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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag!. Abonnementspreis betragt vierteljährlich l Mark 20 Pi Buscher für Enterale I erden bi« spätestens Mittags deS vorhergehenden läge- veS Erscheinens erbet« <nd die CorpuSspaltenzeile mn Ps., unter „Eingesandt" mi 20 'ls berechne«. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Slndlqemeinderalh, den Kircken- und Tchulvorstand zu Zwönitz. Nedaction, Druck und Verlag von E. Bernhard vtt in Zwöni-, .ior- Sonnabend, den . Sächsische Nachrichten. - Es hat sich herausgesteUt, daß über die Pflichten der Ersatzreservisten erster Classe noch vielfach Unklarheit herrscht, und zwar znm Nachtheil der Betheiligten. Vor Allem ist Folgendes zu beachten: Denjenigen, welche zur Ersatzreserve erster Classe über wiesen sind, wird, wenn sie nur im Falle der Mobilmachung ein gezogen werden sollen, ein „Ersatzreservesch ein I", wenn sie da gegen auch im Frieden übungspflichtig sind, ein „Ersatzreservep aß I" ertheilt. Inhaber können unverändert verreisen, haben jedoch ge eignete Vorkehrung zu treffen, daß ihnen eine etwaige Gestellungs ordre jederzeit zugehen kann. Vor Antritt einer Wanderschaft ist dem Bezirksfeldwebel Meldung zu erstatten. Während der Wander schaft finden weitere Meldungen nicht statt, außer wenn der Ersatz reservist in feste Arbeit, sei eS im Inland oder Ausland, tritt. Die jenigen, welche den Ersatzreserveschein I besitzen, haben sich bei Mobil machungen, auch wenn sie sich im Auslände befinden, sofort zu stellen. In friedlichen Zeiten haben sie das Recht, ohne Weiteres auszu wandern, nur haben sie davon Anzeige zu machen. Die Inhaber eines Ersatzreservepaffes I dagegen sind im Frieden zur Theilnahme an Uebungen verpflichtet. Zurückstellungen von der ersten Uebung sind unzulässig. Diejenigen, welche nach außereuropäischen Ländern, jedoch mit Ausschluß der Küsten des Mittelländischen und Schwarzen Meeres, gehen «vollen, können nach geleisteter erster Nebung ini Frieden von der Theilnahme an ferneren Uebungen auf 2 Jahre und, falls sie sich im Ausland eine feste Stellung erworben haben, von der Rückkehr im Falle der Mobilmachung bis zur Entlassung aus der Ersatzreserve entbunden werden. — Gerade zur Zeit der Obsternte entstehen nicht selten MeinungSdifferenzen zwischen den Betheiligten darüber, wem bei Nachbargrundstücken überhängende oder übergefallene Früchte gehören. Durch § 363 des sächs. Bürger!. Gesetzbuchs ist diesbezüglich be stimmt: „Auf das Grundstück des Nachbars überhängende Früchte gehören dem Eigenthttmer des Stammes, welcher jedoch zum Behufe ihrer Abbringung das Grundstück des Nachbars nicht wider dessen Willen betreten darf. Uebergefallene Früchte sind Eigenthum Dessen, welchem der Grund und Boden gehört, auf den sie gefallen sind. — Aus dem Erzgebirge, 10. September. Ein uralter Fabrikationszweig des Erzgebirges, nämlich die Herstellung von Löffeln und Blechwaaren giebt noch heute vielen Menschen Lohn und Brod, denn diese Dinge werden sowohl in Fabriken wie in den Werkstätten kleiner Handwerker angefertigt. Die Letzteren, welche ihre Waaren meist durch die hausirenden erzgebirgischen Blechleute vertreiben lassen, waren freilich durch die den Hausirern auferlegte Steuer sehr hart betroffen; aber da auf Verwendung des Bezirks ausschusses der Amtshauptmannschaft Schwarzenberg eine Milderung in dieser Beziehung eingetreteu ist, so hat sich auch wieder mehr Leben in der Kleinindustrie entwickelt. Die Fabrikanten klagen zwar darüber, daß durch die von der Hand in den Mund lebenden Klein meister die Preise so herabgedrückl würden, daß die Rentabilität dieses Geschäftes immer geringer werde; doch ist auch nicht zu ver kennen, daß die Großindustrie mit ihrer Massenproduction vielfach selbst an dem Rückgang der Preise schuld ist. Alle nur erdenklichen Artikel aus Blech gehen von den erzgebirgischen Orten in alle Welt theile; denn sonst wäre es auch kaum denkbar, daß größere Fabriken, wo die Sachen mit Dampf hergestellt werden, fortwährend Be schäftigung haben könnten. Da sieht man Sparbüchsen, Tafelecken, Brillenfutterale, Dosen für Tabak, Cigarretten, Spiegel und Streich hölzer, Cigarrenabschneider, Cigarrentödter, Spiritus- und Oellampen, Bleistiftschoner, Blechflaschen, Schalen, Christbau.ntillen, Leuchter, Harmonikablättchen und Mundstücke, Uhrgehäuse, Sicherheitskapseln für Tintenflascheu, Rosetten, Schließhaken rc. rc. Bedenkt man nun, daß außer den Gegenständen aus einfachem Weißblech, theils roh, theils lackirt, noch viele Dinge aus Messing-, Neusilber- und Nickel blech fabricirt werden, so kamt man sich eine Idee von der Viel seitigkeit der Fabrikation machen. Es giebt Fabriken, welche Seiten lange Preiscourante für hunderterlei Gegenstände aufgestellt haben. Eine Fabrik in Aue macht seit langen Jahren nur Blechbearbeitungs maschinen für diese Industrie. Diese Maschinen dienen theils zum 13. September 1884. 