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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag» Abonnements preis beträgt vierteljährlich I Mark 2» Pj ÄMM kür Inserate >. erden bis spätestens NittugS des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die EorvuSspaltenzeile mit Ps., unter „Eingesandt" mit so Ps. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Ättidlflemeinderalh, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Redaclion, Druck und Verlag von C. Bernhard Ott in Zwönitz. -^89» Dienstag, den 29 Juli 1884. 9 Jabra. Bekanntmachung. Der II. Termin Grundsteuer ist nach 2 Pfennigen pr. Steuereinheit am 1. August a. c. fällig und zu Vermeidung der Erinnerung event. Executionsverfahrens innerhalb I4tägiger Frist an die Stadtsteuer-Einuahme allhier abzuführen. Zwönitz, am 28. Juli 1884. Der B ü r g e r m e i st e r. Adam. Deutschland und die Kongofrage. Nachdem das deutsche Reich, unterstützt von allen einsichtigen deutschen Bürgern in der Colonialfrage eine ganz entschiedene Stellung genommen hat und dieselbe, wofür die eiserne Energie und der Scharfblick unseres Reichskanzlers bürgt, auch behaupten wird, darf kein Moment außer Acht gelassen werden, welches Deutsch land und den Deutschen in den colonialen Angelegenheiten Vor- theile bieten kann. Früher hörte man nun oft sagen, daß, wenn Deutschland an fangen werde, sich um Colonien zu bewerben, alle lohnenden Länder strecken bereits von anderen Staaten in Besitz genommen sein würden. Diese Ansicht ist nun glücklicherweise grundfalsch, denn wie sich immer mehr herausstellt, bietet sich in Afrika und speciell in den unge heueren Ländern des Kongo noch ein sehr ergiebiges Feld für die europäische Colonisation, bei der auch Deutschland betheiligt sei» wird. Fast alle Culturstaaten bewerben sich um Landbesitz am Kongo, aber gerade dieser Umstand wird bewirken, daß die Kongoländer wahrscheinlich eine Art neutrales Gebiet bleiben und verschiedenen Culturnationeu unter günstigen Bedingungen dort Länderstrecken zu Colonisationszwecken überwiesen werden. Wie nun dec „N. Preuß. Ztg." wahrscheinlich officiös mitgetheilt wird, ist kürzlich von deut scher Seite an die ^.ssooiation intornutionulo <1u Oongo die Frage gerichtet worden, ob sie wohl geneigt wäre, unter günstigen Bedingungen deutschen Händlern und Pflanzer», die sich an den Ufern des Kongo niederlassen wollen, Land zu überlassen. Die Association hat sofort darauf geantwortet, ihr Gebiet wäre Jeder mann offen, und gern würde sie mit deutschen Hanvelsfirmen und Landwirthen unterhandeln, die fähig wären, ernstliche Unternehmungen in Westafrika einzurichten. Außerdem hat Capitän Haussens, Chef der Station Bolobo, u. A. berichtet, daß das Land in der Um gebung der Station Anpflanzungen jeder Natur gestattet. Stanley seinerseits berichtet: „Sobald man einmal über die Wasserfälle hinaufgekommen ist, hat man die Hälfte Afrikas ohne Unterbrechung vor sich; nicht, wie in den inneren Regionen des Nils, eine Sandmüste, sondern eine große und bevölkerte Ebene, so voll von Leben, daß ich, mit Ausnahme von Ugogo, keinen Theil Afrikas mit so dichter Bevölkerung und ausgezeichneter Fruchtbarkeit des Bodens kenne." — Sehr wünschenswerth ist cs daher, wenn unter dem Schutze des Reichs eine große deutsche Handels- und Eolonialgesellschaft am Kongo festen Fuß faßte. «Locale und sächsische Nachrichten. — Zwönitz. (Dresdner Sänger.) Ein in jeder Beziehung interessanter Kunstgenuß steht uns für Mittwoch dieser Woche bevor. An diesem Tage werden im hiesigen Hotel „Blauer Engel" die „Dresdner Sänger" ein Concert veranstalte». Die Mittheilung allein, daß die Mitglieder dieser Vereinigung sammt und sonders Mitglieder des Dresdner Residenztheaters sind, dürfte genüge», dem Concert eine Anziehungskraft ersten Ranges in Aussicht zu stellen — haben mir es doch hierbei nur mit Künstlern von Fach zu thun. Wenn man nun aus den vorliegenden Referaten noch erfährt, daß die „Dresdner Sänger" die an sie gestellten höchsten Kunstansprüche nicht nur erfüllt, sondern