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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag, Abonnement«»,eiS beträgt oierteljährlich l Mark 20 Pi pr»n»m«e»n<jn ÄMM für Inserate uerden bi» spätesten» Mittags de» vorhergehenden rage» deS Erscheinen« erbeten und die Corpu-spaltenzrile mit 10 Pf., unter „Eingesandt"' mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeiuderalh, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Redaktion, Druck und Verlag von E. Bernhard Ott in Zwönitz. -t» «L S. Iabrg. Donnerstag, den 22. Mai >884. Bekanntmachung. Während des in der Zeit vom 23. bis mit 31. Mai a. c. stattfindenden Musterungsgeschäfts können standesamtliche und sonstige Amtshandlungen nur von Nachmittags 3 Uhr ab erledigt werden. Zwönitz, am 2Ü. Mai 1883. Bürgermeister nnd Standesbeamter. Sächsische Nachrichten. — Zwönitz, 20. Mai. Vergangenen Sonntag und Montag den 18. und 19. ds. Mts. feierte der hiesige Turnverein sein 25- jähriges Jubiläum mit Fahnenweihe. Schon am Vorabende des 1. Festtages wurde die erhebende Feier durch Zapfenstreich eingeleitet. Sonntag früh 5 Uhr nach dem Abfeuern von 3 Böllerschüssen er folgte die Reveille. Kurz nach 8 Uhr rückten die ersten Festgaste, eine Deputation des Eibenstocker Turnvereins, hier ein. Um dieselbe Zeit ging ein Glückwunschtelegramm von der Glauchauer Turnerschaft und zugleich ein Brief vom Kreisvertreter Bier in Dresden hier ein, in welchem er seine Freude über das Emporblühen unseres Turn vereins ausdrückt und wünscht, daß er auch fernerhin gedeihen und wachsen möge, als ein kräftiges Glied des 14. Turnkreises. Nach dem Vormittagsgottesdienste rückten kurz nach einander noch 30 aus wärtige Turnvereine hier ein und fröhliche Turnerschaaren durchzogen unsere Straßen, welche von unsern Einwohnern wieder, wie bei allen früheren Festlichkeiten, auf das reichste geschmückt waren. Mittags Vz2 Uhr erfolgte die Aufstellung des hiesigen mit den auswärtigen Turnvereinen auf dem Schießplätze, woselbst auch einige Gründer des Turnvereins zu unserer größten Freude sich eingefunden hatten. Um 2 Uhr bewegte sich ein stattlicher Zug von 800 Turnern nach dem Marktplatze und nahm hier mit den hiesigen Vereinen und Gästen Aufstellung. Nachdem nun die Festdamen mit der neuen Fahne vom Schnlhaufe durch unsere Turner abgeholt waren und sich der Aufstellung auf dein Marktplatze eingereiht hatten, begrüßte Herr Bürgermeister Adam die Festgüste ans das Wärmste. Hierauf wurde die neue Fahne, welche von Frau Friedrich in Grünhain gestickt morden ist, unter dem Abfeuern von 3 Böllerschüssen enthüllt und dem Vorsteher unsers Turnvereins über geben, der sie dankend übernahm und dem Fahnenträger überreichte. Zugleich übergab Fräulein Bertha Gothe einen prachtvollen Fahnen gurt, ein Geschenk von derselben und Frau Anna Ebersbach. — Hierauf sprach Herr Pastor Clauß die alle Turnerherzen begeisternde Fest- und Weihrede, in welcher er die Farben der deutschen Turner roth und weiß so sinnig deutete. Dem von der Liedertafel so aus gezeichnet vorgetragenen Weihgesange „Stiftungsfeier von Mendels sohn" schloß sich sodann das Beschenken der neuen Fahne an und kann man wohl sagen, daß sich nur wenige Vereinsfahnen einer so reichen Anzahl von Geschenken wie die unsers Turnvereins erfreuen werden, denn außer 4 prachtvollen Schleifen und einem