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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (vormittag- AbonnementSprei» beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pj Jnzeiyer für Znserate werden bi- spätesten- Mittags de» vorhergehenden TageS des Erscheinen- erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit t» Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Redaction, Druck und Verlag von C. Bernhard Ott in Zwönitz. -PK" Ä» Donnerstag, den 24. April 1884. S. Jahr». Bekanntmachung. Nachdem die Austragung der diesjährigen Eiiikoiiimeiisteiierzettel in diesen Tagen beendet worden, werden in Gemäßheit 8 46 des Einkommensteuer-Gesetzes vom 2. Juli 1878 diejenigen Beitragspflichtigen, welchen Steuerzettel nicht haben behändigt und somit Mit- theilung ihres Einschätzungsergebnisses nicht hat bekannt gemacht werden können, aufgesordert, deshalb bei unserer Stadtstener-Einnahme sich zu melden. Zwönitz, am 21. April 1884. Der B ü r g e r m e i st e r. Adam. Sächsische Nachrichten. — Zwönitz. Wie wir vernehmen, beabsichtigt der hiesige Kriegeroerein an einem der nächsten Sonntage im Saale des Feld- schlößchens ein Concert zu veranstalten, dessen Ertrag dem Fond zur Beschaffung einer Fahne zufließen soll. Der in Chemnitz und Um« gebung sehr beliebte „Chemnitzer Zitherclub" hat seine gütige Mit wirkung an dem Cöncerte bereitwilligst zugesagt, was um so erfreu licher ist, als den Leistungen dieses Clubs ein sehr guter Nnf vor ausgeht. Fügen wir dem noch hinzu, daß das Programm auch noch verschiedene Gesang-piecen aufweist, welche theils von einem Männer-Doppelquartett, theils von einem Doppelquartett im ge mischten Chor ausgeführt werden, so darf sich wohl jeder Concert- besucher Genuß versprechen. Dem jungen strebsamen Verein aber wünschen wir ein volles Haus, damit er seinen Zweck im vollsten Maaße erreiche. — Wie aus dem heutigen Jnseratentheile ersicht lich, beabsichtigt der Turnverein zu Niederzwönitz nächsten Sonn tag ein Concert, verbunden mit gymnastischen Darstellungen und komischen Vorträgen, im Gasthaus zur Linde daselbst zu veranstalten, dessen Reinertrag dem dastgen Frauenverein zufließen soll, worauf mit Rücksicht auf den guten Zweck desselben hierdurch noch besonders aufmerksam gemacht wird. — Mit großer Freude hat man in Stollberg den Beginn der Vermessungsarbeiten für die Bahnlinie Stollberg-Zwönitz be grüßt. Diese Bahn ist bekanntlich in erster Linie dazu bestimmt, dem Lugau-Oelsnitzer Kohlenrevier einen Verkehrsweg nach dem oberen Erzgebirge, sowie nach Bayern zu erschließen. Die unvoll endet gebliebene Strecke der früheren Chemnitz-Aue-Adorfer Bahn wird nur zu einem kleinen Theile oder gar nicht wieder ausgenommen werden, da man durch eine andere Tracirung günstigere Steigungs- verhältniffe, welche für den zu erwartenden Kohlenverkehr von hoher Wichtigkeit sind, zu erlangen hofft. Auch die von betheiligter Seite erbetene Linie Stollberg-Thalheim wird mit Rücksicht auf die Interessen des KohlenverkehrS und die erhöhten BetriebSschwierig- keitrn voraussichtlich nicht weiter in Betracht kommen. — Bekanntlich sind die in der Neuzeit gedruckten und jetzt zum Verkauf gelangenden Eisenbahnbilletsorten mit dem Vernierk „nicht übertragbar, siehe Tarif" versehen. Die Worte „nicht übertragbar" bedeuten, daß der Inhaber eines Tages- oder Rundreisebillets dasselbe nicht an eine zweite Person übergehen lassen kann, und sagt der gesetz liche Tarif zu 8 10 ausdrücklich: Ein Tages- oder Rundreisebillet, mit welchen eine Fahrpreisermäßigung verbunden ist, ist zur Rück event. Weiterreise nur für diejenige Person giltig, welche mit dem selben die Reise begonnen hat." Also, wer Unanehmlichkeiten rc ver meiden will, thut wohl daran, Eisenbahnfahrkarten außer an den Billetschaltern bei keiner anderen Person zu kaufen, auch wenn ihm dasselbe zu einem bedeutend billigeren Preise zum Angebot gelangt. — Ein Fortbildungsschüler in Geyer wurde kürzlich wegen einer thätlichen Beleidigung gegen einen Lehrer mit 8 Tagen Gefängniß bestraft. Bei der öffentlichen Verhandlung machte er sich abermals einer neuen Beleidigung gegen denselben