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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerjiaii und Sonnabend (Vormittag> AbonnementSpreiü betrag! vierteljährlich l Mark 2» Pi Inserate werden bi- spütestenS Mittag- de» vorhergehende» läge- beü Erscheinen- erbeten and die Lorpuöspaltenzeilc u.U !0 Ps., unter „Eingesandt" mit SN ')s berechnet. Zwönitz und Umgegend. D e g n für den Ltiwtfiemeilwerutl), den Kirchen- und Lchulvvrstand zu Zwönitz. Nedaction, Druck und Verlag von C. Bernhard Ott in Zwüniy. 88. Sonnabend, den 26. Juli 1884. 9. Jahr«. Sächsische Nachrichten. — Aus dem Erzgebirge, 23. Juli. Dem Vernehmen nach ist für die direkte Bahnverbindung Johan ngeorgen st adt-Karls- bad (über Platten, Bürringen, Lichienstadt) eine Gesellschaft, welche den Bau ausführen will, gefunden worden. Die Negierung unseres Landes hat sich bereit erklärt, sobald der Bau der österreichischen Theilstrecke der Bahn Johanngeorgenstadt-Karlsbad ge sichert ist, nach eingeholter Zustimmung der Ständeversammlung die erforderliche Erweiterung der als gemeinsame Grenz- und Wechsel- station und als Sitz der combinirten Zollabfertigung zu behandelnden bestehenden Stationsanlage bei Johanngeorgenstadt und den Bau der Anschlußstrecke bis zur Laudesgrenze auszuführen und der art zu beschleunigen, daß die Bahn möglich gleichzeitig mit der Vollendung und Inbetriebsetzung der österreichischen Anschlußstrecke dem Verkehre übergeben wird. — Auch in Schneeberg sand ähnlich wie in Freiberg, am 22. Juli, als dem Maria-Magdalenentage, ein solennes Bergfest statt, bestehend in grosser Kirchenparade, Bergpredigt und Festlichkeit ain Abend. — Dem Schwarzenberger Albert-Stifte ist wieder eine reiche Schenkung zugesallen. Frau Coinmerzienrath Breitfeld über reichte zum Gedächtnisse ihres am 3. December 1873 entschlafenen Gatten, dem Vorsitzenden im Curatorium ein Sparkassenbuch über 3000 Mark. — Einem Soldaten der Dresdner Garnison hat seine Ge liebte einen argen Streich gespielt. Sie hatte große Sehnsucht nach ihrem Schatz und wollte ihn gern einmal in Chemnitz begrüßen; was macht das speculative Kind? Sie setzt sich hin und schreibt ihrem Liebsten in Dresden einen Trauerbrief, worin sie ihm anzeigt, daß plötzlich seine Schwester in Chemnitz mit Tode abgegangen sei, und er sich daher schleunigst Urlaub erbitten möge, um dem Be- gräbniß beizuwohnen. In diesen fingirten Trauerbrief legte sie aber noch ein Blättchen Papier, worauf sie dem Schatz anzeigt, daß die Nachricht von dem Tode der Schwester nur erfunden sei, damit er Urlaub bekomme. Der Soldat macht behufs Urlaubsge suches seinem Vorgesetzten Meldung von dem angeblichen Trauer falle und dieser verlangt den betreffenden Brief zu sehen. Der treu herzige Vaterlandsvertheidiger holt nun den Trauerbrief und läßt auch das Blättchen darin liegen, welches die Aufklärung über die Lüge enthält. Natürlich wird dem Vorgesetzten das ganze Lügen gewebe sofort klar, die Sache wird weiter untersucht und — statt zu seinem Schatze nach Chemnitz marschirt Freund Urian auf 6 Tage in strengen Arrest. — Im Gabentempel hat die Leipziger Schützengesellschaft gegenwärtig einen Theil ihres Silberschatzes zur öffentlichen Aus stellung gebracht, unter welchem namentlich der große schwere Silber pokal, ein herrliches Kunstwerk des 17. Jahrhunderts mit reicher Jagdornamentik, hervortritt, den im Jahre 1843 beim 400jähr. Ju biläum der Leipziger Schützengesellschaft der hochselige König Friedrich August als Schenkung überreichen ließ. Der älteste Silberschatz der Leipziger Schützen, Kleinode und Ehrenschilder aus dein 15. Jahrhundert und andere Herrlichkeiten, ist in Besitz der Stadt ge kommen. Die Schützen hatten im Jahre 1547 vom Nathe 300 Gulden geborgt und dafür ihr Silber an 1200 Gulden werth als Pfand übergeben. Später war das Silber, darunter auch das massive Bild des heiligen Sebastians, als Patrons der Schützen, spurlos ver schwunden. Man munkelte heimlich, der Bürgermeister Hieronymus Rauscher, der sich in ewigen Geldverlegenheiten befand, möge das Silber unterschlagen und den Erlös in seinem Nutzen verwendet haben. Zu Ende des 15. Jahrhunderts mahnten endlich die Schützen den Nath um ihr Silber und es wurde 1597 ein Uebereinkommen getroffen, daß, da der Schatz verloren gegangen sei, die Armbrust- schützen sowohl wie die Feuerschützen, jede Bruderschaft auf ewige Zeilen eine Jahresrente von 40 Thlrn., also zusammen 80 Thlr. erhalten solle. Diese Rente wird heute noch gezahlt. Aber