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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag and Sonnabend (Bormittag- AbonnementSpreiS betrag! vierteljährlich l Mark 2» Pj Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten and die CorpuSspaltenzeile mit in Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend Orga n für den Stnotqemeinderath, den Kirnen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Redaktion, Druck und Verlag von E. Bernhard Otl in Zwönitz. «2. Sonnabend, den 21 Mai 1884. 9. Iahrn. Bekanntmachung. Zufolge öffentlicher Bekanntmachung des Civilvorsitzeuden der Ersatz-Commission des Anshebungsbezirks Stollberg vom 37. März a. c., wird die Musterung der in Zwönitz aufhältlichen und zur Stammrolle angemeldeten Militärpflichtigen am 27. Mai a. c. von Vormittags 8 Uhr an in dem Gasthause „zum Roß" in Stollberg, die Loosung der Gemusterten aber ebendaselbst am 31. Mai a. c. Vormittags 8 Uhr erfolgen. Es werden daher alle in hiesiger Stadt aufhältlichen, im Jahre 1864 geborenen Militärpflichtigen, sowie die Militärpflichtigen früherer Altersclassen, welche von den Ersatzbehörden noch keine entgültige Entscheidung über ihr Militärverhältniß erhalten haben, ein schließlich den überzählig Gebliebenen, hiermit vorgeladen, sich zur Vermeidung der sür den Unterlassungsfall in H 33 des Neichsmilitär- Gesetzes vom 2. Mai 1874 angedrohten Strafen und sonstigen Nachtheile in dem zuerst genannten Termine rechtzeitig persönlich zur Musterung vor der Königlichen Ersatz-Commission einznfinden und zur Vermeidung einer Ordnungsstrafe von 10 Mark durch ihre Geburts- bez. Loosungsscheine und Gestellungs-Atteste sich zu legitimireu, wogegen denselben das Erscheinen im Loosungstermine überlassen bleibt. Wer durch Krankheit am Erscheinen im Musterungstermine verhindert ist, hat ein ärztliches von der Ortspolizeibehörde beglaubigtes Zeugniß einzureichen. Jeder Militärpflichtige, sowie dessen Angehörige sind berechtigt, spätestens im Musterungstermine Anträge auf Zurückstellung oder anderer Begünstigungen zu stellen. Zu ZurückstellungSanträgen ist das hierfür bestimmte Formular zu verwenden, widrigenfalls dieselben als formell unzureichend zu erachten sind. Jeder Militärpflichtige der jüngsten Altersclasse darf sich im Musterungstermine freiwillig zum Diensteintritt melden. Zwönitz, am 9. April 1884. Der Bürger m ei st er. Adam. Bekanntmachung. Während des in der Zeit vom 23. bis mit 31. Mai a. c. stattstndenden Musternngsgeschästs können standesamtliche nud sonstige Amtshandlungen nur von Nachmittags 3 Uhr ab erledigt werden. Zwönitz, am 2Ü. Mai 1883. Bürgermeister und Standesbeamter. Sächsische Aachrichten. — Ein recht bedauernswerthes Unglück ereignete sich kürzlich in dem bei Geyer gelegenen großen Teiche. Als der Kohlenhändler Koch sein Pferd in die Schwämme ritt, begleiteten ihn mehrere junge Burschen, darunter der 15jährige Lautner. Als K. mit seinem Pferde am Teiche angelangt, erbot sich Lautner, das Pferd ins Wasser zu reiten, was ihm K. anfangs nicht zuließ, trotz allen Ab redens aber setzte sich Lautner aus's Pferd und ritt in den Teich; als nun das Wasser das Pferd zum Schwimmen hob, wurde es des Reiters lästig, warf ihn ab und Lautner mußte ertrinken. Die Mutter des Ertrunkenen, eine Wittwe, war nicht zu Hause, sondern vor kurzer Zeit aus die traurige Nachricht hin, daß ihr I9jähriger Sohn in Zwickau beim Kasernenbau hoch herabgestürzt und schwere Verletzungen erhalten habe, nach der Unglücksstätte gereist. — In Reust ädtel stürzte am