Myrthen- kranze wurden derselben noch 37 meist sehr geschmackvoll gearbeitete Nägel verehrt. Auch die alte Fahne wurde von den Festdamen durch einen Lorbeerkranz ausgezeichnet. Nach einigen Dankesworten des Vorstehers unseres Turnvereins und einem kräftigem „Gut Heil" auf die deutsche Turnerei begann der Festzug, welcher leider, als er die Hälfte der Straßen durchzogen, durch einen Gewitterregen recht sehr gestört und hierdurch auch das spätere Turnen sehr beeinträchtigt wurde. Der Abends '/z6 Uhr beginnende Ball hielt einen großen Theil der Festgäste bis in die späte Nacht in der heitersten Stimm ung beisammen. Montag darauf Nachmittags 3 Uhr versammelten sich unsere Turner mit den Gründern des Turnvereins im Nathhause, durchzogen von hieraus mit der alten und neuen Fahne, beide ent hüllt, nochmals sämmtliche Straßen der Stadt und begaben sich dann nach dem Schießhause, wo Gartenconcert und Kürturnen abgehalten wurde. Ein Abends 9 Uhr beginnender sehr heiterer Ball schloß die schöne Feier. Erwähnt sei noch, daß während des Balles Herr Paul Ebersbach ein von ihm verfaßtes Gedicht zum Vortrag brachte, welches wir hier durch Abdruck folgen lassen. Wir wünschen nun noch zum Schluß dem Turnverein zu Zwönitz ein ferneres „Blühen und Gedeihen". I ZUM 25jtthrigcn Jubiläum und Ml Pest -er Zahnenweihe -es Turnvereins )u Zwönitz am 18. Mai >884. Es ist ein Doppelfesttag ausgegangen Der alten Thalstadt Zwönitz Turnverein. Die Glockenschlage, die das heut' ihm klangen, Die klangen's in der Seinen Brust hinein: Du Frisch — fromm — fröhlich —freier, 's ist Deine Jubelfeier Und Fahnenweihe! Auf, und rüste Dich, Sie zu begehen froh und ritterlich! Die Jubelfeier! Fünfundzwanzig Jahre Zählt heut', Genossen, unser Bruderbund. Der cinst'ge Knabe ward zum Jubilare, Begrüßt vou Herzen und mit Hand und Mnnd. Durch viel der Wandelungen Hat er sich durchgernngen; Bald war er Ebbe und bald wieder Fluth; Doch nimmer gab er hin den Turnermnth. Was den gestärkt? 's war einer der von dannen Gezogen längst, der Geist des Vater Jahn; Das waren zwei zumeist von unsern Mannen, Die redlich stets das Ihrige gethan, Des Ganzen Präses Sieber Und mit ihm unser lieber Und wackrer Turnwart Häußler, der nur Eins Erstrebt und will: Das Aufblüh'n des Vereins. Und dem ist er die Seele und das Leben, Dem weiht er selbstlos seine reiche Kraft; Den fördert er in seinem Vorwärtsstreben, In allem, allem, was er thut und schafft. . Er scheut nicht Plack, nicht Mühen; Sein Turnverein soll blühen, Und daß er blüht nnd fröhlich so gedeiht, Das Werk ist's seiner Unermüdlichkeit. 's liegt im Geblüt; vom Kleeblatt der Gebrüder An Turnlust sind sie alle drei sich gleich. Die rieselt Ihnen heiß durch alle Glieder, Geht auf dem Turnplatz lustig man ins Zeug; Schön ist's noch, daß heute Die Helle Festtagsfreude Der Leipziger mit uns theilen kann, Der den Soldatenrock gezogen an. Und Fahnenweihe! Stolz und mächtig heben Vor diesen! Worte aller Herzen sich. Die Liebe hat dies Kleinod uns gegeben, Das ivir ersehnt so lang und inniglich, Daß wir die Fahne schauen, Den Frauen und Jungfrauen Der Turnerschaft verdanken wir's allein, Und das soll Herz und Seele nicht erfreu'n? Auf, einen warmen Händedruck den Theuern, Die ein so köstlich Opfer uns gebracht ; Die da das zweite Fest, das heut' wir feiern, In ihrer treuen Liebe uns gemacht.