9. Ialng. Runden, theils zum Schneiden der Bleche, andere sind gleich als Stanzen bearbeitet, so daß durch sie die Formen für die Blechartikel mit einen, Schlage fertig werden. Es werden auch große Maschinen gebaut, welche z. B. Kaffeebretter bis zu I'/z in Länge, ferner große Lampenbrenner, Hängelampen rc. ausschneiden. Pressen, Balanciers, Scheeren und dergl. Dinge werden gleichfalls in dieser Fabrik ge fertigt. Die Fachschule für Blecharbeiter in Aue bildet für die erz- gebirgische Blechindustrie tüchtige Kräfte heran. — Schneeberg. Am nächsten Sonntag findet die Einweihung des neuen auf seiner Bergeshöhe in unmittelbarer Nähe des König lichen Lehrerseminars erbauten Logengebäudes statt. Dasselbe macht nach seiner Vollendung einen sehr guten Eindruck und gereicht der Stadt Schneeberg zur Zierde. Erbaut ist dasselb durch den Bau meister Puschmann aus Johanngeorgenstadt. — Auerbach. In der Aula des Seminars hielt Bezirks- schulinspector Schulrath Perthen am 9. September von Vormittags 9 Uhr ab die heurige Jahresconserenz ab, welcher eine groß« An zahl Ehrengäste und fast sämmtliche Lehrer des Bezirkes beiwohnten. Der Vorsitzende berichtete über die äußeren und inneren Wandlungen ev. Fortschritte, welche das Schulwesen innerhalb des Decenniums seit Einführung des neuen Schulgesetzes erfahren hat. Diesem Be richte folgte ein Vortrag des Herrn Schuldirectors Petzold in Falken stein über die geistig zurückgebliebenen und schwachen Schüler, einer sehr beifällig aufgenommenen Leistung. Darnach empfahl Herr Pastor Schoppe—Rodewisch die Einrichtung von Kinderbewahr anstalten als von reichem Segen begleitet. Einem Dankeswort für die von der Lehrerschaft bei seinem 25jährigen AmtSjubiläum dar gebrachten Beweise von Theilnahme folgte der Schluß der Confereuz. Nachmittags fand gesellige Unterhaltung, Festmahl und Ball statt. — Glauchau, 10. September. Gestern Abend 8 Uhr brach in der Scheune des Gutsbesitzers Karl Ernst Wolf in Nüdlitz auf bis jetzt noch nicht ermittelte Weise Feuer aus, wodurch das ganze Wolf'sche Gut — 4 Gebäude nebst den ganzen Erntevorräthen und einem Theile des Mobiliars — vernichtet wurde, während daS Vieh gerettet werden konnte. Der Brandcalamitose und die auf dem Seitengebäude wohnhaften Miether haben das Mobiliar versichert. An der Brandstätte waren nächst der Ortsspritze die Spritzen aus Lichtenstein, Callnberg, Bernsdorf, Hohndorf und Heinrichsort er schienen. — Der Mitbesitzer der Papierfabrik von Ferdinand Flinsch in Blankenberg bei Hof, Herr Alexander Flinsch in Berlin, hat der Gemeinde Blankenberg eine Stiftung mit einem Capitale von 20,000 Mark zugewendet zur Unterstützung armer, würdiger Con- firmanden. Diese Stiftung soll zum Andenken an die im vorigen Jahre verstorbene Tochter des Herrn Flinsch den Namen „Johanne Flinsch-Stiftung" führen. — Der Kirchenvorstand zu Hohenstein hat eine Ver fügung erlassen gegen eine gewiß arge Geschmacksverirrung, indem er verboten hat, daß auf den Gräbern Stäbe mit Glaskugeln und Leichensteine mit Photographien angebracht werden. politische Wochenschau. Deutsches Reich. Die bevorstehende Monarchenbegegnung in Skierniewice bildete schon in der abgelaufenen Woche den eigent lichen Mittelpunkt der politischen DiScufsion und wird dies auch in der kommenden Woche sein, da nach den bisherigen Dispositionen in den ersten Tagen derselben die Zusammenkunft zwischen den Kaisern von Oesterreich und Rußland erfolgen soll. Ueber die Theil nahme Kaiser Wilhelms an derselben ist auch jetzt noch nicht- Be stimmtes bekannt und dürfte von dem Gesundheitszustände des greisen Monarchen alles Weitere nach dieser Richtung hin abhängen. Die Zahl der Versionen über die Zwecke und die Bedeutung der Kaiser zusammenkunft ist Legion und es wäre ein vergebliches Bemühen, sie alle hier zusainmenzuzählen, jedenfalls wird sie aber dazu bei tragen, das Vertrauen der Völker auf den friedlichen Zustand ider Dinge in Europa zu stärken und zugleich das Einvernehmen Deutsch lands und Oesterreich-Ungarns mit Rußland aller Welt aä nonlu-z zu demonstriren.