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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (vormittag, Abonnement«prei« beträgt oiertkljLhrltch l Mark so Pi pr»n»mor»n<In ÄNMM für Inserat« werden bi« spätesten« Mittag» de« vorhergehenden läge« de« Erscheinen« erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit so Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Btadkqememderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Redaction, Druck und Nerlaa von C. Bernhard Otl in Zwönitz. Donnerstag, den 17. April 1884. 9. Iahra. Bekanntmachung. die diesjährige Arühjabrscontrolversammlung betr. Die in Zwönitz aufhältlichen Reservisten, Landivehrleute und Dispositions-Urlauber — incl. Halbinvaliden — haben Sonnabend, den 19. April a. e., Vormittags V-1Ü Uhr im Saale des Bürgergartens zu Stollberg zur Controlversammlung zu erscheinen. Gestellungsordres werden nicht ausgeschickt, sondern es hat jeder Mann vorstehender Bekanntmachung gleich einer Ordre Folge zu geben, widrigenfalls er sich der Bestrafung nach den Militärgesetzen zu gewärtigen hat. Etwaige Dispensationsgesuche sind rechtzeitig bei der betreffenden Bezirks-Compagnie (Feldwebel Andreas-Stollberg) anzubringen, finden aber nur auf Grund einer beigebrachten behördlichen Bescheinigung Berücksichtigung. Die Mannschaften haben in reinlicher Kleidung zu erscheinen. Der Militärpaß ist behufs Abstempelung mit zur Stelle zu bringen. Zwönitz, am 2. April 1884. Der Bürgermeister. Adam. Sächsische Nachrichten. — Die Zeitschrift „Das Schiff" erläßt eine Aufforderung an die Eltern im Bürger- und Arbeiterstande, ihre Kinder Schiffsbauer werden zu lassen. Es wird darauf hingewiesen, daß auf allen großen Strömen Deutschlands und ihren Verbindungswasserstraßen sich die Schifffahrt nm das Zehnfache vermehrt habe und immer noch im Wachsthum und in Ausdehnung begriffen sei. Auf den meisten Werften herrsche Mangel an tüchtigen Schiffsbauergesellen. Der Verfasser des Aufrufs unterläßt es nicht, auf die Vielseitigkeit der Ausbildung im Schiffsbau hinzuweisen. — Bei der am Montag stattgefundenen 1. Ziehung der 4. Classe der 105. kgl. sächs. Landeslotterie fiel der Hauptgewinn von 30000 Mark auf Nr. 10827 in die Collecte des Herrn C. F. H. Haubold in Roßwein. Die fünf glücklichen Gewinner wohnen außerhalb. — Ein ebenso plötzliches als eigenthümliches Ende hat am Freitag der Lokomotivführer Grundig aus Zwickau gefunden, in dem er mitten im Dienste auf der Lokomotive verstarb. Er hatte einen Zug nach Leipzig geführt und, dort angekommen, sich noch auf der Maschine zu deren Ordnung verhalten. Als der begleitende Feuermann nach der Maschine zurückkam, fand er auf derselben deren Führer, vom Schlage getroffen, todt vor. In wenigen Tagen wollte der so plötzlich zur letzten Fahrt Abgerufene sein 25jähriges Dienstjubiläum, wozu schon alle Vorbereitungen getroffen waren, festlich begehen. — Der Hausbesitzer Dörr in Zwickau und dessen Ehefrau wurden vor einigen Tagen in ihrer Wohnung erhängt aufgefunden. Bei dem Ehemann war der Tod bereits vollständig eingetreten, aber die Frau wurde wieder zum Leben gebracht. Am nächsten Tage aber wurde sie wieder erhängt, diesmal todt aufgefunden. Das selbstmörderische Paar hinterläßt 9 Kinder, von denen einige noch nicht erwachsen sind. Grund des Selbstmordes bei den gut beleu mundet gewesenen Leuten waren herabgekommene Vermögens verhältnisse. — In Zschopau verstarb am 2. Osterfeiertage früh 3 Uhr hochbetagt der Pfarrer Mosen, Bruder des verstorbenen Dichters Julius Mosen, nach nur zweitägigem Unwohlsein. — Plauen i. V. In der Rentzschmühle sind am Donnerstag auf dem daselbst befindlichen Fahrstuhl zwei Personen verunglückt, von denen namentlich eine Frau schwere Verletzungen erlitten hat. — In Seifersdorf bei Radeberg sind von 70 Kindern der ersten Classe 64 an den Masern erkrankt und hat die Schule ge schlossen werden müssen. — Der allgemeine Rus