noch übertroffen haben, so läßt sich mit Bestimmtheit voraussetzen, daß dieses Concert das Interesse unseres gesaMinten kunstverständigen Publikums in höchstem Maße in An spruch nehmen dürfte. Die „Dresdner Sänger" haben auf ihren bisherigen Tournen allerorten eine enthusiastische Aufnahme gefunden, wozu die „Reichenbgr. Ztg." wörtlich schreibt: „Wir können wohl mit Recht behaupten, ähnliches hier noch nie gehört zu haben." Das Programm bietet reichliche Abwechslung in Quartetten Louxellu, Duetten, Solis und komischen Vorträgen, letztere ausgeführt von dem zukünftigen Mitglied des k k. priv. Carl-Theaters in Wien, Herrn Searle, somit seien die Productionen regster Theilnahme anempfohlen. — Zwönitz. Wie wir vernehmen ist das Gasthaus „Feld- schlößchen" des Herrn Friedrich Reißner am gestrigen Tage von Seiten des Besitzers an den früheren Erbgerichtsbesitzer Herrn Forbrig iu Jahnsbach verkauft worden. — Streitmald, 28. Juli. Bei der am gestrigen Tage statt gefundenen Fahnenweihe des Turnvereins zu Streitmald hatten sich 19 Vereine mit 9 Fahnen eingefunden. Die Weihe hatte Herr Oberpfarrer Steininger aus Lößnitz übernommen und hielt derselbe eine treffliche Weihrede. — Die Auswanderung aus Sachjeu nach überseeischen Ländern im Jahre 1883 betrug nach Ausweis des neuesten statistischen Jahrbuchs 6281 Personen (gegen 7439 im Jahre 1882). Es be fanden sich dabei 3742 Personen männlichen und 2539 Personen weiblichen Geschlechtes. Es gingen davon 4217 Personen über Bremen, 1770 über Hamburg, und 294 über Antwerpen, davon 6026 nach den vereinigten Staaten von Nordamerika, 59 nach Australien und der Rest mit 196 nach verschiedenen anderen über seeischen Ländern. In den 13 Jahren 1871—1883 betrug die Ge- sammtzahl der deutschen Auswanderer (über Bremen, Hamburg, Stettin und Antwerpen) 1,165,504, dabei speciell aus dem König reiche Sachsen 40,245, so daß der Antheil Sachsens an der Ge- sammtauswanderung 3,^ Procent beträgt. — Bekanntlich wurden auf Anregung des ?. Scheuffler in Lawalde bei Löbau nach der Einführung des sächsischen Landesge sangbuch vielfach die entbehrlich gewordenen früheren Gesangbücher gesammelt und an auswärtige arme evangelische Gemeinden ver sendet. Es ist damit viel Freude angerichtet worden. Die evan gelische Gemeinde zu Glasgow, welche unter Leitung eines öster reichischen Pfarrersohns, eines Ingenieurs, sich gebildet hat, benutzt das Freiberger Gesangbuch, die treue Gemeinde in Lahnsattel in Niederösterreich das alte Zwickauer, die in der Bildung begriffene Gemeinde Chrudim in Böhmen, welche bei 300 Seelen eine eigene Kirche sich bauen will, das Zittauer Gesangbuch, während nach Feld in Kärnthen lind Hallstadt in Oberösterreich das Alt-Dresdner (seit 1812 nur noch in einzelnen Gemeinden gebraucht), nach Hillersdorf in Oesterr.-Schlesien das Merseburger, und nach den Predigtstätten der Pilsener Gemeinde das Reibersdorfer (nach Harleß das beste der sächsischen Gesangbücher) und das Neichenauer Gesangbuch ver sendet worden ist. Einige hundert Stück des Leipziger Gesangbuchs kamen nach Freiwaldau in Schlesien. Eine Gemeinde lehnte das treffliche Alt-Zittauer Gesangbuch ab, weil darin vier lateinische Lieder enthalten sind, die katholisirend erschienen. Es ist noch genug Vorrath vorhanden, um ähnliche Gesuche zu befriedigen. Die Ver mittelung wird durch obengenannten ?. Scheuffler in Lawalde besorgt. — Aus dem Erzgebirge, 24. Juli. An der Sonntag, den 3. August, staltfindenden Weihe des Kaiser Franz-Josef-Thurmes auf dem Keilberge werden sich auch Mitglieder des sächsischen Erz gebirgsvereins betheiligen. Die Feier findet mitten auf dem Berge in Gottesgab statt. — In dem Dorfe N. im sächsischen Erzgebirges trug sich folgende zwar drollige, aber wahre Begebenheit zu: Beim Glas Einfachbier sitzend, gicbt Einer dem Andern zum Besten, wieviel er von dieser Sone zu trinken im Stande sei. Hier und da Verwunderung ob des beträchtlichen Quantums. Ein alter, ehrwürdiger Bauersmann, der bisher nicht gesprochen, äußert zum Erstaunen Aller, dabei auf