schuldig; infolgedessen er mit weiteren 3-Wochen Gefängniß belegt und zur Tragung der hier bei entstandenen Kosten verurtheilt wurde. — Die Posamentier-Innung in Scheibenberg hielt am 16. April eine seltene Feier, das 200jährige Bestehen der Innung, so wie das 100jährige Jubiläum der Jnnungsbegräbnißkasie in solenner Weise ab. Leider ereignete sich beim Festact der bedauerliche Fall, daß der 58 Jahr alte JnnungSmeister Hahn plötzlich, vom Schlage getroffen, todt zu Boden sank. — Von dem Neubau des NittergutsgebäudeS in Tanne nberg stürzte vergangene Woche ein Maurer auf die Erde herab und hat j dadurch mehrfache Verletzungen erlitten, an der er längere Zeit arbeits unfähig sein wird. — In Burkhardtsdorf gerieth ein Dienstknecht mit einem Mühlknappen so heftig in Streit, daß sich dieselben geradezu in einander verbissen. Der eine biß dem andern den Nagel vom Daumen ab un'd in's Kinn, der andere jenen in die Nase. — In Großenhain feierte am 18. April das dort in Garnison stehende Königl. sächs. 1. Husarenregiment Nr. 18 das Jubiläum seines 150jährigen Bestehens. Die Truppe hat eine glorreiche Vergangenheit aufzuweisen. Von den Führern derselben zeichnete sich ganz besonders Ernst Ludwig von Benkendorf im siebenjährigen Kriege durch militairischen Blick, Entschlossenheit und Kühnheit aus. Wie bekannt, entriß er durch seinen fast eigen mächtigen Angriff bei Collin Friedrich dem Großen den schon sichern Sieg. Eine in ihren Folgen kaum weniger wichtige That verrichtete er bei Domstädtel. Es galt, die starke Bedeckung des großen, 3000 Wagen zählenden Transportes, den König Friedrich von Troppau bei der Belagerungsarmee von Olmütz erwartet«, zu schlagen und den Transport wegzunehmen. Schon waren einige angreifende österreichische Bataillone geworfen und ihre Kanonen verloren, als Oberst von Benkendorf mit seinem Regiments, nachdem ein« Schwadron desselben einen für ungangbar gehaltenen Felsenabhang herunter gesprungen (!), auf die preußische Infanterie einbrach und dieselbe theils niederhieb, theils gefangen nahm. Dadurch gelang es Laudon, den Transport zu nehmen, und Friedrich der Große mußte die Belagerung ausheben und Mähren räumen. So wurde Benken dorf der Held des Regimentes und das Ideal eines Führers leichter Reiter, von denen er selber sagt: „Ich konnte mich auf sie verlassen, wie auf mich selbst; sie haben mich nie sitzen lassen, ich konnte sie hinführen, wohin ich wollte". — Das weitere, stets rühmliche Ver halten des Regimentes auf dem Felde der Ehre in der Folgezeit hat bewiesen, daß dieser heldenkühne Geist dieser Truppe zu eigen blieb. Bei Wetzlar stürzten, wie der dort geschlagene französische General Jourdan selbst berichtet, die sächsischen rolhen Dragoner (unter Major von Mangoldt) wie wüthend auf seine Infanterie und entrissen ihr die Kanonen vor der Fronte. — Eine solche ruhm reiche Vergangenheit verdient es in der That, daß sie die Jllustr. Zeitung von Weber in Leipzig in ihrer neuesten Nummer auch bild lich verherrlicht, und das sofortige Vergriffensein der ersten Auslage beweist, daß soldatische Treue und Hingabe allzeit sympathische An erkennung finden muß. — Köstritz (Reuß), 18. April. Zum Geburtstage Sr. Durch laucht des Fürsten Bismarck sandte die hiesige Fürstliche Brauerei in diesem Jahre abermals ein Fäßchen „Blume des ElsterthaleS" an Hochdenselben und erhielt darauf vor einigen Tagen folgendes mit Höchsteigenhändiger Unterschrift versehenes Schreiben zugesandt: Berlin, den 10. April 1884. Euer Wohlgeboren danke ich verbindlichst für Ihren liebens würdigen Glückwunsch zu meinem Geburtstage. Ihre „Blume des ElsterthaleS" verdient ihren Namen und bleibt wie im vorigen Jahre eine ungewöhnliche Leistung im Fach. v. Bismarck. An den Inhaber der Fürstlichen Brauerei, Herrn Zersch, Wohl geboren, Köstritz. politische Kundschau. Deutschland. In dieser Woche haben die parlamentarischen Körperschaften verschiedener Länder ihre durch die Osterpause unter brochene legislative Thätigkeit wieder ausgenommen. Außer dem deutschen Reichstage und dem preußischen Abgeordnetenhause haben sich zur Stunde wieder versammelt das englische Parlament, der