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Erscheint wöchentlich drei Nt«l und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (vormittag). AbonnementSpreiS betrag! vierteljährlich l Mark so Ps Inserate » erden bis spätesten- Mittags des vorhergehenden Lages des Erscheinens erbetcr und die CorpuSspaltenzeile mu i" Ps., unten „Eingesandt" mit ? berechnet. Zwönitz und ttmgegend. Organ für den Stnblgemeinderalh, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 36. Donnerstag, den 29. März >883. 8. Iahru. GMung Wil MinmM. Mit dem I. April 1883 beginnt ein neues Abonnement auf den „Anzeiger für Zwönitz und Umgegend" und bitten wir die geehrten Abonnenten, die Bestellungen noch vor Ablauf dieses Quartals erneuern zu wollen, damit in der Zusendung keine Unterbrechung eintritt. Der Abonnementspreis betragt wie bisher 1 Mk. 20 Pf. pro Quartal und werden Bestellungen in der unterzeichneten Verlags- Expedition, sowie durch alle kaiserl. Postanstalten, deren Briefträger und unsere Zeitungsträger entgegengenommen. Achtungsvoll Die Aerlägs--Lrpedition des „Anzeiger für Zwönitz und Umgegend". politische Kundschau. Deutschland. Während der Ostertage litt Kaiser Wilhelm an einer bei seinem hohen Alter nicht unbedenklichen Erkältung, ver bunden mit einer Halsentzündung, doch befindet sich der Kaiser be reits wiever auf dem Wege der Genesung. — Wie ans dem kaiser lichen Handschreiben zu lesen war, sind anläßlich des letzten Geburts tages des Kaisers die eingelaufenen Glückwünsche und Geschenke, zumal auch von den im Auslände wohnenden Deutschen, noch viel zahlreicher gewesen, als in den früheren Jahren, welcher Umstand nicht nur für die noch immer wachsende Popularität unseres Kaisers, sondern auch für das Wachsthum des nationalen Gedankens spricht. Fürst Bismarck wird leider beinahe ununterbrochen von rheu matischen Leiden gequält, zu denen sich in voriger Woche auch noch eine Erkältung gesellt hatte, die in Gestalt einer Halsaffektion auf trat. Glücklicherweise beeinträchtigen diese Unpäßlichkeiten die Energie des Reichskanzlers nur wenig, wie derselbe in jüngster Zeit zumal gegenüber Spanien bewiesen hat, welches Deutschland keine auf Gegenseitigkeit beruhenden Handelsconcessionen machen wollte, worauf nun an Stelle eines deutsch-spanischen Handelsvertrages nicht nur von Seiten Spaniens, sondern auch von Seiten Deutschlands „spanisch gepfefferte" Eingangszölle treten werden. Auf dem Gebiete unserer inneren Politik fehlt es in Folge der stattgehabten Feiertage naturgemäß an wirklichen Begebenheiten. Doch wollen wir nicht unterlassen, zu erwähnen, daß am 26. und 27. März in München die Hauptversammlung der Delegirten der bayrischen Handwerkervereine tagte, deren Beschlüsse für die Fragen, welche unsere innere Politik bewegen, theilweise von Bedeutung sind. Der bayrische Handwerkertag in München constituirte sich als ein Bestandtheil des Allgemeinen deutschen Handwerkerbundes und nahm sämmtliche Paragraphen des vorgelegten, auf den Beschlüssen des Magdeburger Handwerkertages basirenden Statuten - Entwurfs in Betreff der Wiedereinführung der Innungen mit Beitritts- und Beitragspflicht, der obligatorischen Arbeitsbücher, der Errichtung von Handwerkskammern, Abhaltung von Meisterprüfungen, Beseitigung des Hausirhandels und der Wanderlager und Regelung des Sub missionswesens und der Credite an. Im Ganzen waren Vereine und Handwerksmeister aus 80 bayrischen Städten und Ortschaften durch 420 Delegirte vertreten. Oesterreich-Ungarn. Nach mehreren Kundgebungen der deutsch - österreichischen Presse zu urtheilen, ist man sowohl in den Regierungskreisen als auch im Lager der Ezechen, Polen und Slo- denen über die Erfolge der Ausgleichs- und Versöhnuugspolitik doch etwas stutzig geworden, denn an Stelle der einheitlichen Centralge walt erblickt man gegenwärtig im österreichischen Neichsrathe nur sich befehdende oder oft nur zufällig zusammenhaltende nationale Parteigruppen und der von der Regierung erwartete Stärkezuwachs für ihre Stellung gegenüber den einzelnen Völkerschaften hat sich noch nicht gezeigt. So dürfte am Ende das Fiasko der decentrali- sirenden