auch das verschwundene Schützensilber hat sich wierdergefunden. Als im Jahre 1859 die Patrimonialgerichtsbarkeit an den Staat überging, wurde beim Umzuge auf dem Nathhause auch eine 'alte, auf dem Vorsaale zur Nichterstube stehende Eisenkiste geöffnet und darin fand man, vollständig und wohlbehalten, nur mit Ausnahme des Sebastian bildes, den seit 309 Jahren verschwundenen Silberschatz, der nunmehr, infolge jenes Vertrags vom Jahre 1597, in Besitz der Stadt überging. — Während eines Gewitters schlug am Dienstag der Blitz in den First des Apelt'schen Grundstücks in Pirna, riß die Einmauer ung des Giebelbalkens ab und zersplitterte letzteren, ging dann bei dem tiefer gelegenen Boden zwischen Balken und Giebelwand nieder, theilte sich an dem daran befindlichen eisernen Anker und ging zu einem Theil durch den Giebel in's Freie, zum andern durch die Decke in die darunter befindliche Arbeitsstube, seinen Weg durch Ab- werfen des Kalkputzes kennzeichnend. In der betreffenden Stube arbeiteten 8 Personen, welche sämmtliche unverletzt blieben; der zu nächst Stehende hatte dabei aber ein Gefühl, als würden ihm sämmt- liche Haare vom Kopfe gebrannt. — Von einem verheerenden Unwetter wird aus Roßwein be richtet. Dasselbe trat dieser Tage in der Gegend von Leisnig auf und war von Hagelwetter und Sturm begleitet. In Seisers- dorf, Bockwitz, Erlbach, Raschütz rc. hat der Hagel stellenweise die ganze Ernte vernichtet, während dem Sturm eine Unmasse von Bäumen znm Opfer fiel; einein Gutsbesitzer in Raschütz wurden 10 der stärksten Obstbäume und einem Nachbar sogar 22 Stück umgebrochen. — In der Mineralwässerfabrik von F. O. Herz zu Sebnitz ereignete sich am Mittwoch bei Bereitung von Mineralwasser durch Zerspringen des eisernen Cylinders ein beklagenswerthes Unglück, indem der Chef sehr schwere Beschädigungen am Kopfe, namentlich im Gesicht erlitt und ihm auch ein Röhrenknochen des einen Armes zersplittert wurde. Die beiden ihm Hilfe leistenden Arbeiter kamen glücklicherweise mit nur geringen Verletzungen davon. Außerdem hatten die umherfliegenden Theile des Cylinders nicht unbeträcht liche Verwüstungen im Lokale angerichtet. — Mosel, 23. Juli. Am 15. d. Mts. ist hier in einem zu diesem Zwecke vom Staatsfiskus angekauften Hausgrundstücke das Bausectionsbureau für die Mülsengrund-Eisenbahn eröffnet worden. An der Spitze desselben steht Herr Sections-Jngenieur Klette. — Ein recht gelehriges Hündchen, das seinem Züchter alle Ehre macht und für den sogenannten „Hundeverstand" eine Lanze bricht, hat Herr Restaurateur Wolf in Neu wels chhufe. Der kleine Vierfüßler produzirt sich nicht nur im Appotiren und anderen Künsten, sondern spaziert höchst possirlich in aufrechter Stellung auf den Hinter pfoten einher, mahnt auch die anwesenden Gäste nach empfangenen Speisen und Getränke durch ein zierliches „Bitte, bitte!" zum Be zahlen, nimmt das Geld ein und bringt ev. das überzählige wieder; mit einem Worte, ein ganzer Kerl, der von wenigen seines Ge schlechts übertroffen werden dürfte! politische Wochenschau. Deutschland. Die Mittheilungen über Zeit und Ort der diesjährigen Begegnung zwischen Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Josef lauten noch immer ziemlich widersprechend. Neben Ischl, der Sommervillegiatur des österreichischen Kaiserpaares, wird jetzt auch das so herrlich gelegene Ebensee am Gmundener See als Ort des Nendez-vous bezeichnet und als Tag desselben nennt man bald den 5., bald den 7. August. Vielleicht ist folgende Meldung der Wiener „Presse" der Sachlage am meisten entsprechend: „Falls am Tage der Abreise des deutschen Kaisers in Gastein schönes Wetter sein sollte, fährt Kaiser Wilhelm über Solzthal nach Aussen, woselbst er übernachten wird. Am nächsten Tage setzt der greise Monarch die Fahrt nach Ischl fort, woselbst ec am 7. August präcis Mittags 12 Uhr eintrifft. Die Begegnung beider Monarchen findet in diesem Falle in Obertraun statt. Bei ungünstiger Witterung geht die Reise des deutschen Kaisers direct nach Ischl; dann findet die Be grüßung Kaiser Wilhelms durch unseren Kaiser in Ebensee statt. Das deutsche kronprinzliche Paar ist nebst den Prinzessinnen- Töchtern Sophie, Margarethe und Victoria am Mittwoch nach Eng land abgereist. Der in Frankfurt a. M. abgehaltene deutsche Handwerkertag bildet das einzige erwähnenswerthe Ereigniß der Woche auf dem Gebiete der inneren Angelegenheiten. Ob die auf demselben ge faßten Resolutionen, welche durchweg im Sinne der conservativen