den Schuld dienen. Das Anschwellen der letzteren ist hauptsächlich durch die außerordentlichen, für die Ausführung zahlreicher Eisen bahn-, Canal- und Straßenbauten in das Budget eingestellten Aus gaben herbeigeführt worden; allein für 1883 sind zu dem gedachten Zwecke 400 Millionen ausgeworfen. Selbst bei den reichen Hilfs quellen eines Landes wie Frankreich müssen derartige Operationen in einem ziemlich bedenklichen Lichte erscheinen. — In Argentieul bei Paris starb in voriger Woche im Alter von 65 Jahren Karl Marx, der „Theoretiker der deutschen Socialdemokratie" und Begründer der „Internationale". England. Die irisch-fenischen Geheimbündler haben in diesen Tagen wieder ein unheimliches Zeichen ihrer Thätigkeit gegeben. Am Abend des 15. März ist in London der Versuch gemacht worden, das Local-Gouvernements-Gebäude, also das Gebäude, in welchem das Ministerium für die sogenannten localen Angelegenheiten seinen Sitz hat, mit Dynamit in die Luft zu sprengen. Die Explosion er folgte in den Geschäftsräumen des Ministeriums und verursachte großen Schaden an Fensterscheiben und an den Wänden, doch ist kein Menschenleben zu beklagen. Die amtliche Untersuchung über diesen Vorgang ist sofort eingeleitet worden und führt hierbei der Generalsecretär für Irland, Lord Trevelyan, den Vorsitz. Allerdings liegen noch keine bestimmten Beweise vor, daß die Fenier die Urheber der Explosion sind, aber daß man ihnen diese That zuschreiben muß, dafür sprechen schon die früheren, von Feineren versuchten Dynamit- Angriffe auf Regierungsgebäude; die Regierung hat eine Belohnung von 1000 Pfund Sterling für solche Mittheilungen, welche zur Ver haftung der Thäter führen, ausgesetzt. Auch in dem Redactions locale der „Times" explodirte an demselben Abend eine mit Spreng stoffen gefüllte Büchse, ohne ernstlichen Schaden anzurichten. Infolge dieser neuen Gemaltthaten sind von den Londoner Behörden um fassende Maßregeln zum Schutz des Parlaments und der Minister angeordnet morden. Italien. Die Jury von Nom hat den Angeklagten Ragottieri der Anklage, durch Revolverschüsse auf das Wappen des österreichischen Botschaftshotel Italien der Kriegsgefahr ausgesetzt zu haben, für schuldig befunden und zu dreijähriger Landesverweisung verurtheilt. Bulgarien. Das bulgarische Gesammtcabinet hat in voriger Woche infolge der Absetzung des Metropolitans von Sofia, Miletius, seine vom Fürsten Alexander auch angenommene Entlassung einge reicht. Miletius ist abgesetzt worden, weil er ohne Erlaubuiß der griechischen Synode zu Constantinopel seine Diöcese verlassen habe; die russischen Mitglieder des Cabinets von Sofia, nahmen den Me tropoliten gegen ihre bulgarischen College» in Schutz und so ent wickelte sich diese Angelegenheit bis zur Cabinetscrisis. Letztere ist indessen sehr rasch dadurch beendigt worden, daß Soboleff neben dem Ministerium des Innern das Präsidium, General Kaulbars das Kriegsministerium und Zankoff das Ministerium des Auswärtigen übernommen hat. Alle drei Minister sind entschiedene Anhänger Rußlands und so wird denn die bulgarische Politik nach Außen wie nach Innen entschiedener als je im russischen Fahrwasser segeln; ob zum Vortheil Bulgariens, dies steht allerdings auf einem andern Blatte. Rumänien. Die hartnäckige Opposition der rumänischen Re gierung gegen die Beschlüsse der Londoner Donau-Conferenz findet im rumänischen Parlamente die lebhafteste Zustimmung. Am Freitag ertheilte der Senat der Negierung wegen ihrer Haltung gegenüber der Conferenz einstimmig ein Vertrauensvotum, worauf Minister präsident Bratiano seine schon in der Kammer abgegebene Erklärung wiederholte, daß Rumänien seine Anschauungen in der Douaufrage nicht ändern werde. Es bedeutet dies einfach die Ablehnung der von der Donau-Conferenz gefaßten Beschlüsse seitens Rumäniens.—