Ausgleichspolitik zu einer energischen Rückkehr zu einer österreichischen Centralpolitik führen. Frankreich. Die Kundgebungen der Anarchisten in Paris erweisen sich als ziemlich lächerliche Tumulte einer Anzahl müßiger Köpfe und stellenloser Arbeiter. Die Regierung hat daher verfügt, daß die bei den letzten Straßenaufläufen in Paris verhafteten Tu multanten Mieder freigelafsen und nur zu einer einfachen Ordnungs strafe verurtheilt wurden. Weitere Ruhestörungen sind auch in der französischen Hauptstadt in den letzten Tagen nicht mehr vorgekommen und ist den früheren eine politische Bedeutung kaum beizumessen. Italien. In Rom haben einige freche Patrone, ob Anar chisten oder Irredentisten, das weiß man noch nicht, in der Nacht zum Ostersonntag ihrer thierischen Wuth ebenfalls durch die jetzt allent- halben grassirenden Bombenattentate Luft gemacht. Vor dem Justiz- Ministerium explodirte in selbiger Nacht eine mit Pulver gefüllte Flasche und vor dem Königspalaste sand man ebenfalls eine Pulver flasche. Schaden ist in keiner Weise angerichtet worden, aber trotz dem verdoppelt die Polizei in Nom ihre Wachsamkeit, da hinter diesen Pulverexplosionen wohl doch mehr als ein bloßer Unfug steckt. England. Der englische Premierminister Gladstone denkt in Folge seines hohen Alters und seiner schwankend gewordenen Ge sundheit allen Ernstes daran, sein Amt niederzulegen, um einer jünge ren Kraft Platz zn machen. Ein Sohn des Premierministers, Stephan Gladstone, hat dies ausdrücklich bestätigt, doch dürfte Gladstone wohl nicht urplötzlich seine Entlassung nehmen, sondern erst dann, wenn er einen passenden Nachfolger gefunden hat. Auch liegen die Dinge hinsichtlich der sich immer mehr verwirrenden irischen Frage zur Zeit so kritisch, daß auch aus diesem Grunde Gladstone für die nächsten Monate nicht an seinen Rücktritt denken kann, zumal schon in den nächsten Tagen neue Maßregeln gegen die widerspenstigen Iren im Parlament berathen werden sollen. Rußland. Aus den officiösen Zeitungen Rußlands ist zu entnehmen, daß der Ausgang der Donauconferenz die russische Ne gierung befriedigt hat und dieselbe sich namentlich wieder Deutschland mehr und mehr genähert fühlt. Der Regierung Alexanders III. hat in der Donauconferenz ohne Kriegslärm und Säbelgerassel einen namhaften Erfolg davongetragen, indem man auch Rußland auf einem Theile der unteren Donau eine maßgebende Stellung ein räumte und zumal Deutschland diese Concession an Rußland rück haltslos billigte. Daraus erklärt man sich allgemein die Stärkung der früher etwas blaß gewordenen deutsch-russischen Freundschaft und diese Thatsache ist auch durch die außerordentlichen Festlichkeiten be wahrheitet worden, welche am Geburtstage des Kaisers Wilhelm am russischen Hofe veranstaltet wurden. Moskau, 23. März. Zur Feier des Geburtstages des Kaisers Wilhelin fand gestern in der lutherischen Peter-Paut-Kirche ein Fest gottesdienst statt, welchem der Generalgouverneur, die Spitzen der Behörden und viele Angehörige des deutschen Reiches beiwohnten. Spanien. Der revolutionären Umtriebe der sogenannten „Schwarzen Hand" in Südspanien sind nicht auf ausländische Ein flüsse, sondern mehr auf Mißstände lokaler Natur zurückzusühren, so daß bei einiger Umsicht und Energie der spanischen Negierung die Unruhe bald erstickt sein wird. Sächsische Aachrichten. — Ernennungen, Versetzungen rc. im Departement der Finanzen Forstverwaltung. Bei der Forsteinrichtungsanstalt sind ernannt worden: der zeitherige Forstingenieurassistent Hugo Bretschneider zum Forstingenieur und der bisherige Oberförstercandidat Hermann Fried rich Timäus zum Forstingenieurassistenten. — Zwickau, 24. März. Am 2ö. Nov. v. I. verstarb hier der I9jährige Commis Richard Bohn infolge heftiger Gehicnkrämpse und unter Umständen, welche auf einen unnatürlichen Tod schließen ließen. Die von der königl. Staatsanwaltschaft angeordnete Section der Leiche ergab, daß der Tod die Folge einer eiterigen Gehirnent zündung gewesen und diese durch Einwirkung einer äußeren Gewalt herbeigeführt worden sei. Da der Verstorbene vor seinem Ableben darüber geklagt hatte, daß er wiederholt und insbesondere wenige