Donnerstag der Schieferdecker- meister Kramer durch das Zerreißen eines Seiles vom Dache und erlitt beträchtliche Verletzungen. — Neukirchen, 20. Mai. Bei dem gestrigen Gewitter früh gegen 7 Uhr schlug der Blitz in das Stallgcbäude des Gutsbesitzers Aurich, betäubte dessen Frau, welche gerade mit dem Melken be schäftigt war, Und tödtete zwei Kühe, während die dritte daneben stehende Kuh unversehrt blieb. Gebrannt hat es nicht. — Eibenstock, 21. Mai. Heute früh kurz vor 7 Uhr brach in der Helbig'schen Brauerei hierselbst Feuer aus, das sich mit solch rapider Schnelligkeit verbreitete, daß in nur wenigen Minuten Brauerei und Wohngebäude in Hellen Flammen standen. In einem Schuppen, welcher an beide Gebäude unmittelbar anstößt, war, als man beim Verpechen von Fässern beschäftigt war, durch einen unglück lichen Zufall das siedende Pech aus dem Kessel gestiegen und ver breitete sich nun in brennendem Zustande derartig schnell über den Fußboden, daß Herr Helbig sowohl als seine Leute kaum noch Zeit hatten, das Freie zu gewinnen. In einem Momente erfaßten daher die Flammen die Gebäude und äscherten die Brauerei total, das Wohngebäude zur Hälfte ein. Durch das energische Eingreifen der städtischen wie der freiwilligen Feuerwehr wurde zwar dem weiteren Umsichgreifen des Feuers Einhalt gethan, jedoch ist der Brandcalamitose um so mehr zu bedauern, als er während langer Jahre emsig be müht gewesen ist, die hiesige Brauerei mit großen pecuniären Opfern auf die Höhe der Zeit zu bringen. — Klingenthal, 17. Mai. Am vergangenen Dienstag ereignete sich in Bruundöbra ein Fall, der verdient, wegen des schlimmen Ausganges, den er nehmen konnte, bekannt zu werden. Ein Junge schoß mit einer kleinen Zündblättchenpistole, wie solche leider viel unter der Jugend als gefährliches Spielzeug anzutreffen sind, in das Spundloch eines entleerten Spiritusfasses Und im Nu flog der Fußboden unter furchtbarem Knall in die Luft. Das Faß selbst war in Brand gerathen und muhte mit Feuerhaken in den nahen Bach gewälzt werden. Wäre das Faß durch die Entzündung des Schusses zersprungen und unter die in der Nähe stehenden Kinder geschleudert worden, so konnte großes Unglück geschehen. Hoffentlich genügen diese Zeilen, das Führen von gefährlichem Spiel zeuge, wie Blättchenpistolen und Schwärmer», strenge zu verbieten. — Kirchberg, 19. Mai. Vergangene Nacht Vz2 Uhr brannte das dem Gutsbesitzer Meier im benachbarten Burkersdorf gehörige Wirthschaftsgebäude mit den Nebengebäuden vollständig nieder. Ob gleich außer der Ortsspritze auch Rettungsmannschaften von Kirchberg, Saupersdors und Weißbach bald zur Brandstelle waren und Lösch arbeiten begannen, erwiesen sich dieselben doch als erfolglos, da das verheerende Element in dem vielen Holz und Stroh reichliche Nahrung fand. Entstehungsursache ist zur Zeit noch unbekannt. — Die hiesige Schiitzengesellschaft beschloß gestern, auch dies Jahr wiederum ein Vogelschießen abzuhalten, welche passende Tage hierzu in einer dem nächst stattfindenden Versammlung bestimmt werden sollen. — Meerane. Ein kühner, junger Reisender ist vor einigen Tagen hier eingetroffen. Es ist dies der 11 Jahre alte Sohn des vor 4 Jahren nach Amerika ausgewanderten Contoristen Emmert. Den Knaben hatte, nachdem er so viel Geld verdient und erspart, eine zu große Sehnsucht nach seinen hier noch lebenden Großeltern getrieben, diese Reise, wenn auch allein, von New-Jork nach hier zu unternehmen, und ist derselbe denn auch wohlbehalten zur Freude seiner Großeltern vor wenig Tagen hier angekommen.