nach „Arbeit statt Almosen", dem man die Errichtung von Arbeiter-Colonien auf dem Lande verdankt, hat in verschiedenen größeren Städten dazu geführt, Hilfsbedürftigen sog. „Notharbeit" zugeben, welche meist im Holzspalten, hier und da auch im Steineklopfen besteht. In Leipzig wollte man die städtische Behörde zur Errichtung eines Arbeitshauses für Freiwillige veran lassen, dieselbe lehnte es aber ab, in dem richtigen Gefühle, daß die Gemeinde als solche durch die Beschäftigung von Arbeitslosen der irrigen Ansicht eines Rechtes auf Arbeit Vorschub leisten und sich eine höchst gefährliche Verantwortung aufbürden würde, weil sie keinen Bittsteller würde abweisen dürfen. Ein freier Verein kann es weit eher versuchen, Notharbeit zu geben, weil die Aufnahme und Auslohnung arbeitsloser Personen von ihm nur al« eine Gunst erbeten, aber nicht als Recht gefordert werden kann. Der Dresdner Verein gegen Armennoth und Bettelei hat im Januar d. I. einen solchen Versuch unternommen und eine Arbeitsstätte errichtet, worin bisher täglich gewöhnlich 8—10, zuweilen auch 16—20 Personen, meist mit Pochen von Kryolith, welches ein größerer Unternehmer dem Verein geliefert hat, beschäftigt worden sind. Auch das Flechten von Faserstoffen ist versucht und ganz neuerdings auch ein Holz stall mit der Arbeitsstätte verbunden worden, weil das Holzspalten eine Arbeit ist, welche von Jedermann ohne besondere Anlernung und zwar von der ersten Minute an nutzbringend ausgeführt werden kann. Die Arbeiter haben bisher im Accord durchschnittlich 75 Pf. bis 1 Mark, einzelne besonders fähige und fleißige auch über 1 Mark verdient ünd zugleich das Mittagessen, bestehend in einer kräftigen Fleischsuppe und Brod, erhalten. Es wird in der Arbeitsstätte nur an Wochentagen von früh 7 Uhr bis Mittags 12 Uhr und Nach mittags von 1 bis 7 Uhr gearbeitet mit Pausen von 15 Minuten an Vor- und Nachmittagen in der Mitte der Arbeitszeit. Die Arbeits stätte soll ein Erziehungsmittel zur Arbeit für die Armen werden und gleichzeitig dazu dienen, das Publikum vom planlosen Almosen geben abzuhalten. — Unter der Ueberschrift: „Bienenzucht durch die Bahnwärter" veröffentlicht die Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahnver waltungen einen Aufruf an die Bahnwärter der deutschen und österreichisch-ungarischen Bahnen, der Bienenzucht ihr Augenmerk zu zuwenden. Alle hierüber in Betracht zu ziehenden Verhältnisse liegen allerdings so günstig als nur möglich. Zunächst ist zu bedenken, daß z. B. noch in Deutschland Honig im Werthe von mehreren Millionen Mark eingeführt wird und daß die Zahl der vorhandenen Bienenstöcke, die gegenwärtig 2—3 Millionen beträgt, verdoppelt, ja verdreifacht, werden könnte, ohne daß den bereits vorhandenen Züchtern daraus ein Nachtheil erwächst. Die klimatischen Verhält nisse aber gestatten die Bienenzucht in ganz Deutschland. Und die Berufsart des Bahnwärters scheint allerdings vor allem geeignet zur Bienenzucht, die dem Bahnwärter nicht nur Freude und Erholung und eine Abwechselung in seinem einförmigen Tageslaufe, sondern auch eine sehr angenehme Nebeneinnahme bieten würde. Fast jeder Bahnwärter würde in der Lage sein, 6—8 Bienenstöcke in der Nähe seiner Wohnung zu halten und sich eine jährliche Nebeneinnahm« von 100 Mark zu sichern, was bei den Tausenden von Bahnwärtern in Deutschland und Oesterreich einem Gewinne von Millionen gleich« käme. Allerdings würde die Anlage von 6—8 Stöcken ungefähr 200 Mark kosten und die Beschaffung dieser Kosten wäre wohl zu« nächst die Hauptfrage, bei welcher die Eisenbahnverwaltungen ge wiß und ohne Opfer unterstützend eingreifen könnten. Nicht gering anzuschlagen ist hierbei übrigens auch die veredelnde Einwirkung der Beschäftigung mit den Bienen. Bienenzüchter sind fast ohne alle Ausnahme fleißige, ordnungsliebende, häusliche und verträgliche Menschen. Die Anregung verdient jedenfalls hie eingehendste Be achtung.